Leute die keine Kinder wollen sind fehlgeprägt?

vom 04.08.2013, 12:48 Uhr

Ich kenne einige Leute, die keine Kinder wollen und die sich sagen, dass es heutzutage wichtigere Sachen gibt und Karriere und Freiheit eben im Vordergrund stehen. Meine Tochter denkt ähnlich und ich habe ihr das auch nie übel genommen. Jeder muss selber wissen, was er aus seinem Leben macht und jeder muss auch selber entscheiden, ob er Kinder will oder nicht.

Nun habe ich mich mit einer Bekannten darüber unterhalten und sie meinte, dass Menschen, insbesondere Frauen einfach fehlgeprägt wären, wenn sie absolut keine Kinder wollen. Denn schließlich würde das in der Natur eines Menschen liegen, dass man sich vermehrt und dass man seine Art erhalten will. Sie machte mir sogar Vorwürfe, dass ich in der Erziehung was falsch gemacht habe. Denn von Natur aus will jeder auch Nachkommen haben.

Seht ihr es auch so, dass eine Fehlprägung statt gefunden hat, wenn jemand keine Kinder möchte oder ist es einfach der natürliche Lauf der Dinge, dass sich die Einstellungen eben ändern und auch das instinktive Denken sich fortpflanzen zu müssen? Wie seht ihr das?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nein, ich glaube das nicht. Jeder muss selber wissen, wie er sein Leben gestaltet und das höchstmögliche Ziel eines Menschen ist doch eher glücklich zu werden. Und wenn es einen glücklicher macht Karriere zu machen oder zu reisen oder was auch immer, dann ist das so. Und ich bin der Meinung, dass nicht jeder Kinder haben sollte. Einige Menschen mögen Kinder einfach nicht und werden auch nie mütterlich oder väterliche Gefühle für ein Kind entwickeln können und da ist es doch für alle Beteiligten besser, wenn sie keine Kinder haben.

Man sagt zwar, dass diese Gefühle dann kommen, wenn das Baby erst einmal da ist, aber dem ist einfach nicht immer so. Und wenn man von sich weiß, dass man mit Kindern nicht gut kann und keine möchte, dann ist es das Beste, wenn man sich auf anderes konzentriert. Mit Fehlprägung hat das weniger etwas zu tun.

Ich kann aber auch verstehen, dass man das nicht nachvollziehen kann. Wenn man selber Kinder hat, dann findet man (bis auf die wenigen Ausnahmen), dass das das Schönste überhaupt ist und man kann nicht verstehen, wie das jemand nicht fühlen will. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass Kinder etwas schönes sind. Allerdings würde ich mir immer erst ein solides Karriere- Standbein aufbauen, damit man nicht ausschließlich Mutter und Hausfrau ist und kein anderes Thema kennt, als die Konsistenz des Windelinhaltes oder dergleichen. Das wäre dann auch wieder keine Erfüllung für mich.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Also ich finde, dir sollten da wirklich keine Vorwürfe gemacht werden! Wenn es so ist, dass es irgendwo eine Fehlprägung wäre, dann aber bestimmt nicht, wegen der Erziehung, sondern eben wegen der Gesellschaft, wie sie heute nun mal ist. Die Zeiten haben sich einfach geändert und nicht jeder wünscht sich Kinder. Das ist der ganz normale Wandel der Zeit. Heute können sich die Leute zwischen viel mehr entscheiden und wenn eine Frau lieber Karriere machen will, dann ist dagegen doch auch nichts einzuwenden. Es gibt eben auch Menschen, die mit Kindern nichts anfangen können.

Außerdem können es sich heute ja auch nicht mehr alle Leute überhaupt leisten Kinder zu bekommen. Früher hatte man da ja keine große Wahl. Der Mann verdiente Geld, die Frau bekam Kinder und kümmerte sich um die Familie. Es ist einfach heute anders und wenn jemand keine Kinder möchte, dann hat er eben andere Ziele und Interessen im Leben. Das hat wirklich nichts mit der Erziehung zu tun. Außer natürlich du hättest deiner Tochter immer wieder vermittelt, dass es schlecht ist Kinder zu haben, wovon ich aber nicht ausgehe. :P

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» Brini » Beiträge: 543 » Talkpoints: 3,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist doch bei fast allem so, dass wir uns vom natürlichen Zustand entfernt haben. Ich nehme mal an, dass deine Bekannte ab und zu in den Urlaub fliegt. Ist es denn natürlich, sich von der Fortbewegungsweise zu Fuß so weit zu entfernen, dass man sich in einen Blechkasten setzt, der tausende Meter in die Luft steigt? Das sollte bei uns auch ganz instinktiv drin sein, dass das unnatürlich und keine gute Idee ist. Aber durch das Wissen, dass es technisch möglich ist, trauen wir es uns doch und fliegen in den Urlaub.

Und solche Beispiele gibt es tausende. Wir sind einfach keine Wesen, die alles instinktiv machen. Vielleicht machen das Insekten so, aber schon mit ein bisschen mehr Grips kann man sich frei für eine Möglichkeit entscheiden und mal etwas anderes machen. Affen baden in heißen Quellen, Vögel entscheiden sich in warmen Wintern gegen den Flug in den Süden.

Und mit noch mehr Grips wie bei Menschen kann man von morgens bis abends freie, unnatürliche Entscheidungen treffen. Frauen rasieren sich die Beine, Kinder fahren Fahrrad, wir können uns das Leben nehmen, Sex nur zum Spaß und nicht ausschließlich zur Fortpflanzung haben, mehr Essen als wir Hunger haben, Kranke an Maschinen anschließen und uns gegen Kinder entscheiden. Sicher ist die Entscheidung gegen Kinder schwerwiegender als viele andere. Aber es ist dennoch nur eine von sehr vielen Entscheidungen, die wir jeden Tag und das ganze Leben hindurch treffen, die gegen unsere Natur spricht. Ich finde, deine Bekannte sieht das sehr einseitig und hat das ganze Konstrukt nicht ganz durchdacht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Vielleicht war es früher so, dass der Sinn eines Menschen hauptsächlich in der Fortpflanzung und dem Erhalt der Rasse lag, aber das hat sich in unseren modernen Zeiten doch geändert. Deswegen würde ich auch nicht von einer Fehlprägung reden, wenn jemand keine Kinder haben möchte. Eigentlich ist es doch viel besser, wenn man es vorher weiß und nicht später merkt, dass man mit einem Kind nicht klarkommt oder damit einfach nichts anfangen kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Noch in der Generation unserer Großeltern und Eltern hatten die Mütter ja keine wirklich freie Wahl, ob man in einer Beziehung oder während eines Techtelmechtels schwanger werden wollte, oder eben nicht. Wirklich sicheren Schutz gibt es eben noch nicht allzu lange. So war es dann damals eher eine Frage des Glücks oder ob man kompetente Bekannte hatte, wenn man keine Kinder haben wollte. Da fiel dann eben nicht auf, dass es damals sicherlich auch reichlich Frauen gab, die lieber keine Kinder gehabt haben. Damals waren eben nicht annähernd so viele Kinder Wunschkinder wie heute.

Aber auch damals gab es schon die ewigen Junggesellinnen, die weder heiraten noch Kinder bekommen wollten. Die haben dann zwar sicherlich nicht in dem Sinne die Spaßgesellschaft wie heute ausgekostet. Damals war es eben noch nicht modern, sich so in dem Maße wie heute der leichten Muse hin zu geben. Aber bei diesen ewigen Junggesellinnen werden vielleicht auch nicht die allermeisten unfreiwillig alleine geblieben sein. Damals war das sicher oft auch eine Art Selbstschutz, wenn man lieber seine Freiheit genossen hat.

Ob es wirklich ein Instinkt ist, Kinder zu wollen, frage ich mich auch. Vermutlich ist es eher eine gesellschaftliche Prägung, Kinder zu wollen, als ein Instinkt Ich denke hingegen schon, dass es ein instinktives Bedürfnis ist, einem anderen Individuum der eigenen Art immer mal wieder auch körperlich nahe zu kommen. Und über die Jahrtausende hat es sich sicher nicht umsonst als erfolgreiches Konzept durchgesetzt, dass das Verhalten, das zur Schwangerschaft führt im Normalfall angenehme Gefühle erzeugt. So überlistet die Natur dann Mensch und Tier dazu, etwas für die Vermehrung der Art zu tun, weil es das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. Wäre das nicht der Fall, wären sicherlich viele Arten schon von der Erdoberfläche verschwunden.

Einen Erziehungsfehler würde ich da nicht sehen. Erziehung heißt zwar, dass man dem eigenen Nachwuchs die eigenen Werte vermittelt. Aber zu 100 Prozent klappt das nie. Kinder sind eben selbstständig denkende Individuen und übernehmen nie alle elterlichen Werte. Das ist völlig normal bei intelligenten Wesen wie dem Menschen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn man mit so einem Argument wie "die Art erhalten" daher kommt muss man das auch zu Ende denken. Man müsste sich dann nämlich überlegen, was von der Natur aus vorgesehen ist, wenn überhaupt keine Gefahr besteht, dass ein nicht fortpflanzen die Art nicht erhält, wenn die Art sich durch Fortpflanzung nicht nur erhält sondern inflationär weiter vermehrt. Im Tierreich gibt es Arten, die sich bei Überpopulation nicht mehr fortpflanzen oder nur noch reduziert fortpflanzen um einer bestehenden Überpopulation entgegen zu wirken. Und die Tatsache, dass es auf diesem Planeten längst viel zu viele Menschen gibt wird wohl niemand ernsthaft bestreiten, oder?

Und was jetzt die angebliche "Fehlprägung" betrifft - ich finde es immer wieder lustig, mit was für pseudo-wissenschaftlichem Gequatsche deine "Bekannten" daher kommen. Weist du überhaupt was eine Prägung ist? Das ist ein früh erlerntes Verhalten, das lebenslang Bestand hat, wie passt das denn mit der Tatsache zusammen, dass sich viele Menschen erst als Erwachse ernsthafte Gedanken über Nachwuchs machen und, dass manch einer seine Meinung später ändert?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Man kann es jedem selbst überlassen ob er (bzw. sie) Kinder will, oder nicht. Ich persönlich finde es sogar gut, wenn eine Frau sich eindeutig für etwas entscheiden kann, und sei es auch die Karriere. Dies halte ich für besser, als irgendwelche Frauen, die meinen, beides gleichzeitig unter einen Hut kriegen zu müssen und die dann auf den Feminismus-Emanzipations-Zug aufspringen.

Fehlgeprägt würde ich das auch nicht nennen. Sicherlich ist in den Genen der Fortpflanzungstrieb "vorprogrammiert", aber ich würde es nicht als Störung ansehen, wenn dieser einfach mal nicht ausgeübt wird. Und auch als "schlimm" empfinde ich das überhaupt nicht. Letztendlich macht es für gar niemanden einen Unterschied, ob ein Mensch mehr oder ein Mensch weniger auf der Erde existiert. Folglich sollte man solche "asexuellen" Neigungen auch nicht verurteilen.

» MasterOers » Beiträge: 348 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde solche Leute auf gar keinen Fall als fehlgeprägt bezeichnen und erst recht nicht deren Eltern einen Vorwurf machen. Es ist in meinen Augen in Ordnung, wenn man seine Karriere vorzieht und keine Kinder haben möchte. Es mag zwar stimmen, dass es in der Natur des Menschen lag, sich fortzupflanzen, aber die Zeiten haben sich ja immerhin auch geändert.

Wie einer meiner Vorposter schon schrieb ist es auch nicht normal, dass man in ein Flugzeug oder in ein Auto steigt und sich somit irgendwie fortbewegt. Es ist alles eine Frage des Fortschrittes.

Ich möchte niemand kritisieren, der keine Kinder möchte. Ist schließlich das gute Recht eines jeden Menschen, sein Leben so auszulegen wie er möchte. Und wenn Leute meinen, dass sie keine Kinder haben wollen, sollen sie doch. Karriere ist ja auch nicht unbedingt das Wichtigste, aber sie werden ihr wahres Glück noch auf andere Art und Weise finden und das nicht in Form von Kindern.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein wenig Wahrheit steckt in der Aussage schon, aber wenn man sich unsere Welt mal näher anschaut, dann merkt man, dass Menschen in vieler Hinsicht Dinge tun, die nicht natürlich sind. Wenn man sich mal wirklich ernsthaft Gedanken über unser Leben macht, dann bestimmen die Fortschritte der Technik unser Leben und nicht das, was natürlich ist. Das fängt schon beim Essen an. Ich nehme an, deine Bekannte ist nicht nur Bio-Produkte und Schnitzel von Schweinen, die in freier Wildbahn gelebt haben. Alles andere wäre nämlich genauso unnatürlich wie der Wunsch, keine Kinder zu haben. Es lassen sich noch tausende von Beispiele nennen, was an unserem Leben unnatürlich ist.

Dass die Menschen von Natur aus den Trieb haben sollte, sich fortzupflanzen, stimmt aber schon und ich frage mich manchmal auch, wo der bei mir geblieben ist. Vielleicht bin ich aber auch einfach noch zu jung, denn mit meinen momentanen neunzehn Jahren kann ich mir absolut nicht vorstellen, Kindern zu bekommen, geschweige denn großzuziehen. Vielleicht ist es auch einfach abschreckend, wenn ich meine Nachbarskinder beobachte und mir dann deren Geschrei anhören muss. Sicher ist nicht jedes Kind so, aber das bestätigt mich nur tagtäglich immer wieder in meinem Vorhaben, keine Kinder zu bekommen.

Wenn alles natürlich von statten gehen sollte, dann hätte man ja auch nicht nur ein, zwei oder drei Kinder, sondern vielmehr, weil man dann nicht verhüten würde. Das ist immerhin auch unnatürlich, genauso wie die Tatsache, dass manche Menschen sich gar nicht mit dem Partner fortpflanzen können, weil sie zum Beispiel homosexuell sind. Darüber hinaus gibt es auch noch Menschen, die es vom Biologischen her nicht können. Manche wollen so sehr ein Kind, aber so oft sie es auch versuchen, es klappt einfach nicht. Wo ist hier also die Natur des Menschen geblieben?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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