Reine Zweckwohngemeinschaft - geht das überhaupt?

vom 24.08.2013, 08:21 Uhr

Da meine Kinder ausgezogen sind, habe ich mir Untermieter zugelegt, da ich sonst die Miete nicht mehr bezahlen kann. Ich hatte in der Anzeige schon geschrieben, dass es keine WG mit gemeinschaftlichen Essen und Diskussionsabenden sein soll, sondern eine reine Zweckgemeinschaft. Ich habe meine eigenen zwei Zimmer mit Bad und Toilette, in die ich mich zurückziehe. Das andere Bad haben die Untermieter (im Moment ist es erst einer) für sich. Die Küche dürfen sie auch voll und ganz benutzen. Ich bin dort nur manchmal.

Ich merke nun aber, dass eine reine Zweck-WG nicht funktioniert. Man unterhält sich dann doch schon einmal. Ich habe den Untermieter des öfteren zu Kaffee und Kuchen eingeladen, gebe natürlich auch Tipps, was man in München anschauen kann und gestern habe ich ihn zu einem gemeinsamen bayerischen Abendessen mit meinen Söhnen zusammen eingeladen, mit denen er sich offensichtlich ganz gut verstand.

Ich komme nun zu der Meinung, dass es eine reine Zweck-WG wahrscheinlich gar nicht gibt. Vielleicht habe ich den Begriff Zweck-WG auch bis jetzt falsch verstanden. Ich habe darunter immer verstanden, dass man sich über einen kurzen Smalltalk hinaus nichts sagt und jeder alle seine Dinge getrennt macht. Insbesondere die Küche wird getrennt benutzt. Aber jetzt bei meiner Untermieterin sehe ich schon, dass das nicht funktioniert. Denn es wäre doch unsinnig, wenn jeder Untermieter seinen eigenen Salzstreuer und seinen eigenen Kaffee hat. Die Küche wäre dann relativ schnell voll. Auch wenn man gemeinsam in der Küche sitzt, ist es doch selbstverständlich, dass man sein eigenes Essen auch den anderen anbietet.

Oder gibt es so WGs, in denen wirklich alles getrennt ist und jeder seine eigene Klopapierrolle mit auf die Toilette nimmt? Meint ihr, dass reine Zweck-WGs möglich sind? Oder findet nicht doch automatisch ein näherer Kontakt mit automatischer gemeinsamer Haushaltsführung und gemeinschaftlichem Kochen statt?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn man wirklich nicht aufeinander trifft, dann kann ich mir eine Zweckgemeinschaft schon vorstellen, auch wenn man nicht an anderen Menschen interessiert ist. Normalerweise wird man ja ins Gespräch kommen. Ich finde aber auch gar nicht, dass man bei einer Zweckgemeinschaft nicht ins Gespräch kommen darf, es sollte dann aber so sein, dass man keine Freundschaft beginnt und seine Freizeit nicht miteinander plant und das geht schon. Eine WG, in der man aber auch etwas gemeinsam macht ist aber auch ganz gut, wie ich finde.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst wohne nun nicht in einer Wohngemeinschaft, sondern bin mit meinem Partner zusammengezogen, habe aber einige Freunde, die in eine Wohngemeinschaft gezogen sind oder eine solche gegründet haben. Eine reine Zweckgemeinschaft wollte eigentlich niemand. Hat man selbst eine Wohngemeinschaft gegründet, wurde immer geschaut, mit Freunden oder Bekannten zusammenzuziehen; und zog man in eine bereits vorhandene WG, wurden die neuen Mitbewohner zumindest nach Sympathie beurteilt.

Ich denke auch, dass eine reine Zweck-WG, in der man nicht miteinander spricht und keinen näheren Kontakt pflegt, beinahe ein Ding der Unmöglichkeit und darüber hinaus nicht besonders angenehm ist. Wie Ramones schon sagte, kann man natürlich darauf achten, nur miteinander zu sprechen und die Freizeit nicht miteinander zu planen, auf der anderen Seite ergeben sich aus dem Gespräch dann möglicherweise gemeinsame Essen, Unternehmungsideen und dergleichen - und warum sollte man das abschmettern?

Darüber hinaus ist eine komplette Trennung wohl auch unpraktisch: Muss man wirklich für vier Bewohner vier Päckchen Kaffee und vier Rollen Toilettenpapier haben? Und ist es nicht ganz angenehm, wenn abwechselnd gekocht wird? Meiner Meinung nach werden sich die Lebensbereiche bei einem normalen Umgang miteinander ganz automatisch verflechten und Zusammenwohnen ohne näheren Kontakt dürfte sehr schwer möglich sein.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Streng genommen ist eine Wohngemeinschaft immer gleichzeitig eine Zweckgemeinschaft. Denn der Grund für die Bildung einer Wohngemeinschaft ist fast immer, dass die Mitbewohner eine finanzielle Entlastung benötigen, die Wohngemeinschaft dient also einem gemeinsamen Zweck. Aus dieser Sicht hört sich das Wort "Zweck-Wohngemeinschaft" fast schon etwas komisch an. Aber ich habe verstanden was du meinst: Unter Zweck-WG verstehen viele eine Wohngemeinschaft ohne soziale Kontakte.

Ich persönlich könnte mir eine reine Zweck-WG nicht vorstellen. Die fehlende Kommunikation bringt viele Nachteile mit sich. Zum Beispiel muss man alles selber einkaufen, obwohl der Mitbewohner eben gerade zum Einkaufen fährt. Und wenn man schon eine gemeinsame Küche hat, wäre es doch sehr praktisch, wenn man abwechselnd kochen würde. Das ist aber ohne Absprachen nicht möglich. Hier könnte man noch viele weitere Beispiele aufzählen. Und mir persönlich würde die Gemeinschaft fehlen.

Aber theoretisch ist eine reine Zweck-WG möglich. Wenn sich zwei Personen nicht sonderlich sympathisch sind, werden sie sich automatisch aus dem Weg gehen und soziale Kontakte meiden. Aber in der Praxis wünscht man sich doch nette Mitbewohner, mit denen man auch ab und zu reden kann. Und mit der Zeit entstehen wahrscheinlich fast immer soziale Kontakte, alles andere würde ich als unmenschlich empfinden.

Wohngemeinschaften bringen natürlich auch reichlich Konfliktpotential mit sich. Aber bevor ich auf soziale Kontakte und gegenseitige Kommunikation verzichte, würde ich lieber den einen oder anderen Konflikt in Kauf nehmen.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe dich hier eher als kommunikativen und mütterlichen Typ erlebt. Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass du es schaffst, ohne persönlichen Kontakt mit jemand zusammen zu wohnen. Alles was du hier schilderst halte ich für typisch für dich und ich meine das nicht negativ.

Ich denke, es kommt auch immer ein wenig auf die Mitbewohner an. Ich denke auch, das Alter und auch die Lebensumstände spielen eine Rolle. Du bist älter und scheinbar im Alter der Eltern deiner Mitbewohner. Ich stelle es mir schwer vor, alles abzulegen, was man als Mutter gegenüber seinen Kindern gemacht hat. Eben das man Tipps gibt und so weiter. Beziehungsweise hast du ja einen Sohn, der nun in der selben Situation ist, wie dein Mitbewohner. Da machst du vielleicht auch Dinge, von denen du dir wünschst, dass sie dein Sohn auch mit seinen Mitbewohnern erfährt.

Das man nicht stur nur neben einander her lebt, ist in meinen Augen auch normal. Berührungspunkte gibt es immer. Und wenn es eben nur die Frage ist, wo man etwas in der Küche findet. Oder sich eben als Ortsfremder nach der Gegend erkundigt.

Ab und an hat man wohl auch das Gefühl, dass man gerne ein wenig mehr hätte. Ich kann das irgendwie nicht besser in Worte fassen. Der junge Mann scheint dir sehr sympathisch zu sein. Du hattest zwar den Vorsatz, dass er eben nur bei dir wohnt, aber sonst kein Kontakt besteht. Irgendwas scheint aber eben deine Gefühle (ich vermute die Muttergefühle) angesprochen zu haben und du hast das Bedürfnis, ihn mehr einzubeziehen. Was sicherlich anders gelaufen wäre, wenn er distanzierter wäre.

Trotz allem gehst du ja keinerlei Verpflichtungen ein. Deshalb ist es für mich weiter eher eine Zweckgemeinschaft. Ich denke, so lange du dich damit gut fühlst, sollte es kein Hinderungsgrund sein, wenn man eben auch auf privater Ebene etwas zusammen macht. Ich denke, irgendwie bereichert das doch auch dein Leben oder nicht?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Zunächst einmal würde ich generell eine "Wohngemeinschaft" als Zweckgemeinschaft bezeichnen. Immerhin wird so etwas gegründet, damit man an den Kosten ein wenig sparen kann, so wie das bei dir der Fall ist. Also steckt da immer ein bestimmer Zweck dahiner, den man verfolgt.

Im Prinzip glaube ich schon, dass eine reine Zweck-Wohngemeinschaft möglich ist. Vielleicht nicht so extrem, dass man seine eigene Klopapierrolle mit auf die Toilette nimmt und dann anschließend wieder in sein Zimmer, aber meine Freundin wohnte auch einmal in einer Wohngemeinschaft in der sich die Mitbewohner eigentlich immer aus dem Weg gegangen sind und nicht einmal, seit sie dort gewohnt hat, zusammen gekocht haben. Sie haben sich generell auch nicht viel unterhalten, es sei denn, ihr Router für das Internet war einmal kaputt. Da wurde sich dann zusammengesetzt und überlegt, was man so schnell wie möglich machen kann, damit das Internet wieder funktioniert. Es wurde dort auch keinerlei Rücksicht auf andere genommen und es war wirklich nur der Zweck, dass die Mietkosten so niedrig wie möglich gehalten werden.

Aber für mich persönlich wäre das nichts. Es kommt wohl auch stark auf den Charakter derjenigen an, die zusammen wohnen. Wie LittleSister schon schrieb habe ich auch das Gefühl, dass bei dir die mütterlichen Gefühle durchdringen, sodass du dich eher um deine Untermiete sorgst. Aber das ist in gar keinem Fall etwas schlechtes - eher im Gegenteil. Ich fände es traurig, wenn man sich nicht einmal über etwas unterhalten kann und wirklich nur nebeneinander herlebt.

Zusammengefasst denke ich, dass es möglich ist, eine reine Zweckgemeinschaft zu führen, es aber eher selten vorkommt, weil man ja doch allerlei Berührungspunkte hat. Es müssen nicht einmal die aktuellen politischen Themen sein, sondern einfach so etwas wie das Thema Kochen, Musik oder von mir aus auch, wo sich denn was in diesem Haushalt befindet. Es ist immer schöner, wenn man gemeinsam lebt, was auch nicht zwingend heißen muss, dass man sich alles erzählt, was ja klar ist.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nun, es ist doch gut so, wie es ist. Schlimmer wäre es, wenn du jemanden gezielt gesucht hättest, mit dem du auch hin und wieder zusammen Abendbrot essen kannst. So wurden deine Erwartungen im Prinzip übertroffen, welche du ja eh sehr klein gehalten hast.

Ich denke auch, dass eine Wohngemeinschaft immer auch eine Zweckgemeinschaft ist. Entweder will man sozialen Kontakt haben und nicht allein wohnen - dann erfüllt das auch einen Zweck. Und wenn man sich eine Wohngemeinschaft sucht, weil man sich allein wohnen nicht leisten kann, dann ist das auch ein Zweck.

Man muss ja auch gucken, wenn man sich da ins Haus holt. Ich gehe durchaus davon aus, dass es Persönlichkeiten gibt, die sich weniger gern unterhalten wollen und wo das nicht über das höflich sein hinaus geht. Immerhin bist du die Vermieterin und wenn du erscheinst, dann sagt man dir auch guten Tag und daraus ergibt sich ja meistens auch ein Small Talk. Und wenn man dabei merkt, dass man sich gut versteht und auf einer Wellenlänge liegt, dann unterhält man sich mehr.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Was ist nun für dich so schlimm daran, dass du mit deiner Untermieterin doch mehr Kontakt hast, als vorher gedacht? Du hast in deiner Anzeige doch nur mitgeteilt, dass es nicht zwangsläufig gemeinsame Zeiten geben wird. Aber ausgeschlossen sehe ich sie bei deiner Formulierung nun auch nicht. Wenn ich ein WG-Zimmer suchen würde, wäre ich bei dem Text einfach davon ausgegangen, dass es sich zeigen wird, wo es Berühungspunkte gibt und wie man sich versteht.

Oder stört es dich nun, dass du doch einen engeren Kontakt aufgebaut hast, als du eigentlich wolltest? Es ist doch schön, wenn man vielleicht auch mal etwas zusammen macht, als wenn man eben nur die reine Notwendigkeit durch das Geld sieht. Das heißt aber nun nicht, dass du zwangsläufig mit deiner Untermieterin den Kontakt zu halten oder sogar noch intensiver gestalten musst.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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