Würdet ihr umziehen wegen einer längeren Lebenserwartung?

In der Lebenserwartung der Bevölkerung liegt Deutschland auf Platz 20 der Länder mit Belgien und Malta von insgesamt 194. Das ist nicht schlecht. Japan lag schon immer auf dem ersten Platz. Wie es nach dem Reaktorunfall aussieht, ob die Radioaktivität das ändern wird, ist noch nicht bekannt.

US-Forscher versuchen, die Geheimnisse der „Blue Zones“ zu ergründen. Diese Zonen sind Orte, wo die Menschen besonders lange leben und gesund sind. Das betrifft Ikaria in Griechenland – die Insel des Ikarus, Okinawa – eine japanische Insel, die Halbinsel Nicoya – im mittelamerikanischen Costa Rica, Sardinien und Loma Linda in Kalifornien.

So gibt es auf Ikaria viele Hundertjährige. Die Ikarioten sind genügsam, glücklich, freundlich und arbeiten hart. Die Ziegenmilch soll einen großen Anteil an ihrer Gesundheit haben, neben dem Olivenöl, Gartenkräutern und selbst angebautem Gemüse.

Ob die genannten Orte irgendeine Gemeinsamkeit haben, wird sich herausstellen. Vielleicht ist es aber auch überall eine besondere Eigenart und Lebensart, die die Bewohner gesund bleiben lässt und ihnen dadurch ein langes Leben ermöglicht. Vielleicht werden die Forscher eine überraschende Entdeckung machen oder es sind nur ganz banale Dinge, die sie herausfinden.

Möglicherweise ist die Luft besonders sauber, die Menschen besonders ruhig und zufrieden oder die Ausstrahlung aus dem Erdboden besonders positiv für die Bewohner. Viele oder alle (?) Orte haben eine vulkanische Vergangenheit. Ob das mit eine Rolle spielen könnte? Kann sein, dass von jedem etwas ein positives Gesamtes ergibt.

Es gibt Menschen, die diese Tatsachen dazu benutzen, umzuziehen. Ob sie dadurch jedoch ein langes, gesundes Leben erwartet, möchte ich bezweifeln. Würdet ihr in einen solchen Ort ziehen, in der Hoffnung dadurch euer Leben zu verlängern, wenn ihr könntet? Wenn die Ziegenmilch so gesund sein soll, habt ihr sie schon getrunken? Ich kenne sie nicht. Wie schmeckt sie?

Nein, ich würde nicht extra in ein fremdes Land ziehen, nur weil es dort viele Hundertjährige oder so gibt. Unlängst habe ich aber einen Bericht im Fernsehen gesehen, dass eine Frau die mit Aids infiziert ist, nach Amerika gezogen ist, weil sie das Klima dort viel besser verträgt und sie dort weniger das Risiko einer Infektion hat, wodurch sie eine bessere und längere Lebenserwartung hat. Sie hat zwei Kinder und möchte eben möglichst lange für ihre Kinder da sein. Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Also wenn ich bereits eine schwere Erkrankung habe und damit in einem Land mit einem anderen Klima besser und länger leben könnte, dann könnte ich mir einen Umzug vorstellen.

Oder eben auch, wenn ich in einem Land mit sehr schlechten medizinischen Möglichkeiten leben würde. Ich könnte mir auch vorstellen, aufgrund eines Krieges oder dergleichen umzuziehen, weil sich dadurch die Lebenserwartung ja wohl auch eher verlängert oder die Überlebenschance größer ist.

Die Lebenserwartung ist zum Großteil genetisch bedingt. Olivenöl erhöht zwar die Lebenserwartung griechischstämmiger Menchen, aber hat leicht negativen Einfluss auf Menschen, deren Vorfahren aus Deutschland stammen, siehe hier. Also würde ich, wenn ich genetisch nicht dafür ausgestattet bin, auch nicht 120 Jahre werden, wenn ich nach Japan zöge.

Mir ist eine hohe Lebenserwartung gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist doch die Lebensqualität. Wer will denn einsam und alleine 100 Jahre alt werden, wenn er stattdessen im Kreis der Familie 80 werden könnte? Ich nehme mal an, dass das auch einen großen Teil des Glücks und Zufriedenseins der Einwohner an diesen Orten ausmacht: dass sie mit ihrer Familie zusammen sind. Das sind allesamt ärmere Länder, die noch sehr landwirtschaftlich geprägt sind. Da leben mehrere Generationen unter einem Dach und kümmern sich umeinander. Nur Olivenöl und Sonne macht noch lange nicht glücklich und zufrieden.

Das Beispiel von tournesol mit der Mutter, die mit ihren Kindern in ein verträglicheres Klima gezogen ist, ist da schon etwas anderes. Aber auch sie hat womöglich ihre Eltern zurückgelassen. Wenn sie also dennoch stirbt, was bei ihrer Erkrankung ja durchaus recht wahrscheinlich ist, dann kehren die Kinder zurück zu den Großeltern, die sie kaum kennen?

Es gibt beim Wohnsitz unglaublich viel abzuwägen. Dass es dort Olivenöl gibt, würde für mich nicht an erster Stelle stehen. Wie gesagt, Lebenserwartung ist nicht alles. Außerdem sehe ich das so wie das "Wer vor 40 mit dem Rauchen aufhört, schenkt sich 10 Jahre". Das ist zum einen eine Statistik, die noch von vielen anderen Faktoren abhängt, z.B. wie viel man vorher geraucht hat. Zum anderen sind Zigaretten und Olivenöl nicht zu vergleichen. Wenn ich mit 40 in so ein Land umziehe, wie viele Jahre schenke ich mir dann? Dann wird man bestimmt nicht 100 wie diejenigen, die von Geburt an dort lebten.

Ich würde sicher nicht zwingend an einen Ort ziehen wollen, wo die Menschen eine hohe Lebenserwartung haben. Es wird ja auch erst noch geprüft, warum diese hohe Lebenserwartung an diesen Orten so existiert. Natürlich könnte es mit der Ernährung zusammenhängen, die man dort ja auch übernehmen könnte. Aber die eigenen Gene kann man nicht ändern. Denn die Gene werden ja sicher auch eine Rolle spielen, wenn so eine hohe Lebenserwartung gehäuft an einem Ort auftritt.

Zunächst einmal wird die Lebensdauer sich nicht automatisch auf einen übertragen nur weil man seinen Standort bzw. Wohnort verlagert. Das ist doch lächerlich das anzunehmen, mal ehrlich. Abgesehen davon kommt es doch nicht auf das Lebensalter an, sondern auf die Lebensqualität und wie glücklich und zufrieden man mit seinem Leben ist. Alles andere ist doch völlig nebensächlich meiner Ansicht nach.