Seid ihr schon mal als Zeuge bei Gericht geladen worden?

vom 18.09.2013, 14:28 Uhr

Ich war gestern Zeuge bei einem Verkehrsunfall und meine Daten wurden als Zeuge auch von der Polizei aufgenommen. Irgendwann, so sagte mir der Polizist, wird es eventuell zu einer Gerichtsverhandlung kommen und da würde ich dann als Zeuge aussagen müssen.

Seid ihr schon mal als Zeuge bei Gericht geladen worden? Wie geht das da vonstatten? Ist das so wie im Fernsehen oder ist das völlig anders? Es sind mehrere Zeugen bei diesem Unfall gewesen und muss ich dann vor dem Gerichtsraum draußen sitzen bleiben, bis die anderen ausgesagt haben und darf ich dann sitzen bleiben? Wird dann wie im Fernsehen auch das Urteil sofort gesprochen? Wie ist das, wenn man Zeuge ist?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe vor ein paar Monaten im Fall meines Mannes gegen einen zahlungsunwilligen Käufer als Zeugin ausgesagt. Also wie im Fernsehen war es nicht, wobei die im Fernsehen schon einigermaßen realistisch sind, mal von den überraschenden Wendungen und Gefühlsausbrüchen abgesehen. Der Raum war gerade mal 20 Quadratmeter groß, es gab auch keine Zuschauer. Das könnte bei dir anders sein, wenn wirklich mehrere Zeugen aussagen sollen. Ich durfte von Anfang an mit rein, habe dann aber auch gleich am Anfang meine Aussage gemacht. Danach wurde ich aus dem Zeugenstand entlassen und durfte gehen oder bleiben, wie ich wollte.

Vor der Aussage werden die Personalien aufgenommen, Name, Adresse und Alter. Dann wird man belehrt, dass man die Wahrheit sagen muss. Es wird gefragt, ob man mit den Beteiligten verwandt ist. Wenn man mit dem Kläger oder Beklagten verheiratet ist, muss man nicht aussagen, darf aber trotzdem. Die Aussage lief so, dass die Richterin gefragt hat und ich habe dann erzählt. Sie hat meine Aussage dann auf ein Tonband gesprochen. "Auf die Frage ... antwortete die Zeugen, dass sie ...." Wenn sie mit dem Besprechen fertig war, hat sie mich gefragt, ob es so richtig war. Hatte sie etwas falsch verstanden, habe ich es ihr noch einmal erklärt und sie hat zurückgespult und das Band neu besprochen.

Ich hatte den Fall, der vor meiner Verhandlung verhandelt wurde, auch noch mitbekommen, weil sich mein Anwalt und ich einfach schon in den Gerichtssaal gesetzt hatten. Da hatte die Richterin schon ziemlich deutlich gesagt, wie ihr Urteil ausfallen wird. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie es wirklich schon verkündet hat. In dem Fall, in dem ich ausgesagt habe, hat sie ein Datum für die Urteilsverkündung festgelegt, das ungefähr 3 Wochen später war. An diesem Tag haben die Anwälte das Urteil schriftlich bekommen und dann an ihre Klienten weitergeleitet.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ja, das kam schon häufiger vor. Aus beruflichen Gründen musste ich oft als Zeuge oder als Vertreter des Beklagten vor Gericht erscheinen. Wenn man nicht gerade als Beklagter ständig Rede und Antwort halten muss ist es dort eigentlich stinklangweilig. Das beginnt schon damit dass man selten pünktlich mit einer Verhandlung beginnt. Das Warten kann einem schon mürbe machen. Die Zeugen müssen draußen warten und dürfen erst an der Verhandlung teilnehmen wenn sie herein gerufen werden. Das kann auch wieder ein paar Stunden dauern. Meistens befindet man sich noch mit dem Kläger und seinem Rechtsanwalt beziehungsweise seinen Zeugen in dem Warteraum was auch durchaus unangenehm sein kann.

Wie bereits genannt wird man zu den persönlichen Daten befragt und belehrt die Wahrheit zu sagen. Im Gerichtssaal muss man dann die Fragen des Staatsanwaltes, der Kläger und auch mal die der Schöffen beantworten. Wie im Kino läuft so etwas nicht ab, in der Regel geht es doch recht gesittet zu. Ich hatte nur einen einzigen Rechtsvertreter der unangenehm und auch primitiv war, er machte den Eindruck eines so richtig schmierigen Ludens. Er hackte ständig auf der armen Wessi-Schiene herum die im Osten etwas aufbauen wollen und durch die Behörden daran gehindert werden. Zur Sache konnte er eigentlich nichts sagen da die Rechtsverstöße eindeutig waren. Leider ließ sich der Staatsanwalt damals noch von solchen Typen beeindrucken und schlug einen Vergleich vor.

Eigentlich dauert die Zeugenvernehmung in den allermeisten Fällen nur ein paar Minuten pro Person, mit Wartezeit kannst du aber fast den ganzen Tag im Gerichtssaal zubringen. Ich habe aber auch schon als Zeuge erlebt dass so eine Veranstaltung nach 5 Minuten erledigt war. Der Kläger ist nicht gekommen. Es wurde dann nur die Anklage verlesen, festgestellt dass es keine neuen Einlassungen gab und das Urteil verkündet. Gut dass es dafür auch Zeugengeld gibt die dir diese verlorene Zeit etwas schmackhafter macht. Wenn du aus dem Zeugenstand entlassen bist kannst du gehen oder als Zuschauer weiter im Raum bleiben.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sollte einmal als Zeuge aussagen, weil mein ehemaliger Nachbar wegen ein klein wenig Lärm bei mir gegen Mitternacht ausgeflippt ist und dann vor meiner Tür so handgreiflich wurde, dass die Polizei kommen musste und er dann erheblichen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte leistete, sodass er von diesen gleich eine Anzeige bekam.

Am Ende lief es dann aber so, dass die Polizeibeamten und ich als Zeugen einmal ganz am Anfang in den Gerichtssaal gerufen wurden um die Personalien zu überprüfen und dann wurden wir erstmal alle aus dem Saal geschickt. Nach nicht mal 5 Minuten wurden wir dann alle wieder rein gerufen und der Richter verkündete, dass sich der Angeklagte schuldig bekennt und das Verfahren wurde dann sofort mit einem Urteilsspruch beendet und wir konnten wieder gehen.

Das war aber auch ein etwas größerer Raum mit ein paar Zuschauerreihen. In den letzten Reihen saß so wie ich das einschätzen würde, wohl eine Schulklasse, die sich auch mal so eine Verhandlung anschauen wollten. Das sah also schon ein wenig wie im Fernsehen aus, nur dass es halt völlig unspektakulär von statten ging.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ja, ich war schon mal Zeuge vor Gericht, allerdings in einem komplett anderen Zusammenhang. Damals hatte ich im Laufe meiner Arbeit mit einer Kundin gesprochen, die dann aus verschiedenen Gründen die Firma verleumdet hatte und ich wurde vor Gericht zu meinen Telefongesprächen mit ihr befragt. Obwohl ich ja weder selbst angeklagt war, noch in irgendeiner Weise etwas zu befürchten hatte, hatte ich ziemliche Angst vor dem Ganzen. Aber im Endeffekt waren es nur ein paar Fragen und in zwei oder drei Minuten war alles wieder vorbei.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich war Zeuge einer gewalttätigen Auseinandersetzung, und wurde auch zum Gericht geladen. Das erste was mir negativ auffiel, und was ich irgendwo auch einfach nur merkwürdig und schrecklich fand, war als ich sah das wir alle vor diesem Raum saßen und warteten. Also die Geschädigten, die Zeugen und eben auch der Angeklagte. Und dieser redete während der Wartezeit ununterbrochen auf uns ein. Von wegen wir müssten doch gesehen haben wie es wirklich abgelaufen ist, und das er unschuldig ist. Sehr merkwürdig fand ich das.

An der Tür, oder neben der Tür, hing dann eine Liste, wer in welcher Reihenfolge dran ist. Diejenigen die ausgesagt hatten, blieben dort im Raum. Da ich die zweitletzte war, bekam ich nicht sehr viel vom eigentlichen Geschehen mit. Wie das mit dem Urteilsspruch aussah weiß ich schon garnicht mehr. Jedenfalls kam es mir nicht wie im Film vor.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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