Nach Tod von Ehegatten rasch wieder arbeiten gehen?
Eine Arbeitskollegin von mir durchlebt gerade sehr schwere Zeiten. Vor einigen Tagen ist ihr Mann mit 35 Jahren vollkommen überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Der Tod war wirklich mehr als nur überraschend. Der Mann wurde alleine schon aus beruflichen Gründen regelmäßig gesundheitlich untersucht, hat nicht geraucht, hatte kein Übergewicht, hatte kein besonders stressiges Leben oder dergleichen und fühlte sich an seinem Todestag nicht einmal krank.
Er war am Abend bei einer Versammlung und mitten während dieser Versammlung kam es zum tödlichen Herzinfarkt. Meine Arbeitskollegin steht nun verständlicher Weise komplett unter Schock und realisiert das ganze glaube ich auch noch nicht wirklich. Wie auch? Von einer Sekunde auf die andere verliert sie ihren geliebten Ehemann und steht mit zwei Kindern mehr oder weniger alleine da.
Unsere Chefin hat finde ich großartig reagiert. Sie ist um das Wohlergehen meiner Arbeitskollegin sehr besorgt und hat ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen braucht, sie könne ruhig auch längere Zeit in Krankenstand gehen, sie wird den Arbeitsplatz auf gar keinen Fall verlieren und auch danach wird man sehr viel Rücksicht auf sie nehmen. Unsere Chefin hat auch gleich einen Ersatzplan für mehrere Wochen erstellt, wer nun für sie einspringen kann und so weiter.
Nun hat meine Arbeitskollegin heute angerufen und gemeint, dass sie bald wieder arbeiten kommen kann. Sie möchte das auch gerne wegen der Ablenkung und so weiter. Das kann ich auch durchaus nachvollziehen. Meine Arbeitskollegin ist sehr gewissenhaft und fleißig. Sie ist sogar ein wenig zu pflichtbewusst und vergisst auch recht gerne ein wenig auf sich selber zu schauen. Eine möglichst gute Trauerarbeit wäre nun aber denke ich auch sehr wichtig.
Ich kann schon verstehen, dass man die Ablenkung der Arbeit braucht. Es wäre sicher auch verkehrt, nur zu Hause herum zu sitzen und zu trauern. Meine Chefin hat ihr gesagt, dass sie noch eine Zeit lang in Krankenstand gehen soll. Ob sie es annimmt, wird sich morgen entscheiden. Wenn man so eine Situation nicht selber durchlebt hat, wird man wohl auch nur schwer abschätzen können, was in so einer Situation am besten wäre. Aber wie denkt ihr, dass ihr reagieren würdet? Würdet ihr möglichst bald wieder arbeiten gehen oder wäre es gut, wenn sie sich viel Zeit für sich selber und ihre Kinder nimmt, damit sie einmal das Erlebte verarbeitet?
Ich sehe da kein entweder oder. Trauerarbeit ist für mich nicht gleichbedeutend damit allein zu Hause zu sitzen, sondern das ist ein Prozess und wie ich festgestellt habe eine sehr persönliche Sache. Mitunter kann die Ablenkung durch die Arbeit sogar sehr heilsam sein, wenn es denn gelingt. Einfach weil man sich nicht 24 Stunden am Tag damit beschäftigen muss, und sich nicht selbst überlegen muss, wie man sich ablenkt und ob man sich überhaupt ablenken lassen darf. Schwierig wird es, wenn aus der Ablenkung Verdrängung wird. Das kann dann schwer nach hinten los gehen.
Nun, ich sehe eben auch ein wenig die Gefahr der Verdrängung. Meine Arbeitskollegin arbeitet in der Regel von 8 bis 16 Uhr. Die Fahrt zur Arbeit dauert für eine Strecke rund eine Stunde. Sie hat auch noch zwei Kinder, wobei ein Kind erst 7 Jahre alt ist. Bislang hat der Mann sehr oft den Kleinen von der Schule geholt oder ihn hingebracht und so weiter. Deswegen konnte meine Arbeitskollegin diese Arbeitszeiten eben auch einhalten.
Ich muss gestehen, dass ich selber vermutlich auch zum raschen Arbeiten tendieren würde. Aber ich wäre glaube ich auch die ideale Kandidatin für Verdrängung, auch wenn mir bewusst ist, dass das der falsche Weg ist. Sehr langweilig wird ihr zu Hause mit zwei Kindern denke ich sowieso nicht werden. Und ich denke auch, dass es für die Kinder nun wichtig wäre, dass die Mama nun mehr zu Hause ist, zumindest für eine Zeit lang.
Die Problematik ist, dass sie diese Entscheidung allein treffen muss und im Endeffekt können die Leute um sie herum dann nur hinter ihr stehen und sie in ihren Entscheidungen unterstützen. Vielleicht ist es gerade zu viel, zu Hause vor den Kindern immer die starke Mutter sein zu müssen und die Arbeit ist ein willkommener Gegenpol?!
Das muss jede betroffene Person selbst entscheiden. Mein Vater ist vor knapp vier Jahren auch unerwartet verstorben. Das war ein Freitagmorgen und ich habe auch nur für den Tag meinen Unterricht abgesagt. Allerdings auch mit einem Notfallplan, so dass sich das Bildungsunternehmen nicht um einen Fachlehrer bemühen musste für meinen Kurs.
Da ich aber meine Unterrichtstage kannte, habe ich die anderen Termine eben darauf abstimmen können. Und Montag stand ich wieder vor meinem Kurs und habe ganz normal meinen Unterricht gemacht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, bei einem Trauerfall über mehrere Tage nur zu Hause zu sein und quasi nur den Haushalt zu haben. Zumindest in Deutschland muss man sich nämlich um nichts mehr selbst kümmern, sondern kann alles in die Hände von einem Bestattungsinstitut legen.
Aber es gibt eben auch Menschen, die dann lange Zeit für sich brauchen. Deine Chefin plant den Fall eben ein. Aber wenn deine Kollegin bald wieder ihrer Arbeit nachgehen will, dann sollte man sich nicht in den Krankenstand zwingen. Vor allem sollte man sie dann auch nicht mit besonderer Vorsicht behandeln, sondern einen ganz normalen Umgang pflegen.
Du sagst es ja schon selber: wenn man nicht selber in der Situation ist, kann man nichts dazu sagen. Mehr kann man dazu auch nicht sagen. Jeder reagiert da anders. Was wirklich für einen am besten ist, weiß man erst, wenn es einen dann betrifft. Und ob man dann das "Richtige" tut, ist auch nicht sofort klar, sondern erst im Rückblick.
Trauerarbeit heißt ja nicht unbedingt, sich zurückzuziehen. Manche Menschen stürzen sich dann ganz gerne wieder in die Arbeit und reden auch mit anderen Menschen gerne darüber. Andere brauchen erst einmal ihre Ruhe. Es ist aber nett von der Chefin, dass sie so flexibel ist.
Ich denke, dass man erst wirklich sagen kann, wie man reagieren würde, wenn man selbst in so einer Situation ist. Vorher kann man ein bodenständiger Mensch sein und plötzlich reißt einem so ein Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen weg.
Wer möchte schon gerne alleine sein, wenn er gerade jemanden verloren hat? Ich denke, dass deine Kollegin mehr grübelt, wenn sie eben zu Hause sitzt. Wenn sie arbeiten geht, kommt sie unter Menschen und wird durch ihre Tätigkeiten abgelenkt. Das kann durchaus hilfreich sein. Dennoch würde ich ihr empfehlen, sich vielleicht auch professionelle Hilfe zu suchen. Wo sie dann regelmäßig hingehen kann. Gerade nach so einem plötzlichen Verlust, muss es ja auch irgendwie verarbeitet werden. Vielleicht könnte sie anfangs auch nicht ganz so viel und oft arbeiten, um erst einmal ausprobieren zu können, wie es klappt und wie gefestigt sie ist. Es nützt ja nichts, wenn sie während der Arbeit immer wieder in Tränen ausbricht.
Ich könnte gerade nicht sagen, wie ich wohl reagieren würde, da man so etwas nicht im Vorhinein sagen kann. Ich denke, man muss solch eine Situation selbst erst einmal erleben.
Aber wenn ich jetzt davon ausgehe, dass mir solch ein Schicksalsschlag passiert, würde ich mich vermutlich auch erst einmal auf die Arbeit stürzen, um zu verdrängen. Verdrängen ist eigentlich nie richtig, aber es ist einem auch nicht zu verübeln, nach einem solchen Rückschlag. Jedoch muss auch bedacht werden, dass sie Kinder hat und diese irgendwie versorgt werden müssen. Vielleicht können die Großeltern da irgendwie aushelfen.
Es ist für mich verständlich, dass man nicht alleine daheim rumsitzen möchte, sondern versucht sich abzulenken. Nichtsdestotrotz sollte sie sich vielleicht Hilfe suchen bei jemandem, der ihr hilft, mit der Trauer umzugehen. Das sie noch zwei Kinder hat, kann in ihrem Trauerprozess eine kleine Stütze sein, denke ich. Ich wünsche der Familie viel Kraft!
Jeder geht mit Trauer anders um. Der eine muss sich eben ablenken und wird Schritt für Schritt mit dem Verlust klarkommen und der andere braucht eben länger, bleibt zu Hause und vergräbt sich unter seiner Decke. Jeder macht das anders. Ich bin auch eher der Typ, der dann versucht erst mal damit klar zu kommen und ich könnte dann sicherlich auch nicht gleich wieder arbeiten gehen. Wenn die Frau aber so pflichtbewusst ist, wird sie vielleicht auch ein schlechtes Gewissen plagen, wenn sie nicht zur Arbeit kommt und das kann dann auch noch mal mehr Belastung sein und sie in der Trauerbewältigung stören.
Ich glaube das man das wirklich so sagen kann müsste man selber in der Situation sein, was ich keinem wünsche. Eine Arbeitskollegin meiner Schwägerin war selber erst in dieser Situation und diese ist sehr schnell wieder arbeiten gegangen. Auch um den Kindern irgendwie ein normales Leben weiter zu zeigen. Sie müssen ja auch wieder in die Schule. Es wird zwar nie wieder wie zuvor, hat sie gemeint, aber es muss ja weiter gehen. Ich kann mir auch vorstellen dass ich nach einiger Zeit wieder arbeiten gehen würde. Es ist ein Stück Normalität das vielleicht ganz gut tut. Das heißt aber nicht das man nicht trauert oder keine Trauerarbeit macht.
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