Relevanz zeitgenössischer türkischer Kunst im Unterricht

vom 26.08.2013, 15:23 Uhr

Schon meine Bachelorarbeit handelte von diesem Thema, beziehungsweise genauer gesagt davon wie viel Tradition noch in der zeitgenössischen türkischen Kunst vorhanden ist. Diese Kunst, die sich stark in Istanbul entwickelt ist eine wirklich rasante, provokante und spannungsgeladene Kunst, die mich einfach nur verzaubert hat. Kurz gesagt, ich bin ein wirklicher Fan geworden und verfolge immer wieder die Kunstszene der Türkei.

Doch was mich schon während meiner Bachelorarbeit noch mehr beschäftigt hat war der pädagogische Gehalt dieser Kunstrichtung. Das erste was man hier immer las und lernte war das ehemals türkische Bürger den größten Migrationsanteil in Deutschland ausmachen. Das fand ich wirklich spannend, denn für mich wäre es dann auch nur logisch, dass die türkische Kunst an sich auch im Schulunterricht behandelt werden würde. Wer sich damit auseinandersetzt stellt schnell fest, dass die türkische Kunst auch stark von der europäischen beeinflusst wurde aber über diese Einflüsse enorm hinausgewachsen ist. Vor allem Deutschland und die Türkei haben einige Kunstbeziehungen in im letzten Jahrhundert geknüpft. Da ist es für mich einfach nur unverständlich wie dieses Thema so aus den Schulen heraus gehalten wird.

Auf das Thema an sich möchte ich gar nicht genauer eingehen, denn dies ist wirklich ein eigenes Thema wert. Hier geht es mir nur darum, wie ihr zu diesem Thema steht. Würdet ihr euch wünschen, dass in den Schulen im Kunstunterricht auch mehr wert auf andere Kunstrichtungen gelegt wird wie eben der zeitgenössischen türkischen Kunst, oder ihrer Entwicklung? Oder findet ihr es sinnvoll, dass man diese Kunstrichtungen aus dem Unterricht fern hält?

Das würde mich sehr interessieren, da ich mich nun im Zuge meiner Master-Arbeit noch intensiver mit diesem Thema und seiner Integration in der Schule beschäftigen werde.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin nun mit Kunst als Unterrichtsfach nicht so bewandert, von daher kann ich zur Kunstdidaktik recht wenig sagen und nur eine Brück daher schlagen, was ich in meiner Lehramtsausbildung bisher so mit bekommen habe. Denn ich denke, dass das auch irgendwie gut auf den Kunstunterricht zu übertragen sein sollte.

Ich denke, dass es für die Schüler schon sinnvoll sein sollte, mit qualitativ hochwertigen Kunstwerken jedweder (jugendfreier) Art aus vielen anderen Ländern konfrontiert zu werden. So ein Blick über den Tellerrand kann sicherlich sinnvoll sein. Gerade, wenn es sich um Völker wie zum Beispiel die Türken dreht, die sonst oft von vielen Vorurteilen behaftet sind. Da kann es nur gut tun, wenn die Schüler sehen, dass auch dort tolle Sachen entstehen.

Allerdings denke ich, dass die türkische Kunst an sich nicht bewusst aus dem Unterricht fern gehalten wird. Lehrer unterrichten mit Vorzug das, womit sie sich selbst gut auskennen. Und ich wage zu bezweifeln, dass in der Lehrerausbildung Unmengen an Dozenten arbeiten, die über türkische Kunst Lehrveranstaltungen halten. So eignet sich dann nur der Wissen an, der persönlich daran interessiert ist und das dürfte eben die Minderheit der künftigen Kunstlehrer sein.

Im Umkehrschluss würde das heißen, dass internationale Kunst vermutlich verstärkt in der Lehrerausbildung thematisiert werden sollte, ebenso wie ich finde gilt das auch für internationale Literatur. Auch da liegt die Lehrerausbildung im Fach Deutsch brach. Da hofft man wohl auf den Fremdsprachenunterricht.

Im Übrigen frage ich mich gerade, wie das wohl in manchen Vierteln in Berlin aussieht. (Ebenso in anderen Städten mit hohen Anteilen an türkisch stämmigen Migranten.) Da gibt es auch viele Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern mit einem türkischen Migrationshintergrund. Möglicherweise wird dort auch die türkische Kunst in den Unterricht mit eingebunden. Das wäre ja vielleicht eine interessante Idee für weitere Fragestellungen für die Masterarbeit?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Ich denke, dass es für die Schüler schon sinnvoll sein sollte, mit qualitativ hochwertigen Kunstwerken jedweder (jugendfreier) Art aus vielen anderen Ländern konfrontiert zu werden. So ein Blick über den Tellerrand kann sicherlich sinnvoll sein. Gerade, wenn es sich um Völker wie zum Beispiel die Türken dreht, die sonst oft von vielen Vorurteilen behaftet sind. Da kann es nur gut tun, wenn die Schüler sehen, dass auch dort tolle Sachen entstehen.

Da hast du natürlich absolut Recht, wobei Kunst nicht immer jugendfrei sein muss. Es ist ja etwas anderes wenn du nur eine Abbildung des nackten menschlichen Körpers betrachtest, oder eben eine Pornografie. Da wird soweit mir bisher bekannt, auch stark im Kunstunterricht unterschieden.

trüffelsucher hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass die türkische Kunst an sich nicht bewusst aus dem Unterricht fern gehalten wird. Lehrer unterrichten mit Vorzug das, womit sie sich selbst gut auskennen. Und ich wage zu bezweifeln, dass in der Lehrerausbildung Unmengen an Dozenten arbeiten, die über türkische Kunst Lehrveranstaltungen halten. So eignet sich dann nur der Wissen an, der persönlich daran interessiert ist und das dürfte eben die Minderheit der künftigen Kunstlehrer sein

Das stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht. Einige meiner Mitstudenten haben im Nachhinein sogar gefragt, ob sie meine Arbeit lesen dürfen um sich mit diesem Thema zu beschäftigen, da es eben überhaupt nicht angeboten wird. Dabei kennt die Professorin bei der ich schrieb sich wirklich sehr gut mit dem Thema aus.

trüffelsucher hat geschrieben:Im Umkehrschluss würde das heißen, dass internationale Kunst vermutlich verstärkt in der Lehrerausbildung thematisiert werden sollte, ebenso wie ich finde gilt das auch für internationale Literatur. Auch da liegt die Lehrerausbildung im Fach Deutsch brach. Da hofft man wohl auf den Fremdsprachenunterricht.

Irgendwie hofft doch immer jeder Unterricht darauf, dass der andere dies leistet. Die Lehramtsausbildung sollte wirklich an einigen Ecken überarbeitet werden.

trüffelsucher hat geschrieben:Im Übrigen frage ich mich gerade, wie das wohl in manchen Vierteln in Berlin aussieht. (Ebenso in anderen Städten mit hohen Anteilen an türkisch stämmigen Migranten.) Da gibt es auch viele Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern mit einem türkischen Migrationshintergrund. Möglicherweise wird dort auch die türkische Kunst in den Unterricht mit eingebunden. Das wäre ja vielleicht eine interessante Idee für weitere Fragestellungen für die Masterarbeit?

Meine Masterarbeit wird eine Lehrerhandreichung, die dieses Thema für Lehrer anschlussfähig und Unterrichtbar macht. Aber die Idee sich an an die Berliner Schulen aus bestimmten Stadtteilen zu wenden und mich dort zu erkundigen und vielleicht Anregungen zu holen ist wirklich super. Vielen Dank :)

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich sehe da tausend andere Probleme, bevor wir zu dem Punkt kommen, an dem türkische zeitgenössische Kunst im Unterricht einen Platz finden sollte. Wird denn die türkische Geschichte gelehrt? Wie wäre es mit Sprachunterricht? Ich bin mir nicht mal sicher, inwiefern die deutsche zeitgenössische Kunst thematisiert wird. Ich kann mich nur an Unterricht über die alten Richtungen wie Romantik erinnern. Mir fällt gerade nicht ein einziger Maler des 20. Jahrhunderts an, der Erwähnung fand. Ebenso die deutsche Geschichte, die im Unterricht kurz nach dem Mauerbau endet.

Also ich kann mir vorstellen, dass die zeitgenössische türkische Kunst im Rahmen einer Projektwoche durchleuchtet wird. Aber als Unterrichtsthema finde ich sie ehrlich gesagt zweitrangig und vor allem auch schwierig umzusetzen. Denn es muss ja für alles einen Lehrplan geben und es sollte an jeder Schule gleichermaßen zum Thema werden. Das ist bei zeitgenössischen Dingen wohl generell ein Problem in Schulen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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