Wieso werden für einige Jobs nur Akademiker gesucht?

vom 06.09.2013, 18:56 Uhr

Ich mache gerade wegen meines Studiums ein Praktikum in einem mittelständigen Betrieb. Der Job macht mir viel Spaß, aber ich wundere mich, wieso dafür nur BWLer angestellt werden. In meiner Abteilung arbeite ich jedenfalls nur mit Leuten zusammen, die ein BWL-Studium abgeschlossen haben und muss sagen, dass dieses Studium absolut unnötig für die Tätigkeiten ist, die ausgeführt werden. Ganz ehrlich, würde ich dort ein halbes Jahr bleiben und eingearbeitet werden, könnte ich dieselben Dinge übernehmen wie meine Kollegen es jetzt tun.

Eine Freundin von mir, die BWL studiert, arbeitet seit einem halben Jahr als studentische Mitarbeiterin in einer großen Firma. Sie macht bald ihren Bachelor und meint, dass sie bisher so gut wie gar nichts von dem, was sie im Studium gelernt hat, anwenden konnte. Sie ist nach einem halben Jahr natürlich ziemlich gut eingearbeitet und hat meine Meinung, dass man für die Arbeiten keinen akademischen Titel braucht, bestätigt.

Ich brauch doch wirklich keinen Master in BWL, um SAP und Excel bedienen sowie ein paar Telefonate führen zu können. Wieso benötigt man für viele -Büro-Jobs, die ein Industriekaufmann genauso durchführen könnte, einen Uniabschluss?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dazu kann ich nur sagen: Weiß ich auch nicht, dazu müsste man in der Personalabteilung von Unternehmen tätig sein, und das bin ich nicht.

Meiner Erfahrung nach ist es jedoch nichts Ungewöhnliches, dass der ganz normale Arbeitsalltag oft zum Großteil aus Routinearbeiten besteht, für die man definitiv kein Studium braucht, da sie entweder auf "learning by doing" basieren oder ziemlich simpel sind. In meinem Job habe ich auch schon öfter Aktenordner neu beschriftet, Formularvordrucke kopiert und den Kopierer so lange betreut, bis er den letzten Papierstau verkraftet hatte. Und ich bin ebenfalls Akademikerin.Da ich jedoch fürs Blätter lochen genau so viel Stundenlohn bekomme wie für aufwendige Rechercheprojekte (die eigentlich den Hauptteil meiner Arbeit ausmachen) stört es mich jedoch nicht wirklich, auch mal Arbeiten zu machen, für die ich nicht studiert habe.

Generell finde ich jedoch, dass Akademiker im Idealfall sich auch mit den einem Berufsfeld zu Grunde liegenden Theorien und Hintergründen beschäftigt haben sollten, was sie eben auch dazu befähigen kann, in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt zu werden und auch umfassende Entscheidungen zu treffen. So weit zumindest die Theorie: In der Praxis zählen natürlich Berufserfahrung und Engagement oft mehr als ein Uni-Abschluss, das ist mir auch schon aufgefallen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Die Frage ist doch eher "wieso sollte ich keinen Akademiker einstellen, wenn ich einen für den passenden Preis bekomme?" Schließlich haben sie eine viel breitere und tiefere Ausbildung und können daher eher auch mal flexibler eingesetzt werden, wenn es notwendig ist. Schließlich zielt das ganze Studium darauf ab, sich schnell in neue Themengebiete einzuarbeiten.

Die Firmen gehen also davon aus, dass Akademiker schneller eingearbeitet sind und daher effektiver eingesetzt werden können. Und dank der sehr hohen Absolventenzahlen gerade bei Studiengängen wie BWL ist die Versorgung an günstigen Akademikern absolut unproblematisch. Das heißt nicht unbedingt, dass ein guter Industriekaufmann weniger taugt, aber der wird nur eben auch nicht billiger sein als der Uniabsolvent.

Prinzipiell gibt es das Problem auch bei Studiengängen wie Informatik und Ingenieurswissenschaften. Auch dort gibt es viele Jobs, die auch ein Facharbeiter oder Techniker erledigen könnte. Meistens ist es aber so, dass er dafür viele Jahre Berufserfahrung braucht, um den Unterschied in der Ausbildung kompensieren zu können. Und solche Leute gibt es viel zu wenig, weshalb man auch für einfachere Jobs Akademiker einsetzt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.09.2013, 17:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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