Kennt oder seid ihr selbst Helikopter-Eltern?

vom 13.08.2013, 21:11 Uhr

Ich habe heute zum ersten Mal von den sogenannten Helikopter-Eltern gelesen. Das sind Mütter oder Väter, die ihr Kind umschwirren wie ein Helikopter und alles bewachen. Also im Prinzip Übereltern sind, die über jeden Schritt der Kinder informiert sind und auch alles von den Kindern fern halten, was ihnen schaden könnte.

In meinem Bekanntenkreis habe ich wirklich so eine Frau, die ihr Kind behütet wie ein rohes Ei. Solange die Kinder noch sehr klein sind, ist das auch in Ordnung. Aber wenn sie dann schon in der dritten Klasse sind und immer noch von der Schule abgeholt und gebracht werden, obwohl die Schule nicht weit weg ist, ist es schon komisch. Kennt ihr solche Eltern? Denkt ihr, dass es diese Kinder mal schwer haben werden im Leben? Hören diese Eltern mit diesem Verhalten irgendwann mal von selber auf oder muss das Kind sich dann versuchen durchzusetzen?

Waren eure Eltern vielleicht so oder seid ihr es selber? Warum verhalten Eltern sich so? Ich bin froh, dass meine Eltern nicht so sind und waren und ich denke, dass es für das Kind bestimmt sehr schwer ist.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Von solch einem Begriff höre ich heute zum ersten Mal. Und ich kann von Glück sagen, dass meine Eltern keine sogenannten "Helikoper-Eltern" waren. Ich glaube, wenn man seine Kinder so extrem umschwirrt, dass nichts anderes an sie rankommt, werden die Kinder nicht wirklich selbstständig und das schadet ihnen doch nur selbst (wie in deinem verlinkten Artikel bereits erwähnt).

Warum Eltern sich so verhalten kann ich dir nicht wirklich beantworten. Ich habe selbst noch keine Kinder und ich hoffe, dass ich nicht so werde, wenn ich denn mal welche haben. Das einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass sie einfach extrem überforsorglich sind, was heutzutage auch kaum zu verdenken ist.

Ich habe ein Bekannte, die bis in die Oberstufe hinein von ihren Eltern zur Schule gefahren worden ist. Mit dem Bus und mit der Bahn ist sie noch nie alleine gefahren. Es geht teilweise sogar schon so weit, dass sie auch in die Universität gefahren wird und das finde ich sehr krass. Sie musste sich auch eine Universität in der Nähe suchen, damit ihre Eltern immer wussten, wie es ihr geht.

Das würde mich persönlich sehr einschränken und ich denke auch, dass es für ein Kind sehr schwer ist, wenn die eigenen Eltern einen so einschränken und umschwirren. Fürsorge ist zwar normal, aber es sollte nicht so extrem sein.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Den Begriff "Helikopter-Eltern" habe ich jetzt auch zum ersten Mal gelesen. Im Grunde beschreibt er aber ein wirklich uraltes Phänomen. Irgendwie finde ich es etwas blöd, dass man dafür gleich ein pseudo-modernes Wort erfinden muss. Es soll vielleicht auch lustig klingen? Besonders ernst wirkt es jedenfalls nicht. Dabei ist das Phänomen durchaus ein ernstes Problem, besonders für das betroffene Kind.

Damit meine ich aber nicht einmal, dass aus dem Kind auf jeden Fall ein hilfloses, sozial verkümmertes Etwas werden muss. Ich denke, die meisten Kinder stört es irgendwann sehr, wenn man sie zu sehr beaufsichtigt, und sie versuchen dann, auf jeden Fall irgendwie aus dieser Situation auszubrechen. Wenn dieser Ausbruch gelingt, dann haben sie zwar möglicherweise Schwierigkeiten, zu erlernen, selbstständig zu handeln, aber sie lernen es sicherlich mit der Zeit. Das bemutterte Kind, das sein Leben lang, auch noch mit vierzig Jahren oder später, unfähig bleibt, ist ein mieses Klischee. Meistens wird es zudem ja auch nicht verwendet, um die Eltern zu kritisieren, sondern, um sich über das Kind lustig zu machen. Dabei kann das ja nun gewöhnlich am Wenigsten für diese Situation.

Ich kenne ein Glück wenige Eltern, die so handeln, wobei auch die wenigen, die ich kenne, schon sehr schwierig für die Betroffenen sind. Ob die Eltern ab irgendeinem Alter mit diesem Verhalten von alleine aufhören, dürfte bei jedem anders sein. Manchmal lernen sie es vielleicht, dass ihr Kind schon lange erwachsen sind, manche hingegen lernen es vielleicht niemals. Und wenn sie es niemals lernen, dann ist es wohl sinnvoll, als Kind dagegen anzugehen. Das ist nicht leicht und kann im schlimmsten Fall auch komplett zum Zerfall der Familie führen, das kommt wohl sogar öfters vor. Also mies geht es dem betroffenen Kind auf jeden Fall. Es kann sich teilweise nur dazwischen entscheiden, entweder ewig bevormundet zu bleiben, oder aber, dagegen zu kämpfen und dafür seine Familie zu verlieren. Das ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera.

Sollte ich irgendwann einmal Kinder haben, was ich aber nicht glaube, dann hoffe ich, niemals so eine kontroll- und herrschsüchtige Mutter zu werden. Oder selbst, wenn ich mich unwissentlich dazu entwickeln würde, dann würde ich immerhin hoffen, dass das Kind etwas dagegen sagt und mir damit die Augen öffnet. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass einige Eltern gar nicht bemerken, wie sie sich eigentlich benehmen. Wenn sie dann damit aufhören, wenn das Kind das Problem anspricht, ist das nicht weiter schlimm.

Katastrophal sind meines Erachtens die Eltern, die das Kind dann nicht ernst nehmen oder sich im Recht fühlen und daher aus Prinzip so falsch weitermachen, wie bislang. Solche Menschen gibt es leider auch genügend. Die extreme Kontrolle seines Kindes kann nämlich nicht nur Wohlwollen und Sorge bedeuten, sondern auch reine Herrschsucht, Machtsucht oder sonstiger Egoismus sein, für den teilweise gerne in Kauf genommen wird, dass das Kind darunter leidet. Natürlich sollten solche Leute eigentlich erst gar keine Kinder bekommen, aber dennoch haben sie oft genug welche.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir fallen dazu meine ehemaligen Nachbarn ein. Die haben einen Jungen, der mittlerweile Ende 20 ist und nichts auf die Reihe bekommen hat, weder Schulabschluss, noch Lehre. Selbst aus dem Zivildienst ist er heraus geflogen. Auf der einen Seite ist der Typ strunzdumm, auf der anderen bin ich davon überzeugt, dass seine Eltern da eine große Schuld mit tragen, denn der Junge wurde täglich zur Schule gebracht und abgeholt. Die Mutter ist während der Schulpausen zur Schule gelaufen und hat dort letztlich Hausverbot bekommen, danach stand sie vor dem Grundstück. Auch zur weiterführenden Schule wurde er begleitet. Draußen spielend hat man ihn auch nur gesehen, wenn die Mutter mit auf dem Spielplatz saß. Momentan verteilt er übrigens Prospekte, immer den Papa im Schlepp.

Seiner jüngeren Schwester erging es ähnlich, was schade ist, weil sie zumindest etwas mehr Grips abbekommen hat. Mittlerweile besucht sie eine Handelsschule in der Nachbarstadt. Dort sieht man aber mittlerweile oft, wie die Eltern mit dem Sohn zu Schulschluss durch die Stadt und Richtung Schule laufen. Bin gespannt, was aus dem Mädel noch wird.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Den Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit, einen Schulabschluss zu machen, und sehr behütenden Eltern sehe ich aber nicht. Bei dem von Dir beschriebenen jungen Mann mag beides zusammen zutreffen, aber dass das Eine das Andere bedingt hat, glaube ich nicht unbedingt. Oder haben die Eltern ihn irgendwie vom Lernen abgehalten? Das wäre es doch, was dafür sorgt, dass man den Schulabschluss macht. Ob die Eltern einen nun von der Schule abholen oder nicht, spielt da doch keinerlei Rolle.

Ich habe außerdem eher die Erfahrung gemacht, dass Eltern mit Kontrollzwang eher sehr streng sind und sehr heftig darauf achten, dass das Kind auch gut in der Schule ist, immer alle Hausaufgaben macht, vor Klausuren viel lernt, und so weiter. Die Kinder von sehr kontrollwütigen Eltern, die ich bisher erlebt habe, waren meist eher Klassenbeste und keine "Schulversager".

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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