Christlicher Glaube auch so etwas wie ein Hobby?

vom 16.09.2013, 23:36 Uhr

Ich selbst bin nicht gläubig. In meinem Umfeld befinden sich auch eher Leute, die nicht viel mit dem Glauben an einen Gott oder gar mit der Kirche anfangen können. Lediglich ein Bekannter, zu dem ich aber eher einen sporadischen Kontakt pflege, ist sehr gläubig. Nicht nur der Glaube, sondern auch die Kirche ist ihm sehr wichtig.

Als wir uns vor einiger Zeit über den Stellenwert der Kirche und den des Glaubens gesprochen haben, stellte er klar, dass der Glauben für alle Menschen sehr wichtig ist. Die anderen Bekannten, die dabei waren, mich eingeschlossen, empfanden den Glauben eher als eine Art Hobby. Das sehe ich nach wie vor so. Für ihn stellt der christliche Glauben einen sehr wichtigen Stützpfeiler der Gesellschaft und empfand es als grobe Beleidigung, dass wir den Glauben eher als Hobby, als Interessenschwerpunkt für das Privatleben ansehen.

Welchen Stellenwert gebt ihr dem Glauben? Kann man den Glauben als eine Art Hobby bezeichnen, oder findet ihr, dass der Glaube eigentlich weit darüber hinausgehen sollte? Seid ihr gläubig und falls ja, welchen Stellenwert hat der Glaube in eurem Leben? Findet ihr es erstrebenswert, dass der Glaube von den Gläubigen nicht nur im privaten ausgelebt wird, oder sollte die Kirche als Institution des Glaubens auch einen nennenswerten Einfluss auf die Gesellschaft ausüben? Oder wäre es euch auch lieber, wenn die Kirche keinen Einfluss auf die Gesellschaft hätte? Ist der Glaube für euch mehr als ein Hobby?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man die Religion als Basis seines gesamten Glaubens- und Gedanken-Systems betrachtet, dann ist das natürlich nicht nur ein Hobby, sondern etwas absolut Essentielles. Schließlich erklärt man dann auch diverse Dinge mit den Erklärungen, die dieser Glaube dafür anbietet. Ebenso befolgt man möglicherweise bestimmte religiöse Gebote, die natürlich eine Auswirkung auf das gesamte Leben haben. Man denke beispielsweise an Muslime, die kein Schweinefleisch essen, oder Juden, die nur koscheres Essen zu sich nehmen. Außerdem gibt es noch Richtlinien in Sachen Kleidung und ganz allgemein, was das soziale Miteinander betrifft. Wenn man es so ernst nimmt, ist das natürlich ein großer Faktor im Leben und nicht nur ein Hobby.

Aber selbst, wenn es nicht um Gebote geht, so kann der Glaube eine große Rolle spielen. Allein schon in der Art und Weise, wie man die Welt sieht. So eindeutig ist das nämlich nicht. Frage einen deutschen Atheisten, was er sieht, wenn er durch einen Wald läuft, und vergleiche das mal mit der Sicht eines animistisch gesprägten Shinto oder Buddhisten. Da wird die Sicht eine ziemlich andere sein.

Andererseits kann der Glaube, gerade, wenn er nicht so streng gesehen wird oder keine so große Rolle im Leben und Denken im Alltag spielt, natürlich auch eine Art Hobby sein. Es kommt sicher einem Hobby gleich, wenn man aus Interesse religiöse Schriften liest, oder, wenn man sich in der Gemeinde engagiert. Da gibt es ja auch gemeinsame Veranstaltungen, Kurzreisen, Bastel-Abende besonders mit Kindern, und so weiter. Das ist einem Hobby schon ziemlich ähnlich.

Aber ich würde eben sagen, dass ein ernsthafter Glaube noch einmal mehr ist, als nur ein Hobby. Im Gegensatz zu einem Hobby wird schließlich das gesamte Denken durch die Religion geprägt. Das ist nicht der Fall, wenn man halt ab und zu mal Fußball spielt, Landschaften mit Ölfarben malt oder aber balinesisch kocht und backt.

Dass der christliche Glaube für "die Menschen" unverzichtbar sei, ist aber natürlich Quatsch. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass es auch noch etliche andere Religionen gibt, und dass auf der Welt Millionen von Moslems, Hindus und Buddhisten leben, mal als Beispiel genannt. Diese kommen alle ziemlich gut ohne das Christentum zurecht.

Wobei man schon sagen kann, dass Glauben an sich bei relativ vielen Menschen eine Rolle spielt. Wenige haben gar keine Meinung zu dem Thema, die meisten machen sich eben doch irgendwelche Gedanken darüber. Und seien es auch Atheisten, die sich überlegen, wieso sie nicht glauben. Auch das ist ja im Grunde eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und der eigenen Weltsicht.

Ich persönlich bin übrigens der Meinung, einen Glauben zu haben. Ich weiß genau, was ich über die Natur denke, was ich für wahrscheinlich oder für unwahrscheinlich halte. Allerdings gehöre ich keiner Gruppe an, genau genommen gibt es vielleicht nicht einmal weitere Menschen, die dasselbe glauben, wie ich. Ich bin nicht organisiert und brauche das auch nicht wirklich. Ich habe einfach meine Sicht der Dinge. Ist das nun "ernster" Glaube, oder ein Hobby? Es trifft beides nicht so recht. Weder denke ich den ganzen Tag darüber nach, noch ist es irgendetwas, was ich bloß in meiner Freizeit mit anderen Menschen zusammen tue. Es ist eine gewisse Basis, die einfach vorhanden ist.

Was nun den Einfluss der christlichen Kirche betrifft: Wenn Gläubige sich organisieren und sich dabei wohlfühlen, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, dann ist das schön. Allerdings sollte so eine Gruppe keinen Einfluss auf Nicht-Gläubige haben. Demnach greifen die christlichen Kirchen meiner Meinung nach auch viel zu sehr in die heutige deutsche Politik ein. Der Staat sollte für mich unreligiös sein. Religionen sollten toleriert werden, aber keinen großen Einfluss auf sonstige, unreligiöse Entscheidungen haben dürfen. Das ist jedenfalls meine Meinung zu diesem Thema.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin kein gläubiger Mensch. Dennoch würde ich es nicht wagen Glauben oder eine Religion als Hobby zu bezeichnen, da es viele Menschen gibt, die nur nach dem Glauben leben und darin voll aufgehen. Wenn es den Alltag bestimmt, dann finde ich nicht, dass man hier nur von einem Hobby sprechen kann. Ein Hobby macht man ja mal, wenn man Lust darauf hat, aber man glaubt eigentlich immer.

Natürlich gibt es auch die Weihnachtskirchgänger, die einfach nur in die Kirche pilgern weil es eben eine angenehme Stimmung ist in der Kirche. Das ist dann eher als Hobby zu betrachten, weil man das Beste vom Glauben nutzt und für sich gebraucht, aber es eben nicht dauerhaft in seinen Alltag integriert. Ich würde mich auf jeden Fall nicht auf das dünne Eis begeben und behaupten, dass Glauben nur eine Spinnerei oder ein Hobby ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ein echter Glaube und Hobby sind ja wohl zwei völlig verschiedene Dinge, die nichts gemein haben. Ein Hobby ist eine Freizeitbeschäftigung, der Glaube ist eine innere Überzeugung und keine Beschäftigung.

Man könnte vielleicht die Beschäftigung mit den Ritualen des Glaubens als Hobby bezeichnen, beispielsweise das Singen im Kirchenchor oder das Herstellen und Dekorieren von Taufkerzen. Aber der Glaube selber ist eben ein Glauben und damit verbundene Moralvorstellungen, die Einfluss auf das komplette Leben haben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Den Glauben als "Hobby" zu betrachten, ist aus meiner Sicht (bin selber nicht gläubig!) schon lächerlich und zeugt davon, dass man sich gar nicht mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Denn wer tatsächlich an die Existenz Gottes glaubt (hier eben der christliche Glaube), der wird sein Leben entsprechend ausrichten müssen. Ein "bisschen" Gläubig gibt es letztlich nicht und damit ist der Glaube natürlich nicht annähern ähnlich lässlich wie ein Hobby. Denn wer Modellbau als Hobby hat, könnte statt eines geplanten Modellbau-Abend auch spontan entschließen, sich doch lieber mit Freunden zu treffen.

Den Glauben wird man aber nicht mal "für einen Abend" aus seinem Leben ausschließen können und wird eben jede Handlung und jedes Tun so ausrichten, dass es mit dem eigenen Glauben vereinbar ist. Alles andere ist weithin ja mit dem Begriff des Heuchlers zu umschreiben. Jedenfalls dann, wenn der Katholik von seiner Gläubigkeit spricht - aber dann doch jedem Bettler vorwirft, selbst schuld an seiner Misere zu sein (wobei das ja bei den Protestanten Teil der Lehre ist) oder den Ehebruch praktiziert oder ähnliches.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also wenn ich mir manche Modelleisenbahner anschaue und wie die über verschiedene Spurgrößen debattieren da kann man schnell auf den Gedanken kommen das das eine Religion ist. Im Gegensatz zum Christentum sind die aber nicht vom Staat anerkannt. Die Definition Hobby hört sich für viele etwas komisch in dem Zusammenhang an aber ich meine es geht schon ineinander über.

» Kira1442 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 5,19 »


@Kira1442: Der Vergleich mag sich oberflächlich aufdrängen, weil es natürlich auch im Hobby-Bereich Dogmen gibt, welche sich Menschen auferlegen. Sei es der Fan-Club (es darf keinen anderen Club neben meinem geben) oder gerne auch der Modelleisenbahner, welcher die einzige Wahrheit zu kennen glaubt. Aber all diese Freizeitbeschäftigungen setzen keine moralischen Regeln und Werte (OK, der Schalke-Fan der keine BVB-Fans zu Freunden haben darf ...). Aber es sind beim Hobby trotz allem Rollen, in die man mehr oder weniger "hineinschlüpft". Die Religion aber bestimmt das Leben 24 Stunden am Tag.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Interessanter Punkt aber selbst dazu habe ich ein Gegenargument. Bergsteigen. Für viele ist Bergsteigen ein Hobby, für andere ein Sport. Und dann gibt es noch Leute wie Reinhold Messner. Wenn man mit dem über Bergsteigen redet bekommt man den Eindruck Bergsteigen sein eine Glaubenseinstellung, ja geradezu eine Religion. Dieser Mann hat sein ganzes Leben nach den Bergen ausgerichtet. Und zwar 24/7. Viel Glück bei dem Versuch ihm zu erklären das Bergsteigen nur ein Sport ist. Es kommt eher auf die innere Einstellung zu einem Thema an, als auf die äußeren Parameter und allgemeinen Definitionen. Sehr interessant zu dem Thema z.B. Die Religion des Topflappen des Todes. Wer gut Englisch kann hat hier einiges zum schmunzeln.

» Kira1442 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 5,19 »


Ein Hobby ist doch etwas, mit dem ich mich nur in meiner Freizeit beschäftige, ich kann aber nicht meine Freizeit damit verbringen an Übernatürliches zu glauben, während ich das den Rest der Zeit nicht tue. Wie sollte das funktionieren? Sicher gibt es Leute, die Religion als Privatsache ansehen und es sollte viel mehr davon geben, aber nur weil sie im Job nicht über Religion sprechen wollen bedeutet das doch noch lange nicht, dass sie keinen Glauben haben während sie ihrem Job nachgehen.

Als Hobby würde ich dann höchstens das Engagement in Bereichen sehen, die mit der Kirche zu tun haben. Es gibt da ja von Jugendarbeit bis Kirchenbeirat oder wie das heißt ziemlich viel und die meisten Leute machen diese Jobs ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Die Besuche von kirchlichen Veranstaltungen wie Gottesdiensten kann man sicher auch als Hobby gelten lassen.

Und natürlich sollte die Kirche keinen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben. Ich finde es schlimm genug, dass es in Deutschland faktisch keine Trennung von Staat und Kirche gibt und, dass man praktisch keine rechtlichen Grundlagen hat um sich gegen den Einfluss der Kirche zu wehren. Der Einfluss der Kirche sollte sich auf ihre Mitglieder beschränken, wobei selbst das grenzwertig ist, weil sich Kinder ja gar nicht frei entscheiden können und einfach zu Mitgliedern gemacht und indoktriniert werden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Der Glaube ist auch eine spezielle Form der Unwissenheit, denn man kann es ja überhaupt nicht beweisen. Auch natürlich ein Wunschdenken und eine reine Naivität sind vom Glauben geprägt. In meinen Umfeld gibt es keinen gut gebildeten Menschen der an Gott glaubt. Viele wollen sich damit einfach nur interessant machen.

Ein Hobby hat einen realen Stellenwert, denn es existiert und man sieht einen Sinn darin. Auch ein Spaßfaktor stellt sich dabei ein, denn ein Hobby soll ja auf jeden Fall Spaß machen. Wenn man ein Hobby betreibt ist man aktiv, denn der Glaube ist ja nur wenn überhaupt geistlich aktiv.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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