Wunden ständig aufpopeln - Wie kann man das abgewöhnen?

vom 22.09.2013, 21:18 Uhr

Meine Nichte ist 12 Jahre alt und wenn sie eine kleine Wunde hat, die wird bald zu einer großen Wunde, die natürlich auch nicht abheilt, weil sie die Kruste ständig aufpopelt und die Wunde so auch nicht heilen kann. Pflaster macht sie sich nach kurzer Zeit ab, weil es stört. Ein Verband will sie nicht und die beste Salbe hilft nicht, wenn man immer wieder an einer Wunde herumspielt.

Wie kann man einem Kind das abgewöhnen? Meine Schwester meint schon, dass sie mit ihr zu einem Kinderpsychologen geht, wenn das nicht aufhört. Aber ist das wirklich eine psychische Störung? Was kann man machen, damit das aufhört mit dem herumpopeln an den Wunden? Kennt ihr das? Macht ihr das selber? Wie haltet ihr euch selber davon ab oder wie haltet ihr andere davon ab?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das Problem, dass man Schorf wieder aufpuhlt oder abzieht, kenne ich aus meiner eigenen Kindheit. Ich weiß nicht, was einen so sehr daran reizt. Aber ich glaube, dass viele Menschen das machen. Wobei es bei den meisten Menschen wohl hoffentlich so ist, dass daraus keine riesigen Wunden entstehen. Wobei durch die Puhlerei natürlich immer Bakterien in die Wunde kommen können, was letztendlich zu Vereiterungen und einem schwereren Heilungsverlauf führen kann. Außerdem können sich auf diese Weise Narben bilden. Vielleicht wirkt das ja abschreckend, wenn Du Deiner Nichte das erzählst?

Wobei ich, soweit ich das aus der Ferne einschätzen kann, das Gefühl habe, dass es bei Deiner Nichte schon sehr extrem ist. Die Wunden scheinen ja wirklich schlimm zu werden. Und dass Deine Nichte Pflaster abzieht und sich weigert, einen Verband zu tragen, klingt auch schlimm. Das wirkt mir nicht danach, als wenn man halt nebenbei den Schorf aus Langeweile abpuhlt, sondern so, als wenn sie es wollen würde, dass die Wunden wirklich nicht verheilen.

Mein erster Gedanke war da auch, vielleicht einen Psychologen zu konsultieren. Es könnte tatsächlich eine Zwangsstörung hinter diesem Verhalten stecken. Möglicherweise steht Deine Nichte auch sehr unter Stress. Auch als krankhaftes selbstverletzendes Verhalten tritt es manchmal auf, dass Menschen ihre Wunden immer und immer wieder öffnen. Da sollte wohl doch einmal ein Psychologe klären, wo genau das Problem in diesem Fall liegt. Vielleicht kann dieser ja schon in einem einfachen Gespräch herausfinden, ob Deine Nichte nicht durch irgendetwas sehr gestresst ist oder sich davon bedrückt fühlt. Solche Hintergründe führen schließlich oft zu dem von Dir beschriebenen Verhalten.

Ja, ich befürchte leider wirklich, dass es eine ernstere Sache ist. Wäre es bloße Langeweile, und Deine Nichte würde auch wollen, dass die Wunden nicht schlimmer werden, dann wäre es sicherlich möglich, sie auch so dazu zu bringen, nicht weiter am Schorf zu kratzen. Jedenfalls würde ich persönlich, wenn ich wüsste, ich kratze meine Wunden sonst auf, problemlos akzeptieren, dann eben ein Pflaster zu tragen, um das zu verhindern. Da ist ja nun wirklich gar nichts bei. Von daher ist es sehr verwunderlich, dass sie das verweigert. Mit zwölf Jahren ist sie ja definitiv in einem Alter, in dem man diese Zusammenhänge schon verstehen müsste.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich fummel auch heute noch ab und zu an dem Schorf herum, weil er zum Teil auch etwas kitzelt, aber in großen und ganzen hält sich das in Grenzen. Bei einem Kind ist das natürlich schon etwas schwieriger. Man kann hier höchstens versuchen das Kind im Auge zu behalten und es entsprechend abzulenken. Ich habe immer mal so einen Gummiball in der Hand, mit dem man sich dann beschäftigen kann, wenn man so eine Wunde hat und dazu neigt dort zu kratzen und zu puhlen. In dem Fall ist es eben etwas schwieriger.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mit zwölf Jahren ist das Mädchen aber doch kein Kleinkind mehr. In dem Alter ist man in manchen Bundesländern schon auf der Oberschule. Den Zusammenhag zwischen Aufkratzerei, schlechter Verheilung und möglicherweise bleibenden Narben müsste das Kind eigentlich schon kennen. Vor allen Dingen müsste dann im Normalfall doch der Wille da sein, zum Schutz davor Pflaster oder einen Verband zu tragen, selbst, wenn das lästig ist. Gedankenlose Trotzanfälle á la "Ich will aber nicht!" ohne über die Folgen nachzudenken, kenne ich von Kleinkindern, aber nicht von Kindern, die schon bald ins Jugendalter kommen.

Bedenklich finde ich an dieser ganzen Sache also, dass das Kind offenbar gar nicht will, dass die Wunden narbenfrei und schnell verheilen. Oder vielleicht ist es ihm auch einfach egal. Da mache ich mir schon Gedanken, denn als Kind wollte ich definitiv, dass Wunden möglichst schnell wieder verheilt sind.

Ginge es hier um eine Aufkratzerei aus Langeweile, nebenbei aus Unachtsamkeit, oder aber auch im Schlaf, wäre das etwas Anderes. Ich frage mich nur eben, wieso das Kind sich so weigert, harmlose und dennoch geeignete Maßnahmen wie ein Pflaster zu akzeptieren.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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