"Gesunde Ernährung kann ich mir nicht leisten ..."
tja, ich denke das es sich ganz einfach teilweise in den Köpfen der Leute so festgesetzt hat. Es ist ja nun durch die vielen Beispiele die hier gepostet wurden "fast belegt" das das Sprichwort hinfaellig ist.
Der Punkt Zeit und Lust ist denke ich viel wichtiger. Jemand der vorher nicht gekocht hat wird sich nun nicht hinstellen und jeden Tag kochen, besonders wenn er alleine Zuhause wohnt! Es ist nicht so einfach sich durchzuringen um es mal zu versuchen. Wenn es dann auch noch die ersten Male nicht klappt und die Küche wie ein Schlachtfeld aussieht, tja.
Alte Gewohnheiten und Laster loszuwerden/zuverändern ist net so einfach. Wie man es am besten anstellt ausser immer mal wieder zu versuchen weiss ich nciht.!!
Das kommt in meinen Augen auch immer darauf an, was man unter gesunder Ernährung versteht. Ich habe einige Leute in meinem Umfeld, die einfach grundsätzlich alles ungesund finden, was man so in einem normalen Supermarkt kaufen kann. Für die ist es beispielsweise auch selbstverständlich, dass sie ihr Brot selbst backen und sie würden auch niemals Eier im Supermarkt kaufen, sondern gehen dafür auf den Bauernhof. Aber diese Leute brauchen dafür auch eine Unmenge an Zeit, die ich niemals aufbringen wollen würde für etwas Alltägliches wie Ernährung.
Ich bin ein Fan gesunder Ernährung und esse sehr gern frisch und das, was schnell geht, mache ich auch liebend gerne selbst. Aber ich würde jetzt wirklich nie auf die Idee kommen, uns Brot selbst zu backen oder für Eier oder Kuhmilch auf den nächsten Bauernhof zu fahren. Dazu brauchen wir die Sachen einfach zu oft und der Zeitaufwand ist für mich eben auch eine finanzielle Frage. Wenn ich nun den ganzen Tag nichts zu tun hätte, würde ich auch alles selbst machen, aber das klappt einfach nicht. Deshalb kaufe ich mein Brot auch beim Bäcker oder im Supermarkt und finde das nicht ungesund. Viele meiner Öko-Freunde allerdings fände das total ungesund und würde sogar das schon als Fastfood bezeichnen.
Ich habe diesen Spruch auch schon öfter gehört (und das nicht nur im Fernsehen in den diversen Sendungen mit von Hartz4 lebenden Teilnehmern). Liegt wohl vor allem daran, dass diejenigen keine Lust haben, sich näher mit Nahrungsmitteln zu beschäftigen und eben kaufen, was sie direkt sehen.
Dabei kann man selbst in absoluten Billig-Discounter ausreichend Obst und Gemüse (das auch nicht besser oder schlechter als das aus normalen Supermärkten ist und bei Früchten wie Bananen oder Melonen, bei denen man die Schale ja sowieso nicht benötigt, braucht man sowieso keine Bio-Produkte) kaufen, auch alles mögliche an Vollkornprodukten steht dort normalerweise in den Regalen.
Nur sind Fertigprodukte für viele eben praktischer, auch die Bratwurst, die mal eben schnell in der Pfanne gebraten wird, geht ja rascher, als wenn man dazu dann noch Gemüse, Kartoffeln, usw. macht.
Was mich lediglich ein wenig stört, sind die Packungsgrößen. Für Familien sind die meist prima, aber Singles kommen gerade im Bereich der Milchprodukte schlecht weg. Den Quark ohne alles gibt es nur ab 250g, dagegen bekommt man die Fertig-Quarks mit Früchten schön auch in kleineren Bechern. Genauso beim Käse, will ich nur einige wenige Scheiben (weil mir der sonst trocken wird), muss ich direkt an der Käsetheke kaufen, im normalen Kühlregal gibt es viele Sorten nur im Großpack. Ich löse das Problem dann meist so, dass ich mit einem Bekannten teile, der die entsprechenden Produkte auch mag. Wer diese Möglichkeit nicht hat, könnte da aber dann auch davor zurückschrecken, entsprechende gesunde Milchprodukte zu kaufen und doch lieber zu den teureren Kleinverpackungen greifen.
Aber was sonstige Frischkost angeht, bekommt man Obst und Gemüse ja doch in allen Gewichtsklassen, bzw. kann sich bei den meisten selbst abwiegen, wie viel man möchte oder Obst wie zum Beispiel Kiwis auch einzeln kaufen. Geht noch besser auf dem Markt und den gibt es doch in fast jeder Stadt, sogar bei uns ganz ländlich ist jede Woche Markt, wo man wunderbar frische saisonale Produkte der region bekommen kann. Und zwar genausoviel, wie man möchte. Preislich ist das auch kein großer Unterschied zum Supermarkt.
Ich denke, dass es absoluter Unsinn ist, dass gesundes und selbst zubereitetes Essen teurer ist, als Fast Food und Fertiggerichte! An Calas "Hochrechnung" konnte man sehr gut sehen, dass man durchaus sparen kann und dennoch echt leckere Gerichte zaubern kann.
Auch ist es so, dass man mittlerweile auch bei den "gesunden" Zutaten eine große Auswahl hat. Es gibt bei uns beispielsweise ein Geschäft, das in ihrem Sortiment der Eigenmarke auch Obst und Gemüse günstig anbietet!
Ich finde es auch immer wieder erschreckend wenn ich Familien im Fernsehen sehe, die Sozialhilfe beziehen und sagen das Geld würde ihnen hinten und vorne nicht reichen. Aber der Kühlschrank ist voll mit Fertiggerichten, Pizza, Hamburger und Co. Und dann der Spruch von dem wenigen Geld könnte man sich nicht gesund Ernähren.
Mir tun dann immer die Kinder leid, die meistens schon übergewichtig sind oder stark an der Grenze. Denn diese lernen dann auch nicht wie man gesund und bewusst kocht und so geht es dann immer weiter. Und dabei ist es ja keine Frage des Geldes wie im zweiten Post von Cala veranschaulicht wurde.
Beim Lesen der Beiträge fällt mir vor allem eines auf. Es wird bei Vergleichen durchweg vom möglichst höchsten Preis bei ungesunden und vom möglichst geringsten Preis von gesunden Lebensmitteln ausgegangen. Nun kauft jemand, der jeden Cent umdrehen muss, aber keine 2 Euro Pizza, sondern das 69 Cent Produkt , genauso wie er sehr wahrscheinlich keine panierten Schnitzel für 4 Euro in den Korb legt, sondern die Packung Frikadellen für 1.69 Euro. Auch kostet ein Döner wahrlich nicht standardmäßig 7.50 Euro. Im Dönerladen um die Ecke wird der mit 3.50 deklariert z.b.. (da sind die Preise wohl stark Regionabhängig).
Mir fehlt bei vielen Beiträgen hier einfach die jeweilige Differenzierung. Gesund ernähren bedeutet auch nicht zwangsweise sich auf Geflügel, Obst und Gemüse zu stürzen, sondern es bedeutet vor allem sich abwechslungsreich zu ernähren und genau da liegt das Problem, wenn's finanziell generell sehr eng ist. Das Problem wird umso größer je weniger Mäuler zu stopfen sind - schließlich sind die preiswerten Produkte häufig gerade die, die es nur in größeren Abnahmemengen gibt und schließlich hat nicht jeder Niedriglohnverdiener oder Hartz IV Empfänger ne Schar Kinder daheim sitzen.
Das heißt - will ich nur eine Paprika, 2-3 Möhren statt ner ganzen Schale oder ein ganzes Bund, nur 4-5 Kartoffeln, statt eines 1kg Sacks oder nur 3-4 Champignons zahle ich drauf - sofern der jeweilige Markt/Laden diese Dinge überhaupt lose anbietet (ich müsste z.b. extra Fahrtkosten berappen, um überhaupt ein Geschäft, das z.b. Gemüse lose anbietet ansteuern zu können).
Natürlich kann man auch einfrieren...sofern man sowas wie nen Tiefkühlschrank oder ne -Truhe sein Eigen nennt. Das muss man sich aber auch erstmal leisten können - denn derartige Geräte gibt es genauso wenig geschenkt, wie den Strom den sie verbrauchen. Auch Energie kostet. Die meisten sehen drüber hinweg, weil ihnen die paar Euro mehr oder weniger auf der Jahresabrechnung kein Bein brechen. Wer aber jeden Monat nur mit Ach und Krach über die Runden kommt, der muss aber auch damit kalkulieren.
Und da ja hier immer wieder auf Hartz IV und haben ja den ganzen Tag Zeit etc. hingewiesen wird, möchte ich an dieser Stelle mal darauf aufmerksam machen, das es in diesem Land Millionenfach Hartz IV Empfänger mit Vollzeitjob gibt (die aufgrund eines Hungerlohns eine Aufstockung auf einen Mindestesatz in Form von Hartz IV beziehen) und Millionen Hartz IV Empfänger in irgendwelchen 1 Euro Jobs untergebracht werden und somit ebenfalls alles andere als den ganzen Tag Zeit haben, um die halbe City nach Angeboten abzugrasen und sich regelmäßige Mahlzeiten am heimischen Herd zu zaubern.
Die müssen sich überlegen, wo sie in der Mittagspause die preiswerte und doch nahrhafte und möglichst gesunde Nahrung herbekommen, denn Kantine ist nicht, wenn das Geld sowieso schon vorne und hinten nicht reicht...auch ohne 2 Euro Tiefkühlpizzen, 4 Euro Schnitzeln und 7.50 Euro Döner. Unter Umständen hat jemand, der an jedem Monatsende das Kleingeld in der Geldbörse zählt und rechnen muss, ob er noch ein Brot kaufen kann, auch gänzlich andere Probleme als sich darüber Gedanken zu machen, welch tolles gesundes Rezept er als nächstes ausprobieren wird.
Ich weiß nicht wieviel Erfahrung die hier schreibenden diesbezüglich haben und ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, das dem Durchschnittsbürger beim Wort Hartz IV ganz spontan nur die Hartz IV Großfamilie einfällt, die in den Medien als Sinnbild für Faulheit, Dummheit und Übergewicht vorgeführt wird. ca. 300 Euro sind das was einem Menschen, der den Mindestesatz bezieht schlussendlich im Monat zu Leben bleiben. Strom, Telefon, Versicherungen, Bekleidung, Hygieneartikel, KFZ Steuern, Benzin/Bahn-/Bustickets, wollen neben der abwechslungsreichen gesunden Ernährung berücksichtigt werden.
Da kann man sich dann überlegen ob man zum abgepackten Billigtoastbrot greift, von dem man fast die ganze Woche essen kann oder das 5 Scheiben Vollkornbrot für den gleichen Preis kauft, oder die Büchse gezuckerte Ananas für 60 Cent statt der frischen Ananas für 30 Euro. Nur zwei Beispiele dafür, das ungesunde Ernährung nicht erst bei der Tiefkühlpizza oder der Pommesbude anfängt. Ich hoffe das ein oder andere Bewusstsein ein wenig erweitert zu haben.
Ich finde das gesunde Ernährung eben auch langfristig gesehen günstiger ist. Man bekommt durch gesunde Ernährung keine Verfettung und es kommen daher keine Arztkosten und Behandlungen hinzu und allein die Gesundheit sollte es einen schon wert sein, ein paar Minuten kostbare zeit zu investieren.
Wenn man mal die Straße betritt, fällt einen auf, dass viele Menschen einfach zu dick sind und das liegt meiner Meinung nach einfach am schnellen Essen. Gesundes Essen dauert schon länger in der Zubereitung, was auch irgendwo kostet. Zeit ist Geld und leider ist da ja auch so. Man könnte in der Zeit der Zubereitung aber auch nicht so viel machen und deswegen ist es verdammt wenig Geld.
Natürlich gibt es 3 er Packungen Pizza für 2 €, aber wer kann so etwas denn dauerhaft essen und es lecker finden? Mal ehrlich das ist einfach nur eklig. Generell finde ich es schon günstiger wenn man gesundes Essen macht. Rechnen wir alleine mal beim Trinken aus, was man sparen kann. Mein Wasser kostet 19 Cent. Ich denke nicht, dass man dafür etwas anderes zu Trinken bekommt und ob das dann auch noch so schmeckt.
Mir schmeckt gesundes Essen auch einfach besser, man weiß was man auf dem Tisch hat und wird nicht dick. Ich koche gerne für einige Tage vor und mache es mir dann einfach warm, dann habe ich auch nur wenig Aufwand und das sollte kein Argument darstellen.
Auch, wenn man nun wirklich Probleme mit dem Geld hat, so lässt sich dennoch eine gesunde Ernährung erstreben. Das Problem dabei ist jedoch, dass es die Faulheit und die mangelnde Kreativität ist, die einen Ausspruch wie diesen zulassen. Es ist ja auch einfacher, eine (billige) Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, als eben Gemüse zu putzen und dieses dann zuzubereiten und so ist es mit vielen anderen Dingen einfach auch.
Inzwischen lässt sich mithilfe des Internets, was auch viele Personen, die an sich so kein Geld haben, Rezepte herausfinden und auch Angebote vergleichen. Wenn man Gemüse nach der Saison kauft und so weiter, ist es auch gut machbar, aber es ist nun einmal mit sehr vielen Arbeiten verbunden. Aber davon abgesehen kann man sich auch für zwei Tage Essen zubereiten, was gesund ist, ich denke da an Eintöpfe oder an eine Tomatensauce aus gesunden Tomaten, die auch für zwei Tage reichen kann.
Es ist völlig egal, ob man nun eine billige Pizza oder eine teure Tiefkühlpizza nimmt, dauerhaft kann so etwas genauso wenig gut tun und schmecken, wie die Ravioli aus der Dose und so weiter. Für mich hat es nicht nur etwas nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun, sondern auch mit Esskultur und Genuss und das sollte auch jemand mit geringem Einkommen hin bekommen.
Also ich habe früher ungesund gegessen und mich viel von Fast Food ernährt. Ich war eigentlich nur bei McDonalds und habe Dosensachen gegessen. Dann kam aber die Zeit, als ich merkte, dass ich einfach zu dick bin und habe dann meine Ernährung geändert.
Es ist wirklich so, dass ich deutlich weniger bezahle, gesünder esse und die meisten Sachen schmecken auch wirklich sehr gut. Ich finde so eine Aussage auch wirklich schlimm und muss sagen, dass man solchen Leuten die Augen öffnen muss. Es ist vielleicht so, dass man ein bisschen länger im Supermarkt suchen muss, aber das ist überhaupt nicht schlimm.
*steph* hat geschrieben:Für mich hat es nicht nur etwas nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun, sondern auch mit Esskultur und Genuss und das sollte auch jemand mit geringem Einkommen hin bekommen.
Ich denke auch, dass hier das eigentliche Problem liegt. Viele Menschen, die angeblich kein Geld für gesunde Ernährung haben, haben sich mit dem Thema doch überhaupt nicht richtig beschäftigt. Solche Begriffe wie saisonales und regionales Einkaufen sind vielen Leuten völlig fremd. Und bei jemandem, der sich regelmäßig eine Fertigpizza in den Ofen schiebt ist doch auch ziemlich klar, dass der eigentlich überhaupt keine Lust hat zu kochen. So jemand würde sich auch nicht eine Stunde in die Küche stellen, wenn sich sein Einkommen plötzlich verdoppeln würde.
Und mit der Esskultur ist das in Deutschland ja auch so eine Sache. Gerade habe ich hier einen Beitrag gelesen, in dem sich jemand ernsthaft für die Benutzung von Plastikgeschirr einsetzt, weil man das nicht abspülen muss. Mit Kultur hat das natürlich rein gar nichts mehr zu tun.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-2242-20.html
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