Deutsche Speisekarte auf US-Flughafen erstaunlich?
Auf dem Flughafen von Portland stießen wir auf Gustavs Bierstube. Nach dem Öffnen der Speisekarte sahen wir, dass darin alles wie folgt geschrieben war. Vorspeise (Starters), Hauptspeise (Entrees) und Nachspeise (Dessert). Auch stand dort: Bayerische Weißwurst und Original Bratwurst mit Sauerkraut. Sauerkraut sagt man auch auf englisch. Die Kellnerin musste den Gästen oft erklären, was das alles ist und dass das Schnitzel kein echtes Schnitzel ist, was immer sie damit meinte. Ich nahm mir ein Schnitzel St.Moritz, was sich als eine Art Cordon Bleu entpuppte, nur lag der Käse und der Schinken auf dem Schnitzel. Der warme Kartoffelsalat war ein Brei aus Kartoffeln und Mayonnaise.
Findet Ihr gut, dass Gustav seine Sprache so in der Speisekarte pflegt oder verwirrt das nur? Ist es auch richtig, Originalspeisen anzubieten, auch wenn sie dann total anders aussehen als in Deutschland.
Was ist denn daran jetzt so außergewöhnlich, wenn man ein ausländisches Lokal betreibt? In der Regel finden sich darauf doch auch bei uns die Speisen in Landessprache. Oder steht bei deinem Türken statt Döner Fleisch-Salat-Tasche? Oder bei deinem Italiener Hefeteigscheibe mit Sosse und Käse? Ob das Zeug dann authentisch ist, weiß der Amerikaner ja eh nicht. Das geht uns hier aber auch nicht anders. Immerhin kommt ein Döner nicht aus der Türkei und die deutsche Bolognese wirst du in Bologna wohl auch nicht serviert bekommen.
Ich finde das auch nicht außergewöhnlich. Deutsche Lokale gibt es auf der ganzen Welt und vor allen Dingen auch bayerische. Dass die Speisekarte auf Deutsch ist, verwundert mich nicht, es gibt ja in Amerika genügend deutsche Auswanderer, für die das toll ist, und die von Deutschland ein idealisiertes Bild haben. Dass das Schnitzel kein echtes Schnitzel ist, bedeutet wahrscheinlich, dass es kein Wiener Schnitzel ist, also nicht aus Kalbfleisch. Gewisses deutsches Essen ist ja in allen Ländern bekannt, wie beispielsweise Würstchen, Sauerkraut oder Brezn, die in New York Pretzel heißen. Ich habe sie aber nie probiert und weiß nicht, ob sie wie die unseren schmecken. Auch deutsches Bier wird weltweit geschätzt.
In den USA habe ich auch schon mal einen bayrischen Biergarten gesehen, darum finde ich es eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, da das Essen den Amerikanern ja auch zu schmecken scheint. Dass die Gerichte nicht so schmecken, wie es in einer Bierstube in Deutschland der Fall wäre, kann ich auch verstehen, weil die Gerichte wahrscheinlich einfach ein wenig dem amerikanischen Geschmack angepasst wurden.
Mit der Sprache finde ich es auf einem Flughafen schon etwas komisch, obwohl ja einige der Dinge, wie z.B. Schnitzel, Bratwurst und Sauerkraut im Englischen gleich heißen wie in der deutschen Sprache. Trotzdem ist das eigentlich eine Sache, die für mich nicht an einen Flughafen gehört, wo die Menschen ja in der Regel nur schnell etwas essen möchten. Andererseits ist so ein Restaurant, was nicht das national typische Essen bietet, vielleicht gerade an einem Flughafen richtig aufgehoben, der ja eine Verbindung nach außen darstellt.
Es ist doch natürlich, dass es deutsche Lokale auch im Ausland gibt. Es gibt doch genügend Menschen, die auswandern und dann eben Spezialitäten aus Deutschland anbieten. Dass das nicht immer so aussieht und auch nicht so lecker ist, durfte ich selber schon feststellen. So habe ich als Kind mal eine Thüringer Rostbratwurst auf Mallorca gegessen, bei der mir richtig schlecht wurde. Ich war es eben aus Thüringen besser gewöhnt. Es scheint ja aber auch viele Amerikaner zu geben, die deutsches Essen mögen und deswegen finde ich es nicht weiter komisch, dass so etwas angeboten wird. Auch sprachlich denke ich, dass man es nicht umbenennen sollte.
Bei einem Cordon Bleu ist der Schinken und der Käse immer im Schnitzel eingepackt. Aber es gibt durchaus Schnitzelvarianten, bei denen das Schnitzel mit Schinken und Käse überbacken wird. Der Gastwirt hat das nun eben Schnitzel St. Moritz getauft. Ich vermute aber mal stark, dass dabei stand, dass das Schnitzel mit Schinken und Käse überbacken ist. Deshalb kann ich hier nichts ungewöhnliches fest stellen.
Amerikaner mögen nun mal Mayonnaise. Deshalb war der Kartoffelsalat wohl mit Mayonnaise. Wenn ich zu weiche Kartoffeln habe oder beim Kochen nicht aufpasse, dann wird aus meinem Kartoffelsalat, den ich allerdings klassisch mit Essig, Öl und Brühe anmache, auch eher was Kartoffelbrei ähnliches. Deshalb kann ich auch hier nichts ungewöhnliches feststellen.
Was mich allerdings verwundert, warum man im Ausland was typisch deutsches bestellt und sich dann wundert, dass es einen andere Qualität als in Deutschland hat. Wobei ich in Schnitzel St. Moritz an sich nichts wirklich typisches deutsches sehe.
So extrem ungewöhnlich finde ich das nicht. Warum sollten bei einem deutschen Restaurant in Amerika die Speisen nicht mit ihren deutschen Namen bezeichnet werden? Solange in Englisch darunter steht, um was es sich genau handelt, finde ich das sogar richtig cool. Ich vermute fast, dass der Betreiber des Restaurants deutsche Wurzeln hat oder ein Auswanderer ist. Ist doch schön, dass ein bisschen deutsche Kultur ins Ausland getragen wird.
Bei ausländischen Restaurants in Deutschland essen geht, sind die Speisen ja meist auch in der jeweiligen Landessprache ausgezeichnet. Beim Griechen bestelle ich zum Beispiel auch Bifteki und Suvlaki. Oder wenn ich zum Asiaten essen gehe, muss ich mir immer die genaue Beschreibung des Gerichts durchlesen, wenn ich das Gericht nicht kenne, da ich leider keiner asiatischen Sprache mächtig bin. Ich finde es auch nicht problematisch, dass das Restaurant am Flughafen ist, dort wird es bestimmt auch andere ausländische Imbisse und Restaurants gegeben haben.
Und die Amerikaner essen wirklich richtig fettig, also werden die Gerichte eben angepasst. In China staunen die Einheimischen auch darüber, was bei uns so alles als chinesisches Essen verkauft wird. Das hat mit traditionellem chinesischen Essen nicht mehr viel zu tun. Bei uns gibt es ein einziges Restaurant, dass neben den westlichen asiatischen Gerichten auch ein paar traditionelle auf den Buffet hat. Ich war dort mal mit einer Freundin aus China, die hat sich natürlich riesig gefreut, mal wieder richtiges Essen aus ihrer Heimat zu essen. Ich habe mich da allerdings nicht heran getraut, auch wenn sie darüber herzlich lachen musste, ich bin bei "meinem" asiatischen Essen geblieben.
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