Ideen und Tipps um pürierte Kost aufzuwerten

vom 31.07.2013, 14:10 Uhr

Wie einige ja nun schon mitbekommen haben, arbeite ich im Bereich der Pflege/ Gesundheit. Gerade eben erinnerte ich mich wieder an einen Bewohner, den ich in meiner letzten Einrichtung betreuen durfte. Dieser durfte auf Grund einer Schluckstörung sein Essen generell nur püriert und mit einem Dickungsmittel angerührt zu sich nehmen. Somit sollte die Gefahr des Einatmens von Speisen vermindert werden. Dies war bei ihm nötig, da er auf Grund von heftigen Autoaggressionen seine Nase komplett zertrümmert hatte und somit vordergründig durch den Mund Luft holen konnte. Eine Rekonstruktion der Nase wurde von den Ärzten mit Begründung auf seine starken Autoaggressionen abgelehnt.

Nun war dieser Bewohner für mich der Erste, dem ich das Essen pürieren musste. Ich nehme die Dinge nicht einfach so als gegeben hin und sag mir, ok er muss es essen, egal ob es lecker aussieht oder nicht, sondern ich will wissen, was das für ihn bedeutet. Also habe ich mir zu Hause auch einmal mein Abendessen (Schwarzbrot, damals noch Wurst, Käse, Butter und Gemüse) mit dem Pürierstab klein gemacht. Nach dem ersten Löffel, hab ich mir die ganze Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen lassen und mir eine neue Mahlzeit zubereitet.

Ich habe noch niemals in meinem Leben etwas ekelhafteres gegessen. Das war so was von widerlich. Ich kann es nicht in Worte fassen. Bitter und mit so einem üblen Nachgeschmack, dass der Körper unmittelbar darauf reagiert hat.

Nun kennt der Bewohner ja seit Jahren nichts anderes und wird sich wahrscheinlich auch daran gewöhnt haben. Es kann ja trotzdem mal sein, dass ich in Zukunft mal einen Bewohner habe, der sich ab sofort nur noch mit pürierter Kost ernähren darf und dies möchte ich ihm nach der Erfahrung so angenehm wie möglich machen. Habt ihr also Ideen, wie ich als Fachkraft die pürierte Kost aufwerten kann? Was kann ich tun, um Bitterstoffe abzumildern und den ekelhaften Nachgeschmack zu verhindern? Was für Mahlzeiten, die man pürieren kann, sind denn generell lecker? Was würdet ihr pürieren und was würdet ihr generell nicht pürieren?

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ehrlich gesagt würde ich dann auf das Pürieren von Brot, Wurst und dergleichen verzichten. Beim Frühstück kann man das mit Müsli ausgleichen, was ja auch entsprechend vorbereitet werden kann. Dazu auch Obst mit untermischen, aber man bekommt dadurch eben auch die Stoffe, die der Körper braucht, welche im Brot sind.

Beim Mittagessen dürfte das Geschmacksproblem weniger auftreten. Und beim Abendessen würde ich halt eher auf gedünstetes Gemüse ausweichen, was ja geschmacklich sicher auch besser ist, als das Ergebnis von deinem Selbstversuch.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Natürlich kann man auf andere Lebensmittel ausweichen, wenn man die finanziellen Möglichkeiten dazu hat. Gerade im Bereich der Heime wird aber seit Jahren gespart und die Kostenträger wollen möglichst günstige Verpflegung. Ein Grund ist eben auch, dass Lebensmittel in vielen Bereich, obwohl nur einen Tag alt entsorgt werden müssen, da die Hygiene dies so vorschreibt. In meiner letzten Einrichtung war es sogar so, dass wenn beim Mittagessen etwas übrig geblieben ist, dies nicht bis zum Abend aufgehoben werden durfte um es noch einmal zu erwärmen. Die Reste mussten direkt nach dem Mittag entsorgt werden.

Leider kommt es genau aus diesen Gründen dazu, dass mindestens an 4 Tagen in der Woche früh und am Abend die kostengünstigste und vom Kostenträger gerade eben so noch bezahlte Variante das Misch- oder Schwarzbrot ist. Müsli oder Obst, Joghurt oder andere Leckereien sind für die Bewohner meist einfach nicht drin. Deswegen suche ich auch nach Möglichkeiten die pürierte Kost aufzuwerten und das möglichst günstig.

Für mich privat war dies sowieso nur ein Experiment um zu wissen, was einem Menschen da zugemutet wird. Und ich bin froh, dass ich aktuell nicht auf pürierte Kost angewiesen bin.

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne es aus den Einrichtungen beispielsweise so, dass man auch mal Kaffee in einem Teller abkühlen lässt, ein bisschen Milch dazu macht und dann das Brot darin aufweicht und das zum Essen reicht. Dass das gut schmeckt kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Ansonsten bringt es vielleicht das Würzen, wenn man das machen darf, wegen der Verträglichkeit. Das Argument mit dem Geld ist leider war, aber wenn man mal überlegt würde Joghurt nun auch nicht so teuer sein und wenn man da ein bisschen Obst mit dran macht, würde das sicherlich super schmecken.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann mir das nun nicht vorstellen, was für eine Pampe du mit Schwarzbrot, Wurst, Käse, Butter und Gemüse zusammen püriert erhalten hast. Aber das alleine muss ja schon unappetitlich aussehen. Wenn das alles einzeln püriert würde, und die einzelnen Sorten würden auf dem Teller liegen, kann es doch nicht so schlimm aussehen und schmecken. Schwarzbrot wird wohl zum Pürieren nicht gerade geeignet sein.

An Gemüse müsste man ausprobieren, was machbar ist und schmeckt und es dann mit etwas Kartoffelpüree kombinieren. Ich glaube, dass Blumenkohl sich auch pürieren lässt und wenn er vernünftig angemacht wird, auch schmeckt. Was würde dagegen sprechen, abends etwas Gemüse und Kartoffelbrei zu essen? Klar es ist ein ungeheurer Aufwand, aber alles zusammen ist doch undefinierbar und kann nicht schmecken. Vom Babybrei aus den Gläschen könnte man sich mal etwas abgucken. Da gibt es ja die verschiedensten Sorten. Möhren dürfte man auch in den Mixer stecken können.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich hatte mal eine ältere Kollegin, die dann im Altenheim war. Da sie auch nicht essen konnte, bekam sie Astronautenkost. Was die kosten, weiß ich nicht, aber vielleicht zahlt da einen Teil die Krankenkasse. Denn immerhin ist es ja ein gesundheitliches Problem, dass der Mensch nicht schlucken kann.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Zum Glück wurde in der Einrichtung nicht noch zusätzlich mit Getränken, wie etwa Kaffee gemixt. Das würde die Bitterstoffe vermutlich noch mehr in den Vordergrund rücken. Er durfte zumindest seinen Kaffee, mit dem Andickpulver vermischt, trinken.

Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass eine geschmacklich bereits sehr intensive pürierte Kost durch würzen noch geschmacklich angepasst werden würde. Zumindest hat bei mir das nachsalzen nichts gebracht.

Natürlich würde ein Joghurt nicht viel Kosten, allerdings müsste man dann der gerechtigkeithalber jedem Bewohner einen Joghurt anbieten und leider bezahlt der Kostenträger Joghurt nur einmal pro Woche. :( Es dreht sich wie immer alles ums Geld.

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ohne dich angreifen zu wollen, ruf doch bitte mal bei einer Krankenkasse an und gebe dich als Patient aus und frag mal, wie viel Geld die für das Essen bezahlen. Bei uns hat das mal einer gemacht und bekam da auch Auskunft. Das was wir zum Essen bekamen lag weiter unter dem, was da gezahlt worden ist. Noch dazu wurde, je nach Station, eh zu wenig Essen bestellt und da haben dann die Pfleger noch mit davon gegessen. Ups sorry, die haben sich bedient, bevor wir nehmen durften.

Zum Essen weich machen und so. Ich hatte mal eine Mitpatientin, die auch Probleme hatte, feste Mahlzeiten zu essen. Vor allem die Größe der Stücke war da entscheidend und es musste gut kaubar sein. Ok es musste eher sehr weich sein. Damit trieb sie alle in den Wahnsinn. Die Mahlzeiten werden als Buffet ausgegeben, aber das Mittagessen wurde eben vom Personal ausgeschöpft.

Da konnte die Schlange noch so lang sein. Da drängelte sie vorne hin und erzählte dann 1000 Mal, dass sie das nicht essen kann, weil es zu groß ist. Debattierte mit dem Pflegepersonal, welches das Essen ausgab. Ok sie monologisierte eher. Es war nur anstrengend.

Da ich auch eher der Typ bin, der zu praktischen Lösungen tendiert. Ich fragte, ob sie es essen könnte, wenn es püriert wäre. Ja. Aber es gäbe ja nichts zum Pürieren. Zum Glück kenne ich mich in den Schränken im Aufenthaltsraum besser aus als die Pflege. Ich zog den Pürierstab raus und pürierte ihr Essen. Die Frau hat mich danach abgöttisch geliebt. An einem Tag gab es Bratwurst. Da war das Problem die Haut. Ich habe ihr die Haut abzogen, die Wurst in dünne Scheiben geschnitten und sie war glücklich.

Die Ruhe im Speisesaal war so was von himmlisch. Ok ihre Jammerei wurden dann von Lobeshymnen abgelöst. Was wir aber alle erträglicher fanden. Nur die Pflege fand das weniger toll. Die sagten zu mir, dass sie das an sich nicht so gerne sehen würden, da die Patientin an sich schlucken kann. Wenn sie nun das Essen püriert bekommt, würde bald die Jammerei los gehen, dass sie die Tabletten nicht nehmen kann. Ich gebe zu, mir war die Ruhe lieber.

Bei anderen Patienten wurde darauf geachtet, dass es weiches Brot gab. Hier wird Mischbrot, Körnerbrot und Weißbrot bestellt. Beziehungsweise kann die Pflege da auswählen. Und da wurde schon darauf geachtet, dass eben Weißbrot mit kam, wenn Patienten da waren, die eben nur weiche Kost essen konnten.

Joghurt gibt es in der Klinik an sich auf den psychiatrischen Stationen auch reichlich. Wenn ich mich nicht ganz irre, kam da jeden Tag so ein Träger voll. Bei einer Belegung von 20 Patienten. Da dran wäre das sicherlich nicht gescheitert. Auch Marmelade, Honig und auch Müsli war zum Frühstück immer zugänglich. Wenn die Pflege uns bei Laune halten wollte, konnte man das auch Abends haben.

Wenn er durch die Nase nicht mehr Atmen kann, stört es dann wirklich, wenn er mit offenem Mund kaut und atmet? Angenehm ist das nicht. Aber sicherlich schmackhafter als püriertes Essen. Ach ja ich würde die Komponenten in dem von dir genannten Fall auch getrennt pürieren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Sicherlich wird die Kasse mehr zahlen, als am Ende beim Bewohner ankommt. Das wird aber fast überall der Fall sein und gerade in einer Einrichtung die von einer privaten Stiftung betrieben wird und nicht von einem Träger der Wohlfahrtspflege. Was noch hinzu kommt, ist das nicht nur weniger Geld bei den Bewohnern ankommt, sondern die Fachkräfte mit Nettostundenlöhnen von unter 3 € abgespeist werden - ja, bei mir waren es 2,31 € netto pro Stunde, als ausgebildete Fachkraft.

Bei einer Einrichtung in Bayern durften wir direkt mitessen und es war auch so vorgesehen, da jeder Mitarbeiter jeden Monat einen gewissen Betrag von seinem Lohn abgegeben hat.

Zum Joghurt. Es gab in dieser Einrichtung noch nicht einmal frischen Joghurt, da das Geld dafür nicht ausgereicht hat. Es gab lediglich einmal pro Woche Joghurtpulver, welches dann mit Wasser angerührt werden musste.

Du kannst mir glauben, dass es niemanden gestört hätte, wenn er mit offenem Mund gekaut hätte. Da die Bewohner schwere geistige Behinderungen hatten, waren die meisten von der Entwicklung eh auf dem Stand eines Kleinkindes. Aus diesem Grund kann muss man eben auch bei der Esskultur Abstriche machen, was absolut kein Problem ist. Das Problem für ihn war ja, dass er nicht gekaut hat, sondern prinzipiell nur geschluckt. Und es war egal, ob das Plaste, Stoff, Kot oder eben Lebensmittel waren. Alles was ging hat er sich in den Mund gesteckt und einzig und allein nur geschluckt.

Deinen Ansatz die einzelnen Zutaten getrennt zu pürieren finde ich interessant. Nur für mich zum Verständnis, du meinst damit einzeln pürieren und dann auf einem Teller zusammen geben oder in einzelnen kleinen Schüsselchen separat reichen?

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich kenne es von meinen damaligen Arbeitsstätten so, dass nicht das Essen komplett püriert wurde, sondern wirklich nur die einzelnen Zutaten. Gab es also Kartoffeln, wurden diese püriert und so weiter. Es ist trotzdem ziemlich widerlich. Da bei uns in der Ausbildung viel Wert darauf gelegt wurde, dass wir uns in die Patienten hineinversetzen können, hatten wir auch die Ehre, püriertes Essen zu kosten. Es war für mich echt eklig, aber ich denke, dass gerade ältere Patienten den Geschmack oft nicht mehr so wahrnehmen.

Wenn der Mensch sich die Nase zertrümmert hat, kann es dann nicht auch sein, dass er nicht mehr ordentlich riechen konnte? Soweit ich mich an meinen Unterricht erinnere, hat die Nase einen elementaren Sinn beim Erkennen von Geschmack. Zurück zu den pürierten Speisen. Die Speisen wurden zwar gemeinsam auf einen Teller gegeben, aber es waren lauter kleine Häufchen, die nicht miteinander in Berührung gekommen sind. Ich esse unheimlich gerne Erbsenmus oder pürierte Karotten, die sind auch geschmacklich okay.

Ich habe in mehreren Krankenhäusern unter anderem auch auf der Psychiatrie gearbeitet. Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile ein gestörtes Verhältnis zu Krankenhäusern habe, das liegt aber an dieser Abfertigungsmentalität, wie manche Häuser ihre Patienten abfertigen. Auf der Psychiatrie war es sehr entspannt. Die Patienten waren zwar manchmal schwierig, aber sie wurden menschlich behandelt. Auch hab es den Zeitdruck, den man zum Beispiel beim Waschen hatte, nicht. Ich fand es dort echt toll und diese Station ist die einzige Station, die ich manchmal vermisse. Andererseits bin ich froh, nicht mehr in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen zu arbeiten, weil das Menschsein wirklich in den Hintergrund gestellt wird.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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