Kennt ihr Kinder, die regelrechte Wanderpokale sind?

vom 02.09.2013, 20:16 Uhr

Ich hatte vorhin mit einer Bekannten gesprochen. Ihre Enkelin hatte heute ihren ersten Schultag. Die Eltern von dem Kind sind getrennt. Die Trennung war bereits als das Kind ein paar Wochen alt war. Da die Mutter schon bald zum Arbeiten begonnen hat, haben die beiden Omas sehr viel von der Kinderbetreuung übernommen. Der Vater kümmert sich auch durchaus um das Kind. Und das Kind ist es auch gewohnt, dass es oft woanders als zu Hause schläft. Das Kind ist es also schon länger gewöhnt, dass es regelmäßig beim Vater schläft, aber auch regelmäßig bei den beiden Großeltern.

Eigentlich finde ich das auch durchaus schön und gut. Zumindest auf den ersten Blick. Meine Bekannte hat mir nun vorhin erzählt, wie die Betreuung nun geregelt ist. Demnach schläft das Kind dreimal pro Woche beim Vater, zweimal pro Woche bei der Mutter, einmal bei Oma 1 und einmal bei Oma 2. So soll der Alltag von dem Kind aussehen. Es ist also keine vorübergehende Lösung.

Nun finde ich es sehr schön und gut, dass das Kind auch guten Kontakt zum Vater hat. Das halte ich für die Entwicklung für sehr wichtig. Ich finde es auch sehr schön, dass das Kind einen guten und regelmäßigen Kontakt zu den Großeltern hat. Aber dennoch muss ich gestehen, dass mir das Kind irgendwie Leid tut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Regelung langfristig gesehen gut für das Kind ist.

Die Kleine wird noch dazu in eine private Volksschule gehen, wo das Kind bis 16 Uhr täglich in der Schule sein wird. Es ist also sowieso schon viel nicht zu Hause und dann denke ich mir, dass sich die Kleine doch total zerrissen vorkommen muss. Noch dazu sind die zwei Tage bei der Mutter nicht einmal hintereinander sondern an einmal bei der Mutter, dann bei Oma 1, dann wieder bei der Mutter, dann bei Oma 2, dann dreimal beim Vater.

Das Kind hat nun einen Koffer bekommen, der sehr viele Fächer oder so hat, der dann wie ein Kleiderschrank ist. Das erzählte mir meine Bekannte sogar mit vollem Stolz. Es ist nicht so, dass eine "Notlage" oder so vorliegt. Die Mutter ist schon seit mehreren Wochen arbeitslos. Es geht also nicht darum, das niemand Zeit hätte.

Wie gesagt, ich sage nicht, dass das Kind nur bei der Mutter schlafen soll, aber dennoch kommt mir diese Lösung schon sehr heftig vor. Meine Bekannte meinte, dass das heutzutage in sehr vielen Familien so ist. Ich selber kenne niemanden wo das Kind ein derartiger Wanderpokal ist. Kennt ihr so ein Kind? Was haltet ihr von so einer Situation? Das Kind soll natürlich auch Kontakt zu seinem Vater und zu den Großeltern haben. Aber trotzdem würde ich mich an der Stelle des Kindes in so einer Situation glaube ich nicht mehr auskennen, wohin ich nun eigentlich gehöre. Den Hauptwohnsitz hat es zumindest laut Meldezettel bei der Mutter.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin davon gerade ziemlich schockiert, ich kann mir wirklich nicht vorstellen wie sich das Kind so wohlfühlen soll. Besonders wenn sie noch so jung ist. Sie wird doch niemals einen wirklich geregelten Alltag führen können.

Ich kenne nur ein Scheidungskind welches immer wieder zwischen ihren Eltern "gesprungen" ist. Allerdings war sie auch eine Woche bei dem Vater und eine Woche bei der Mutter. Noch dazu haben die nicht weiter als 3km auseinander gewohnt und sie hatte in beiden Häusern ein eigenes Zimmer.

So ist das, denke ich, viel geregelter und macht auch mehr Sinn als dieser ständige Wechsel zwischen so vielen Haushalten. Zumal sie dann anscheinend noch nicht mal ein wirkliches zu Hause hat. Ehrlich gesagt denke ich nicht dass das lange gut gehen wird, aber das muss jede Familie selber wissen.

» Valobee » Beiträge: 109 » Talkpoints: 46,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als allererstes einmal: Das arme, arme Kind. Auf diese Weise kann es sich doch nirgendwo so richtig zu hause fühlen. Ich bin selber Trennungskind (gut, beim Vater hab ich nicht übernachtet, der hat sich schon vorher verkrümelt und nie Wert auf Kontakt gelegt) und war jedes Wochenende bei meiner Oma. Aber nur das Wochenende. Oder in den Ferien bin ich mit meiner Oma weggefahren, weil meine Mutter arbeiten musste. Und in den Ferien selten frei hatte. Aber solch eine Lösung hätte ich als Kind wohl nicht so toll gefunden.

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne so ein Kind. Und es hat mir deshalb auch schon immer leid getan. Die Eltern waren viel zu jung als sie das Kind bekommen haben und haben sich recht schnell getrennt (aber nicht innerhalb von Wochen; das ist ja ein trauriger Rekord). Das Kind ist schon hauptsächlich bei der Mutter aufgewachsen, nur dort war es "zuhause". Aber an Wochenenden und in den Ferien hat es jeweils bei den beiden Großmüttern und beim Vater übernachtet. Nicht so geregelt wie in deinem Beispiel, sondern immer sehr spontan und unregelmäßig.

Es hatte also auch keinen extra Koffer, sondern die Sachen wurden schnell in eine Tasche gestopft und die Hälfte dabei vergessen. Wenn also die Zahnbürste fehlte, war das die Schuld von dem Kind und nicht die der Erwachsenen. Das größte Problem waren aber die unterschiedlichen Erziehungsstile. Bei den einen musste sie um 7 ins Bett, bei den anderen konnte sie bis um 9 aufbleiben. Bei den einen war Zähneputzen wichtig, bei den anderen wurde es vernachlässigt.

Meiner Meinung nach, wäre das alles kein Problem gewesen, wenn es geordneter abgelaufen wäre und die Erwachsenen mehr miteinander gesprochen hätten. Kommunikation ist so unglaublich wichtig, wenn man sich sozusagen ein Kind teilt.

Das Kind hat keinen offensichtlichen Schaden davongetragen, wobei die schwierige Zeit der Pubertät noch aussteht. Aber ich denke schon, dass die Bindungen zu den Erwachsenen in ihrem Leben etwas locker sind und sie emotional etwas in der Luft hängt und nicht weiß, wo sie hingehört. Blöderweise ist das natürlich auch nicht das einzige Problem dieses Kindes geblieben, obwohl es bestimmt schon gereicht hätte.

Ich würde jedenfalls nicht so mit einem Kind umgehen und finde es total verantwortungslos. Gerade Kinder brauchen feste Strukturen und zwar bis ins Detail. Es ist ja schön, wenn die Tage wie in deinem Beispiel so konsequent zwischen den Eltern und Großeltern aufgeteilt werden. Ich denke aber, dass Kinder es brauchen, dass z.B. immer um 13 Uhr das Essen auf dem Tisch steht und wann man ins Bett muss und solche Dinge. Wenn es die Ausnahme ist, länger wach zu bleiben, wenn man MAL bei der Oma schläft, ist es etwas besonderes. Wenn man seinen Schlafplatz jeden zweiten Tag ändert, ist es Stress.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mir ist leider auch ein solcher Fall bekannt. Meine beste Freundin wohnt neben einer Frau, die ihr Kind auch ständig zu anderen Leuten abgibt. Die Frau hat ihr Kind relativ früh bekommen, sich dann natürlich gleich von dem Vater getrennt und das Kind ist fast nur bei den Eltern der Mutter aufgewachsen. Mittlerweile ist das Kind in der Grundschule und es hält sich öfter bei den Großeltern auf als bei der Mutter. Außerdem ist das Kind dann hin und wieder noch bei dem leiblichen Vater. Ich finde diese Zustände furchtbar und mir tut das Kind sehr leid. Ich finde das nicht wirklich in Ordnung und ich denke, dass jedes Kind es verdient hat, in geregelten Verhältnissen aufzuwachsen und ein richtiges Zuhause zu haben.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kenne zwar bisher nur die Variante, wo ein Kind jeweils den halben Monat bei Mutter beziehungsweise Vater verbringt. Aber diese Kinder fühlen sich auch meist nirgends richtig zu Hause. Der schwierigste Fall, der mir bisher bekannt ist, betrifft ein Mädchen. Es ist muss psychologisch behandelt werden und beiden Eltern war nicht klar, dass die Ursache in dem ständigen Wechsel der Wohnung liegen.

Der Vater meinte noch ganz stolz, dass sie doch ein eigenes und voll eingerichtetes Kinderzimmer bei beiden Elternteilen hat. Dass sie aber auch dauerhaft Freunde in der unmittelbaren Gegend benötigt und nicht alle zwei Wochen dafür Zeit haben sollte, wollte er nicht begreifen. Denn Freundschaften lassen sich bei Kindern kaum nach Terminkalender führen.

Dass dieses Kind nun vier verschiedene Stationen pro Woche hat, wo es übernachten wird, finde ich mehr als fraglich. Klar ist es schön, wenn alle betreuenden Personen in unmittelbarer Nähe wohnen. Trotzdem wollte man da eine andere Lösung suchen. Die Tochter braucht einen festen Bezug, wo sie hingehört. Da sich scheinbar alle gut verstehen, könnte das Kind auch in der Wohnung der Mutter betreut werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich bin recht "froh", zu lesen, dass es scheinbar zum Glück doch noch nicht oft zu solchen verwirrenden Wohnsituationen kommt. Meine Bekannte meinte gestern nämlich, dass das viele so machen. Heftig an dieser Situation finde ich, dass es ja nicht einmal nötig wäre, weil die Mutter wie gesagt sowieso derzeit nicht arbeiten ist und es vermutlich in nächster Zeit auch nicht sein wird. Sie ist also sowieso zu Hause.

Meine Bekannte betonte gestern immer wieder, dass das Kind sich das so wünscht und nicht die Erwachsenen. Ich kenne das Kind und muss sagen, dass ich diese Aussage meiner Bekannten durchaus sogar glaube. Das Kind ist es von klein auf gewohnt hin und hergeschoben zu werden. Die Kleine kennt es wirklich kaum anders. Und die Kleine meinte nun eben, dass sie das nun wo sie in der Schule ist auch so weiterführen möchte.

Meine Bekannte erzählte mir ja auch noch, wie toll sie diese Lösung findet, weil die Kleine eben überhaupt nicht scheu ist und offen für alles und auf alle Leute offen zugeht und sie überhaupt kein Problem damit hat, egal wo zu schlafen. Nun, diese Punkte treffen in der Tat beim Kind zu, aber dennoch halte ich es für sehr wichtig, dass das Kind einen Hauptwohnort hat.

Alle Beteiligten wohnen übrigens in der gleichen Großstadt. Nicht unbedingt um die Ecke, aber die Schule ist auch ganz wo anders, damit eben alle die Schule zumindest in einer Stunde erreichen können. Eine Betreuung nur zu Hause wollen sie nicht, auch wenn sie sich untereinander sehr gut verstehen. Der Vater hat inzwischen eine neue Freundin, die im Dezember Nachwuchs erwartet. Von daher will der Vater eben seine erste Tochter auch bei sich in "seiner" Familie haben. Sehr verwirrend finde ich das alles. Und auch wenn es stimmt, dass das Kind sich das derzeit so wünscht, kann ich mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer gut für das Kind ist. Meine Bekannte meinte gestern aber nur, dass das nur bei mir am Land so ist. In der Stadt ist so eine Familiensituation schon fast die Regel, weil es oft eben gar nicht anders geht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das finde ich echt richtig schlimm! Wenn man mal auf eine solche Lösung zurückgreifen muss, weil es sich einfach nicht anders regeln lässt, dann geht das ja noch. Aber wenn man als Kind fast jeden Tag nach der Schule zu jemand anderem gehen muss, obwohl man auch bei der Mutter bleiben könnte, dann finde ich das schon ganz schön heftig. Ich würde mir an der Stelle dieses Kindes so vorkommen, als wenn niemand mich haben wollte. Außer vielleicht der Vater, bei welchem das Kind ja zumindest mehrere Tage am Stück zu sein scheint.

Ich könnte es auch noch halbwegs nachvollziehen, wenn das Kind in der Woche zwei Tage hintereinander bei der Mutter, dann drei Tage hintereinander bei dem Vater und am Wochenende dann jeweils bei einer Großmutter wäre. Das fände ich auch schon zu viel des Wechsels, aber ich könnte es noch akzeptieren, weil das Kind dann jedenfalls nicht jeden Tag seine Umgebung wechseln müsste. Aber auch das fände ich schon ziemlich hart für ein kleines Mädchen, denn die ständigen Umgebungswechsel empfinde ich als zu stressig für ein Kind.

Ich kenne niemanden, der seinem Kind so etwas zumutet. Mir selber wäre es auch ganz egal, wie sehr sich mein Kind so eine Lebenssituation wünschen würde, ich würde diesen Wunsch nicht tolerieren, weil es das in meinen Augen nun einmal wirklich nicht sein kann. Ich kenne zwar ebenfalls ein Kind, welches von A nach B geschoben worden ist, aber dieses Kind hatte immer einen festen Wohnsitz bei einer Person, nur leider nie für lange Zeit. Das ist auch schon schlimm genug und psychisch sicher sehr belastend, aber bestimmt nicht so stressig wie dieses Vorgehen, das hier beschrieben wird.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Gerade wenn man auch zu Hause ist finde ich so eine Lösung absolut beschissen. Immerhin muss das Kind doch auch irgendwo zu Hause sein, alle Spielsachen haben und sich sicher und geborgen fühlen. Sicherlich haben es alle Beteiligten gern und lieb, aber ein Kind braucht auch ein festes zu Hause und diese häufigen Wechsel finde ich schrecklich. Alleine schon was das mit der Psyche des Kindes machen muss, wenn es sieht, dass die Mutter eigentlich Zeit hat und es dennoch abgeschoben wird.

Als Kind findet man das am Anfang vielleicht auch ganz lustig, aber irgendwann muss man das in der Schule erklären und sieht dass es bei anderen anders aussieht und dann wird es verstehen, dass es eben nicht normal ist. Ich kenne auch keinen, bei dem das so läuft. Das Kind hat eigentlich immer ein festes zu Hause und der Vater holt es halt in regelmäßigen Abständen zu sich, anders kenne ich das nicht.

Auch finde ich es ehrlich gesagt eine Frechheit, wenn man die Großeltern damit belastet. Immerhin werden die ja auch nicht jünger und einfach so das Kind abschieben, sodass diese dann nichts mehr von ihrem Leben haben finde ich nicht fair. Sie waren doch sicherlich auch immer arbeite der arbeiten noch, dann brauchen sie doch auch mal Ruhe. Man kann ja nichts gegen immer mal sagen, aber ständig ist schon unfair und gemein. Das ist ja schon auch eine körperliche Arbeit für ältere Menschen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also wenn so eine Geschichte der Wahrheit entspricht tut mir das Kind einfach nur leid. So kann doch kein Kind leben. Es ist sicher schön wenn das Kind sowohl Kontakt zum Vater und zu den Großeltern hat und das anscheinend auch noch einen sehr guten, aber so kann man ein Kind doch nicht behandeln. So kann ein Kind nie zur Ruhe kommen. Ich merke es bei meiner Tochter wenn sie jetzt mal bei der Oma war und dann mal bei der Tante. Sie braucht dann immer ein wenig um wieder richtig zu Hause zu sein.

Das Kind das du beschreibst ist irgendwie nirgends richtig zu Hause. Immer im Abflug, nirgends ein richtige Zimmer mit ihren Sachen weil sie doch immer wo anders ist. So kann ich mir kein Kinderleben vorstellen. Es wäre schon schlimm für das Kind wenn es eben eine Notlage ist und nicht anders machbar wäre, aber wenn die Mutter jetzt eh zu Hause ist dann kann ich es noch weniger verstehen. Für mich unvorstellbar.

Ich kenne auch Kinder die Wanderpokale sind, aber zum Glück nicht so schlimm. Aber sie werden halt am Tag hin und hergereicht. Einmal die Oma, einmal die andere Oma, Freunde und so weiter weil die Eltern eben gleich unabhängig sein wollen wie vorher. Für mich ist das nie in Frage gekommen und meine Tochter beginnt jetzt schön langsam das sie mal ein paar Stunden bei der Oma bleibt oder mal ein Wochenende bei der Tante. Und sie wird jetzt fünf. Mag gut oder schlecht sein, für uns war es immer wichtig das wir für die Kinder da sind.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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