Wie kann und wie sollte man eine Auszubildende bremsen?

vom 14.09.2013, 11:55 Uhr

Ich habe dieses Jahr zum August eine neue Auszubildende zugeteilt bekommen. In den Jahren davor waren dies meist eher mittelmäßig bis gar nicht motivierte junge Menschen. Die meisten von ihnen haben sich mit den Monaten und der Erfahrung gut fangen können und einen guten Abschluss gemacht, aber darum geht es mir eigentlich gar nicht, eher im Gegenteil. Durch die Vergangenheit habe ich ein paar Erfahrungen machen können wie man Auszubildende motivieren und anspornen kann. Mit ein paar Tricks geht dies immer sehr gut.

Nun ist meine neue Auszubildende aber eigentlich ein Traum. Sie ist fleißig, ordentlich und will Überstunden machen, weil ihr die Arbeit wohl so viel Spaß macht. Ihre Pausen hält sie korrekt ein, weshalb ich mal ein wenig nachgeforscht habe, ob bei ihr daheim alles in Ordnung ist, dies bejahte sie aber. Sie ist vermutlich wohl tatsächlich sehr motiviert und freut sich auf die Arbeit. Nun möchte ich sie aber gerne ein wenig ausbremsen. Ich möchte nicht dass sie Überstunden macht und auch soll sie keine Arbeiten auf eigene Faust erledigen, schon gar nicht in ihrer Freizeit. Wie es in der Schule bei ihr aussieht weiß ich nicht, da dieses Schuljahr die ersten Klausuren erst noch anstehen.

Wie könnte ich sie ein bisschen herunter bringen ohne an ihrer Motivation etwas zu tun? Generell wirkt sie auf mich immer sehr gestresst und irgendwie unter Strom. Das Mädchen ist auch erst grade 16 worden, weshalb ich sie da noch ein bisschen schützen möchte. Würdet ihr als in der Situation Vorgesetzte auch einmal an die Eltern heran treten? Diese können das Problem vielleicht ein wenig einfühlsamer und privater lösen als ich im Büro oder sie haben eine Erklärung für das Geschehen. Auf der anderen Seite möchte ich sie aber auch als angehende Mitarbeiterin wahrnehmen und nicht zu ihren Eltern laufen.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es toll, dass du als ihre Vorgesetzte dir Gedanken darum machst und dich sorgst. Viele Chefs würden sich wohl freuen, wenn viele Arbeiten von ihr übernommen werden und sie freiwillig Überstunden macht. An ihre Eltern würde ich nur im äußersten Notfall herantreten, stattdessen würde ich ein ruhiges, persönliches Gespräch mit ihr suchen. Sie ist ja noch recht neu bei dir, vermutlich möchte sie dich mit ihrem Arbeitseifer beeindrucken und sich nur von ihrer positivsten Seite zeigen. Das ist im Grunde ja toll, kann aber auch in ein Extrem kippen.

Ich würde ihr erklären, dass ich mich freue, dass sie wirklich gut arbeitet und scheinbar viel Spaß an der Arbeit hat. Dass sie selbstständig ist ihr Fleiß wirklich positiv ist. Dass du dir aber Gedanken darum machst, weil sie ein wenig über die Stränge schlägt. Vielleicht kannst du versuchen ihr klar zu machen, dass letztlich eine kontinuierliche Arbeitsleistung nur dann erbracht werden kann, wenn man zwischendurch abschaltet und auch einmal "Nein" zu Überstunden sagt. Das sie zwischendurch genug Freizeit haben muss, um sich zu entspannen, sonst kann sie dieses Tempo nicht lange durchhalten.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mit den Eltern würde ich erst einmal auf keinen Fall reden. Das könnte die Auszubildende und die Eltern schnell falsch verstehen und das könnte zu schlimmen Missverständnissen führen. An deiner Stelle würde ich mit der Auszubildenden erst einmal unter vier Augen sprechen und sie loben und ihr sagen, dass du ihren Einsatz sehr zu schätzen weißt und es super findest, dass sie so viel Spaß an der Arbeit hat. Dann kannst du ihr ja sagen, dass sie es super macht, aber doch etwas weniger hektisch dabei sein sollte und das sie auch nicht dauernd Überstunden machen sollte bzw. das sie sich dafür freiwillig anbietet.

Es ist einfach nur wichtig, dass du nett bist und ihr eben vermittelst, dass du ihr nichts böses möchtest oder etwas nicht zufrieden bist. Wenn alle Stricke reißen, kannst du immer noch schauen, dass du mit ihren Eltern sprichst. Aber das würde ich wirklich nur machen, wenn alles andere eben fehlgeschlagen ist. mach ihr einfach klar, dass du dich sorgst, dass dieses Tempo auf die Dauer nicht durchhält und sie einfach etwas langsamer an die Sachen heran gehen soll und sich nicht stressen sollte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das Mädchen ist doch gerade erst mal ins Berufsleben gestartet und deswegen würde ich nun nicht mit den Eltern reden, sondern mit ihr selber. Nehm sie am Besten zur Seite und erkläre ihr, dass sie sich nicht so überfordern muss und nicht unter Strom stehen muss und ihre Arbeit sehr gut ist. Ich denke, dass da auch ein bisschen der Druck dahinter ist gefallen zu wollen um nicht gekündigt zu werden, diesen Druck solltest du ihr nehmen. Ihr könnt ja auch darüber nachdenken, ob sie vielleicht bestimmte Sachen generell eigenständig machen kann, wenn sie das möchte. Ansonsten würde ich aber auch immer wieder erklären, dass sie zu viel macht und du das nicht möchtest. Es ist aber wirklich schön, dass du dir darüber Gedanken machst.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mit den Eltern würde ich auf keinen Fall reden, denn dann hätte sie das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist und dass du mit ihr unzufrieden bist. Mit 16 Jahren ist man ja auch alt genug, dass man ein ernsthaftes Gespräch führen kann.

Überstunden kannst du leicht unterbinden, indem du sie einfach nicht genehmigst, wenn es keinen Grund dafür gibt. Ansonsten würde ich sie erst einmal lassen, vielleicht kommt sie von selber runter, wenn alles ein bisschen mehr Routine wird. Man kann ja auch einfach mal so die Wichtigkeit der Freizeit erwähnen und dass man in der Freizeit nicht arbeiten sollte, um nicht auszubrennen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich weiß nicht, wo das Problem besteht. Hast du schon einmal daran gedacht, dass das ihre Art ist? Ich habe zum Beispiel auf meiner Arbeitsstätte als Auszubildende auch Kollegen, die genau so sind. Gestresst, hektisch. Dabei sind es die besten Arbeiter. Sie machen ihre Arbeit genau so gut. Ich komme bestens mit ihnen aus und man gewöhnt sich an ihren Charakter. Wenn es dich also wirklich stören sollte, dann musst du es ansprechen.

Aber zunächst würde ich auch den Weg mit ihr empfehlen. Weil sie aber auch unter 18 Jahre ist, darfst du, mit den Eltern besprechen. Dies hat nichts mit dem Bevormunden zu tun, sondern eher um das Rechtliche. Minderjährige sind zu schützen.

Vielleicht kannst du aber auch mal die Gründe für das Gestresste ergründen. Eventuell hast du als Mentor auch eine falsche Wahrnehmung. Wie sehen es denn deine Kollegen? Gibt es noch eine andere Chefin? Sie zeigt für mich sehr viel Motivation und anscheinend macht sie ihre Arbeit doch gut. Also lass ihr auch einen gewissen Freiraum. Dadurch dass sie sowieso unter 18 Jahren ist, darf sie vieles nicht, sodass man sie doch auch dadurch schützen kann. Probleme innerhalb der Familie sehe ich aus dem Text, den du geschrieben hast, nämlich wirklich nicht.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ihre Eltern würde ich wegen einer solchen Sachen erst mal aus dem Spiel lassen. Stattdessen könntest du versuchen, mit deiner übermotivierten Auszubildenden mal ein ruhiges Gespräch zu führen. Ich vermute ja, dass sie tatsächlich einfach sehr viel Spaß bei der Arbeit hat, was ja auch sehr gut ist. Du solltest ihr also nicht die Motivation nehmen, sondern ihr vielleicht sagen, dass sie ein bisschen ruhiger werden muss. Manche Sachen können auch mal liegen bleiben, ihre Freizeit soll Freizeit bleiben und Überstunden muss sie nicht machen.

Mit der Zeit wird sich das sicherlich geben. Im Moment ist doch noch alles neu für sie und sie will wahrscheinlich alle Arbeiten sofort und selbstständig erledigen, weil sie befürchtet, etwas zu verpassen. Sag ihr, dass das nicht der Fall ist und sie in ihrer gesamten Ausbildung und auch danach noch viel sehen und erleben wird und nicht alles gleich in den ersten Wochen gemacht haben muss.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin momentan Auszubildende und ich kann dir nur raten, dich nicht an die Eltern zu wenden. Ich bin zwar drei Jahre älter als deine Auszubildende, aber auch wenn ich ein paar Jahre junger fände, dann würde ich das absolut unangebracht finden, wenn meine Eltern bei irgendwelchen Problemen sofort eingeschaltet werden würden. Mir wäre das unangenehm und ich finde, es ist auch der falsche Weg in der Hinsicht, dass man als Auszubildende ja langsam erwachsen wird. Es ist ein großer Schritt von der Schule, wo man noch alles von den Lehrern vorgeschrieben kommt und praktisch rundum betreut wird, zu einer Ausbildung, bei der dann erwartet wird, dass man größtenteils eigenständig arbeitet und ein Gefühl für betriebliche Abläufe und ähnliches bekommt. Wenn du nun die Eltern einschalten würdest, dann wäre das eher einen Schritt zurück, als ein Schritt vorwärts.

Daher hilft meiner Meinung nach in der Situation nur ein Gespräch mit der Auszubildenden selbst. Ich weiß nicht, wie das bei euch gehandhabt wird, aber bei mir im Betrieb gibt es regelmäßig Gespräche mit den Ausbildern und der Personalleiterin, bei denen beide Seiten ihre Meinung äußern können. Sprich, ich bewerte sozusagen die Arbeit der Ausbilder und diese bewerten wiederum mich und man spricht Probleme und so weiter natürlich offen an. In so ein Gespräch würde es dann gut reinpassen, wenn du anmerken würdest, was dich an ihr stört beziehungsweise was du verbesserungswürdig findest.

Wenn du es ansprichst, dann würde ich aber erst einmal fragen, warum sie überhaupt so engagiert ist und nicht direkt sagen, dass du es nicht ganz angebracht findest und sie ihre Freizeit auch als Freizeit nutzen sollte. Vielleicht verstehst du dann auch, warum sie überhaupt so handelt.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es ja toll, dass du dir solche Gedanken um deine Auszubildende machst, dass sie sich auch nicht überarbeitet und weiterhin auch Freude an dem Beruf hat. Aber ich würde auch nicht zu den Eltern gehen. So denken die vielleicht, dass es Probleme gibt und die gibt es ja eigentlich nicht wirklich. Ich würde an deiner Stelle auch mal ganz klar mit der Auszubildenden reden, dass du es toll findest, dass sie so engagiert ist, dass sie sich aber ihre Kräfte einteilen sollte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es schon ziemlich ironisch, was ich hier lese. Ich höre immer wieder von Azubis, die nicht tüchtig und ehrgeizig genug sind und zu faul sind und keinen guten Eindruck machen. Du "beschwerst" dich hier aber, dass eure Azubine zu ehrgeizig und über motiviert ist. Das hat echt was paradoxes.

Ich finde es gut, dass du dir Sorgen um ihre Gesundheit machst, schließlich könnte sie früher oder später einen Burnout bekommen, was auch nicht gut wäre. Aber Sorgen würde ich mir da keine machen, du kannst ihr höchstens ein offenes Ohr anbieten, nicht mehr und nicht weniger. Ihre Eltern würde ich keinesfalls ansprechen, das ist in dem Alter einfach nur peinlich und eine große Demütigung noch dazu.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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