Nachbarin auf Abstand halten - wie höflich mittteilen?

vom 25.08.2013, 13:04 Uhr

Ich habe ja vor einiger Zeit geschrieben, dass nun von unseren direkten Nachbarn, der Mann verstorben ist. Wir haben ihr dann auch Hilfe angeboten, wenn eben mal etwas ist. Da ich am Tag der Beerdigung nicht da war, ist dann mein Partner dorthin gegangen. Ich bin erst vor ein paar Tagen wieder nach Hause gekommen.

Heute stand dann unerwartet die Nachbarin vor der Tür und ehe ich mich versah, hatte ich sie schon im Flur stehen, obwohl ich sie noch nicht hinein gebeten hatte. Sie wollte nur mal sehen, ob ich denn wieder zu Hause wäre und sagte, dass sie Kuchen hätte und ob wir nicht auf eine Tasse Kaffee zu ihr kommen wollten. Ich war so überrumpelt, dass ich ihr sagte, dass ich meinen Partner frage, wenn der eben wieder zu Hause ist, da er unterwegs war.

Für mich ist es in Ordnung, wenn wir uns draußen treffen und ein bisschen plaudern oder ich ihr auch mal einen Gefallen tue oder etwas für sie vom Einkaufen mitbringe. Aber ich möchte einfach nicht, dass das Verhältnis zu eng wird. Einige haben sicher schon gelesen, dass ich damit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich komme mir nun aber irgendwie gemein vor, wenn wir ihr dann sagen, dass wir kein so enges nachbarschaftliches Verhältnis haben möchten. Sie ist ja nun allein und es erscheint mir schon etwas grausam. Aber ich weiß, dass es dann immer wieder vorkommt, dass sie uns einlädt und wir sie dann auch einladen müssen und wir das einfach so nicht wünschen. Daher wollten wir dann nachher gemeinsam zu ihr rüber gehen und ihr für die nette Einladung danken, aber ihr eben sagen, dass wir keinen so engen Kontakt haben möchten und sie uns das nicht übel nehmen soll und wir da eben einfach schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Findet ihr das in Ordnung so? Oder würdet ihr es anders sagen? Ich möchte nicht alleine rüber gehen und ihr das sagen, da ich einfach so etwas nicht kann und dann doch weich werden würde, um ihr nur den Gefallen zu tun.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde mal sagen, dass das was ihr vor habt auch so OK ist. Das ist nicht grausam, das ist Eure Meinung. Und die muss die Nachbarin akzeptieren. Gibt ja bestimmt auch einige Menschen im Umfeld der Frau mit der sie kein Kontakt haben will. Gleiches Recht für Alle.

Generell ist entscheidend: Der Ton macht die Musik.

Das mit den schlechten Erfahrungen sollte man aber weg lassen. A: Sie könnte sagen, dass sie ja nicht so ist. Führt zu neuen Diskussionen, die es Euch wieder schwerer machen sich von ihr zu lösen. B: Sie könnte denken, dass ihr denkt, sie wäre so wie Eure schlechten Erfahrungen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie Euch später im Treppenhaus missmutig begegnet, oder vielleicht auch vor Nachbarn schlecht über Euch redet.

Einfach nur das nötigste sagen. Emotionen, Erfahrungen etc weg lassen.

» Schmollschwund » Beiträge: 11 » Talkpoints: 7,95 »


Das ist natürlich eine schwierige Situation. Einerseits wollt ihr natürlich nicht, dass der Dame nach dem Tod ihres Ehemanns noch mehr die Decke auf den Kopf fällt, andererseits seit ihr ja nicht für ihre Betreuung zuständig. Diesen Gewissenskonflikt kenne ich auch nur zu gut.

Allerdings bin ich der Meinung, dass es in solchen Fällen wenig bringt, direkt mit der Sprache heraus zu rücken und zu sagen: Mal ein paar Worte wechseln: gerne, aber jeden Tag zum Kaffee trinken kommen: nein danke. Manche Leute hören prinzipiell nur, was sie hören wollen oder drehen sich solche Aussagen im Geiste so zurecht, wie es ihnen passt. Das muss nicht einmal aus böser Absicht heraus geschehen. Ich würde vielmehr durch mein Verhalten zeigen, wie viel Kontakt erwünscht ist und wann meine Grenzen erreicht sind.

Dazu gehört für mich beispielsweise, dass man keine Routinen aufkommen lässt, also nicht jeden Mittwoch um drei vorbeikommt. Außerdem halte ich es für empfehlenswert, Einladungen eher auszuschlagen als anzunehmen und auch Gespräche eher kurz zu halten. Zur Not muss eben eine Ausrede her. Wichtig ist es dabei, konsequent zu sein, Zeitlimits vorzugeben und immer einzuhalten. Wenn man nur "zehn Minuten" Zeit hat, darf man keine halbe Stunde bleiben.

Den meisten geselligen oder einsamen Zeitgenossen in meinem Leben ist mit dieser Methode relativ schnell gedämmert, dass ich gerne helfe, wenn Not am Mann ist, aber nicht jederzeit zur Bekämpfung von Langeweile zur Verfügung stehe.

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde die Situation auch relativ schwierig und kann Deine Haltung nachvollziehen. Auch mir wäre weniger daran gelegen, mit einem Menschen, der mir zwar sympathisch ist und mit dem ich vielleicht Mitgefühl empfinde, was bei Euch offenbar der Fall ist, nun mehr Zeit verbringen zu „müssen“ als ich eigentlich ursprünglich wollte. Dazu zwingt Euch sicherlich auch niemand, aber offenbar wurde von der anderen Partei Euer ursprüngliches Angebot etwas missverstanden. Vielleicht ist die Dame auch jetzt, wo ihr Partner gestorben ist, dankbar und froh über jede Form von Anschluss an die Gesellschaft. Nicht selten hört man gerade von älteren Menschen, dass sie sich sehr isolieren, wenn ein Partner stirbt und letzten Endes dann gerade an dieser Isolation wieder sehr zu knabbern haben.

Aus diesem Grund würde ich mich auch in Eurem Fall besonders schwer damit tun, hier nun wirklich ablehnende Aussagen bezüglich eines engeren Kontaktes auszusprechen. Ich denke, ich würde deshalb eher subtil vorgehen und deutlich machen, dass keine Zeit für das vorgeschlagene Treffen ist. In diesem Atemzug würde ich allerdings auch nicht sagen, dass wir gerne ein anderes Mal zur Verfügung stehen oder das nun ausgefallene Treffen verschieben können, denn das wäre wiederum falsch. Aber ich würde wohl versuchen, deutlicher zu machen, dass kein Wunsch nach einem engeren Kontakt besteht, ohne so direkt zu sagen, dass ich keinen näheren Kontakt wünsche, ganz egal, mit welcher Begründung.

Normalerweise bin ich zwar auf jeden Fall für deutliche Ehrlichkeit, aber in diesem Fall hätte ich zu viel Angst davor, mit einer direkt ausgesprochenen Ablehnung etwas zu bewirken, das ich aufgrund meines Mitgefühls mit dieser mir sympathischen Person eben nicht bewirken will. Wenn mir jemand etwas in dieser Richtung sagen würde, wie Ihr das beabsichtigt, würde mir jedenfalls alles daran gelegen sein, den Kontakt komplett abzubrechen und auch keine Hilfsangebote anzunehmen, die ursprünglich von dieser Seite mal gemacht worden sind.

Außerdem würde es mir vermutlich schwer fallen, das ursprüngliche Angebot richtig einzuordnen, denn es ergibt für mich keinen Sinn, wenn mir jemand in irgendeiner Weise „helfen“ will, ohne, dass er an einem näheren Kontakt interessiert ist. Schließlich mache ich selbst solche Hilfsangebote nicht Menschen, mit denen ich nicht auch gerne näheren Kontakt hätte, denn es ist meiner Meinung nach wirklich schwierig, hier eine klare, für alle Seiten verständliche Linie zu ziehen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Egal um was es sich handelt - ich finde es nicht fair einen Menschen basierend auf früheren Erfahrungen mit anderen Menschen zu bewerten. Ich weiß jetzt nicht, was du genau für schlechte Erfahrungen gemacht hast, aber dafür kann diese Frau ja nun nichts.

Ich bin jetzt auch niemand, der unbedingt mit den Nachbarn eine enge Freundschaft haben muss. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass ich keine Freundschaft mit jemandem anstreben würde, nur weil diese Person zufällig neben mir wohnt. Aber ich finde es extrem unklug wenn man einer Person, die nichts schlimmeres getan hat als eine Einladung zum Kaffee auszusprechen, so eine deutliche Abfuhr erteilt.

Das kann man auch wesentlich höflicher und auf indirekte Weise gestalten, indem man dann eben einfach sagt, dass man gerade sehr viel zu tun hat, und, dass es in nächster Zeit eher nicht passt mit dem Kaffee trinken. Den Wink mit dem Zaunpfahl werden die meisten Leute verstehen, aber sie werden sich nicht so vor den Kopf gestoßen fühlen, wie wenn du da aufläufst, mit Freund als Verstärkung im Schlepptau, und der Nachbarin sagst, dass du keine weiteren Einladungen wünscht.

Ich finde es halt schon wichtig, dass man zu seinen Nachbarn ein gutes Verhältnis hat, auch wenn man jetzt keine Freundschaft pflegt, weil es eben immer wieder Dinge gibt, bei denen man auf die Nachbarn angewiesen ist. Es kann zum Beispiel immer mal vorkommen, dass man nicht zu Hause ist, wenn der Postbote mit einem Paket vor der Tür steht und der fragt dann natürlich bei den Nachbarn - glaubst du im Ernst, dass ich ein Paket für eine Nachbarin annehmen würde, die keinen Kontakt mit mir wünscht obwohl ich der Frau absolut nichts getan habe? Sicher nicht. Ich würde der Guten die schlechten Erfahrungen mit den Öffnungszeiten der Post von Herzen gönnen. Und bevor du jetzt sagst, dass das bei dir ja nicht vorkommt, weil du immer zu Hause bist oder grundsätzlich nur an eine Packstation schicken lässt - das ist nur ein Beispiel von vielen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das ist wirklich eine verzwickte Situation. Leider habe ich zur Zeit ein ähnliches Problem und weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll. Mein Nachbar spricht mich jedesmal an, wenn wir uns zufällig über den Weg laufen und quasselt mich dann oft eine Stunde lang voll, sodass ich schon anfing ihn zu meiden. Allerdings lässt er sich davon nicht beeindrucken und klingelt neuerdings sogar an meiner Tür, um seine Langewelle zu vertreiben.

Ich möchte nicht zu unhöflich sein, habe auch schon mehrmals betont, dass ich keine Zeit habe, aber er redet einfach weiter und lässt sich nicht von mir abwürgen, als wäre er die Sonne und alles drehe sich um ihn.

Ich glaube ich bin einfach zu nett.

» Piccolino89 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Frau ist mit Sicherheit noch emotional angeschlagen und wenn man das wirklich so sagt, wie du es hier geschrieben hast, dann kann das in meinen Augen wirklich hart und vor allem auch verletzend wirken. Und ihr wollt ihr ja sagen, dass ihr keinen engen Kontakt wollt. Wenn man eh schon traurig ist, dann sieht man erst einmal ja nur die Ablehnung und sie weiß ja auch nicht, dass ihr schlecht Erfahrungen gemacht habt. Und selbst wenn, dass muss in ihren Augen ja nicht bedeuten, dass das dann auch so wird mit ihr.

Ich bin eigentlich für Ehrlichkeit und auch Offenheit, aber in dem Fall glaube ich, dass ihr das weniger gut tun würde. Wobei ich das natürlich aus der Ferne schlecht bis gar nicht beurteilen kann. Ich denke ich würde ihr sagen, dass ihr beide beruflich eingespannt seid (und das wird sicherlich auch stimmen, oder?) und das ihr die wenige Freizeit braucht, um euch zu erholen. Oder etwas in der Richtung. Also das es nicht an ihr liegt (was es tun würde, wenn ihr keinen engen Kontakt durch schlechte Erfahrungen wollt), sondern eher an der Situation.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Eigentlich fände ich es schon etwas gemein dies der Nachbarin so direkt zu sagen. Man muss sich ja nicht ständig hin und her einladen. Sie macht halt gerade eine schwierige Phase durch und versucht sich vermutlich abzulenken und ein bisschen soziale Kontakte zu haben. Deswegen muss das ja nicht gleich ausarten.

Ich würde vermutlich zu der Nachbarin zum Kaffee gehen und einfach ein bisschen nett plaudern und wenn sie dann fragt wegen einem erneuten Treffen, dann kann man ja durchaus sagen, dass man nicht so viel Zeit hat und auch gerne Zeit alleine verbringt oder so. Und wenn einem danach ist, erst dann lädt man sie wieder ein, oder verneint einfach eine Einladung.

Jedoch zu sagen, dass man schlechte Erfahrungen gemacht hat finde ich gemein. Damit wird die Dame ohne euch etwas getan zu haben mit abgestempelt. Außerdem mag dies zwar eure Meinung sein, aber in ihrer jetzigen Situation so formuliert finde ich dass dies einfach fies klingt. Vielleicht denkt sie am Ende sie hätte etwas falsch gemacht. Wenn ihr partout nicht wollt, dann sagt doch einfach dass ihr gerade nicht wollt, oder noch etwas anderes erledigen müsst.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde diese Situation für euch auch nicht gerade einfach, aber ich würde der Nachbarin auch nicht so direkt sagen, dass ihr schon mal Probleme mit zu engem nachbarschaftlichem Kontakt hattet und dies darum nicht erneut wünscht. Dann hat die Frau ja gar keine Möglichkeit zu beweisen, dass es bei ihr anders sein kann. Wenn ihr trotzdem nun keinen engeren Kontakt zu irgendwelchen Nachbarn haben möchtet, dann würde ich die Einladung schon annehmen, um der Frau etwas sozialen Kontakt zu ermöglichen.

Dann würde ich aber irgendwann im Gespräch verlauten lassen, dass es aufgrund der Arbeit nicht leicht mit einer Gegeneinladung werden wird. Dann kann man immer noch die Reaktion der Frau abschätzen. Vielleicht suchte sie ja nur für heute etwas Unterhaltung, weil beispielsweise ihre Freundinnen im Urlaub sind. Wenn es immer wieder vorkommt, dass sie euch einlädt, könnt ihr ja immer noch einen Riegel vorschieben. Aber wenn ihr der Frau direkt sagt, dass ihr aufgrund einer früheren Enttäuschung keinen engeren Kontakt wünscht, dann wird sie sicher enttäuscht sein, egal wie freundlich ihr dabei bleibt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich fand es nun auch doch etwas zu hart, ihr eben zu sagen, dass wir einen so engen Kontakt nicht wünschen. Ich habe ihr dann einfach so abgesagt, in dem ich gesagt habe, dass wir ihr für die Einladung danken, aber es heute nichts wird. Ich war nett und höflich und habe ansonsten nichts gesagt.

Natürlich werde ich weiterhin mit ihr plaudern, wenn ich sie treffe. Was jedoch auch schwer ist, dass sie ständig nur auf alle Nachbarn schimpft und über sie herzieht. Ich nicke dann schon immer nur, aber über das Thema hatte ich hier ja auch schon mal einen Beitrag geschrieben. Die Frau ist eben mit Vorsicht zu genießen und allein deswegen möchte ich dann schon kein Kaffeetrinken.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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