Was von der kommenden Arbeitnehmer-Freizügigkeit halten?

Sicherlich kein leichtes, aber jetzt schon auch in den Medien heiß diskutiertes Thema. Die 2014 vollends in Kraft tretende Arbeitnehmer-Freizügigkeit scheint ja jetzt schon die Gesellschaft zu spalten. Nach Medienberichten sitzen ja jetzt schon hunderttausende Osteuropäer auf gepackten Koffern und die Mehrzahl scheint nur noch ein Ziel zu kennen: Deutschland!

Grundsätzlich bin ich ja sehr liberal eingestellt, nur eine gewisse Skepsis macht sich auch bei mir breit. Wie denkt ihr denn über die EU initiierte Arbeitnehmer-Freizügigkeit? Meint ihr dass, das Deutschland durchaus zum Vorteil gereicht? Hält unser Sozialsystem einem derartigen Ansturm stand? Welches Konfliktpotential bergen solche EU Gesetze auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

[Gio]

Wer sagt denn, dass es wirklich einen Ansturm gibt? Klar, die Medien machen gerne Stimmung gegen solche Gesetze, weil es das Publikum hören will. Aber das heißt noch lange nicht, dass die Berichte der Wahrheit entsprechen.

Bisher sind sogar alle gezielte Aktionen, um ausländische Fachkräfte in das Land zu holen, gescheitert. Auch dort hatte man schon behauptet, dass Hunderttausende Ausländer unseren Arbeitsmarkt überfluten. Bei der letzten Aktion (die meines Wissens letztes Jahr statt fand) kamen aber nur einige hundert Arbeitnehmer in das Land. Die Gesetzesänderung wird jetzt auch nicht dafür sorgen, dass massenhaft Arbeitnehmer aus Osteuropa nach Deutschland strömen werden. Wieso sollten sie auch? Es ist ja nicht so, dass sie hier quasi kostenlos arbeiten wollen. Sie müssen auch ihren Lebensunterhalt in Deutschland verdienen und können daher nicht zu sehr niedrigen Gehältern arbeiten. Außerdem bleibt auch die Sprachbarriere immer noch bestehen.

Im Moment ist es ja auch so, dass eher Griechen, Spanier und Italiener in unser Land kommen, weil dort die wirtschaftliche Lage (in Gegensatz zu Osteuropa) wirklich sehr schlecht ist. Trotzdem hört man im Moment noch nichts von größeren Problemen für unser Sozialsystem.

Von daher sehe ich da kein großes Problem auf unseren Arbeitsmarkt oder unser Sozialsystem zukommen. Sicherlich wird es schon einige Osteuropäer geben, die nach Deutschland kommen. Aber eine Überschwemmung unseren Arbeitsmarktes würde ich wirklich nicht erwarten.

Ich muss sagen, dass ich wirklich Angst davor habe, dass diese Neuerung dazu führt, dass im nächsten Jahr noch viel mehr Menschen aus den osteuropäischen Ländern nach Deutschland kommen und hier auf Staatskosten leben möchten. Natürlich kann ich die Menschen verstehen, da sie in ihren Heimatländern nichts haben aber die Situation hier in Deutschland wird ja auch immer schlimmer und ich denke nicht, dass dies die beste Lösung ist. Ich sehe dem absolut kritisch entgegen und würde mir wünschen, dass diese Regelung nicht in Kraft treten wird.

Bereits jetzt gibt es genügend Ghettos hier in Deutschland, in welchen osteuropäische Familien menschenunwürdig leben. Die Menschen kommen mit großer Hoffnung nach Deutschland und werden hier nur enttäuscht. Das kann nicht die Lösung sein. Ich finde, statt solch kontraproduktiver Methoden sollte dafür gesorgt werden, dass die Menschen in ihren Ländern besser leben können, da sollte die EU an einem ganz anderen Punkt ansetzen!

[ten points]

Der große Ansturm wird wohl ausbleiben oder sich nur auf einige Ballungszentren verteilen. Grund hierfür ist, dass ausgerechnet die Südländer Italien und Spanien schon über eine Million Rumänen und Bulgaren aufgenommen haben und damit der Druck nun etwas weg ist. Der Mindestlohn kommt nun auch und daher ist Lohndumping außer durch Scheinselbständige wohl wesentlich weniger das Thema.

Das Problem sehe ich eher im Bereich der Prostitution, zumal es in Osteuropa richtige Märkte gibt, wo man solche Damen für einige tausend Euro erwerben kann und die nun anscheinend in Massen mehr oder weniger freiwillig nach Deutschland kommen. Insbesondere die Bereitschaft, es auch ohne Schutz zu machen, finde ich sehr bedenklich.