Sinkt der Wert des Grundstücks wegen Behinderteneinrichtung?
Im nahen Umfeld meiner Arbeitsstätte verkaufen immer mehr Haus- und Grundstücksbesitzer ihr Eigentum. Bei Gesprächen mit diesen kommt es oft dazu das gesagt wird, dass sie ihr Haus mit großen Verlusten verkaufen müssten, da der Neubau unserer Einrichtung für Menschen mit psychischer und Suchterkrankung, die Grundstückswerte extrem hat sinken lassen. Viele der "Nachbarn" fühlen sich durch unsere Bewohner in ihrem Leben gestört und belästigt, obwohl diese ja gar nichts machen, außer versuchen wieder in die Gesellschaft aufgenommen zu werden.
Die schlimme Phasen, wie Entzug und Kriminalität haben die Leute, wenn sie zu uns kommen ja schon hinter sich gelassen. Natürlich haben die Bewohner ihre Besonderheiten, aber damit fügen sie niemandem einen Schaden zu. Manch einer ist aber auch ehrlich und sagt direkt, dass er nicht "mit solchen Menschen in der Nachbarschaft" leben möchte.
Sinkt der Wert eines Grundstücks also wirklich, nur weil eine Einrichtung der Behindertenhilfe daneben errichtet wird? Könnt ihr die Argumente der "Nachbarn" nachvollziehen, die ihr Haus verkaufen? Würdet ihr euer Haus verkaufen?
Was ich nicht verstehe, ist die Vermischung von einer Einrichtung für "Suchterkrankungen" und einer Einrichtung der "Behindertenhilfe". Ich kann mir hier tatsächlich zwei unterschiedliche Dinge vorstellen, die beide miteinander nichts zu tun haben. Schließlich haben nicht alle Suchtkranken mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Umgekehrt sind geistig oder körperlich Behinderte Menschen nicht automatisch Suchtkrank. Wie auch immer aber hier die Unterscheidung gefällt wird, würde natürlich beides den Wert eines Grundstücks massiv senken. Aber das ist auch der Fall, wenn ein Kindergarten, eine Schule oder eine Autowerkstatt bzw. ein Bordell in das Viertel gestellt werden würde. Das liegt einfach daran, dass damit die dort wohnenden Menschen allein dadurch gestört werden würden, weil nun "Fremde" in das Wohngebiet kommen, die dort eigentlich gar nicht leben sondern nur kurzfristig untergebracht werden.
Niemand wird es zugeben, aber natürlich spielen bei Suchtkranken massive Vorbehalte und Vorurteile eine Rolle. Schließlich ist auch anzunehmen, dass ein Teil bereits eine kriminelle Karriere hinter sich hat. Ein Teil wird auch nicht freiwillig da sein und nur Bewährungsauflagen erfüllen wollen. Da geht die Angst vor Verbrechen um sich. Und genauso unschön könnte für die meisten Menschen der Gedanke daran sein, täglich mit behinderten Menschen konfrontiert zu werden. Nicht nur mit z.B. einer Person die da wohnt, sondern mit einer großen Zahl von behinderten Menschen die dort temporär untergebracht sind oder täglich anreisen.
Aber aus dem Grund das eigene Grundstück verkaufen zu wollen, führt dann doch zu weit. Zum Einen sorgt neben der Einrichtung auch dies zu sinkenden Preisen. Wenn plötzlich 5-6 Häuser auf einer kleinen Fläche auf den Markt kommen, dann wird das einfach den Preis senken, weil so schnell nicht so viele Käufer zu finden sein werden. Zum Anderen ist es letztlich so, dass man als "Alteigentümer" nachweist, dass man den Anblick von Behinderten oder Ex-Süchtigen nicht ertragen kann und mit dem eigenen Auszug nur dokumentiert, was man beklagt. Das Problem wäre also nicht die Einrichtung sonder sein eigener Umgang damit!
derpunkt hat geschrieben:Was ich nicht verstehe, ist die Vermischung von einer Einrichtung für "Suchterkrankungen" und einer Einrichtung der "Behindertenhilfe"
Psychische und Suchterkrankungen, wie ich eingangs erwähnt habe, gelten zumindest bei uns als temporäre oder dauerhafte Behinderungen. Deswegen ist eine Sozial-therapeutische Wohnstätte bei uns auch eine Einrichtung der Behindertenhilfe. Nicht nur geistige und körperliche Einschränkungen gelten als Behinderung. Die genaue Definition von Behinderung steht glaub ich im SGB IX.
Natürlich führt eine solche Einrichtung zu einem Wertverlust des Grundstücks. Denn der Wert richtet sich ja nach Angebot und Nachfrage. Da viele Menschen nicht in der Nähe von Menschen mit psychischen Störungen, welcher Art auch immer, wohnen möchten, ist die Nachfrage geringer als in einer vergleichbaren Gegend ohne eine solche Einrichtung. Das Angebot wird auch größer sein, wenn so viele Leute verkaufen. Ich würde mein Haus allerdings deswegen nicht verkaufen. Wenn ich allerdings als Neukäufer die Wahl zwischen zwei gleichwertigen Häusern in gleichwertiger Umgebung hätte und eine in der Nachbarschaft einer solchen Einrichtung läge, würde ich natürlich auch die andere wählen.
Alleine die bloße Tatsache, dass eine Behinderteneinrichtung es gewagt hat, sich hier niederzulassen ist schon Grund genug, nicht mehr hier wohnen zu wollen. Ich nehme an, die Kranken wohnen auch in dieser Einrichtung oder sind sie nur tagsüber hier anzutreffen? Wenn diese Menschen frei über ihr Zeit in dem Sinne verfügen können, dass sie auch Ausgang haben, kommen die so genannten guten Bürger eventuell mit ihnen in Berührung, auf der Straße, im Laden oder sonst wo. Es könnte ja sein, dass diese Menschen es wagen würden, die Bürger mal anzusprechen. Dann haben sie auch noch den Nerv, auf dem selben Bürgersteig gehen zu wollen, wie die Bürger. Das ist für die Gesellschaft zu viel und muss geändert werden. Sie sind ja schon tolerant, die Bürger, denn sie tun ihnen ja nichts an. Aber auf Dauer neben so etwas zu wohnen, das ist doch wirklich eine Zumutung, nicht wahr?
Irgendwann habe ich hier auch mal einen Bericht gelesen, der ähnlich davon handelte, dass die umliegenden Bürger eines neuen Hospiz sich ganz massiv beschwert haben und es nicht wollten. Ich meine sogar, dass von hohen Mauern die Rede war.
So lange es diese Herrschaften nicht betrifft, ist alles gut und wird befürwortet, man ist ein so „guter Mensch“. Aber wehe, sie haben das Gefühl, dass in ihrer Nähe eine solche Einrichtung entsteht. Dann wird alles nur Mögliche dagegen unternommen. Was machen diese Menschen irgendwann mal, wenn es ihnen ähnlich ergeht? Ziehen sie sich dann in einen unterirdischen Bunker zurück, wo sie niemand hört und sieht? Diese Scheinheiligkeit ist wirklich zum ….
Das wird niemand öffentlich zugeben, aber wenn ich zum Beispiel die Wahl hätte dann würde ich mir bei gleichem Preis garantiert ein Grundstück ohne solche Nachbarschaft suchen. So ein Grundstückskauf ist in der Regel eine Entscheidung fürs Leben und da sollte schon alles stimmen. Natürlich kann man durch den Preis einiges machen, aber eben nicht alles. Ich würde mir vorher alles anschauen und notfalls auch die zukünftigen Nachbarn fragen, aber doch eher von vornherein Abstand vom Kauf nehmen.
Sicherlich ist diese Einstellung ganz böse von mir, aber das ist meine ehrliche Meinung. Die Suchtkranken wären vielleicht noch zu verkraften, aber bei den Behinderten hätte ich schon meine Probleme. Es hängt natürlich auch vom Grad der Behinderung ab. Dabei meine ich nicht einmal ihre körperlichen Handicaps sondern ihr Verhalten gegenüber der Umwelt. So gibt es durchaus welche die alle paar Sekunden laute und unartikulierte Schreie loslassen, das würde mich unheimlich stören und verunsichern. Auch sind einige oft unberechenbar in ihren Handlungen. So ging ich neulich nichts ahnend an einer Gruppe Behinderter vorbei als mich eine ältere Frau aus der Gruppe mit voller Absicht und wirklich außerordentlich kräftig in den Arm kniff. Das tat wirklich weh und es hätte auch ein Messer sein können.
Auch hätte ich Angst weil aus solchen Heimen regelmäßig welche stiften gehen. Niemand weiß wirklich ob sie harmlos sind oder doch bösartig. Ich weiß von Leuten aus dem Nachbarort wo es mehrere große Heime gibt dass es häufig vorkommt dass plötzlich ein Bewohner in der eigenen Küche sitzt und sich dort bedient. Daran könnte ich mich einfach nicht gewöhnen. Allerdings würde ich höchstwahrscheinlich mein Heim nicht wegen solcher Einrichtungen verkaufen, dafür hänge ich viel zu sehr daran.
hooker hat geschrieben:Das wird niemand öffentlich zugeben, aber wenn ich zum Beispiel die Wahl hätte dann würde ich mir bei gleichem Preis garantiert ein Grundstück ohne solche Nachbarschaft suchen.
Naja, das ist auch dann kein Geheimnis, wenn niemand es ausspricht. Aber ehrlich gesagt wirst du doch auch vermeiden, eine Wohnung oder ein Haus neben einem Kindergarten, einem Kino, einem McDonald, einer Schule, einer Fixerstube, einer Feuerwache, einer Kneipe usw. suchen. Wenn man die Wahl hat. All jene Einrichtungen machen den Wohnort eben "unattraktiver" wenn man eine Alternative hat. Wobei dies eben nur die eine Seite der Medaille ist.
Wenn man aber schon da wohnt und nachträglich etwas hinkommt, dann muss die Angst vor dem Wertverlust nicht mehr schwer wiegen. Ich unterstelle, dass die Wenigsten eine Immobilie als Spekulationsobjekt erwerben, wenn sie selbst drin wohnen. Der Plan dürfte doch der sein, so lange drin zu bleiben, bis man rausgetragen wird. Und jetzt wird die Sache nämlich "schwierig" und der Wertverlust wird nur vorgeschoben. Denn wer jetzt wg. der neuen Nachbarn auszieht und verkaufen will, der erst realisiert den Wertverlust. Und hier geht es um eine persönliche Ablehnung der neuen Nachbarn.
Die Leidensfähigkeit ist natürlich höher wenn man schon lange in diesem Haus wohnt, das habe ich auch schon festgestellt. Was später einmal damit geschieht macht mir jetzt auch noch keine Sorgen, ich bin mir aber ziemlich sicher dass unser Sohn sie nicht übernehmen wird und dass ich die in den Jahren investierten Sanierungskosten niemals auch nur ansatzweise wieder herausbekomme. Das stört mich aber jetzt noch nicht, ich will ja jetzt in einem schönen Heim wohnen.
Optimal ist mein Heim auch nicht gelegen, direkt an der Hauptstraße, mit Säuferkneipe, Feuerwehr und Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite. Ich kann es nun einmal nicht ändern, ich sehe aber auch wie schwer sich die Nachbarn beziehungsweise deren Erben damit tun einen Käufer für ihr Haus zu finden. Gerade im Osten ist das Angebot an schönen und leer stehenden Häusern groß. Das liegt darin begründet dass die Jugend dorthin gezogen ist wo es Arbeit gibt und sie nicht im Traum daran denken sich mit so einer Immobilie herumzuplagen. Die voll sanierte Nachbarvilla mit parkähnlichem Garten stand jahrelang leer obwohl der Kaufpreis ein Witz war. Erst nachdem der Verkäufer noch einmal 30 000 Euro im Preis runter ging fand sich ein Käufer.
Ich will damit sagen dass das Angebot an schönen und preiswerten Häusern in bestimmten Gegenden sehr groß ist, da würde man als Käufer einfach nicht klug handeln wenn man die Immobilie nicht optimal auswählt.
Das mit dem Handel ist ja immer so eine Sache - egal worum genau es geht. Letztlich bestimmen die Interessenten bzw. bestimmt deren Nachfrage den Preis im Zusammenhang mit dem vorhandenen Angebot. Verkaufen mehrere dort ihre Grundstücke ist schon einmal Angebot da. Interessenten haben also die Auswahl und es entsteht ein zunächst kleinerer "Preiskampf". Der Anbieter mit dem niedrigsten Preis verkauft letztlich zuerst.
Kommt dann noch der Bau einer solchen Einrichtung hinzu, dann ist das natürlich nicht gerade positiv für den Preis der Grundstücke. Natürlich sind potenzielle Käufer dann ein wenig verunsichert und greifen nicht um jeden Preis zu. Fakt ist doch, dass es nie schön ist, eine solche Einrichtung im direkten Umfeld zu haben - da geht es sicher vielen so. Und letztlich weiß man ja nie, ob es nicht doch irgendwann zu irgendwelchen Zwischenfällen kommt.
Ich denke, dass viele Bürger so oder ähnlich denken. Aus diesem Grund verkaufen einige ja sicher auch ihre Grundstücke. Und dieses Verhalten von Verkäufern und Käufern drückt die Preise der Grundstücke dann nochmals. Dass es dort zu relativ günstigen Käufen der Grundstücke kommt, leuchtet also ein.
Das kann man erst einmal in groben Zügen als Laie so sehen. Allerdings lassen sich ja wenn es sich um eine Einrichtung handelt auch gewisse Schutzmaßnahmen zur Sicherheit der Nachbarn aufbauen. Nur einfach alleine der Fakt des Vorhandenseins ist kein echter Grund. Selbst ein ganz normales Altersheim kann ja schon gewisse Gefahren darstellen, denn nehmen wir nur einmal unter Umständen die Brandgefahr. Wenn überhaupt sollten die Nachbarn ein anerkanntes Gutachten dazu erstellen lassen, denn dann sind alle beteiligten Personen dazu auf der sicheren Seite.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-221989.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1080mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1134mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1513mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1138mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2323mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?