Heuchelei, wenn man angeblich letzten Wunsch erfüllt?

In diesem Thread Wunsch auf dem Sterbebett eine moralische Erpressung? wurde geschrieben, dass man doch ruhig ein Lippenbekenntnis ablegen kann, weil ein Toter nicht mehr überprüfen kann, ob man den letzten Wunsch erfüllt. Ich finde es Heuchelei und könnte aus Gewissensgründen einem Sterbenden keinen Wunsch angeblich erfüllen wollen, wenn ich es dann doch nicht mache. Ich würde wahrscheinlich entweder gar nicht hingehen, wenn ich wüsste, dass irgendein Wunsch gesagt wird oder ich würde die Antwort irgendwie umgehen.

Könntet ihr einem Sterbenden wirklich vorheucheln, dass ihr den letzten Wunsch erfüllt und es dann doch nicht machen? Könntet ihr mit reinem Gewissen dann diesen Wunsch umgehen und was anderes machen? Wenn jetzt ein Sterbender um Verzeihung bittet für etwas, was man eigentlich nicht verzeihen kann, würdet ihr ihm verzeihen, auch wenn ihr anders darüber denkt? Ich könnte es nicht und ich würde auch einem Sterbenden dann meine Meinung sagen.

Es kommt wirklich auf den Wunsch an. Verzeihen würde ich nicht, wenn ich in dem Moment nicht dazu bereit bin und es mein Leben lang nicht war. Das würde ich dann im Nachhinein bereuen. Bei dem Thema sagen ja immer einige, dass man es nachher bereuen würde, wenn man nicht hingeht und nicht verzeiht. Aber man kann es doch genauso auch bereuen, wenn man hingeht und wenn man verzeiht. Wenn der Sterbende es einfach nicht verdient hat und ich nicht dazu in der Lage bin, dann würde ich auch kein Lippenbekenntnis abgeben. Dann könnte der Sterbende vielleicht in Frieden sterben, aber ich müsste mit der Qual weiterleben. Das ist doch auch nicht fair.

Anders ist es bei einem abwegigen Wunsch. In dem anderen Thema hat jemand erzählt, dass die Großmutter darum bat, dass ihr Haus übernommen wird. Da würde ich am Sterbebett zusagen, aber wenn es sich in der Realität dann einfach nicht umsetzen lässt, würde ich das Haus verkaufen. Die Großmutter kann doch nicht gewollt haben, dass man deswegen unglücklich wird. Selbst wenn ich schon wüsste, dass ich das Haus nicht behalten werden will, würde ich in dem Moment einfach ihr zuliebe Ja sagen. Dann geht sie mit der Vorstellung, dass ihre Familie in dem Haus glücklich sein wird. Letztlich ist aber doch das "Glücklich" wichtiger.

Ich würde eigentlich auch auf dem Sterbebett nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Ich würde dann zumindest sagen, dass ich mein Bestes geben werden, um dem Sterbenden den letzten Wunsch erfüllen zu können. Es kommt natürlich auch immer darauf an, um welchen letzten Wunsch es sich handelt.

Allerdings könnte ich nicht versprechen, diesen Wunsch zu erfüllen und dann schon wissen, dass ich es eh nicht tun werde. Das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren und würde mir dann ewig Vorwürfe machen. Daher würde ich dann schon ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, ob ich dem letzten Willen nachkommen kann, aber eben alles versuche um das zu schaffen.

Ich finde das sehr schwierig, weil man egal wie man sich entscheidet sein Gewissen belastet. Entscheidet man sich dazu zu lügen, wird man sich vorwerfen, dass man nicht zu seinen Ansichten gestanden hat. Wird man jedoch die Wahrheit sagen, macht man sich im Nachgang vielleicht Gedanken, ob das zu hart war und man nicht hätte netter sein müssen.

Ich denke, dass ich mich gegen eine Heuchelei entscheiden würde, aber das heißt dann auch innerliche Zerrissenheit und ich denke, dass ich mit dieser Entscheidung auch ganz schöne Last auf mein Gewissen laden würde, aber da muss man dann durch. Man muss schon man selbst sein und sollte sich nicht verstellen. Ich muss mich ja noch im Spiegel ansehen können und verzeihen nur damit die Person, die mir geschadet hat kein schlechtes Gewissen mehr hat finde ich nicht in Ordnung.