Ist im Straßenverkehr "Die Gelbe Karte" sinnvoll?
Die Gelbe Karte kennen wir alle aus Fußballspielen. Keiner bekommt sie gerne und doch hat derjenige, der sie bekommt, selbst daran mitgewirkt. Im Wiederholungsfall folgt dann die rote Karte. Auch wenn sie gefürchtet ist, kommt sie doch ab und zu vor. Danach gibt es eine Sperre.
So wie beim Fußball ist es nun auch in vielen Städten im Straßenverkehr geworden. Unter anderem sind Münster und Bielefeld Vorreiter bei dieser neuen Regelung mit der Gelben Karte. Nachdem man zuerst auf Rotlichtsünder und Blinkmuffel in meiner Stadt intensiv geachtet hatte, konzentriert sich die Polizei nun auf Autofahrer mit sehr hohem aggressiven Verhalten. Sie können bei Verstößen vom Straßenverkehr ausgeschlossen werden. Dann wird ihnen der Führerschein abgenommen oder sie erhalten ihn nicht erst.
Zielgruppe für diese Maßnahme sind insbesondere junge Menschen bis 25 Jahren, wenn sie durch aggressives Verhalten im Straßenverkehr auffallen. Die Polizei arbeitet hier eng mit der jeweiligen Gemeinde zusammen. Es handelt sich um ein Strategie-Projekt des Landes NRW, um kriminelle Karrieren zu verhindern. Wird ein Führerscheininhaber oder ein Führerscheinbewerber durch Gewalttaten auffällig, wird er darauf hingewiesen, dass das gezeigte Verhalten von charakterlichen Defiziten nicht geeignet ist, im Wiederholungsfall einen Führerschein zu haben und dieser eingezogen werden kann. Oder aber, dass sie mit der medizinisch-psychologischen Untersuchung rechnen müssen, die sehr teuer ist.
Die Zusammenarbeit der Polizei und Stadt/Gemeinde ist sehr wichtig, weil die Polizei das kriminelle Verhalten feststellt und die Stadtverwaltung dann den Führerschein einzieht beziehungsweise keine Fahrerlaubnis erteilt.
Nun wird sich manch einer fragen, was der Straßenverkehr mit dem sonstigen Verhalten zu tun hat. Man geht davon aus, das derjenige, der privat gewalttätig ist, auch dazu neigt, dieses Verhalten auch im Straßenverkehr zu zeigen. Es wurde nachgewiesen, dass das Verhalten in jedem Bereich des Lebens gleich ist. Wer im privaten Bereich gegen Regeln verstößt durch aggressives Verhalten, der wird auch im Straßenverkehr durch ähnliches Verhalten seine Mitmenschen gefährden. Die Gefahr ist, dass er rücksichtslos versucht, seine Wünsche durchzusetzen.
Neben Delikten wie Mord, Totschlag, die schon sehr extrem sind, geht es auch um Vergewaltigung, Raub, Körperverletzung, Tierquälerei, Brandstiftung, Hausfriedensbruch und anderes aggressives Verhalten. Die Verantwortlichen nehmen an, dass der Erwerb des Führerscheines wichtiger ist für jüngere Leute als die Angst vor Strafe. Niemand möchte gerne den sogenannten Idiotentest machen und auf eine Stufe gestellt werden mit Drogensüchtigen und Trinkern. Deshalb sind die Verantwortlichen auch überzeugt, dass diese Abneigung eine Verhaltensänderung herbeiführen könnte und das nutzt "Die Gelbe Karte“.
Ich hoffe, dass dieser Versuch gelingt, zu wünschen wäre es. Wie seht ihr das Projekt: „Die Gelbe Karte“? Wenn ihr zur Gruppe der jüngeren Menschen gehört, befürwortet ihr diese Maßnahme? Oder meint ihr, dass das alles nur Blödsinn ist? Die Durchführung dieses Projektes wird ja auch einiges an Geld kosten. Seid ihr der Meinung, es ist einen Versuch wert? Oder seht ihr das als rausgeworfenes Geld an?
Für mich ist der Zusammenhang zwischen dem Verhalten außerhalb des Straßenverkehrs und dem Verhalten im Straßenverkehr ganz deutlich. Niemand der z.B. gerne pöbelt und ständig Kneipenschlägereien anfängt, wird sich im Straßenverkehr wie ein unschuldiges Lamm benehmen. Wenn jemand aggressiv ist, dann ist er es auch hinter dem Steuer. Das ist nichts, was man beim Zündschlüsselumdrehen ablegt.
Meine Mutter hat früher beim TÜV die psychologischen Gutachten, die Teil des "Idiotentests" sind, erstellt und hat dabei auch öfter mal gerade entlassene Sträflinge begutachtet. Es ist also nicht gesagt, dass man nach einer Straftat und verbüßter Freiheitsstrafe unweigerlich seinen Führerschein wiederbekommt.
Ich kann dieses Projekt nur begrüßen. Sicher muss sich die Theorie erst in der Praxis bewähren, aber ich wäre sicher nicht überrascht, wenn sie es tut. Ich denke auch nicht, dass dieses Projekt sehr kostenintensiv ist. Die Polizei muss nur die Abteilung für Straßenverkehr informieren und diese muss einen Blick in die Akte werfen, ob eine Maßnahme angebracht wäre. Eine etwaige MPU muss derjenige dann ja selber zahlen. Also große Kosten wird es nicht verursachen.
Aber der Nutzen könnte enorm sein, wenn so Unfälle verhindert werden können. Der Führerschein ist ein Privileg, dass man nicht nur die bestandene Prüfung erlangt, sondern sich jeden Tag erarbeiten muss. Immerhin wird man in einem tonnenschweren Gerät auf die Menschheit losgelassen.
Ich denke auch, dass da etwas dran ist; wer eine Neigung zur Impulsivität oder Aggression hat, wird die in in allen Lebensbereichen haben. Aber es ist ja erst einmal nur eine Verhaltenstendenz, d.h. man ist dann vielleicht häufig innerlich gereizt und es brodelt in einem, ob man sich aber auch aggressiv verhält, hängt ja von der Situation ab. Auch jemand, der aggressiv ist, wird sich vielleicht gegenüber dem eigenen Chef oder der neuen Flamme etwas mehr zusammenreißen als gegenüber Fremden.
Zudem frage ich mich gerade, was denn dieses aggressive Verhalten im Straßenverkehr, was so gefährlich sein soll, denn ist. Geht es hier um Drängler oder Leute, die noch kurz vor Rot über die Ampel fahren? Wenn Ihr mal ehrlich seid, habt ihr nicht auch schon einmal bei Dunkelgelb auf das Gas gedrückt, um noch schnell über eine Kreuzung zu kommen, wenn Ihr es eilig hattet? Habt Ihr Euch nicht auch schon einmal über jemanden, der viel zu langsam fährt, so geärgert, dass Ihr etwas dichter aufgefahren seid? Das kann doch nicht als extrem aggressives Verhalten gewertet werden.
Als richtig schlimmes Fehlverhalten würde ich es erst dann ansehen, wenn jemand etwa total betrunken fährt, mit 90 durch den Ort rast oder jemanden umfährt und abhaut. Aber das kommt doch ohnehin total selten vor. Viel häufiger sind kleine Verstöße, aber so richtig krasse Verkehrsdelikte hat man doch selten. Macht es Sinn, viel Geld zu investieren, um etwas, das schon selten ist, noch seltener zu machen? Und kleine Delikte werden meiner Meinung nach schon ausreichend bestraft; da kosten schon kleine Übertretungen richtig viel und fast schon zu viel, sodass es nicht mehr verhältnismäßig ist.
Weiterhin wird jemand, der beispielsweise einen Banküberfall begeht, ja dafür bestraft. Er muss doch schon eine Strafe absitzen und wäre es nicht da auch übertrieben, diesen Menschen doppelt zu bestrafen, indem man ihn noch den Führerschein abnimmt? Viele brauchen den Führerschein für den Job und ich kann mir gut vorstellen, dass ein entlassener Straftäter erst recht keine Chance auf eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt hat, wenn ihm dann auch noch der Führerschein weggenommen wurde und er nicht mehr mobil ist. Dann neigt er eventuell gerade dazu, wieder straffällig zu werden, weil er für sich keine anderen Chancen sieht.
Unter Aggression im Straßenverkehr versteht man unter anderem rücksichtsloses Verhalten beim Abdrängen und beim besonders nahen Auffahren auf ein anderes Auto vor einem, fast bis zur Stoßstange. Unter Zeitdruck stehende Autofahrer rasen ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Ein Tempolimit lässt sie erst recht aggressiv werden.Eine der häufigsten Todesursachen ist die Aggressivität in Verbindung mit der Raserei. Gefährlich sind auch die Autofahrer, die andere schneiden oder ausbremsen. Sie können viel Unheil anrichten, wie ebenso diejenigen, die nicht oder zu spät blinken.
Es handelt sich um Menschen, die sich nicht im Griff haben und die nur einen Auslöser brauchen, um zu explodieren. Sie fühlen sich immer provoziert, sogar durch eine Baustelle. Jedes Mittel ist ihnen recht, um schnell an ihr Ziel zu kommen. Sie wähnen sich sogar als Opfer, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Die Wut am Steuer soll als Ursache den Zeitdruck mit Arbeitsverdichtung haben, stellte der Automobilclub ACE fest. So wird aus Frust eine gefährliche Aggression. Selten werden aggressive Fahrer erwischt. Deshalb sollen auch mehr Kontrollen stattfinden.
Eine Provokation gibt es von beiden Seiten, wenn ein Drängler auf einen Schleicher stößt. Beide könnten sich anders benehmen und dem anderen keinen Anlass zur Aggression geben.
Zitronengras, wenn du der Meinung bist, dass extra dichtes Auffahren nichts mit Aggression zu tun hat, dann würde ich gerne mal wissen, was es denn dann sein könnte? Es geht auch nicht um Fehlverhalten wie bei dunkelgelb noch über die Ampel huschen oder betrunken sich hinters Steuer setzen. Das ist keine Aggression, sondern falsches Verhalten im Straßenverkehr. Es geht hier nicht um kleine Delikte, die mit Geld bestraft werden. Es geht um viel mehr. Es geht um das Leben von Verkehrsteilnehmern. Soll ein entlassener Straftäter, wie zum Beispiel der von dir genannte Bankräuber aus Mitleid seinen Führerschein behalten dürfen, weil du der Meinung bist, dass er sonst keine Stelle bekommt? Bekommt er keine Stelle, wird seine Aggressivität zunehmen und er wird im Straßenverkehr rücksichtslos mit anderen Verkehrsteilnehmern umgehen. Ist das deine Vision?
Ich finde das, was Bienenkönigin geschrieben hat, vollkommen richtig gesehen. Deine Sicht von Aggressivität solltest du noch einmal überdenken.
Ich finde Deine Sicht total einseitig und unreflektiert. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch noch etwas dazwischen. Nicht jedes dichte Auffahren ist gleich Zeichen unsäglicher Aggression und auch das von Dir angeführte zu späte Blinken würde ich in den meisten Fällen nicht mit Aggression assoziieren. Ist also jeder, der weniger als das empfohlenen halben Tachomaß als Abstand hält, schon ein potentieller Mörder? Wer also im Ort 20 statt 25 Metern Abstand hält, ist gleich aggressiv? Findest Du das nicht selbst etwas übertrieben?
Warum fährt man dichter auf? Na weil man genervt ist, dass jemand zu langsam fährt. Aber ist Genervtsein gleich Aggression? Nein, das denke ich nicht. Aggression ist eine Bereitschaft zur Gewalt und die ist nicht gegeben, nur weil man 20 oder 15 Meter Abstand hält statt 25 Metern. Wenn jemand fast an der Stoßstange klebt, mag das anders zu bewerten sein, aber eine leichte Verminderung des Abstands ist für mich keine Aggression. Das ist halt ein Kontinuum, man würde am einem bestimmten Punkt von einer erhöhten Gefährdung sprechen und die Frage ist, wo man diesen Punkt sieht. Du sieht den aber meiner Meinung nach zu zeitig. Du verlangst damit von Verkehrsteilnehmern ein nahezu perfektes Verhalten, was einfach unrealistisch ist.
Genauso ist es auch mit dem „sich betrunken hinters Steuer setzen“. Wir haben ja eine Promillegrenze und die legt fest, wann man noch fahren darf und wann nicht. „Betrunken“ ist da ein sehr unscharfer Begriff, wann ist man betrunken, wann noch nicht? Ist man nach einem Bier betrunken, nach einem Glas Wein oder erst nach mehreren Schnäpsen? Die Frage ist dabei, ob man noch unter der Promillegrenze liegt oder darüber. Sicherlich gibt es Leute, die nie etwas trinken, wenn sie fahren, aber wenn es eine Promillegrenze gibt, dann ist es auch gesetzlich legitim, etwas zu trinken, solange man diese nicht überschreitet und deswegen ist man nicht gleich ein aggressiver betrunkener Fahrer. Man darf eigenes, überperfektes Verhalten (z.B. gar nichts trinken) nicht zum Maßstab für alle anderen erheben. Gegen so ein Bessermenschentum bin ich nämlich wirklich.
Soll ein entlassener Straftäter, wie zum Beispiel der von dir genannte Bankräuber aus Mitleid seinen Führerschein behalten dürfen, weil du der Meinung bist, dass er sonst keine Stelle bekommt? Bekommt er keine Stelle, wird seine Aggressivität zunehmen und er wird im Straßenverkehr rücksichtslos mit anderen Verkehrsteilnehmern umgehen. Ist das deine Vision?
Behält nicht der Bankräuber nach gegenwärtigem Gesetz ohnehin seinen Führerschein? Und warum unterstellst Du einem Bankräuber automatisch Aggression? Ich will nicht sagen, dass wir morgen früh alle die nächste Sparkasse überfallen sollen, aber ich finde einen Bankraub kein so wahnsinnig schlimmes Verbrechen, das man jemanden auch gleich noch den Führerschein abnehmen sollte. Bei Mord, Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch bin ich bei Dir, das sind Dinge, die wirklich das Leben eines Menschen zerstören oder beenden und da kann man drüber nachdenken, ob der Täter noch am Straßenverkehr teilnehmen sollte, wenn er seine Strafe verbüßt hat, aber bei Kapitalverbrechen würde ich das ganz anders sehen und da nicht eine verkorkste Persönlichkeit oder Aggression hineininterpretieren.
In Bezug auf Aggression habe ich nicht von Trunkenheit am Steuer geschrieben. Den Alkohol hast du erwähnt. Bei dichtem Auffahren denke ich nicht an einen kleinen Ort, wo nur 30 km/h erlaubt sind, sondern doch mehr an die Autobahn oder Landstraße. Willst du wirklich sagen, dass es nichts mit Aggression zu tun hat, wenn jemand bei erlaubten 130 km/h dicht auffährt und versucht, das andere Fahrzeug abzudrängen, das die erlaubte Geschwindigkeit einhält? Wenn jemand schneller fahren will, muss er sich dementsprechend andere Autobahnen aussuchen oder früher losfahren, dann hat er genügend Zeit.
Ich verlange kein perfektes Verhalten von Verkehrsteilnehmern, aber ein angepasstes, das niemanden gefährdet. Wenn ich von dichtem Auffahren spreche, hat das nichts mit dem halben Tachomaß Abstand zu tun, aber das wirst du selbst wissen. Aus einem Genervtsein entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit eine Aggression.
Auch den Bankräuber hast du eingebracht. Es gibt in deinem Sinne harmlose Bankräuber. Aber es gibt auch äußerst aggressive, die rücksichtslos die Schusswaffe benutzen. Wie du das nennst, weiß ich nicht. Ich finde es schon sehr bedenklich.
Jetzt mal nicht streiten. Natürlich gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, nicht nur perfekten Abstand und Abdrängen, sondern eben auch noch einiges dazwischen. Da redet ihr zwei gerade etwas aneinander vorbei.
Aber das ist hier doch sowieso irrelevant. Denn der Führerscheinentzug geschieht ja andersherum. Derjenige muss ja im "normalen" Leben Gewaltbereitschaft gezeigt haben, und zwar in Form von drei Gewaltstraftaten. Dann gibt die Polizei der Verkehrssicherheit Bescheid. Und wenn jemand drei Mal wegen Gewalttätigkeiten verhaftet wurde, dann brauchen wir uns doch wirklich nicht mehr darüber zu streiten, ob derjenige ein Agressionsproblem hat oder nicht.
Dass er bis dahin im Verkehr womöglich noch gar nicht auffällig wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Aber das kann sicher auch der Fall sein. Ich finde es dennoch gut, dass die beiden Abteilungen miteinander kommunizieren, da sich die beiden Bereiche nicht trennen lassen. Und ein etwaiger Führerscheinentzug soll dann auch gar keine zusätzliche Strafe sein, sondern der Sicherheit aller anderen dienen.
Auch bei einem entlassenen Straftäter soll eine Überprüfung seiner Verkehrstauglichkeit keine Strafe sein. Diese hängt auch gar nicht so sehr von der Tat an sich ab. Nach einem "harmlosen" Banküberfall wird keine Überprüfung stattfinden. Aber wenn der Täter bei dem Überfall unnötig Gewalt angewendet hat, vielleicht schon. Es kommt auf die Art und Weise an. Denn diese Art und Weise könnte er auch im Straßenverkehr an den Tag legen. Man kann niemanden für immer ins Gefängnis sperren, aber darüber nachzudenken, ob man ihn tonnenschweres Gefährt fahren lässt, ist durchaus legitim. Es ist ja erst mal nur eine Überprüfung aufgrund berechtigter Bedenken. Diese Überprüfung kann er ja dennoch bestehen und seinen Führerschein behalten.
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