Was finden eure Kinder bei anderen Familien besser?

vom 27.08.2013, 23:19 Uhr

Wenn meine Kinder früher von ihren Freunden nach Hause gekommen sind, gab es manchmal Dinge, die sie bei den anderen besser gefunden hatten. Es waren beispielsweise Handtücher, die weicher waren als meine, der Fernseher, der im Kinderzimmer stand oder ein Haustier, das sie auch gerne gehabt hätten. Als mein Sohn 14 Jahre alt war und von einem Freund kam, schwärmte er vom Abendessen. Das sei eine richtige bayrische Brotzeit gewesen und der Vater habe ein Bier getrunken - fast vorwurfsvoll, so als fände er es bei uns gemütlicher, wenn ich abends auch ein Bier trinken würde.

Gibt es bei euch auch Dinge, die euren Kindern bei ihren Freunden besser gefallen als zu Hause? Welche sind das? Versucht ihr dann - zumindest bei Kleinigkeiten - das vielleicht nachzumachen?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich hatte extrem strenge Eltern. Sogar noch im Alter von 16 Jahren hätte ich laut ihnen kaum Freiheiten haben dürfen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass mein Vater mir mal vorschreiben wollte, gefälligst um 18 Uhr wieder zuhause zu sein. Damals war ich 16 Jahre alt und es ging darum, dass ich nachmittags noch einmal zu einer Klassenkameradin wollte oder musste, um gemeinsam ein Referat vorzubereiten. Am Wochenende durfte ich immerhin offiziell bis um 20 Uhr weg. Und bei solchen völlig verrückten Vorschriften haben sie sich dann gewundert, wieso ich, aus ihrer Sicht, übermäßig rebelliert habe. Bis der Spuk letztendlich glücklicherweise ein Ende hatte, als ich mit 18 Jahren weggezogen bin.

Bei solchen Rahmenbedingungen kannst Du Dir sicher denken, dass ich fast alles bei meinen Freunden besser und beneidenswert fand. Sie durften mit 16 Jahren selbstverständlich auch noch nach 20 Uhr unterwegs sein, und sie wurden allgemein nicht so sehr unter Druck gesetzt. Meine Eltern wollten andauernd alles kontrollieren und mir zu jedem noch so irrelevanten Kram Vorschriften machen. Das war schon verrückt. Wie paradiesisch erschien es da, dass Freundinnen tatsächlich mal rausgehen durften, ohne haarklein ausgefragt zu werden, wohin sie gehen, mit wem, wer sonst noch alles dabei ist, und sogar, was die Eltern der Freunde beruflich so machen. Mein Vater legte schließlich sehr großen Wert darauf, dass ich nichts mit "unlauteren Kreisen" zutun bekomme. :verwirrt:

Meine Freundinnen mussten sich selbstverständlich auch keine Sorgen machen, dass ihre Eltern in ihrer Abwesenheit ihr Zimmer völlig durchsuchen und dabei ihr Tagebuch und jeden auch nur irgendwie auffindbaren Brief durchlasen. Davon konnte ich bei meinem Vater nur träumen. Und davon, dass er sich mal halbwegs "normal" mir gegenüber benehmen würde, und mal angemessene Maßstäbe bei seinem Verhalten mir gegenüber setzen würde, ebenfalls. Es war eine Plage, und ich bin froh, dass ich das hinter mir lassen konnte. Die Möglichkeit, normal selbstständig zu werden, hatte ich jedenfalls nicht, was es dann in den folgenden Jahren nur noch mühsamer machte. Ich habe es geschafft, ja, aber es hätte auch weitaus einfacher sein können.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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