Wie ist die Vergabe von Sozialwohnungen bei euch geregelt?

vom 25.08.2013, 15:19 Uhr

Da meine Vermieter gerne meine Wohnung anders nutzen wollen, stehe ich gerade vor dem Problem, dass ich eine neue Wohnung finden muss. Meine Vermieter haben mir zwar angeboten, dass sie mir eine Wohnung im Haus Bezugsfertig machen, in die ich nun auch erst mal gezwungenermaßen einziehen werde. Für mich ist aber klar, dass ich da so bald wie möglich wieder raus möchte. Beziehungsweise wäre es mir generell am liebsten, ich würde da gar nicht erst einziehen müssen.

Nun suche ich also eine Wohnung und das Händeringend. Der Wohnungsmarkt vor Ort ist aber zurzeit schlecht. Es mangelt an kleinen Wohnungen, was generell ein Problem ist. Ich bekomme zusätzlich zu einer Rente, die zwar bis zum Lebensende gesichert ist, ergänzende staatliche Leistungen. Somit habe ich natürlich Auflagen vom Sozialamt, wie teuer die Wohnung sein darf, wie groß sie sein darf und wie hoch die Miete sein darf.

Nun dachte ich mir ganz am Anfang des Chaos, es wird sinnvoll sein, mal die Wohnungsbaugesellschaft hier vor Ort anzurufen, in der Hoffnung, so schneller an eine Wohnung zu kommen. Schon beim ersten Anruf wurde mir da der Wind aus den Segeln genommen. Die Wohnungsbaugesellschaften vor Ort dürfen die Wohnungen, die für Leistungsempfänger im Budget liegen, nur über das Wohnungsamt vergeben. Die werden über den freien Markt gar nicht erst angeboten.

Das läuft hier dann so ab, beziehungsweise bin ich den Weg nun so gegangen. Ich bekam vom Sozialamt einen Brief, in dem drin stand, dass ich eine neue Wohnung suchen darf. Der Bedarf wurde auch begründet. Mit dem Schreiben bin ich zum Wohnungsamt. Die haben an einem Tag der Woche geöffnet. Dort füllt man einen Antrag aus. Dann muss man noch diverse andere Dinge vorlegen. Zum Beispiel den jetzigen Mietvertrag, die Kündigung der jetzigen Wohnung, den Personalausweis und in meinem Fall meinen Schwerbehindertenausweis.

Als ich dort war, wurde mir dann gesagt, den Mietvertrag würde man nicht brauchen. Eine Kündigung habe ich auch nicht und würde da auch meine Vermieter ungern darum bitten, da ich mir den Klageweg noch offen lassen will, falls nun irgendwas ganz doof läuft. Meinen Schwerbehindertenausweis hatte ich natürlich auch nicht mit dabei, weil ich den sonst nie brauche.

Daraufhin schrieb mich dann meine zuständige Sachbearbeiterin an. Sie forderte die fehlenden Unterlagen an und bot mir ein Erstgespräch an. Durch meine Betreuerin wurde abgeklärt, dass ich keine Kündigung vorlegen muss. Zum Erstgespräch war ich dann auch. Da wurden dann noch mal so Sachen abgeklärt, in welchen Stadtbezirken die neue Wohnung sein sollte, welche Ausschlusskriterien ich noch habe und so weiter. Und die fehlenden Unterlagen wurden von mir vorgelegt. Ok der Schwerbehindertenausweis fehlt noch, weil das Schreiben der Verlängerung nicht ausreichte. Da der Schwerbehindertenausweis in meinem Fall aber keine Vorteile bringt, ist das nicht so wichtig.

Die Daten werden nun an die Wohnungsbaugesellschaften weiter gegeben. Wenn die eine passende Wohnung haben, schreiben die mich dann an und ich muss mich mit denen in Verbindung setzen. Dann wird ein Termin zu einer Wohnungsbesichtigung ausgemacht, zu der bis zu 11 weitere Interessenten eingeladen werden können. Wenn ich die Wohnung nicht haben möchte, muss ich das gegenüber der Wohnungsbaugesellschaft und gegenüber dem Wohnungsamt begründen. Wenn ich mich bei den Wohnungsbaugesellschaften nicht melde, wird das Wohnungsamt auf mich zu kommen.

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, auf eine Dringlichkeitsliste zu kommen. Zum Beispiel wenn man von Obdachlosigkeit bedroht ist. Das wird dann aber wohl in einer Fallkonferenz entschieden. In dem Fall muss man aber wohl fast jede Wohnung nehmen, die einem angeboten wird. Da ich nicht wirklich von Obdachlosigkeit betroffen bin und gerne in meine letzte Wohnung ausziehen möchte, bin ich diesen Weg noch nicht gegangen.

Aus Wohnungsanzeigen anderer Städte weiß ich, dass dort Wohnungen eben über den freien Immobilienmarkt angeboten werden, man aber für Sozialwohnungen einen Wohnberechtigungsschein braucht. Den braucht man hier gar nicht. Das Schriftstück vom Sozialamt ist etwas ähnliches. Aber den muss man eben beim Wohnungsamt abgeben.

Irgendwie scheint das hier vor Ort einen ganz eigenen Ablauf zu haben. Hat sicherlich seine Vor- und Nachteile. Wie läuft die Wohnunsgvergabe für Sozialwohnungen denn bei euch ab? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Mir wurde bisher wenig Hoffnung gemacht, da es zurzeit 1700 Wohnungssuchende gibt. Ein Bekannter, der auch über diesen Weg eine Wohnung gesucht hat, erzählte aber, er habe innerhalb von vier Wochen eine neue Wohnung gehabt. Somit nähre ich mich weiter von der Hoffnung.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Wir wohnen auch in einer geförderten Wohnung, bzw. einer Sozialwohnung. Die Vergabe erfolgt dabei wie bei dir auch. Man muss einen Antrag ausfüllen mit den persönlichen Daten, was man sucht und wie hoch die Miete sein darf. Dazu noch einige Belege warum man in die Kartei aufgenommen werden möchte.

Wir wurden aufgenommen, da wir ein Kind erwartet haben und ich nur eine 1 Zimmer Wohnung mit 30m² hatte und mein Partner nur ein Zimmer mit 15m² welches auch noch wegen Eigenbedarf gekündigt worden ist. Jobs hatten wir beide, wir beziehen keine Leistungen vom Sozialamt, Wohngeld o.ä. somit kamen wir auf die Dringlichkeitsliste. Trotzdem dauerte es 1 Jahr, bis man uns eine Wohnung angeboten hatte. Die Auswahl hatten wir nicht, entweder wir haben diese genommen oder wir sollten weiter warten. Dann wären wir jedoch von der Dringlichkeitsliste in die normale Kartei für Wohnungssuchende geschoben worden.

Hier ist noch die Besonderheit, dass man in die Sozialwohnungen auch normale Familien einziehen lässt damit die Wohneinheiten bunt gemischt sind. Man möchte hier vermeiden, dass sich nur Sozialempfänger befinden da ansonsten die Häuser schneller verkommen gelassen werden und sich niemand so wirklich darum kümmert. Allerdings bezahlen Leute die eine solche Wohnung bekommen und keinen Wohnberechtigungsschein etc. haben die volle Miete. Selbst die staatlich geförderten Gelder werden in der Miete nicht berücksichtigt, diese werden nur auf die anderen Wohnungen umgelegt die ohnehin schon von Menschen bewohnt werden deren Mieten vom Amt übernommen werden.

Ich selbst komme mir dabei wirklich verarscht vor. Ich zahle für die identische Wohnung 1200 Euro, hingegen mein Nachbar bekommt diese komplett durch das Amt finanziert. Dadurch, dass wir hier eingezogen sind hat sich die Miete für alle anderen im Haus sogar gesenkt. Eben wegen dieser steuerlichen Förderungen. Im Prinzip wäre es egal, da für alle Wohnungen hier im Haus der Höchstsatz vom Amt bezahlt wird und nicht die Miete vom Amt angepasst wird nur weil kurzzeitig ein Vollzahler ins Haus gezogen ist. Das wäre ein zu großer Bürokratischer Aufwand der sich offenbar nicht lohnt. Auch das sehe ich als Betrug und Verschwendung von Sozialleistungen durch das Amt an.

Sucht man hier mit Wohnberechtigungsschein eine solche Wohnung, dann wartet man inzwischen 8 Jahre, da es einfach zu viele gibt die eine Wohnung suchen. Die aktuellen Zahlen sprechen von 8000 Suchenden die täglich mehr werden. Es wurde einfach der Moment von der Stadt verpasst, dass genügend Wohnraum geschaffen worden ist. Dabei fehlen hauptsächlich größere bezahlbare Wohnungen für Familien mit 3-4 Zimmern. Kleine 1- und 2 Zimmer Wohnungen findet man hier auch ohne das Amt einfach im Internet und über die Zeitungen. Und man wird auch gerne von den Vermietern genommen, da die Miete direkt auf sein Konto geht und dieser immer sicher sein kann, dass sie auch pünktlich ankommt.

Mein Fazit dazu man kann Glück haben und binnen weniger Wochen eine Wohnung angeboten bekommen. Dafür muss aber auch erst einmal eine solche Wohnung frei werden. Erfahrungsgemäß ist es einfacher an eine solche Wohnung in den Herbst- oder Wintermonaten zu kommen da dort sehr viele am Ausziehen sind. Mit Pech wartet man viele Jahre bis überhaupt etwas angeboten wird und das auch wenn man auf der Dringlichkeitsliste steht. Allgemein wurde es von den Städten und der Regierung verpasst ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Selbst wenn man heute direkt damit anfängt mehr geförderte Wohnungen zu bauen, dauert es mindestens 15-20 Jahre bis sich das bemerkbar macht.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Hier bei uns muss man sich selbst um eine Sozialwohnung kümmern. Eine städtische Vermittlungsstelle gibt es nur für frei finanzierten Wohnraum. Hier beantragt man zuerst einen allgemeinen Wohnberechtigungsschein.

Mit dem allgemeinen Wohnberechtigungsschein sucht man sich eine passende Wohnung. Stimmt der Vermieter zu und möchte einen als Mieter haben, prüft das Amt, ob die Wohnung den Vorgaben entspricht. Ist das der Fall, wird der allgemeine Wohnberechtigungsschein in einen Wohnberechtigungsschein für diese Wohnung umgewandelt und man kann den Mietvertrag abschließen.

Auch bei drohender Wohnungslosigkeit bekommt man keine Wohnung zugewiesen. Dann wird man für maximal 30 Tage in einer Notschlafstelle oder einem ganz einfachen Hotel untergebracht. Wir haben zig schrottreife Hotels, die gar keine normalen Gäste haben.

In dieser Zeit muss man eine Wohnung finden, sonst ist man eben obdachlos. Verlängert wird nur, wenn man keinen Vermieter findet, der einen nimmt oder man noch nicht in die gefundene Wohnung kann. Ansprüche kann man sich in der Situation dann nicht leisten.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^