Den Klassenkameraden die Hausaufgaben zum Abschreiben geben?

Ich hatte ein Mädchen in meiner Klasse, das von den meisten als Streberin angesehen wurde. Sie schrieb nur gute Noten und erledigte auch ihre Hausaufgaben immer pflichtbewusst und ordentlich, was man von den meisten anderen in meiner Klasse nicht behaupten konnte.

So gut wie jeden Tag wurde sie von mehreren Mitschülern gebeten, ihnen die Hausaufgaben zum Abschreiben zu geben. Sie haben sie dann meistens in den Pausen mit aufs Klo genommen und dort abgeschrieben, damit sie die Lehrkräfte, die Pausenaufsicht haben, nicht sahen. Die Schülerin gab ihnen auch immer ohne Widerrede ihre Hausaufgaben. Anscheinend störte es sie überhaupt nicht, dass ihre Mitschüler die Hausaufgaben, in die sie am Vortag eine halbe Stunde oder mehr investiert hat, in fünf Minuten abschrieben. Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur Angst, ausgegrenzt zu werden, da sie hinterrücks von vielen als Streberin abgestempelt wurde.

Ich selbst habe sie nie um die Hausaufgaben gebeten. Wenn ich meine Hausaufgaben mal vergessen habe, habe ich versucht, vor Stundenbeginn selbst noch etwas ins Heft zu schmieren, und wenn es auch nur ein Ansatz war, sodass die Lehrkraft sah, dass ich etwas gemacht habe. Wenn ich nicht mehr dazu gekommen bin, habe ich ihr einfach gebeichtet, dass ich die Hausaufgaben vergessen habe.

Gab es zu eurer Schulzeit auch jemanden, bei dem die anderen aus der Klasse immer die Hausaufgaben abgeschrieben haben? Habt ihr euch vielleicht sogar mit dem Hausaufgaben machen abgewechselt, sodass immer ein anderer die Hausaufgaben macht und die anderen abschreiben? Würdet ihr euren Klassenkameraden die Hausaufgaben, an denen ihr lange gesessen habt, zum Abschreiben geben?

Diesen Schüler, den viele darum bitten, dass man mal eben schnell die Hausaufgaben abschreiben kann, sollte es eigentlich in so gut wie jeder Klasse geben. Oftmals handelt es sich um Schüler, die keinen sicheren Halt in der Klasse haben, also mehr oder weniger Einzelgänger waren. Das ist nicht immer der Fall, da ich schon mehrere Leute kennen gelernt haben, die das Ausgangsthema gemeinsam hatten, aber doch recht verschieden in dieser Hinsicht waren.

In der Realschule hab es auch einen Jungen, der immer die Hausaufgaben erledigte. Dieser wurde auch sehr oft darum gebeten, dass man mal eben etwas abschreibt. Ihm war das ziemlich egal, aber er hatte seine Grenzen. Wenn man zu oft kam verweigerte er das ganze auch mal. Besonders unfair fand ich es ja immer, wenn die Hausaufgaben zensiert wurden und am Ende die Abschreiber hier nur abgestaubt haben. Das hat mich immer geärgert, aber zum Glück wurde diese Benotung dann nur noch sehr selten praktiziert. In der Berufsschule gab es dann einen Außenseiter, der sie gerne bereit gestellt hat, in der Hoffnung, dass er ein paar Freunde findet. Er hatte es wirklich nicht leicht und lies sich so leider ausnutzen.

Ich habe auch nicht immer meine Hausaufgaben gemacht, aber glücklicherweise lief es immer so ab, dass mein Banknachbar genau dann die Hausaufgaben gemacht hat. Das gleiche war dann umgekehrt ebenfalls so. Wir haben uns also immer wieder im Wechsel aus der Patsche geholfen und notfalls haben wir auch mal jemand anderen um seine Hausaufgaben gebeten, aber auch nur bei Lehrern, bei denen wirklich Anschiss drohte. Bei manchen hat man es dann eben einfach mal so hingenommen. Ansonsten habe ich sehr ungern meine Hausaufgaben weiter gegeben, es sei denn ich hatte mal etwas gut oder so.

Warum denn nicht? Ich gehe zwar schon eine Weile nicht mehr zur Schule, aber als ich noch ging, habe ich die allermeisten Mitschüler bei Bedarf schon abschreiben lassen. Aber nur Leute, mit denen ich mich verstanden habe. Das habe ich nie in Frage gestellt, warum man es nicht machen soll. Klar hat man Zeit investiert, aber dabei auch gelernt und geübt. Wenn einer zu faul ist, Hausaufgaben zu machen, dann muss der oder die eben selbst die Verantwortung dafür tragen, dass er eben nicht so gut lernt. Aber ist das mein Problem? Jeder muss selbst wissen, wie er sein Leben gestalten will.

Im Endeffekt hatte ich nur profitiert dadurch. Man macht sich keinen unnötigen Stress mit den anderen in der Klasse. Und wenn man selbst mal keine Zeit oder Lust auf die Hausaufgaben hatte oder schlicht und ergreifen eine Aufgabe nicht lösen konnte, dann hat man immer jemanden gefunden, der einem auch mal die Hausaufgabe zum Abschreiben gegeben hat. Das war dann gar kein Ding.

Ärger gab es nur, wenn man sich beim Abschreiben zu blöd angestellt hat und alles identisch inclusive Fehler übernommen hat. Wenn die Lehrer die Hausaufgaben der Klasse eingesammelt hatten und gesehen haben, dass der gleiche Fehler identisch bei zehn Leuten auftauchte, dann wurde schon genauer hin gesehen. Man musste also schon aufpassen, bei wem man abschrieb und gegebenenfalls etwas kleines verändern.

In der Realschule war das bei uns ein Geben und Nehmen. Ich habe öfters mal die Hausaufgaben vergessen oder war auch teilweise einfach zu faul, mich zu Hause hinzusetzen und sie zu machen. Wenn ich dann meine Freundinnen gefragt habe, ob ich sie abschreiben könnte, dann haben sie mir eigentlich immer sofort ihr Heft beziehungsweise ihren Ordner gegeben, sodass ich es abschreiben konnte. Andersrum war es genauso, ich habe nie gesagt, dass bei mir niemand abschreiben darf und ich habe auch einzelne Personen nicht davon abgehalten, bei mir abzuschreiben, selbst wenn ich die ein oder andere Person gar nicht so sehr mochte.

In der fünften Klasse herrschte bei uns zwar noch die „Jungs sind alle doof“-Mentalität, aber auch zu dem damaligen Zeitpunkt habe ich alle Klassenkameraden abschreiben lassen, auch die männlichen. Ich denke, das habe ich teilweise durchaus auch aus dem Grund gemacht, weil ich einfach dazu gehören wollte und so in Kontakt mit manchen Klassenkameraden gekommen bin. Es war eben die Pubertät und da bezieht man immer mit ein, was man aus einer bestimmten Aktion für eine Beliebtheit gewinnen könnte. Bei mir war das nicht anders.

Als ich dann auf ein weiterführendes Gymnasium gekommen bin, habe ich es anfangs genauso gehandhabt wie auf der Realschule und habe bei mir alle abschreiben lassen. Bald hatte ich deswegen das „Streber“-Image, vor allem, weil ich auf dem Gymnasium auch immer die Hausaufgaben gemacht habe, da ich die Lehrer noch nicht kannte und erst einmal lernen musste, sie einzuschätzen. Ich habe dann alle bei mir abschreiben lassen, bis zu dem Zeitpunkt, als ein ganzes Projekt, in das ich wirklich sehr viel Zeit investiert habe, geklaut wurde und als eigenes ausgegeben wurde. Damit war es für mich dann vorbei und ich habe nur noch meine engsten Freunde von mir abschreiben lassen.

Während meiner Schulzeit gab es in meiner Klasse eigentlich niemanden, den alle um seine Hausaufgaben gebeten hätten. Auch einen wirklichen Wechsel gab es nicht, dass es abgesprochen worden wäre, wer wann die Aufgaben macht und andere abschreiben lässt. Bei so etwas hätte ich auch nicht mitgemacht. Sicher habe ich auch schon mal meine Hausaufgaben vergessen und manchmal habe ich sie dann auch von einer Freundin abschreiben dürfen. Auch umgekehrt hat schon mal eine Freundin von mir abgeschrieben. Das war aber nicht geplant, sondern wurde spontan nach Bedarf entschieden.

Das kenne ich aus meiner Klasse sehr gut. Bei uns in der Klasse ist eine meiner Freundinnen die Streberin. Wie du schon sagtest, sie schreibt immer gute Noten und hat immer ihre Hausaufgaben. Viele meiner Klassenkameraden lästern hinter ihrem Rücken immer über sie, aber wenn sie dann ihre Hausaufgaben vergessen, oder besser gesagt keine Lust dazu haben sie zu machen sind sie immer so richtig nett zu ihr und schleimen sich ein ohne Ende.

Früher hat meine Freundin ihnen oft ohne Wiederrede die Hausaufgaben zum Abschreiben gegeben, mittlerweile tut sie es aber auch nicht mehr und sagt dann nur noch als Antwort nein. Zu den meisten hab ich dann irgendwann mal gesagt wenn sie mich gefragt haben, wieso sie die Hausaufgaben nicht mehr bekommen, das es meiner Freundin einfach reicht, das sie nur nett zu ihr sind, wenn sie die Hausaufgaben wollen oder bei Stehgreifaufgaben von ihr abschreiben möchten.

Ich habe sie noch nie um die Hausaufgaben gebeten, da ich sie fast immer pflichtbewusst mache. Wenn es dann trotz all dem doch mal vorkommt, das ich sie vergessen habe, mache ich es wie du und kritzle schnell noch irgendetwas ins Heft, damit man der Lehrerin/dem Lehrer zeigen kann, das man es probiert hat. Falls ich es nicht schaffe beichte ich es eben der Lehrerkraft und nehme die Konsequenzen in kauf, aber bei meiner Freundin abschreiben fände ich falsch, da es mir währe ich an ihrer Stalle ja auch nicht gefallen würde so ausgenutzt zu verden.

Als ich noch auf die Realschule ging, war es sehr oft so, dass ich meinen Mitschülern die Hausaufgaben zum Abschreiben gegeben habe. Damals habe ich noch jeden Tag meine Hausaufgaben gemacht und konnte es mir gar nicht vorstellen, sie einmal nicht zu machen. Dabei habe ich aber regelmäßig meine Unterlagen meinen Mitschülern zum Abschreiben gegeben, obwohl mir nie so wohl bei der Sache war. Immerhin hatte ich doch immer ziemlich viel Zeit mit meinen Hausaufgaben verbracht und fand es nicht so toll, wenn andere die Hausaufgaben in nur fünf Minuten abschrieben. Trotzdem habe ich ihnen meine Hausaufgaben gegeben, da ich mir auch keine Feinde machen wollte.

Ich fand es in der Schule immer richtig blöd, dass alle immer meine Hausaufgaben abschreiben wollten. Immerhin hatte ich viel Zeit damit verbracht und mich ärgerte es immer sehr, wenn andere sich dagegen einen schönen freien Nachmittag machten und dann einfach meine Hausaufgaben abschrieben. Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig, als die anderen die Hausaufgaben abschreiben zu lassen, da man sich ansonsten wirklich sehr unbeliebt machte.

Später auf dem Gymnasium bekamen wir nur noch selten Hausaufgaben, die eigentlich auch nicht so oft korrigiert wurden. Stattdessen kam es hin und wieder vor, dass wir einen Aufsatz schreiben mussten, der eingesammelt wurde. Diesen konnte man natürlich nicht abschreiben. Bei uns war es dann aber generell so, dass wir auf dem Gymnasium nicht die Hausaufgaben abschrieben, da es eigentlich auch keine so schlimmen Konsequenzen wie auf der Realschule gab, wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hatte.

Ich habe auch immer wieder Hausaufgaben heraus gerückt, warum auch nicht!? Im Gegenzug dazu habe ich aber auch Hausaufgaben von Mitschülern erhalten. Für mich war das am Ende das Prinzip der sich waschenden Hände und am Ende hatten alle weniger Arbeit und mehr Freizeit. Mitunter haben wir sogar unter den Tischen Hefte und Blöcke hin und hergeschoben, wenn der Lehrer mal dem ein oder anderen in die Unterlagen blicken wollte.

Ich habe eigentlich nur eine Person bei mir abschreiben lassen und das regelmäßig. Dafür hat er mir dann bei Mathe geholfen und hat mich da auch in den Arbeiten mal nachschauen lassen bei sich. Das war also ein Geben und Nehmen bei uns und wir haben uns das dann vor allem auch immer gegenseitig erklärt. Wenn man aber nur ausgenutzt wird oder nur dann ein Teil einer Gruppe sein kann, finde ich das nicht gut. Mit meinem ehemaligen Klassenkameraden bin ich auch heute noch befreundet und so muss es sein, wenn man jemanden abschreiben lässt und nicht so eine Ausnutzung der Person, man muss befreundet sein und dann auch eine Gegenleistung bekommen.

Das war schon immer so, dass einige nie die Hausaufgaben gemacht haben und dann abschreiben wollten. Nun ja, durchs Abschreiben haben sie nichts lernen können. Mir war das egal. Ich habe meine Hausaufgaben grundsätzlich gemacht. Natürlich habe ich auch andere abschreiben lassen. Wie sie damit klar kamen war nicht meine Sache.