Ideen und Tipps um pürierte Kost aufzuwerten

vom 31.07.2013, 14:10 Uhr

Ich habe in der Pflege zwar nur in Praktika gearbeitet, aber da auch mit Leuten zu tun gehabt, die Schluckstörungen hatten. Und da hatte ich eben die Ehre, diese Leute zu füttern, da ich als Praktikant die Klinik nichts außer ein Mittagessen pro Tag gekostet habe und ich da deshalb problemlos ewig hin löffeln konnte. Weil ich das auch belastend fand, habe ich mich da auch ein bisschen eingelesen, um wieder Distanz gewinnen zu können. Ohne ein wenig Distanz, geht man sonst als Pfleger schnell kaputt.

Ich muss mich da bei meinen Bedenken Wibbeldribbel anschließen. Wenn man keine Nase mehr nutzen kann, dann nimmt man kaum Geschmack war. Die Zunge ist nur in der Lage, süß, sauer, bitter, salzig und umami zu schmecken. Ebenso kann Schärfe von Chilis oder Pfeffer wahr genommen werden. Das ist nicht gerade viel. Alles leckere im Leben wie Fruchtaroma, das Bouquet von Wein oder Bier, Gewürze und Gemüseduft kann man nur über die Nase wahr nehmen.

Verstopfe dir mal total die Nase, dass du nicht ein bisschen mehr dadurch atmen kannst. Lasse dir die Augen verbinden und dich von einem vertrauten Menschen mit unterschiedlichen Gemüsen und Früchten füttern. Du wirst eine Gurke kaum von einer Kartoffel und eine Melone kaum von einer Gurke unterscheiden können. Wenn du die 'Früchte Gemüse dann noch einzeln pürierst und blind verkostest, dann kannst du nicht mal über die Konsistenz Rückschlüsse ziehen und wirst kaum etwas erkennen.

Von daher ist es für diesen Patienten wohl eher verlorene Liebesmüh, alle einzelnen Menü-Komponenten einzeln püriert zu servieren. Das ist bei schluckgestörten Patienten mit intakter Nase sicherlich eine wundervolle Idee. Aber in dem konkreten Fall kaum.

Ich würde mich einfach bei den Ärzten, den Krankenkassen oder beim Sozialdienst oder wo auch immer erkundigen, ob diesem Menschen nicht wirklich besser die im Volksmund so genannte "Astronautennahrung" verabreicht werden sollte. Schließlich ist es nicht einfach, pürierte Kost richtig vollwertig zu gestalten. Deshalb frage ich mich gerade auch, warum das in eurer Einrichtung die Pfleger selbst machen und das nicht von der Küche oder vom Caterer bereits so bestellt wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Deshalb frage ich mich gerade auch, warum das in eurer Einrichtung die Pfleger selbst machen und das nicht von der Küche oder vom Caterer bereits so bestellt wird.

Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach: das Geld.

Die Küche liefert das Mittagessen fertig gekocht und für ihn auch püriert und auch das nur ausnahmsweise. Die Lebensmittel für die restlichen Mahlzeiten werden uns auch von der Küche geschickt und das Budget lässt dort keine Extrawürste zu. Das heißt wiederrum, dass wir Pflegefachkräfte uns auf der einen Seite an den vorgegebenen Essensplan halten mussten udn trotzdem individuell den Bedürfnissen der Bewohner entsprechende Mahlzeiten zaubern mussten. Man ist eben nicht nur für die Pflege da, sondern auch noch Küchenfee, Beschäftigungstherapeut, Ersthelfer und im aller schlimmsten Fall auch noch Reinigungskraft. Auch dafür liegt der Grund wieder im Geld.

Es ist nun einmal so, dass eine privat geführte Einrichtung Gewinn machen darf und dies wird sich auch machen.
Wo werden also Kosten eingespart? Richtig, bei den Bewohnern und beim Personal. Nicht umsonst darf ich nach 40 Arbeitsstunden pro Woche noch zusehen, dass ich am Monatsende mehr als knapp 400 € auf dem Konto habe. Um es mal zu vergleichen, ich gehe 10 Stunden pro Woche mehr als ich in Bayern gegangen bin und bekomme rund 1100 € weniger! Aber das ist nicht das Thema.

Das man weniger schmeckt, wenn die Nase zu ist, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Allerdings kann er ja noch durch die Nase ein- und ausatmen, allerdings so erschwert, dass er dies vordergründig durch den Mund gemacht hat. Seine Reaktion auf manche Speisen (direktes erbrechen) hat auch gezeigt, dass ihm manche Dinge einfach nicht geschmeckt haben oder vielleicht auch nur von der Konsistenz her eklig waren. Er konnte es mir leider nicht sagen.

Die Ursprungsfrage, war ja auch nicht auf den Bewohner bezogen, sondern wie ich pürierte Kost für Bewohner die ich zukünftig betreuen werde und die vielleicht plötzlich auf pürierte Kost umsteigen müssen aufwerten kann. Deswegen wäre es halt echt cool, wenn ihr da einfach mal paar Ideen einwerft und euch nicht unbedingt auf den Eingangs beschriebenen Menschen festfahren würdet.

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nettostundenlöhne sind aber nicht nur die Schuld der Arbeitgeber. Da spielt auch die Steuerklasse des Angestellten eine Rolle. Selbst in Berufen, in denen jeder das selbe Brutto verdient, sind die Ergebnisse auf dem Lohnzettel in der Spalte Nettoauszahlungsbetrag unterschiedlich. Und in Deutschland ist es nun mal Standard, dass ein Bruttolohn bezahlt wird. Die wenigsten Arbeitgeber lassen sich auf Nettolohnforderungen ein. Und gerade in der Pflege gibt es ja mittlerweile auch eine Mindestlohn.

Das man mit isst und dafür Geld abgezogen bekommt, ist in einigen Branchen durchaus normal. In der Regel wird der Betrag aber vom Bruttolohn abgezogen und erst dann werden Steuern und Sozialabgaben abgezogen. Was durchaus ein Vorteil sein kann, da das zu versteuernde Einkommen niedriger ist. Sehe ich also nicht zwingend als Nachteil an. In dem von mir genannten Fall ist es eigentlich nicht so, dass die Angestellten vom Essen der Patienten mitessen dürfen. Klar wenn was übrig ist. Aber die haben sich eben teilweise bedient, bevor wir Patienten uns bedienen durften. Wenn eine Station mit 20 Leuten belegt ist, aber eh schon nur Essen für 18 Leute bestellt wird, dann noch ein paar gute Esser dabei sind und sich dann die Pflege vorher noch die besten Sachen runter nimmt, finde ich das nicht angemessen.

Wie gesagt, kann man sich durchaus an die Krankenkassen wenden und das prüfen lassen, ob das Geld auch wirklich dort ankommt, wo es ankommen soll. Ein Joghurt dürfte im Großeinkauf für maximal 10 Cent pro Joghurt zu kaufen sein. Ich denke eher, dass die Haltbarkeit da eher eine Rolle spielt und man deshalb auf Pulver übergegangen ist. Die Lagerung von Pulver ist noch dazu günstiger.

Ich würde die pürierten Komponenten nicht unbedingt mischen. Ich würde eher dazu tendieren, weiches Weißbrot zu nehmen. Dort dann Streichfett drauf und dann Wurst. Wobei ich eher zusehen würde, gleich Streichwurst zu nehmen. Egal ob nun Mettwurst oder Leberwurst. Nur fein sollte sie sein. Wenn man das Brot dann in kleine Würfel schneidet, kann man die auch unzerkaut schlucken. Und bei Gemüse würde ich auch eher weiches Gemüse nehmen.

Davon mal abgesehen, bestand bei dem Patienten ja der medizinische Bedarf. Da hätte ich ebenfalls zu Astronautennahrung gegriffen. Mit dem was da versucht wurde, bekommt der Patient doch nicht annähernd das was er braucht. In den Trinkpäckchen der Astronautenkost sind an sich alle Nährstoffe drin und es werden auch reichlich Kalorien zugeführt. Wenn ich mich nicht ganz irre, kann man mit zwei bis drei dieser Trinkpäckchen den gesamten Tagesbedarf abdecken. Macht keine Arbeit und so weiter.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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