Steckt nicht ein bisschen Egoismus in jedem von uns drin?

vom 12.09.2013, 14:21 Uhr

Auf jeden Fall! Das kommt jetzt aber auch sehr stark auf die Definition des Wortes an. Ich sehe es so: Ich sehe mich selbst jetzt eigentlich nicht als egoistisch im klassischen Wortsinn an aber: Ein gewisser Egoismus, der mir sagt wann ich mich selber und meine eigenen Bedürfnisse vorzuziehen habe und mich das dann auch tun lässt, der ist doch - so will ich schwer hoffen - in jedem von uns vorhanden.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn jemand von sich behauptet, nicht egoistisch zu sein, ist das einfach immer so eine öde Floskel, die einfach nicht stimmt. Für mich hat das schon fast etwas von Selbstbeweihräucherung, weil solche Leute immer hoffen, dass sie sich mit solchen Aussagen in ein gutes Licht rücken können, dabei ist die Aussage, man sei kein Stück egoistisch, einfach nur falsch und albern. Jedes Tier ist ist egoistisch und dazu zählt eben auch der Mensch. Die einen sind dabei besonders egoistisch, während andere einige altruistische Züge erkennen lassen. Komplett altruistisch wird niemand sein.

Egoismus hält uns am Leben und er sorgt auch dafür, dass man im Leben vorankommt. Ich finde ihn daher auch nicht falsch oder verwerflich. Ich bezeichne mich daher durchaus auch als Egoist. Es geht schließlich um mein Leben und in dem geht es um mich. Das bedeutet nicht, dass mir alle anderen Lebewesen egal sind. Vor allem Tieren gegenüber bin ich nicht konsequent egoistisch. Bei Menschen ist es mir egal, da ich finde, dass jeder für sich selbst zurechtkommen sollte.

Gerade wir in Deutschland können uns überhaupt nicht von Egoismus freimachen. Viele Dinge, die in meinem Kleiderschrank hängen, wurden in der Dritten Welt gefertigt. Selbst die „besseren“ Hersteller lassen dort fertigen. Vielleicht müssen Kinder dafür schuften, dass wir unsere Sneakers bekommen. Natürlich ist das egoistisch und wenn ich ehrlich bin, ist das nichts, was mich sonderlich bewegt. Anderen Leuten geht es beim Thema Massentierhaltung und Ausbeutung von Tieren so. Egoisten sind wir alle, da wir praktisch immer und überall von der Ausbeutung anderer profitieren und das auch noch gut finden. Dazu kommt noch der alltäglich spürbare Egoismus, den man im Job und Alltagsleben braucht, um weiterzukommen. Das ist einfach ein Stück Normalität.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin mir absolut sicher, dass jeder Mensch ein wenig egoistisch ist. Das äußert sich dabei in allen Bereichen des Lebens und ich denke, dass man auch jeden einzelnen Tag egoistisch handelt, auch wenn es natürlich nicht immer gleich stark ausgeprägt ist. Allerdings ist es falsch, von sich zu behaupten, dass man absolut nicht egoistisch ist und ich muss über solche Aussagen auch ein wenig schmunzeln, da man sicherlich allein mit dieser Aussage dann schon ein wenig egoistisch handelt, indem man sich selbst über andere stellt, obwohl man im Endeffekt ja doch nicht besser ist.

Der Egoismus äußert sich doch allein schon darin, dass wir Menschen beispielsweise Fleisch essen, obwohl wir auch alle Vegetarier sein könnten. Allerdings handeln wir egoistisch, da uns das eigene Wohl wesentlich wichtiger ist, als das der Tiere. Und ist es wichtiger, dass wir ein leckeres Essen haben, als das es den Tieren gut geht. Dabei ist es nicht anders mit unseren Hobbys. So geben wir unser Geld, was wir zur freien Verfügung haben, auch wesentlich lieber für eigentlich unnötige Dinge wie Schminke oder Bücher aus, wobei wir es doch auch an bedürftige Menschen spenden könnten, die nicht einmal etwas zu essen haben. Stattdessen ist es uns aber wichtiger, gut unterhalten zu sein und gut auszusehen. Dass andere Menschen dabei kein Geld haben, um sich Nahrung und Wasser zu besorgen, ist uns dabei recht egal.

Auch im Alltag muss man auch regelmäßig egoistisch sein, um nicht ausgenutzt zu werden. Das ist ja auch in der Partnerschaft so und man muss da einfach immer wieder seine eigenen Wünsche äußern. Natürlich könnte man den Partner alles entscheiden lassen, wobei man da auch schnell zur Marionette werden würde. Und auch wenn man in einer Freundschaft immer das tut, was die anderen wollen, dann wird man ausgenutzt, weil man alles mit sich machen lässt. Von daher ist ein gewisser Egoismus auch einfach notwendig. Immerhin muss man selbst einsehen können, dass man selbst nicht wichtiger ist, als andere, dass andere aber auch nicht wichtiger sind, als man selbst und dass das eigene Wohl daher auch wichtig und notwendig ist, um glücklich sein zu können.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Egoismus ist in jedem Fall angeboren. Man beobachte nur mal gesunde Kleinkinder beim Einkaufen. Die wollen alles für sich haben, was sie sehen. Ganz unabhängig davon, ob es sinnvoll ist, oder ob die Eltern sich das leisten können. Im Verlauf der Erziehung wird das dann bei den meisten Leuten so weit domestiziert, dass man nicht mehr alles sofort haben muss. Aber von Natur aus sind sicher die allermeisten Menschen egoistisch.

Ich denke, man muss hier sauber zwischen einem gesunden Egoismus und Egomanie unterschieden. In wie weit hat jemand gelernt, seine Gier zu zähmen? Oder musste er es vielleicht gar nicht, weil er im Überfluss groß wurde? Und bis zu einem gewissen Grad ist Egoismus ja auch wichtig. Es steht schon in der Bibel, dass man den Nächsten lieben solle, wie sich selbst. Das heißt im Umkehrschluss ja auch, dass man für sich selbst gut sorgen soll. Und wem nützt ein Helfer, der selbst zusammen bricht?

Ich würde mich auch an die Meinung einiger Vorredner anschließen, dass man in unserer Industriegesellschaft kaum in der Lage ist, nicht egoistisch zu leben. Selbst als Aussteiger stieße man schnell an die Grenzen. Zudem braucht man auch eine ganze Menge Kraft, wenn man sich bewusst dem üblichen Lebensstandard verweigert. Das muss man schon aushalten, dass dann über einen komisch geredet wird, wenn man gegen den Strom schwimmt, was als angemessener Lebensstil gilt.

Und noch komplizierter wird es, wenn man Kinder hat. Wenn man aus eigenen Gewissensgründen theoretisch ein Leben führt, dass dem Wohlstandsegoismus den Rücken kehrt, dann müssen die eigenen Kinder unter der Entscheidung auch wieder leiden. Dann beißt sich die Katze in den Schwanz und dann wird aus einem entsagenden Lebensstil wieder Egoismus, weil andere in ihrer Selbstverwirklichung eingegrenzt werden. Das ist mitunter ganz schön kompliziert.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Egoismus gehört für mich zu jedem Menschen und zu jedem Tier dazu. Ohne Egoismus würden wir doch gar nicht existieren, weil wir uns da jedes Mal das Essen klauen lassen und dadurch verhungern würden. Meiner Ansicht nach hat das eher mit verzerrter Wahrnehmung zu tun, wenn man von sich behauptet, gar nicht egoistisch zu sein.

Wenn man anderen dagegen Egoismus vorwirft, dann hängt das meiner Beobachtung nach eher damit zusammen, dass man diese Menschen manipulieren und beeinflussen möchte. Wenn man einer Person Egoismus vorwirft, wird diese im günstigsten Fall anschließend so handeln, dass es der anderen Person (die den Vorwurf gemacht hat) entgegen kommt und die andere Person bekommt ihren (egoistischen) Willen. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde es sogar eher befremdlich, wenn man verschämt von einem "bisschen" Egoismus und "kleinen" Egoisten spricht, weil ich eher der Meinung bin, dass es eine ganz normale menschliche Eigenschaft darstellt, seine eigenen Bedürfnisse wichtiger zu nehmen als die der anderen.

Es gibt natürlich etliche Ausnahmen von freiwilliger oder erzwungener Natur, aber damit haben normal entwickelte Erwachsene auch kein Problem, etwa wenn der Hunger des Säuglings oder das Mitteilungsbedürfnis des Kleinkinds Vorrang vor dem eigenen Ruhebedürfnis haben. Aber davon abgesehen empfinde ich es als normal und sogar gesund, sich nicht ständig für andere aufzuopfern und am Ende noch selber auf Hilfe angewiesen zu sein oder auch "nur" ein fremdbestimmtes und mühsames Dasein zu fristen.

Das heißt natürlich nicht, dass man aus Prinzip niemanden einen Gefallen tun und bei allem nur ängstlich auf den eigenen Vorteil schielen sollte. Das ist auch eher anstrengend und ungesund. Aber oft genug wird einem ja schon Egoismus vorgeworfen, wenn man sich nicht mit einem Lächeln auf den Rücken wirft und als Fußabtreter benutzen lässt, und das sehe ich auch eher als eine Form der Manipulation und Erpressung an.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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