Andere mobben, weil man nicht Außenseiter sein will?

vom 07.09.2013, 22:04 Uhr

In dem letzten Betrieb, in dem ich gearbeitet habe, war Mobbing an der Tagesordnung. Teilweise wurde auch angesagt raus gemobbt, was allen Angestellten bekannt war. Wobei es aber immer eher die neuen Kräfte betraf und von den länger angestellten Mitarbeiterin ausgeführt wurde. Wobei die sich durchaus auch untereinander in der Wolle hatten.

In dem Zeitraum in dem ich angestellt wurde, wurden noch zwei weitere Kräfte eingestellt. Eine war allerdings früher schon mal dort beschäftigt gewesen und kannte die Kollegen. Noch dazu waren dort vor allem ältere Mitarbeiter angestellt, die jüngste müsste Mitte/ Ende 40 gewesen sein. Und es gab im Verkauf eine Auszubildende, die dann auch logischerweise jünger war. Die selbst gemobbt worden ist und da der Vater eingegriffen hat. Allerdings hat sie bereitwillig mit gemacht, wenn es andere traf. Beziehungsweise hatte sie generell eine Art an sich, dass sie alle, die nicht waren wie sie, als Freaks abgestempelt hat.

Wie gesagt, es traf meistens die neuer eingestellten Kräfte. Aber auch sonst wurde immer fleißig über nicht anwesende hergezogen. Ich hab nur einmal erlebt, dass sich fast alle gegen eine Kollegin gestellt haben, die sich unmöglich benommen hat. An sich war sie die Obermobberin. Aber irgendwie hat sie was absolut unpassendes gemacht und wir haben sie an dem Tag dann auch bewusst ausgeschlossen. Was aber eher die Seltenheit war.

Ich war generell oft Opfer, wenn es darum ging, dass jemand seine schlechte Laune an jemand auslassen wollte. Ich war, nach der Auszubildenden, eben die jüngste Angestellte. Aber auch die Angestellte, mit der meisten Berufserfahrung. Die meisten anderen haben da seit 20 oder 30 Jahren gearbeitet oder länger. Ich hatte privat komplett andere Interessen. Hatte eine Mutter, die an Krebs erkrankt war und die ich unterstützte. Und noch so ein paar Sachen. Irgendwas fand sich immer, mit dem man mich niedermachen konnte. Fachlich war wenig zu finden, da man mich eh gleich in den Bereich abschob, in dem man die wenigsten Kenntnisse brauchte. Hier bekam ich oftmals Lob von unserem Vorgesetzten, weil ich die Arbeit besser machte, als die Kolleginnen.

Reichte es nun fachlich nicht, dann war es meine Figur. Oder meine Hobbys. Hauptargument war immer wieder, dass ich das falsche Sternzeichen habe. Eine Kollegin hatte mal Stress mit jemand, der/die das selbe Sternzeichen wie ich hatte und deshalb war ich ein schlechter Mensch. Ich habe bis heute Probleme damit, jemand mein Sternzeichen zu nennen.

Lief im Betrieb irgendwas falsch, dann musste ich es falsch gemacht haben. Auch wenn ich nachweislich in der Zeit gar nicht da war, weil ich frei hatte oder mein Dienst später angefangen hatte. Das wurde dann aber auch lauthals vor Kundschaft im Laden und in meinem Beisein diskutiert. Zeitweise wurde mir verboten bestimmte Bereiche des Ladens zu betreten. Ich musste dort aber hin, um mein Aufgabengebiet zu machen. Lief das dann falsch, wurde ich auch runter gemacht. Egal wie ich es machte, es war immer falsch. Die Tage, an denen keiner in Mobberlaune war, waren allerdings wirklich toll. Wir waren ein Team und arbeiteten zusammen.

In meinen letzten Arbeitswochen dort behinderte mich eine Hilfskraft an meiner Arbeit. Was immer wieder dazu führte, dass ich eins auf den Deckel bekam. Wenn ich mich verteidigt habe, wurde ich auch dumm angemacht. Ich habe dann die Erstverkäuferin angesprochen, wie ich der Hilfskraft eben sagen kann, dass ich das nicht möchte, was sie macht. Die hat meine Bitten nämlich bis dahin ignoriert. Ich wollte nur einen Rat, bat ausdrücklich darum, dass man die Kraft nicht ansprach. Was dann aber doch gemacht wurde.

Später wurde ich von einer Kollegin wieder mal für etwas runter gemacht, was die Hilfskraft gemacht hatte. Ich habe mal wieder gesagt, ich war das nicht. Was nur abgewunken wurde und ich wieder die Dumme war. Die Hilfskraft stürmte in den Laden und putzte mich vor der Kundschaft runter. Beschimpfte und beleidigte mich. Bis ich weinend da stand.

Eine Kollegin sprach mich später an und sagte, sie fand das auch nicht in Ordnung. Ich habe mehrfach versucht, mit der Hilfskraft eine Aussprache zu bekommen. Was nicht klappte. Der nächste Arbeitstag war die Hölle, da keiner mit mir redete. Die Hilfskraft die Arbeiten, die sie für mich hätte machen müssen, nicht machte und ich quasi alleine kämpfte. Die Kollegin, die mir gesagt hatte, dass sie das nicht gut fand, bat ich dann auch um Hilfe. Also das sie mal offen sagt, dass sie das nicht gut findet. Sie sagte mir, dass sie das nicht machen kann, weil sie sonst dran wäre und eben auf den Job angewiesen ist.

Danach war ich krank geschrieben. War dann in einer psychiatrischen Klinik, aus der ich mit der Diagnose Borderline wieder raus kam. Die Mobberei hat sicherlich nicht Borderline ausgelöst. Aber sie hat zum Zusammenbruch geführt.

Ich selbst halte mich aus so Sachen raus. Wenn in dem genannten Betrieb die Auszubildende mal wieder Opfer war, wäre ich auch dazwischen, wenn die Anderen nichts gesagt hätten. Noch heute fühle ich mich in Situationen, in denen ich mit jemand zusammen was machen muss unwohl und habe Angst, dass man mich wieder dumm anmacht.

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