Ältestes Geschwisterkind mit zur Geburt nehmen angebracht?

Ich habe am Mittwoch in einer Zeitschrift beim Arzt etwas ungewöhnliches gelesen. Es war wohl eine Erziehungszeitschrift. Den Titel habe ich nicht mehr im Kopf. Auf jeden Fall ging es darum, ob man ein älteres Geschwisterkind ab dem Alter von 3 oder 4 Jahren mit zur Geburt nehmen sollte, wenn ein kleineres Geschwisterkind geboren wird. Ich war, muss ich ehrlich sagen ziemlich entsetzt. In der Zeitschrift waren wirklich Befürworter, die sich dazu geäußert haben und die darüber berichteten, dass sie die älteren Geschwister ab diesem Alter dabei hatte. Einige würden es wieder machen, aber andere meinten, dass sie sich nicht auf die Wehen konzentrieren konnten.

Als ich den Satz gelesen habe, dass sie das Kind nicht mehr mit nehmen würde, weil sie sich nicht auf die Wehen konzentrieren konnte, dachte ich, dass man doch da auch eher mal an das Kind denken sollte als an sich selber. Für manche erwachsenen Männer ist es nicht einfach dieses Erlebnis zu verarbeiten und das will man Kindern zumuten? Ab welchem Alter denkt ihr, kann man ein Kind bei einer Geburt dabei haben oder haltet ihr es für unverantwortlich? Denkt ihr, dass ein Kind da einen bleibenden Schaden durch bekommen kann?

Ich würde mein Kind nie im Leben zur Geburt meines zweiten Kindes mitnehmen. Das ist ja schon ein ganz schöner Hammer, wenn man das mitbekommt und ich denke schon, dass es sehr verstörend für das Kind ist, wenn es das mit ansehen muss. Man kann sich ja auch nicht um das Kind kümmern und es bemuttern, wenn man selber mit der Geburt und den Wehen beschäftigt ist. Der Kinderseele wird das sicherlich nicht so gut tun.

Ich würde auch nie und nimmer ein Kind mit zur Geburt nehmen, auch für Jugendliche halte ich das noch für unzumutbar. Kinder können die Situation ja noch gar nicht einschätzen. Selbst die werdenden Mütter und Väter wissen ja vorher noch nicht, wie schmerzhaft die Geburt. Sanfte Geburten sind sehr selten, darauf sollte man nicht hoffen. Kinder haben hier meiner Meinung nach gar nichts zu suchen, höchstens im Flur, um auf das Geschwisterchen zu warten.

Außerdem kann der Vater keine richtige Stütze für die Gebärende sein, wenn er gleichzeitig auf das Kind achten muss. Einer muss nämlich drauf achten. Es kann plötzlich alles sehr schnell gehen und eventuell Ärzte eingreifen müssen. Da steht das Kind nur im Weg und wird unter Umständen unsanft herumgeschubst.

Als meine Wehen beim zweiten Kind los gingen, war mein ältester Sohn knapp 3 Jahre alt. Ich habe meinem Mann im Krankenhaus gesagt, dass Jan jetzt "weg muss". Ich habe nie darüber nachgedacht, dass er bei der Geburt dabei sein könnte. Einzig wollte ich, dass er nach der Geburt direkt seinen Bruder begutachten kann und nicht viel Zeit dazwischen vergehen sollte. Aber auch bei älteren Kindern würde ich das nicht wollen.

Ich weiß noch wie sehr ich gelitten habe und wie schlimm ich ausgesehen haben muss, deswegen absolut inakzeptabel, dass ein Kind das mitbekommt.

Ich finde es absolut unangebracht, ein Kind mit zu einer Geburt zu nehmen und halte dies auch für äußerst fragwürdig. Eine Geburt ist ein sehr bewegendes Erlebnis und ich denke nicht, dass ein kleines Kind dieses richtig verarbeiten kann. Auch denke ich, dass es für das Kind ein sehr traumatisches Erlebnis sein muss, wenn die Mutter solche Schmerzen hat. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese Erfahrung für ein schwieriges Verhältnis zwischen den Geschwistern sorgt, denn immerhin hat ja dann das ältere Geschwisterkind mitbekommen, dass die eigene Mutter wegen dem jüngeren Geschwisterkind Schmerzen hatte. Ich befürchte, das kann böse enden und zu großen, unterbewussten Abneigungen führen.

Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass die Frau während der Geburt sich ganz auf diese konzentrieren muss und sich nicht noch um ein anderes Kind kümmern kann. Andererseits sollte das aber nicht der Hauptgrund sein, denn meiner Meinung nach muss man in erster Linie an das ältere Kind denken, was ja auch geschützt werden muss. Natürlich ist es so, dass viele Männer bei einer Geburt umkippen. Immerhin ist hier viel Blut im Spiel und der Anblick ist nicht gerade schön. Das sollte einem kleinen Kind in jedem Fall erspart bleiben und ich halte hier sogar das Wohl des Kindes für gefährdet.

Ich habe zwar noch keine Kinder, aber ich käme niemals auf die Idee, mein Kind mit zur Geburt seines Geschwisterchens mitnehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für die kleine Kinderpsyche gesund sein kann. So einen Anblick kann ja kaum ein erwachsener Mann ertragen, wie soll dann ein Kind so etwas standhalten?

Wenn ich mir vorstelle, dass das Kind sehen müsste, wie die Mutter leidet, kann das nun wirklich nicht förderlich für die Psyche des Kindes sein oder gar die Bindung zwischen den Kindern stärken, wenn das Kind mitbekommt, wie die Mutter wegen des Geschwisterchens leiden musste.

Wenn ich einmal Kinder habe werde ich das sicherlich nicht tun. Erst recht nicht in diesem Alter. Ich würde dann auch nicht an mich denken, sondern eher an das Kind. Wahrscheinlich würde ich mich dann auch nicht auf die Wehen konzentrieren können, aber nicht weil ich abgelenkt bin durch mein Kind, sondern weil ich mir die ganze Zeit sorgen um das ältere Geschwisterkind machen würde, was es dann sähe und wie sich das dann auf mein Kind auswirken würde.Für mich käme das niemals in Frage.

Ich finde es nicht gut, ein so junges Kind mit zu einer Geburt zu nehmen. Gerade wenn die Geburt im Krankenhaus stattfindet, sind dort einige Leute involviert und es herrscht eine gewisse Hektik. Wenn da noch ein Kind herumwuselt, empfinde ich das in erster Linie als unnötige Zumutung für das Krankenhauspersonal. Kinder in dem Alter sind eben in der Regel nicht ruhig und schauen friedlich zu, sondern sie quengeln vielleicht oder laufen gar herum.

Was den Anblick als solchen angeht, finde ich diese Vorstellung gar nicht so schlimm. Natürlich gibt es schönere Dinge als eine Geburt mit anzusehen, aber letztendlich ist es doch etwas natürliches. Es gibt sicher Kinder, die damit ein Problem haben könnten, aber ich denke, dass man den Kindern schlichtweg zu wenig zutraut, wenn man solche ganz alltäglichen und natürlichen Anblicke vor ihnen versteckt. Das ist so ähnlich wie die Tabuisierung des Todes unter dem Vorwand, das Kind schützen zu wollen. Ich denke auch, dass es erst eine Entwicklung der neueren Zeit ist, dass Kinder keine Geburt mehr live mit ansehen dürfen. Früher wird das vermutlich üblicher gewesen sein.

Ich habe auch noch keine Kinder, aber ich weiß jetzt schon, dass ich ein älteres Kind sicher nicht bei der Geburt eines jüngeren Geschwisterkindes dabei haben möchte. Ich kann mir schon vorstellen, dass man dann bei der Geburt von dem Kind abgelenkt wird, aber wichtiger wäre mir dann auch das Wohl des Kindes. Deswegen würde ich gerade ein so junges Kind auch sicher nicht zur Geburt mitnehmen.

Es ist für ein Kind doch sicher nicht leicht zu verkraften, wenn es sieht, dass die Mutter offensichtlich Schmerzen hat. Auch wegen eventueller Komplikationen, die ein Kind dann mit ansieht, finde ich es nicht gelungen, ein Kind mit in den Kreißsaal zu nehmen. Ich hätte ehrlich gesagt auch gar nicht gedacht, dass es möglich ist, ein Kind mitzunehmen, wenn ein Geschwisterkind geboren wird.

Das würde ich auf keinen Fall zulassen. Solch ein kleines Kind könnte durchaus einen Schock bekommen und das Geschwisterkind hassen. Wenn selbst Männer geschockt sind, was passiert dann erst in den Köpfen dieser kleinen Kinder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind ein solch schlimmes Erlebnis verkraftet. Es muss anschließend total verstört sein. Es wird vielleicht noch angeschrien vom Krankenhauspersonal, falls es weint. Ich finde das grausam und eine Zumutung für Linder.