Pubertierende Kinder noch in den Arm nehmen erwünscht?

Denke ich an meine eigene Pubertät zurück, muss ich sagen, dass ich es gar nicht wollte, in den Arm genommen zu werden. Sicher kam es auch darauf an, von wem es ausging und in welcher Situation, aber manch eine Annäherung kam gar nicht gut an und ich wollte mich eher davon distanzieren.

Mich würde es mal interessieren, wie es generell der Fall ist, auch, wenn es sicherlich eine individuelle Angelegenheit ist. Wie seht Ihr es, wenn Ihr Euch an Eure eigene Pubertät erinnert oder an Eure Kinder denkt, die die Pubertät bereits durchlaufen haben oder inzwischen durchlaufen? Hat sich das Knuddeln wollen im Vergleich zu der Zeit vor der Pubertät irgendwie verändert?

Wenn ich mich richtig erinnere, war das immer von der Stimmung bei mir abhängig. Wie eben mit vielen anderen Dingen in der Pubertät auch. Heute ja und morgen eben dann wieder nein. Von den Personen selbst war das kaum abhängig, wobei ich zum Beispiel lieber meinen Opa umarmt habe, als meine Oma oder Tante.

Meine Töchter sind da nicht anders. So wie sie einen Tag mit Stolz behaupten, dass sie ja schon groß und bald erwachsen sind, wollen sie am nächsten Tag doch wieder kuscheln. Sicherlich ist es erst mal etwas irritierend, wenn die Kinder weniger Körperkontakt wollen, aber aus der Bahn hat es mich nicht direkt geworfen.

Ich wollte überhaupt gar nicht mehr in den Arm genommen werden und mich auch nicht mehr an meine Eltern legen und kuscheln. Das war mir zu kindisch und ich wollte es nicht mehr. Auch wenn ich traurig war habe ich dass immer mit mir oder mit guten Freunden ausgestanden und meine Eltern da nicht weiter an mich heran gelassen, was aber sicherlich auch an meinen eher gefühlskalten Eltern lag, weil die nicht so richtig Mitleid hatten, wenn man weinte.

Im Bezug auf meine Eltern war mir immer klar, das ich nicht mehr von ihnen in den Arm genommen werden wollte oder mit ihnen kuscheln wollte. Nur jeder hat es anders aufgenommen, meine Mutter beispielsweise hatte es akzeptiert und mir diesen Freiraum gelassen. Mein Vater dagegen, hat meine Aussage dazu überhaupt nicht interessiert. Er hat mich auch in der Öffentlichkeit weiter wie ein kleines Kind behandelt und mich in den Arm genommen. Das war mir damals immer richtig Peinlich und ist es bis heute immer noch.

Bei mir war es auch so, dass ich in manchen Phasen der Pubertät auch nicht mehr von Mama in den Arm genommen werden wollte. Ich denke diese Phase haben die meisten Kindern in der Pubertät. Teils war es dann ja auch so, dass die Eltern als peinlich bezeichnet wurden und man sich dann als Kind doch eher lieber ohne die Eltern zeigt.

Mein ältestes Kind ist mittlerweile in der Pubertät. Ob es kuscheln will oder in den Arm genommen werden will, hängt wirklich stark von der Tageslaune ab. Als Elternteil ist man dann gefragt, das irgendwie zu erfühlen. wie weit Nähe gerade in Ordnung und gewünscht ist. Doch hängt es nicht nur von der Tagesform ab, sondern auch davon, wie groß das Risiko ist, von Freunden gesehen zu werden. Mein großes Kind auf dem Schulhof in den Arm zu nehmen, das fällt mir nur dann ein, wenn sie mich umarmt. An sonst halte ich mich distanziert um mein Kind nicht in Situationen zu bringen, die vielleicht von Mitschülern als peinlich gewertet werden. Zu Hause, im trauten Familienkreis, nehme ich auch mein ältestes Kind spontan in den Arm, wenn aber Signale zu spüren sind, dann frage ich konkret nach, es das auch möchte. Bislang sind wir damit ganz gut gefahren und man erhält immer wieder die Gelegenheit auch mal über Gefühle zu reden.

Ich selbst war sicherlich auch abhängig von Launen und Tagesstimmungen, als ich pubertierte. Aber tendenziell war das so dass ich mich von meinem Vater als heranwachsendes Mädchen nicht mehr in den Arm nehmen wollte. Das lag zum einen daran, dass ich mich von meinem Vater zuerst distanziert hatte und mein Vater auch offensichtlich Schwierigkeiten damit hatte, dass ich nicht mehr das süße und kleine gehorsame Kindergartenkind war.

Mit meiner Mutter habe ich mich trotz aller Pubertät meist recht nahe gefühlt. Klar gab es Phasen, da hatte man von beiden Eltern die Nase voll und wollte absolut keine Nähe. Aber meistens hatte ich bei meiner Mutter nichts dagegen. Das lag auch mit daran, dass sie zu Beginn meiner Pubertät recht krank geworden war. Da habe ich dann schon begonnen zu reflektieren, was wohl wäre, wenn man seine Mutter nicht mehr hätte und kam dann zu dem Schluss, dass man lieber die gemeinsame Zeit und Nähe genießen sollte, als übermäßig Porzellan zu zerbrechen.

In der Pubertät wollte ich auf jeden Fall von meinen Eltern in den Arm genommen werden, vor allem wenn ich traurig war und bei ihnen Trost gesucht habe. Während dieser Zeit habe ich auch gerne meine Freunde oder Bekannten umarmt, eigentlich war ich in der Pubertät eine Schmusekatze, obwohl ich auch eine richtige Zicke war und auch manchmal zu temperamentvoll war. Natürlich hatte man auch seine Phasen, in denen man nicht von den Eltern umarmt werden wollte, zum Beispiel vor anderen Leuten, weil man einfach denkt, dass es total kindisch wäre.

Bei uns zu Hause war Körperkontakt schon in der Kindheit nicht so üblich wie in anderen Familien, was ich im Nachhinein sehr schade finde. Daher bin ich insbesondere in der Pubertät nicht in die Arme genommen worden. Bei meinen Kindern habe ich zumindest versucht, sie mit mehr Körperkontakt zu versorgen. Aber in der Pubertät wollten sie nicht mehr umarmt werden und danach habe ich den Zeitpunkt verpasst, wenn sie es vielleicht wieder zugelassen hätten.

Ich kenne aber viele Familien, in denen vor allen Dingen die Mädchen auch in der Pubertät von den Eltern umarmt werden. Vielleicht ist das auch ein Geschlechtsproblem, dass Mädchen das eher zulassen als Jungen. Man kann es nicht erzwingen.