Eintrittsgeld zur Besichtigung von Kirchen zahlen?

vom 24.08.2013, 01:31 Uhr

Wer viel reist und dabei auch gerne historische Gebäude am Urlaubsort besucht, wird es vielleicht schon bemerkt haben: An vielen Urlaubsorten muss man zum Betreten einiger bestimmter Kirchengebäude ein Eintrittsgeld zahlen. Kostenlos hinein kommt man vielleicht allerhöchstens dann, wenn gerade ein Gottesdienst stattfindet. Wobei es wohl auch da Fälle gibt, dass man niemals, egal, welche Rahmenbedingungen vorherrschen, ohne das Zahlen eines Entgelts in eine bestimmte Kirche hinein kommen kann.

Beispiele für Kirchen, für die man ein Eintrittsgeld zahlen muss, fallen mir auf Anhieb mehrere ein. So hätte ich beispielsweise für die Kirche St. Nikolai in Stralsund vor einigen Wochen mehrere Euro Eintritt zahlen müssen, wenn ich hinein gewollt hätte. In Berlin zahlt man sage und schreibe 7 Euro pro Kopf, wenn man in den evangelischen Berliner Dom möchte. Beim Französischen Dom am Berliner Gendarmenmarkt zahlt man 2 Euro für den Eintritt und immerhin noch einmal 3 Euro, wenn man auf die Aussichtsplattform möchte. Wobei Letzteres ja immerhin noch eine touristische Angelgenheit ist, wieso man dann aber noch einen allgemeinen Eintrittspreis zusätzlich zahlen muss, erschließt sich mir nicht. Für die Nikolaikirche in Berlin zahlt man übrigens 5 Euro Eintritt, für den Dom in Meißen 3,50 Euro, für die Marienkirche in Lübeck 2 Euro. Beim Naumburger Dom sind es 6,50 Euro, der Preis kommt also fast an den vom Berliner Dom heran.

Ich frage mich, ob das angemessen ist. Streng genommen sind es doch Orte der Religion, und irgendwie kommt es mir falsch vor, da hohe Eintrittsgelder zu verlangen. Sicher, auch Touristen besuchen die Orte. Außerdem kostet das Betreiben der Orte, das Reinigen, die elektrische Anlage, die sanitären Anlagen, und so weiter, auch Geld. Aber hat die Kirche nicht eigentlich genug Geld zur Verfügung? Und was spricht dagegen, statt eines Eintrittspreises einfach eine Spendenbox hinzustellen? Ich denke, da wären Menschen eher dazu bereit, mal einen Euro einzuwerfen. Was denkt Ihr zu diesem Thema?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich verstehe deine Ansicht und in einigen Ländern, wie z.B. Italien, ist es wohl so, dass Kirchen allgemein keinen Eintritt kosten. Wie diese dann finanziert werden, kann ich aber nicht sagen. Normalerweise bin ich eigentlich auch nicht bereit, einen Eintritt für die Besichtigung einer Kirche zu bezahlen. Allerdings gab es auch schon Ausnahmen. So habe ich vor einiger Zeit die Kathedrale von Canterbury besucht, wo ein Eintrittsgeld verlangt wird. Dort wollte ich aber unbedingt hin und trotz des Eintrittspreises hat es sich gelohnt.

Man bekommt in dieser Kathedrale auch einen Zettel, auf dem steht, warum man das Eintrittsgeld bezahlen muss. So ist es in England wohl so, dass diese Kirche sich selber finanzieren muss und keine Unterstützung durch die Regierung oder Kirchenfonds bekommt, wie es in anderen Ländern Europas üblich ist. Da die Instandhaltung der Kirche aber sehr teuer ist, müssen sie ein Eintrittsgeld nehmen. Mit Spenden wurde es wohl schon versucht, aber damit haben sie laut der Information nur 12 Pence pro Besucher bekommen, was natürlich nicht ausreicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass Kirchen Eintrittsgelder verlangen und bin ziemlich erstaunt und fast empört darüber. Kirchen sollten allen Menschen zum Beten offen stehen. Was macht denn ein armer Rentner, der einfach nur beten möchte und gar kein Tourist ist? Eine Spendenbox hinzustellen ist auf jeden Fall angemessener und soweit ich weiß (zumindest früher war das so) stehen doch in Kirchen Opferstöcke.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass katholische Kirchen Eintrittsgelder verlangen. Wenn dem so ist, dann können das nur evangelische sein. Denn katholische Kirchen müssen nach Vorgabe den Gläubigen täglich für mehrere Stunden zum Beten zur Verfügung stehen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch ich finde es nicht sehr schön, dass manche Kirchen Eintritt verlangen. Aber ich frage mich an dieser Stelle ob nicht gerade durch so hohe Besucherzahlen manchmal auch sehr hohe Reparaturkosten aufkommen und die Restaurationskosten auch so hoch sind, dass eine Kirche sonst einfach zerfallen und brach liegen würde. Also würde ich es vermutlich eher als eine Unterstützungsleistung sehen. Wobei 7€ Eintritt dann doch etwas hoch sind in meinen Augen.

Auch finde ich es aber vollkommen in Ordnung, wenn der Eintritt in eine Kirche kostenlos, oder geringfügig kostend wäre und dann der Gang auf die Aufsichtsplattform etwas mehr kosten würde. Diesen braucht man schließlich nicht für die Ausübung einer Religion.

Andererseits denke ich nimmt ja nicht jede Kirche Eintritt, sondern eben besondere Kirchen, die auch viel mehr im Unterhalt kosten. Es wird doch Niemand an der Ausübung seiner Religion behindert schließlich muss man nun nicht gerade in diese große und kostenpflichtige Kirche gehen. Es gibt ja doch auch sehr viele kostenlose wo die Religion eben auch nichts kostet und der Gang in die Kirche kostenfrei ist. Besucht man eben besondere Gebäude, dann kann dies auch schon mal Eintritt kosten.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe schon in einem anderen Thread erwähnt, dass ich das einfach unmöglich finde. Wenn ich Tourist bin, besuche ich auch oft Kirchen, weil mein Freund Organist ist und sich immer dafür interessiert, was für eine Orgel in der Kirche steht. Orgeln werden ja für jede Kirche individuell angefertigt und somit ist eigentlich jede einzelne Kirche, ob klein oder groß, bekannt oder nicht, interessant für ihn. Obwohl ich selbst kein Kirchengänger oder großer Fan allgemein davon bin, gehe ich natürlich trotzdem immer mit ihm hinein, aber sobald man Eintritt bezahlen muss, weigere ich mich. Da ist es egal, ob es sich nur um fünfzig Cent handelt oder sogar um mehrere Euro. Sieben Euro für den evangelischen Dom in Berlin finde ich schon heftig, ist der denn so besonders? Das kann ich mir kaum vorstellen, vor allem nicht, dass es ein Eintrittsgeld von sieben Euro wert ist.

Warum für die Kirchen Eintrittsgelder verlangt werden, kann ich schon ein wenig nachvollziehen. Oftmals werden Kirchen über viele Jahre hinweg ausgiebig renoviert, sodass die alten Elemente auch erhalten bleiben und nicht irgendwann alles in sich zusammen fällt. So gibt man den Touristen die Chance, die alten Gebäude zu besichtigen und auch so vorzufinden, wie sie eben schon vor Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten aussahen. Und dass die Renovierungs- und Erhaltungskosten nicht billig sind, kann ich auch gut verstehen. Aber man muss eben auch immer im Hinterkopf behandeln, dass es sich hier nicht nur einfach nur um ein historisches Gebäude handelt, sondern um einen Ort des Glaubens.

Ich frage mich auch immer, wie das Menschen machen, die in der Nähe der Kirche leben und dort wirklich hingehen wollen, um zu beten oder eine Kerze für jemanden anzuzünden. Man kann doch unmöglich von ihnen verlangen, Eintritt zu zahlen?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin ehrlich gesagt noch nie in einer Kirche gewesen, in der ich allein für das Betreten der Kirche Eintritt zahlen musste. Ich glaube, ich wäre nicht dazu bereit zu diesen zu zahlen und würde einfach wieder gehen. Ich finde es vollkommen okay, wenn man für die Besichtigung von Türmen, Emporen, Gruften, Sammlungen oder ähnlichen zusätzlichen Einrichtungen Eintritt zahlt oder für Führungen, Gedenklichter und Infomaterial zusätzlich Geld verlangt wird, aber doch nicht für die Besichtigung des Kirchenschiffs. Ich finde, das Kirchenschiff sollte jedem frei zugänglich sein.

Vor allem in Deutschland muss man als Kirche nicht über den Eintritt finanzieren. Natürlich kann man mit Eintritt auch Besucherströme besser lenken und eine Überfüllung oder Entwürdigung der Kirche durch zu zu laute Touristen steuern, aber da gibt es auch andere Möglichkeiten. In der Frauenkirche in Dresden gibt es zum Beispiel etwa aller 20 Minuten kleine Andachten, bei denen auch darum gebeten wird, dass man sich kurz setzt und daran erinnert wird, dass man sich in einem Gotteshaus befindet und das fand ich wirklich sehr schön. Denn dadurch hatte man wirklich die Möglichkeit, die Kirche in Ruhe auf sich wirken zu lassen und sich tatsächlich mal zu besinnen.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ja, anlupa, Opferstöcke stehen in den Kirchen auch heute noch, zusätzlich zum Eintrittsgeld. Auch haben viele größere Kirchen noch eine Art Souvenirshop, wo sich Literatur über das Gebäude und auch Postkarten mit Innen- und Außenansichten der Kirche kaufen lassen. In ganz touristischen Gebieten, wie beispielsweise in Berlin, verkaufen die Souvenir-Shops in einigen Kirchen sogar mal Trinkgläser oder T-Shirts mit dem Bildnis der Kirche darauf. Dieses touristische "Verramschen" sehe ich auch schon kritisch. Im süddeutschen Raum sind es eher, und das finde ich auch angemessener, solche Dinge wie Votivkerzen oder Heiligen-Medaillen. Außerdem habe ich es schon erlebt, dass zum Sammeln von Geldern für die Restauration eines im Krieg zerstörten Kirchengebäudes Benefiz-Konzerte durchgeführt worden sind.

Wie man sieht, gibt es also noch etliche andere Dinge, die Geld in die Kassen bringen können. Und ich würde eine Kirche beziehungsweise gerade die Restauration einer Kirche auch lieber bewusst durch Spenden oder durch den Kauf von Kerzen unterstützen, als ein Eintrittsgeld bezahlen zu müssen, das fest vorgeschrieben wird, und ohne das man nicht einmal hinein darf.

Auch ich finde, dass das Gebäude an sich immer kostenlos betretbar sein sollte. Für touristische Bonus-Leistungen wie eine Turmbesichtigung oder eine Führung durch das Gebäude kann man ja gerne ein Entgelt verlangen. So fände ich es beispielsweise auch gut, wenn man für das Betreten des Berliner Doms an sich keine 7 Euro zahlen müsste, sondern eben nur ein paar Euro, wenn man beispielsweise hinauf zur Kuppel möchte. Für mich bleibt es eben ein religiöses Gebäude, und da finde ich das Zahlen von Eintrittsgeld an sich einfach falsch. Selbst, wenn der Berliner Dom echt toll aussieht, 7 Euro finde ich besonders übertrieben.

Ich denke übrigens, dass im Falle des Berliner Doms auch bei 3 Euro Eintritt genügend Geld in die Kassen käme, so viele Touristen, wie sich dort herumdrängeln. So werde ich manchmal leider das Gefühl nicht los, dass es sich fast schon um eine Art Geldmacherei handelt, und nicht nur wichtige Sanierungs-Kosten knapp gedeckt werden sollen. Und das ist bei diesem Thema schon wirklich sehr unschön.

Kurz noch zu der Frage, ob es diese Problematik nur bei evangelischen Kirchen gibt: Mein Wissen reicht nicht aus, um diese Frage generell zu beantworten. Allerdings sind alle Kirchen, von denen ich weiß, dass sie ein Eintrittsgeld verlangen, tatsächlich evangelisch.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



An diesen Beispiel sieht man oft, dass selbst in der Kirche eine Art Kapitalismus herrscht. Auch die Kirchen wollen so schnell wie möglich an Geld kommen, wie es nur geht, wobei der eigentliche Sinn ein komplett anderer ist. Normalerweise, sollten Kirchen stets kostenlos sein, denn so hat es Gott auch gewollt, dass wir kostenlos in das Gebäude gehen können und dort beten dürfen. Aber davon halten schon lange viele Kirchen nichts mehr. Und dies ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern in vielen anderen Ländern ist dies bereits Alltag.

Ich war kürzlich in Spanien und gerade in Catalunien gibt es extrem viele Katholiken. In Barcelona gibt es auch einige tolle Kirchen, aber diese kann man auch nicht mehr frei besuchen. Man muss stets Eintritt bezahlen, selbst in der Sagrada Familia, die seit einiger Zeit Besucher wieder an bestimmten Orte den Zugang gewährt. Ich erinnere mich an 7 Euro Eintritt für die Kirche und das war der Grund, weshalb ich mit der Klasse nicht hinein gegangen bin, sondern habe mich aufgeregt, dass eine Kirche für einen heiligen Ort Geld verlangt.

Ich habe sogar eine Konversation auf Spanisch mit den Leuten geführt, die das Eintritt verlangt haben und diese gaben mir stets als Antwort, dass die Sanierung/Renovierung sehr viel Geld gekostet hat und die Kirche deshalb auf Spenden hofft. Aber das "Hoffen" verstehen diese Leute wohl eher als "Zwang. Sehr schade, so etwas mitzuerleben. Dann braucht man sich auch nicht mehr wundern, wenn immer mehr und mehr Menschen ungläubig werden.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dass Du die Sagrada Familia anführst, finde ich sehr interessant. Denn das ist ja nun keine evangelische, sondern wirklich eine katholische Kirche. Da frage ich mich wirklich, inwiefern das Gebot, dass eine katholische Kirche immer zum Gebet offenstehen muss, mit diesem Zwang zum Eintrittsgeld zusammenpasst.

Ich habe nun Interessehalber kurz gegooglet und festgestellt, dass es auch bei anderen katholischen Kirchen vorkommt, dass ein Eintrittsgeld erhoben wird. So muss man für das Betreten der Elisabethkirche in Wroclaw (Breslau, Polen) etwa 2,50 Euro bezahlen.

Es finden sich online sogar noch weitere derartige Informationen, aber bislang habe ich die nur zu katholischen Kirchen außerhalb Deutschlands gefunden. Nun frage ich mich, ob dieses Gebot, dass für das Betreten einer katholischen Kirche kein Geld verlangt werden soll, vielleicht eine rein deutsche Tradition ist?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es ist wohl eher fraglich, ob es katholische Kirchen in Deutschland gibt, die wirklich von Besuchern gestürmt werden. So lange ich mich Recht erinnere, ist der Kölner Dom eine evangelische Kirche und diese haben das Gebot ja nicht. Mir persönlich fällt aber auf Anhieb keine katholische Kirche ein, die wirklich sehr viele Touristen jedes Jahr lockt. Dies wird wahrscheinlich der Grund sein, weshalb du auch im Internet keine katholische Kirche innerhalb Deutschland findest, die Eintritt verlangt, weil dieser Eintritt wohl zu keinen großen Umsatz führen wird.

Die Sagrada Familia ist ja ein wirklicher Besuchermagnet und deshalb rentiert es sich schon, wenn diese Eintritt verlangen. Wenn ich bedenke, dass dort täglich über tausende Besucher kommen, hat diese Kirche einen täglichen Umsatz von 7000 Euro, was wirklich eine Menge ist. Die Frage ist nur, ob der Staat womöglich von den Einnahmen etwas abbekommt? Vielleicht ist es nicht nur die Kirche die den Eintritt verlangt, sondern der Staat selbst, sieht es als gute Einnahmequelle. Und es kann sein, dass es beim Kölner Dom auch so ist und katholische Kirchen gibt es halt in Deutschland wohl keine, die ein totaler Besuchermagnet ist, sodass sich ein Eintritt rentieren würde. Dies ist zumindest meine Vermutung, die eigentlich auch plausibel klingt.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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