Man hat doch ein Recht, seine Mutter zu sehen

vom 30.07.2013, 07:40 Uhr

Wie schon in einem Thema beschrieben, helfe ich in letzter Zeit sehr vielen Freunden, da irgendwie alle irgendwelche Probleme haben und denken, dass ich ohne Probleme aufwachse. Natürliche helfe ich meinen Freunden sehr gerne und beschwere mich auch nicht, da es zu einer guten Freundschaft dazugehört. Gestern Abend war ein Freund bei mir und als wir Fifa gespielt haben, sind wir auf das Thema Mutter gekommen.

Seine Mutter lebt nicht im gleichen Land wie er und leider hat er seine Mutter auch seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte sich entschieden, von seiner Mutter zu seinem Vater zu gehen, da er sein Vater vermisst hat, aber er musste halt ins Ausland ziehen. Anfangs kam die Mutter noch oder der Junge ging zu ihr, aber das schafft mein Freund mittlerweile nicht mehr, da er zu wenig Zeit hat. Er hat mir auch erzählt, dass er seinem Vater immer gesagt hat, dass er seine Mutter nicht vermisst, da es bis jetzt auch so war. Die Mutter hat wohl sehr schlimme Sachen gemacht und der Vater sagt Sätze wie ''Der größte Fehler in meinem Leben war deine Mutter''. Der Junge vermisst seine Mutter mittlerweile ein bisschen und das kann ich auch vollkommen verstehen. Er möchte gerne Mal für ein Wochenende zu ihr gehen, allerdings weiß er nicht, wie sein Vater reagieren wird. Ich habe ihm gesagt, dass sein Vater vielleicht ein bisschen traurig wird, aber schlussendlich ist es seine Mutter und er hat ein Recht darauf, seine Mutter zu sehen. Er hat aber wirklich Angst, seinen Vater zu kränken.

Ich weiß jetzt nicht genau, was ich meinem Freund raten soll. Soll er es seinem Vater sagen und hoffen, dass der Vater es nicht falsch versteht oder vielleicht Mal mit der Mutter reden, dass sie zu ihm kommt? Was sagt ihr?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Oh je. Die Frage ist nicht einfach. In Deutschland fiele die Antwort ganz einfach aus. Ja, hier hat ein Kind das recht, jedes Elternteil regelmäßig zu sehen, auch wenn eines sogar im Gefängnis sitzen würde.

Wie das in der Türkei wäre, da bin ich überfragt. Und wie das in dem Land ist, in das dein Freund gezogen ist, weiß ich auch nicht. Zudem erwähnst du ja auch kein Wort, in welchem Land die Mutter wohnt. So kann man da eigentlich nichts sagen. Wie sind die Frauenrechte in diesen beiden Ländern? Wie sind die Kinderrechte. Hat eines der Länder oder beide die Kinderrechtskonvention anerkannt? Wie viel Recht hat der Ehemann über die Ehefrau, beziehungsweise, wie groß ist die Chance als Frau oder Kind notfalls vor Gericht da überhaupt Interessen durch zu setzen? Das kann keiner einfach so ins Blaue hinein erraten. Ein wenig mehr konkrete Infos wäre da nicht schlecht.

Zudem muss ich dich da leider enttäuschen. Juristisch beraten kann und darf dich hier auch keiner. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier jemand ausgerechnet mit diesen beiden Ländern ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ist vermutlich eher gering. Mache dir also nicht allzu viel Hoffnung.

Was du aber machen kannst, ist selbst Informationen zu googeln, wenn du der Sprachen beider Länder mächtig bist. Gerade zu Trennungs- und Scheidungsfragen steht oft viel im Internet, weil sich da oft betroffene in der Anonymität austauschen. Vielleicht gibt es in dem Land in dem dein Freund wohnt auch Beratungsstellen für Jugendliche? Wenn dein Freund auch in deiner Nähe wohnt, dann könntest du ihn ja zu so einer Beratungsstelle begleiten.

Zudem noch eine Anmerkung zur Person der Mutter. Behalte du dir bitte einen kritischen und sachlichen Blick auf die Person der Mutter. Nur weil der Papa deines Kumpels schlecht über die Frau redet, muss es noch lange nicht sein, dass sie wirklich eine schlechte Person ist. Solche Beschimpfungen hört man oft von gekränkten und verletzten Ex-Partnern. Daher ist es sicher gut, wenn sich dein Kumpel ein eigenes Bild von seiner Mutter machen will und nicht mehr bereit ist, die Urteile des Vaters zu übernehmen.

Vielleicht wird er sie dann eines Tages auch wieder lieben und vermissen können, wenn er mit seinen eigenen Augen sieht und nicht mehr mit denen des Vaters. Das Phänomen, dass Kinder sich auf eine Seite der Trennungseltern schlagen und oft parteiisch sind ist übrigens wohl bekannt und trifft alle Trennungskinder ganz unabhängig von Nationalität und Wohnorten. Es nennt sich Loyalitäts-Konflikt. Da könnt ihr beiden ja mal genauer recherchieren, vielleicht hilft das deinem Kumpel auch zu mehr Klarsicht. Außerdem gibt es auch noch das so genannte PAS (Parental Alienation Syndrome). Es ist zwar heiß umstritten in wie weit das wirklich funktioniert. Fakt ist aber, dass gerade viele Trennungskinder sich leicht von einem Elternteil gegen einen anderen beeinflussen lassen und dann unbewusst anfangen, den anderen abzulehnen um dem anderen Elternteil eine Freude zu machen und als Kind Wert geschätzt zu werden. Auch das ist vielleicht im Zuge der Recherchen, wie man mit der Mutter wieder Kontakt bekommt nicht uninteressant.

Warum ich das schreibe? Mal ganz abgesehen von der nicht unwichtigen juristischen Seite, welche Rechte dein Kumpel und seine Mutter haben ist es nicht sinnvoll, in so eine Situation ohne vorherige gedankliche Vorbereitung zu gehen. Es bringt wenig, wenn das Kind der Mutter beim Wiedersehen nur Vorwürfe macht. In dem Fall ist es auch wichtig, wenn das Kind versteht, welche Rolle es möglicherweise selbst übernehmen musste, auch wenn es selbst daran keine Schuld hat. Das soll heißen, dass die Mutter vielleicht nur halb so böse ist und halb so viel Schuld an der Situation hat, wie man das als Kind vielleicht nahe gelegt bekommt und es nun als junger Erwachsener oder Jugendlicher da auch kritisch hinterfragen sollte. Dann ist man vielleicht auch eher offen für die Sichtweise der Mutter und kann echt zueinander finden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Kennt er die angeblich schlimmen Dinge, die seine Mutter gemacht soll, selbst oder nur von den Erzählungen seines Vaters? Das macht nämlich schon einen Unterschied aus. Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich, dass der verlassene Partner gern mal das andere Elternteil schlecht macht. Selbst wenn das so gar nicht stimmt. Aber man ist halt gekränkt und sieht die Dinge nicht mehr objektiv.

Aber wie trüffelsucher schon schreibt, wissen wir nicht, um welche Länder es geht. Daher kann man auch die Gesetze nicht ableiten, welche Rechte nun dein Freund und seine Mutter haben. Allerdings sollten die Gefühle des Vaters bei den Überlegungen außen vor gelassen werden. Er will ja seine Mutter nur besuchen und scheinbar nicht wieder komplett zu ihr ziehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Zunächst verstehe ich hier nicht, was das "Recht darauf, seine Mutter zu sehen" hier für einen Beitrag bringen würde. Es gibt kein einklagbares Recht auf Umgang mit den Eltern, wenn diese das nicht wollen. Wie sollte man z.B. die Mutter zwingen, mit dem Sohn umzugehen, wenn die den Kontakt aus welchen Gründen auch immer nicht haben wollen würde? Anderseits ist es natürlich so, dass Dritte den Kontakt nicht verbieten dürfen (hier der Vater).

Jetzt muss der Vater den Kontakt aber nicht verbieten. Aber wenn der das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat, kann er bestimmen, dass zum Kontakt die Mutter kommen muss. Oder wie stellt sich dein Freund vor, die Reise zu bewerkstelligen? Soll der Vater "gezwungen" werden, für diese Reise (die der Vater nicht will) zu bezahlen? Die Situation ist natürlich schwierig. Aber wenn der Kontakt sechs Jahre nicht vorhanden war, wäre eine Anreise nicht zwingend gut. Wieso beginnt der Freund den Kontakt nicht über Briefe, Mails oder Telefonate?

Was definitiv nicht zum Vorteil des Freundes reichen wird, wäre der Rückzug auf die "juristische Sicht" der Dinge. Denn dann dürfte es sich noch hinziehen und irgendwann wird der Freund auch vorher die Volljährigkeit erreichen, so dass er nicht mehr auf die Erlaubnis des Vaters warten muss. Dafür wäre das Verhältnis zu Vater vermutlich zerrüttet und wenn dann die Mutter auch nicht so ist, wie er sich das erhofft, hätte er am Ende juristisch Recht aber Vater und Mutter "verloren".

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube, hier geht es weniger um juristische Beratung, sondern eher um Tipps bezüglich der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Immerhin wäre das mit der Mutter kein Problem, wenn der Vater zustimmen würde. Als der Junge zu dem Vater gezogen ist, hat es anfangs ja scheinbar auch problemlos geklappt, als müsste es das jetzt auch gehen, wenn der Vater dazu eben nicht im Weg stehen würde. Zumal ich in Erinnerung habe, dass der Threadersteller und somit wahrscheinlich auch seine Freunde bereits volljährig sind oder zumindest kurz davorstehen. Allerdings ist das in der Türkei natürlich immer noch ein wenig anders, als in Deutschland und ich kann auch verstehen, dass der Sohn nichts hinter dem Rücken des Vaters machen will.

Das wäre in meinen Augen auch falsch. Viel eher würde ich deinem Freund dazu raten, dass er das Gespräch mit seinem Vater sucht und es einfach mal riskiert. Blöd ist natürlich, dass zwischen den beiden Elternteilen irgendetwas vorgefallen zu sein scheint und der Vater daher wohl wütend auf die Mutter ist und sie von seinem Sohn fernhalten will. Dein Freund sollte daher klarstellen, dass es hier nicht um die Beziehung zwischen seinem Vater und seiner Mutter geht, sondern nur um ihn und seine Mutter und er möchte diese nun einmal sehen.

Es ist aber schwierig, noch näheres zu schreiben, ohne die Personen genau zu kennen. Ich verstehe auch nicht, warum die Mutter nicht mal einen Versuch startet, ihren Sohn zu essen. Vielleicht hat sie Angst vor ihrem Ex-Mann, vielleicht aber auch nicht, das kann man von hier aus schlecht sagen. In jedem Fall sollte dein Freund mal den Mund aufmachen, denn bisher hat er ja nicht versucht, mal wirklich mit seinem Vater zu reden, zumindest kommt das in dem Beitrag so rüber. Hat er vielleicht noch Geschwister oder andere Verwandte wie Tante oder Onkel, die ihm bei dem Gespräch mit seinem Vater unterstützen können? Das wäre sicherlich hilfreich.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


*sophie hat geschrieben: Ich verstehe auch nicht, warum die Mutter nicht mal einen Versuch startet, ihren Sohn zu essen. Vielleicht hat sie Angst vor ihrem Ex-Mann, vielleicht aber auch nicht, das kann man von hier aus schlecht sagen.

Vielleicht geht die Mutter einfach davon aus, dass Menschenfleisch nicht schmeckt? :lol: Spaß beiseite.
Natürlich geht es nicht alleine um die juristischen Angelegenheiten. Aber wenn man weiß, was im jeweiligen Land das eigene Recht ist, dann erleichtert das schon die Verhandlung mit dem eigenen Elternteil.

Kein Kind geht gerne juristisch gegen Eltern vor, wenn es sich vermeiden lässt. Aber wenn Papa eben sagt "Basta, keine Diskussion" dann hilft es eben mehr, wenn der Sohn sagt, ich weiß dass mir dieses Recht zusteht, als wenn er sagt ich will es weil ich will.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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