Roman im Twitter-Format: Kann das funktionieren?
Die US-amerikanische Schriftstellerin und Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan veröffentlicht ab nächster Woche ihren Agentinnenkrimi „Black Box“ im Twitter-Format auf Spiegel Online. Später soll das Buch wohl auch noch in physischer Form veröffentlicht werden. Der Roman ist offenbar so geschrieben, dass der komplette Inhalt in den twitter-typischen 140-Zeichen-Meldungen erzählt wird.
Ich habe von Jennifer Egan bislang nur auf Englisch „A Visit From the Goon Squad“ (deutsch: „Der größere Teil der Welt“) gelesen. Schon in diesem Buch gab es ein gesamtes Kapitel in Form einer Power-Point-Präsentation. Man kann sich das schlecht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen / gelesen hat, aber für mich hat das tatsächlich funktioniert: Der Inhalt, die Geschichte, vor allem aber die seelische Verfassung und die Gedanken der Ich-Erzählerin wurden trotz der ungewöhnlichen Darstellungsweise für den Leser komplett verständlich.
Mit anderen Worten: Wenn ich jemandem zutraue, einen (funktionierenden) Roman im Twitter-Format zu schreiben, dann Jennifer Egan. Ich persönlich bin auch immer sehr begeisterungsfähig, wenn ein Künstler neue Wege einschlägt, die aber nicht bloß "Kunst um der Kunst willen" sind, sondern tatsächlich etwas vermitteln und sogar noch unterhalten. Zwar finde ich Twitter als Plattform ziemlich dämlich und nutze es auch nicht. Dennoch finde ich allein die Idee schon ziemlich cool, das Medium "Twitter" auf diese Weise zu benutzen (und damit gleichzeitig wesentlich mehr mit Inhalt zu füllen, als die meisten Twitter-Nutzer das in der Regel tun).
Was denkt ihr: Könnt ihr euch vorstellen, dass das funktionieren kann? Glaubt ihr, es ist eine originelle, bisher unbekannte Form für einen Roman, an der man sich beim Lesen erfreuen kann – oder befürchtet ihr anhand der Beschreibung eher, dass es ein nerviges Leseerlebnis wird? Seid ihr neugierig auf diesen „Twitter-Roman“ geworden oder denkt ihr schon jetzt, dass das nichts für euren Geschmack sein kann?
Die Idee ein Buch oder ein Roman im Twitter-Format zu verfassen ist so neu eigentlich gar nicht. Kann sich noch jemand an die Skyper erinnern? Das waren so kleine handliche Pager, über die man Nachrichten empfangen konnte. Dort gab es bereits eine Art Kurzgeschichte, die täglich empfangen werden konnte. Wenn ich mich Recht erinnere, konnte man sogar den Fortgang der Geschichte selber mit beeinflussen, in dem am Ende eine Variante A oder Variante B stand, für die man abstimmen durfte.
Auch bei Twitter gibt es schon den ein oder anderen Nutzer, der seit gefühlten Jahren an einer Geschichte schreibt. An einigen Tagen kommen dazu mehr Tweets, an anderen Tagen dann eben paar weniger. Einige haben dabei mehr Follower und andere weniger. Die Themen reichen von Thriller über Liebe bis hin zu nicht ganz jugendfreien Inhalten. Wie im Internet so üblich, ist meist alles vertreten.
Ich sehe also keinen Grund, warum das kein Erfolg werden sollte, vor allem, wenn die Autorin das vorher so ankündigt und die Follower die Möglichkeit haben zu jeder Zeit einzusteigen, da man die vorherigen Tweets einfach nachlesen kann. Ich persönlich fand es in Zeiten von Skyper schon sehr spannend auf die tägliche Fortsetzung zu warten.
Mich würde so etwas nerven. Wenn ich lese, möchte ich in der Geschichte versinken und selber aufhören, wenn ich eine Pause brauche oder keine Zeit mehr habe. Ich habe schon früher die Fortsetzungsromane gehasst, die es in manchen Zeitschriften gab, obwohl die Einheiten oft über mehrere Seiten gingen.
Einen Twitter-Roman würde ich nie und nimmer lesen, außer wenn er fertig und in einem Stück verfügbar ist. Für mich hat das sehr wenig mit Lesen zu tun. Das ist so, als wenn ich einen Urlaub stückchenweise verbringen würde, also immer wieder für ein paar Stunden irgendwo hinfahre und dann wieder ein paar Tage zu Hause verbringe, um dann wieder loszuzuziehen - auch nicht sehr erholsam.
Ich glaube schon, dass das funktionieren kann. Ich weiß leider den Titel nicht mehr, aber ich habe mal vor einigen Jahren ein Jugendbuch gelesen, das in Form von E-Mails geschrieben war. Man erfuhr alles immer nur über den E-Mail-Verkehr zwischen zwei Personen. So gab es hin und wieder mal eine Lücke, die man sich dann selbst zusammen reimen musste, aber das war nicht schlimm und sicherlich auch so beabsichtigt von dem Autor. Für mich hat das sehr gut funktioniert, auch wenn ich zunächst misstrauisch war. Das Buch sah schon sehr schräg aus und die Schriftfarbe war auch noch bunt. Pink war sie immer dann, wenn das Mädchen geschrieben hat und blau immer dann, wenn der Junge geschrieben hat. Aber wie gesagt, ich fand das Buch klasse.
Dann gab es noch ein anderes Buch, dessen Name mir leider gerade auch nicht einfällt. In jedem Fall ging da auch alles über E-Mail. Es war ein Liebesroman und obwohl die zwei Figuren immer nur vor dem Computer saßen und geschrieben haben, war das Knistern zwischen den beiden zu spüren. Dass man das als Autor hinbekommt, finde ich schon klasse und da habe ich auch viel Respekt davor.
Ich denke also, genauso wie es auch mit Büchern in E-Mail-Form funktioniert, wird es auch mit Twitter funktionieren. Einziges Manko ist hier natürlich, dass eine Nachricht auf weniger als zweihundert Zeichen beschränkt ist und wenn man mal versucht, viel Information in so wenige Zeichen zu packen, dann bemerkt man erst, wie schwierig das ist. Notfalls kann man aber auch ein paar Nachrichten hintereinander verschicken, um eben mal einen längeren Text zu schreiben. Es gibt auch eine Internetseite namens „Tweet longer“, die den Text dann einfach abspeichert und man twittert dann nur den Link zu der „Tweet longer“-Seite und dann sieht man da den Text. Wie genau die Autorin das mit den längeren Texten umsetzen wird, zeigt sich dann ja aber noch. Ich bin auf jeden Fall neugierig geworden und werde mal nächste Woche einen Blick riskieren.
Sicherlich kann es funktionieren. Warum denn auch nicht? Wenn man sich Mühe gibt, kann man auf ziemlich viele Art und Weisen ein Buch schreiben. Ich finde diese Art ein Buch zu schreiben trotzdem nicht gut. Sicherlich wird man mit dieser Art zu schreiben aber einige Menschen erreichen und die Künstlerin möchte so auch modern sein und sich ein modernes Publikum erreichen.
Ich finde es dennoch sehr schade, wenn man alles in so einem Format schreibt. Es gibt ja durchaus das Problem, dass wir uns nicht mehr ausdrücken können und kaum noch einen Satz verfassen können, weil wir alles nur noch abkürzen und umdichten. Die Sprache geht verloren und da tut so ein Buch sein Übriges dazu. Ich finde es wirklich nicht gut, wenn man dann auch noch Bücher in Kurzformen verfasst und sich nicht mehr die Mühe gibt alles schon zu umschreiben und aus zu formulieren.
Ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas funktionieren kann, aber neu finde ich die Idee an sich auch nicht wirklich. Es ist nichts gewöhnliches, aber nun auch nicht wieder etwas komplett neues von der Idee her. Bisher habe ich nur ein Buch in anderer Form gelesen: "Where rainbows end" (Für immer vielleicht) von Cecelia Ahern. Gerade habe ich auf amazon gesehen, dass das Buch nicht nur in E-Mail-Form stattfindet, sondern auch in Briefen, Chatnachrichten und SMS. Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen und ich hatte auch keinerlei Probleme damit. Ich finde es immer gut, wenn Autoren einen anderen als den 'normalen' Schreibstil einschlagen und schauen, ob sie somit Erfolg haben oder nicht.
Man muss erst ausprobieren, ob es einem liegt oder nicht. Und es kann auch von Buch zu Buch variieren, da einem vielleicht der Inhalt des Buches nicht gefällt oder man mit den Charakteren nicht warm wird. Alles in Allem würde ich auch hier sagen: probieren geht über studieren. Was sowohl das Lesen als auch das Schreiben (und veröffentlichen) von Bücher in einem etwas ausgefalleren Stil angeht.
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