Was haltet ihr von vermummten Demonstranten?

vom 27.08.2013, 22:34 Uhr

Immer öfter sieht man ja bei Demonstrationen in etwa solche vermummten Gestalten. Mir persönlich geht da immer der berühmte Hut hoch wenn ich so etwas sehe. Ich bin der Meinung, wenn man für irgendetwas auf die Straße demonstrieren geht, soll man auch so mutig sein und sein Gesicht zeigen. Alle anderen sind in meinen Augen nur Krawallmacher, denen das Motto der Demo egal oder vielleicht auch gar nicht bekannt ist. Welche Empfindungen habt ihr denn, wenn ihr derartig vermummte Demonstranten seht?

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» Passport » Beiträge: 197 » Talkpoints: 44,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin auch der Meinung, dass es feige ist, sein Gesicht bei Demonstrationen nicht zu zeigen. Ich als Person mit meiner eigenen Meinung möchte doch durch die Teilnahme an der Demonstration diese Meinung kundtun und das sollte ich mit offenem Visier tun. Ich sehe es auch so, dass vermummte Gestalten meistens Krawall im Sinn haben, und das dient der Sache, wegen der man auf die Straße geht, in keinster Weise.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn diese Leute nur ihre Meinung kundtun würden, könnten sie ja ihr Gesicht zeigen. Das tun sie aber nicht, da sie in der Regel andere Dinge im Kopf haben, als friedlich zu demonstrieren. Nur diejenigen, die Straftaten begehen und sich mit der Vermummung der Strafverfolgung entziehen wollen, haben ein Interesse daran, nicht erkannt zu werden. Nicht selten kommen aus solchen Gruppierungen dann Steine oder Glasflaschen geflogen.

Ich halte davon gar nichts und viele dieser Vermummten sind sicherlich bloß aus einem einzigen Grund bei einer solchen Demonstration dabei, nämlich um sich entweder mit der Polizei oder den Gegendemonstranten anzulegen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin auch der Meinung, dass man offen zu seiner Meinung stehen muss und deswegen auch sein Gesicht zeigen kann. Leider sieht man ja auch oft vermummte Demonstranten, die dann auf Gewalt setzen oder bei denen die Demonstration eskaliert. Das mag nun ein Vorurteil sein, aber wenn ich nichts zu verbergen habe muss ich mich auch nicht verstecken und damit meine ich nun keine religiösen Verhüllungen des Körpers.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Durch das Vermummungsverbot bei Demonstrationen ist die Rechtslage bei solchen Handeln geregelt. Es ist somit de jure nicht gestattet die Feststellung der Identität durch Vermummung zu verhindern und kann mit Geld- und Freiheitsstrafen geahndet werden.

Problematisch bei diesem Gesetzt ist die Asymmetrie. Während es den Demonstranten nicht gestattet ist, ihre Identität zu verheimlichen und ihr Gesicht erkennbar sein muss, ist es seitens der Polizei, das heißt seitens der Staatsgewalt immer noch üblich, dass Polizisten nicht erkennbar und transparent identifizierbar sind.

Dieses Ungleichgewicht, löst zum einen nicht nur Unbehagen aus, sondern ermöglicht auch ein Machtungleichgewicht, das einer funktionierenden Demokratie nicht angemessen ist. Um also glaubhaft ein Vermummungsverbot nicht nur zu de jure zu legalisieren sondern auch de facto zu legitimieren, wäre es angebracht, alle an Demonstrationen Beteiligten die gleichen Rechte und Pflichten aufzuerlegen, also auch der Polizei.

» pk8 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 18,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich persönlich sehe alle, die hier unterschiedslos fordern, dass Demonstranten "Mut" beweisen sollen und bei Demos ihr Gesicht zeigen müssen, als Menschen, die noch nie an echten Demos teilgenommen hatten. Wenn es nicht gerade um eine Demo im Sinne von "Wir brauchen die Umgehungsstraße" handelt, sondern diese Menschen gegen Nazis vorgehen, dann setzen sie sich in vielen Bereichen schon massiver Gefahr aus! Das beginnt damit, dass man seine bürgerliche Existenz aufs Spiel setzt - weil man gegen Faschismus vorgehen will.

So hätte es für Lehrer und Lehrerinnen im Grunde in allen Bundesländern massive Konsequenzen, sich als Unterstützer von Antifa-Aktivisten (oder gar als Mitglieder!) zu outen. Ebenso droht Gefahr von Rechts, weil Anti-Nazi-Aktivisten sehr wohl später privat bedroht werden. Und nicht zuletzt ist das Vorgehen der Justiz in solchen Zusammenhängen definitiv seit 1945 immer "fragwürdig". Jeder identifizierte Bürger wird in einer entsprechenden Akte geführt und ist definitiv auch als "gewalttätig" eingestuft - unabhängig von eigenen echten Handlungen - wenn man einmal im sog. "Schwarzen Block" demonstriert. Das hat ebenfalls Konsequenzen im "echten" Leben. Hier tatsächlich die Vermummung mit dem Willen zur Randale gleich zu setzten, greift definitiv zu kurz.

Meine Empfehlung wäre, hier mal mit Aktivisten zu sprechen. Mal zu den Demos zu gehen und sich ein Bild über die Realität zu machen. Übrigens gilt das auch dann, wenn es z.B. gegen die Atomkraft geht! Es ist nicht so, dass die Meinungsfreiheit so gemeint ist, wie man es vom Wortsinn verstehen könnte. Vielmehr gilt die Meinung der Mehrheit als Vertretbar - alle anderen Positionen gelten als extremistisch und von daher als gefährlich.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann der hier von verschiedenen Usern vertretenen These, dass man schon für seine Meinung einstehen sollte, und dass viele Menschen Vermummungen leider nur dazu nutzen, um unerkannt Randale zu machen, teilweise wirklich sehr zustimmen. Genau diese Erfahrungen habe ich zum Teil auch schon gemacht.

Allerdings habe ich genau denselben Einwand wie derpunkt: Wenn es darum geht, gegen prinzipiell Gewalt nicht abgeneigte Gruppen wie beispielsweise Neonazis zu demonstrieren, dann kann die Vermummung auch einfach nur ein wichtiger Selbstschutz sein. Denn es kommt wirklich vor, dass Neonazis, die Gegendemonstranten erkennen, diese daraufhin verfolgen und bedrohen.

Das ist sogar leider gar nicht so selten. Es werden von einigen Neonazi-Gruppen sogar Gegendemonstranten systematisch fotografiert, um sie danach zu identifizieren, ihren Namen, ihren Wohnort und ihren Arbeitsplatz zu identifizieren, um dann dort Randale zu machen, die Person zu bedrohen oder ihr andersweitig zu schaden. Das geschieht übrigens nicht nur bei Demonstrationen. Es kam auch schon vor, dass sich in Fernseh-Interviews Familien negativ gegenüber Neonazis geäußert haben, und daraufhin mehrfach die Fensterscheiben ihres Hauses eingeschlagen worden sind, um nur mal ein einzelnes Beispiel zu nennen. Wer sich für die Thema interessiert, kann sich gerne mal diesen Fernsehbeitrag online ansehen, aus einer eigentlich eher beschaulichen Gegend Berlins.

Dass es wichtig ist, gegen Neonazi-Gewalt zu demonstrieren, wird hier wohl kaum jemand abstreiten. Ich denke, nach dem, was derpunkt und auch ich hier berichtet haben, dürfte einigen Usern vielleicht klarer geworden sein, dass es nicht zwangsläufig um den Willen, Randale zu machen, geht, wenn sich ein Demonstrations-Teilnehmer so kleidet, dass man ihn nicht so leicht erkennen kann. Ja, "schöner" wäre es sicher, wenn man einfach so, deutlich erkennbar, für seine Meinung einstehen könnte! Aber ich kann es den Menschen nicht übel nehmen, dass sie es vermeiden wollen, dass gewaltbereite Nazi-Schwachmaten sich an ihnen gewalttätig rächen.

Und was wäre letztendlich die Alternative? Einfach gar nicht mehr zu demonstrieren? Beziehungsweise sich gar nicht mehr zu trauen, ein Wort gegen Neonazis zu sagen? Das kann keine Lösung sein. Es ist wichtig, zu zeigen, dass es Menschen gibt, die gegen sie sind. Und wenn es eben nur ein großer Block ist, bei dem man die einzelnen Personen nicht direkt erkennen kann. Präsenz zählt. Selbst, wenn man die Gesichter nicht sehen kann, so nehmen die Neo-Nazis ja doch wahr, wenn sich da eine große Menge an Personen gegen sie stellt und daher an einer Anti-Nazi-Demo teilnimmt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Vielleicht noch ein Punkt zur "Vermummung", weil es gerade so schön passt: hat denn keiner der Vermummungsgegner mal darüber nachgedacht, wieso wir "geheime" Wahlen haben (müssen)? Wir leben doch in einer offenen Demokratie in der jeder seine Meinung angeblich äußern kann und soll und darf. Aber dennoch scheint es (gesellschaftliche) Probleme nach sich ziehen zu können, wenn die Wahlen allgemein, transparent und offen wären und daher es gewünscht ist, "vermummt" die Stimme abzugeben.

An dem Tag an dem der letzte Bürgerliche die Meinung vertritt, die freie Gesellschaft ist erreicht und geheime Wahlen sind nicht mehr notwendig, an dem Tag sollte man sich auch bedingungslos für das Vermummungsverbot auf Demos einsetzten. Aber solange sogar die Demokraten einsehen, dass es gesellschaftliche Sanktionen gibt, wenn man sich bekennt, sollte man mit der generellen Verurteilung der Vermummung vorsichtig sein.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Meiner Meinung nach ist das ein ganz schwieriges Thema. Ich kann das hier in meiner Stadt jedes Jahr mindestens einmal bei einer Nazidemonstration erleben. Natürlich gibt es dann auch immer die friedlichen Gegendemonstranten und dann halt eben die vermummten, die eigentlich nicht wirklich gegen die Nazis demonstrieren wollen, sondern einfach nur hier her kommen, um ordentlich Stress zu machen und sich mit der Polizei zu schlagen.

Hier kann jeder zur friedlichen Gegendemonstration gehen, da war ich selbst auch schon. Da demonstrieren teilweise mehr als 10.000 Leute friedlich gegen den Naziaufmarsch und das finde ich gut. Allerdings findet keiner der Teilnehmer der friedlichen Gegendemonstration es gut, dass jedes Jahr auch wieder ein paar Dutzend linke vermummte Gegendemonstranten hier her kommen, um mit Gewalt gegen die Nazis, die Polizisten und allem, was ihnen sonst noch einfällt, "demonstrieren".

Ich habe mal mehrere Stunden bei einem Bekannten fest gesessen, weil unten auf der Straße vermummte die Polizei angegriffen haben. Da flogen Pflastersteine, Müllcontainer wurden angezündet, die Autos von Anwohnern demoliert und so weiter, dabei war die Nazidemo etwa zwei Kilometer entfernt. Es kann mit also niemand erzählen, dass diese Leute ernsthaft gegen die Nazis demonstrieren wollten, die sind einfach nur hier her gekommen, weil es für sie eine Möglichkeit war, richtig Stress zu machen.

Natürlich haben wir in Deutschland eine Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit und die ist ein äußerst wichtigstes Gut. Aber das sollte trotzdem friedlich verlaufen, denn was erreicht man schon, wenn man mit Pflastersteinen und Flaschen auf die Polizei losgeht? Demonstration ja, von mir aus gerne auch ohne das man selbst erkannt wird, aber bitte nicht gewalttätig dabei werden. Nur leider bekommt man bei uns immer den Eindruck, dass sich die meisten nur Vermummen, um unerkannt gewalttätig zu werden.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Man muss dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Um es mal ganz einfach auszudrücken: Nicht jeder möchte bei so einer Demonstration erkannt werden. Warum? Das kann die verschiedensten Gründe haben. Zum einen ist ja bekannt, dass bei solchen Demonstrationen gerne mal Bilder und Videos aufgenommen werden. Ist dort ein Freund oder ein Bekannter dabei, kann man diesen vielleicht auf einem solchen Medium erkennen, wenn er nicht maskiert ist. Genau das ist doch der Punkt. Nicht jeder möchte hier erkannt werden.

Es sind nicht nur junge Menschen, die auf die Straße gehen. Es gibt auch ältere, die schon einiges im Leben erreicht haben und vielleicht sogar eine leitende Rolle spielen. Diese kann gefährdet sein, wenn man diese Person nun auf einmal auf einem Foto bei einer Demonstration sieht. Ob hier Gewalt im Spiel ist sei mal dahingestellt, aber gerade das macht es nicht einfacher. Das hat meiner Meinung nach auch nichts mit Feigheit zu tun, sondern stellt einfachen Selbstschutz dar.

Gewalt gibt es bei Demonstrationen schon, aber die geht nicht immer oder nur von den vermummten Personen aus. Das ist eine total oberflächliche Behauptung. Nur weil jemand vermummt ist, heißt das noch lange nicht, dass er gewaltbereit ist und nur deswegen zu solchen Demonstrationen geht, wo man weiß, dass es am Ende die Fäuste fliegen. Solche Leute gibt es natürlich auch, aber die werden nicht so einen großen Anteil ausmachen, wie manch einer vielleicht denken mag.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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