Andere mobben, weil man nicht Außenseiter sein will?
Ich habe neulich von einer Bekannten gehört, dass in ihrem Betrieb eine Frau schlimm gemobbt wurde. Es haben sich dann immer mehr Leute angeschlossen und haben die Frau mit gemobbt. Als Erklärung kam dann, als der Chef informiert wurde, dass sie mit gemobbt hätten, damit sie nicht als Außenseiter in der Firma da stehen wollten.
Das fand ich ziemlich heftig. Wie kann man denn mit mobben, damit man bei demjenigen, der das angefangen hat, gut da steht. Ich würde das nicht machen. Wie sieht es bei euch aus? Denkt ihr, dass das öfters vor kommt als man denkt? Würdet ihr mitmachen, damit ihr besser bei den anderen da stehen würdet?
Das Traurige an der heutigen Gesellschaft ist ja, dass nur noch die wenigsten Mitmenschen in solchen Situationen Zivilcourage zeigen. Die Erklärung, dass man nicht zum Außenseiter in der Firma werden möchte, ist ja wohl lächerlich. Da muss man dann auch mal den Mut haben und sagen, dass so ein Verhalten nicht in Ordnung ist. Würden alle übrigen Mitarbeiter die mobbenden Personen zur Rede stellen und ihnen verdeutlichen, dass ihr Verhalten unangebracht ist, so würde das Mobbing eingestellt werden und den Mobbern würde drohen, selbst Außenseiter in der Firma zu werden, wobei dies natürlich auch nicht richtig wäre.
Ich fürchte schon, dass so ein Verhalten öfter vorkommt, als man denkt. Ich habe es selber erlebt, als ich in meiner Schulzeit gemobbt wurde. Es hat einer angefangen, der bei den anderen recht beliebt war, bzw. bei dem die anderen Schüler eben auch beliebt sein wollten. Und dann hat sich irgendwann die ganze Klasse gegen mich gestellt und mitgemacht. Von manchen wurde mir dann sogar gesagt, dass sie ja nichts gegen mich haben, dass sie aber bei diesem einen Jungen auch nicht unten durch sein wollten.
Das war für mich dann schon hart, zu wissen, dass ich nicht so unbeliebt war, wie es den Anschein hatte, aber gleichzeitig auch, dass ich in der Klasse nie Freunde finden würde. Schon aufgrund meiner eigenen Erfahrung würde ich selber nie so handeln, dass ich mich am Mobbing beteiligen würde, um selber gut bei dem Rädelsführer dazustehen. So ein Verhalten sollte man nie unterstützen.
Ich wurde auch gemobbt und ich glaube, dass zwei Jungs damit angefangen haben, später war es schon fast die ganze Klasse und dieses Verhalten hat mich auch traurig gemacht. Wenn eine andere Frau in der Firma gemobbt werden würde, dann würde ich mich nicht anschließen und ich würde mich auch nicht an diesem Streit beteiligen, wobei ich bestimmt zu gewissen Personen etwas sagen würde, wenn sie es mit dem Mobbing übertreiben. Ich würde einfach zum Chef gehen und ihm diesen Sachverhalt erklären, anschließend würde ich auch Namen oder Beispiele nennen und mir wäre es egal, wenn die anderen denken, dass ich eine Petze wäre. Für das Mobbing-Opfer würde ich mich allerdings nicht "aktiv" einsetzen, sondern eher "passiv", also jede Mobbing-Attacke von den anderen Mitarbeitern würde ich nicht kommentieren, da ich so ein Verhalten eher ignoriere und lieber zum Chef gehen würde.
Als Chef würde ich keinen Unterschied machen, ob jemand mit dem Mobbing angefangen hat oder ob diese Person einfach mitgelaufen ist, denn das ist nicht okay und man muss nicht nachrennen. Für dieses Verhalten habe ich kein Verständnis, natürlich möchte niemand ein Außenseiter sein, aber wenn man sich für das Mobbing nicht interessiert und sich gegenüber jeder Person neutral verhält, dann wird man auch nicht direkt zum Außenseiter, der sofort auch gemobbt wird. Ich finde diese Ausreden einfach nur schrecklich und peinlich und habe Mitleid mit der armen Frau, weil sie mit so vielen Idioten zusammenarbeiten muss.
So ein Verhalten ist schon auf der Schule nicht schön, aber wenn erwachsene intelligente und angeblich reflektierte Menschen zu so einem Verhalten neigen, dann ist es wirklich nur noch ein Armutszeugnis. So etwas kann ich nicht verstehen, nicht ansatzweise nach voll ziehen.
Schon zu Schulzeiten habe ich versucht niemanden zu mobben und Niemandem zu schaden. Was man selbst nicht will, dass soll man auch keinem Anderen antun. Nach der Devise sollte man handeln und nicht, weil man eben nicht zu einem Außenseiter werden will. Wie wollen die Leute solch ein Verhalten, denn bitte ihren Kindern erklären? Was soll der Chef davon halten? Denken die wirklich es ist besser nur mit zu machen als damit anzufangen?
Wenn so etwas in einem Betrieb wäre in dem ich arbeite, dann würde ich immer versuchen anders zu handeln und mich nicht so zu benehmen. Würde ich so etwas sehen wie man andere Kollegen behandelt würde ich eher versuchen heraus zu finden warum auf die eine Kollegin so eingetreten wird. Im Zweifelsfall würde ich mich dann eher an den Chef wenden und Bescheid geben, was dort vor sich geht als das ich mitmachen würde. So ein Verhalten ist wirklich absolut nicht in Ordnung. Wenn man die Schule verlässt denkt man doch eigentlich, dass so ein Verhalten endlich ein Ende hat.
Auch wenn ich es natürlich nicht gut finde, kann ich schon verstehen, wie so eine Dynamik entsteht. Alles beruht auf Unsicherheit. Schon derjenige, der sich ein Opfer aussucht und anfängt zu mobben, hat es doch irgendwie nötig, seine Stellung zu betonen und seine Unsicherheiten zu übertönen. Die ersten, die da mitlaufen, halte ich einfach nur für blöd. Es gibt halt solche Mitläufer, die nicht nachdenken. Die können dann später auch gar keine Gründe für ihr Verhalten angeben.
Aber diejenigen, die wissen, dass es falsch ist und dennoch mitmachen, hatten doch einfach nur Angst auch auf der Abschussliste zu landen. Die Gruppe der Mobber ist bis dahin schon beängstigend groß. Würde man sich an die Seite des Mobbingopfers stellen, wird man selbst zum Opfer. Erst recht, wenn man selber vorher keine sehr beliebte Stellung in der Firma hatte, nicht schlagfertig, sondern schüchtern ist. Auch wenn man still ist und das ganze Geschehen ignoriert, fällt das den Mobbern irgendwann auf.
Also mitzumachen ist einfach nur Selbstschutz und der liegt nun mal im menschlichen Wesen. Sich darüber zu erheben, verlangt Mut, den einfach nicht jeder hat. Zum Chef zu gehen, haben dann auch viele Hemmungen und erwarten davon gar keine Besserung. Von daher sollte Mobbing schon dort bekämpft werden. Chefs müssen für dieses Thema sensibilisiert werden und die Chefs müssen dann ihren Angestellten den Mut geben, gegen so etwas anzugehen.
Beim Mobbing läuft es doch immer so ab, dass irgendwo jemand damit beginnt und sich dann alle anderen auf dessen Seite schlagen. Warum? Weil sie Angst haben, dass sie selbst gemobbt werden, wenn sie zu dem Opfer halten. Die Angst ist nicht ganz unberechtigt, aber irgendwo zeugt das nicht gerade von persönlicher Stärke. Das ist dieser typische Mitläufereffekt, dem ich persönlich extrem abgeneigt bin. Jeder Mensch sollte seine eigene Meinung haben und auch zu dieser stehen. Ich kenne aus meiner Schulzeit auch solche Fälle, wo man mitgemobbt hat, obwohl man das Opfer so an sich eigentlich mochte. Da sieht man wieder wie arm so etwas ist.
Das kommt auf jeden Fall extrem oft vor. Genau Zahlen kann ich hier nicht liefern, aber jedes zweite Mobbingopfer wird wohl so eine Geschichte durchleben, was natürlich sehr traurig ist. Es ist doch wieder das Gefühl der Gruppe, was einem Sicherheit gibt. Hier traut man sich dann mehr, weil man weiß, dass man die ganzen Leute auf seiner Seite hat. Wenn es dann aber wirklich mal drauf ankommt, kann man auf die auch nicht mehr zählen. Das ist schon fast eine Tatsache. So ist sie leider, unsere tolle Gesellschaft. Jeder denkt nur an sich selbst und schlägt sich dann, je nach Bedarf, auf die passende Seite.
Diese Mitläufer kenne ich aus meiner eigenen Schulzeit auch recht gut. Damals wurde ich selbst gemobbt und habe im Nachhinein versucht, die Entstehung und Entwicklung dieses Prozesses aufzuarbeiten. Heraus kam letztlich, dass zwei Mädchen damit begonnen hatten, die vermutlich ihre eigene Unsicherheit überspielen wollten, zumindest hatte eines der Mädchen mit einer Suchtproblematik zu kämpfen, die es vermutlich zu verbergen galt.
Diese Mädchen beschlossen, mich von nun an zu ignorieren und stifteten auch alle anderen Mitschülerinnen dazu an, indem sie ihnen den Ausschluss aus der Clique androhten, wenn sie nicht spurten. Diese Bereitschaft zum Mitmachen war damals relativ groß, einerseits wohl aus Angst und andererseits auch, weil man mich ja nicht körperlich oder verbal anging, sondern durch Nichtstun an der Attacke teilnehmen konnte - da ist die Hemmschwelle wohl besonders niedrig.
Bedauerlicherweise denke ich durchaus, dass auch viele Erwachsene Angst vor einem Ausschluss aus ihrem sozialen Gefüge haben und somit lieber zum Mitläufer werden, als Zivilcourage zu zeigen und sich für ein unbeliebtes Opfer einzusetzen. Besonders traurig finde ich hierbei die Teilnahme von Menschen, die bereits selbst mit Mobbing zu kämpfen hatten. Gerade diejenigen müssten eigentlich wissen, wie unangenehm eine solche Attacke für das Opfer sein kann und wie sie sich selbst damals gefühlt haben. Leider überwiegt gerade bei früheren Opfern oft die Angst vor einem erneuten Ausschluss und sie geben keine Widerworte oder beteiligen sich sogar.
Das ist sicher eine Frage des Charakters. Ich hatte noch nie das Bedürfnis mich anzupassen und Teil von irgendeiner Masse zu werden oder einem "Anführer" hinterher zu rennen. Ich bin noch nie mit Mobbing konfrontiert worden aber da ich in anderen Bereichen meines Lebens keine Angst davor habe meine Individualität zu behalten und eine eigene Meinung zu haben würde ich einer mobbenden Masse sicher auch nicht hinterher rennen.
Es gibt aber leider genug Leute, die keine eigene Meinung haben oder die sich aus welchen Gründen auch immer nicht trauen eine eigene Meinung kund zu tun, wenn diese von der Masse abweicht. Ich sehe das so oft, dass irgendwas einfach nachgeplappert wird ohne, dass das Gehirn zwischengeschaltet wird.
Ja, ich glaube leider auch, dass es öfter vorkommt als man glaubt. Wobei ich hier auch nicht sagen kann, wer was glaubt. Aber ich würde niemals auf die Idee kommen, jemanden zu mobben, nur um bei denen gut dazustehen, die damit angefangen haben. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, aber in der Regel würde ich es wohl einfach ignorieren. Das klingt zwar auch ein wenig schwach bzw. nicht nach Zivilcourage, aber es kommt für mich auch auf den Grad an, wie man "gemobbt" wird.
Aber wenn jemand von zwei, drei Personen ignoriert wird, ist das für mich kein mobben. Wenn man jemanden nicht mag, schenkt man diesem Menschen einfach keine Aufmerksamkeit und gut ist. So würde ich das empfinden. Natürlich sollte man trotzdem noch normal miteinander reden - aber solche Kompetenz sollte man eigentlich in seiner Schullaufbahn erlernen.
Ich weiß nicht, ob ich zum Chef gehen würde, aber wenn das Mobbing extremes Ausmaß annehmen würde, würde ich wohl zum Chef gehen und gegebenenfalls sogar Namen nennen. Niemand sollte Opfer von Mobbing werden und man sollte eigentlich auch im Erwachsenenalter so reif sein, dieses Thema kein Thema in dem Betrieb werden zu lassen.
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