Sind Lebenscoache Hochstapler oder nur naiv?
Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir hat nach ihrer Kündigung und einer tiefen Krise ein Lebenscoaching mitgemacht. Sie hatte eine fette Abfindung bekommen und konnte sich die teuren Stunden leisten. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass es ihr besser geht, sondern sie meint immer noch, beruflich noch irgendetwas Tolles machen zu müssen, obwohl sie nahe an der Rente ist. Ich bin der Meinung, dass sie sich eher auf Tätigkeiten konzentrieren soll, die ihr Spaß machen, aber unter Umständen nicht so viel Geld bringen.
Ich habe mir die Internetseite ihres Lebenscoaches einmal durchgelesen und gestaunt, was dieser Mensch angeblich alles leistet. Er verspricht berufliches Coaching für Studierende, Selbstständige, ältere Arbeitnehmer und Künstler, also völlig verschiedene Berufs- und Altersgruppen. Außerdem macht er Traumabewältigung, Partnerberatung und- mediation, Kommunikationstraining und Konzentrationstraining. Meiner Meinung nach kann ein einzelner Mensch gar nicht so viele Gebiete kompetent abdecken. In meinen Augen ist dieser Mensch entweder sehr naiv, dass er meint, dass alles zu können, sehr überheblich oder ein Hochstapler.
Was haltet ihr von Lebenscoaching? Kann ein Mensch in allen Lebensbereichen kompetent beraten oder sind da auf jeden Fall mehrere Spezialisten nötig?
sie meint immer noch, beruflich noch irgendetwas Tolles machen zu müssen, obwohl sie nahe an der Rente ist. Ich bin der Meinung, dass sie sich eher auf Tätigkeiten konzentrieren soll, die ihr Spaß machen, aber unter Umständen nicht so viel Geld bringen.
Na ja, ich kann das schon nachvollziehen, dass man etwas machen möchte, was auch den eigenen Ansprüchen genügt und dass nicht jeder Mensch kurz vor der Rente plötzlich alle Träume fallen lässt und nur noch auf die Rente wartet. Es kann ja durchaus auch sein, dass ihr eben ein Job, der nicht gut bezahlt ist, keinen Spaß macht, weil für die die Bezahlung ein elementarer Bestandteil des Sinns einer Arbeit ist.
Die vielen Bereiche finde ich nicht verwunderlich. Ein Psychotherapeut therapiert ja auch sowohl Depressionen als auch Panikstörungen und eventuell zerstrittene Paare und vieles mehr - das sind auch ganz verschiedene Bereiche, die er aufgrund seiner Ausbildung abdecken kann. Für viele Dinge gibt es vorgefertigte Konzepte, die man nur übernehmen braucht, so ist es auch bei den Konzentrationstrainings - die habe ich sogar schon mal durchgeführt.
Ich glaube, Deine Meinung zu dem Lebenscoaching kommt daher, dass Du mit der Einstellung Deiner ehemaligen Kollegin haderst, dass Du in ihrem Fall mit der Situation zufrieden wärst oder Dich mit einem halbwegs interessanten Job bis zur Rente zufrieden geben würdest. Deine Ex-Kollegin ist eben anders. Sie kann sich nicht mit einer Tätigkeit zufrieden geben, die nicht ihren Ansprüchen genügt. Und ich denke, man kann nicht einfach von eigenen Wünschen abrücken und das ist vielleicht auch nicht Aufgabe des Coachings, Menschen von ihren Zielen abzubringen.
Man weiß ja nicht, was die bei dem Coaching gemacht haben; vielleicht ging es einfach nur mal darum, sich in Ruhe auszusprechen oder die Meinung eines anderen zu hören. Vielleicht ging es auch darum, genau zu klären, was die Frau will, welche Ziele sie hat und wie man die vielleicht umsetzen könnte. Aber jemanden Wünsche auszureden ist sicherlich nicht Ziel gewesen.
Unter Personen, die solche Dienste anbieten, wird es sicher einige Hochstapler geben. Entscheidend ist da aber, welche Ausbildung diese Person hat, die deine Bekannte da besucht hat. Pauschal kann man da sicher nichts über diese Berufsgruppe sagen. Wenn er einen erfolgreichen Abschluss in Psychologie vorweisen kann, dann kann man schon annehmen, dass er in der Lage ist, fundierte Trauma-Therapie und Paar-Beratungen so wie Mediationen anzubieten. Auch nach einem Studium der Sozialarbeit sollte so etwas qualifiziert möglich sein, wobei ich da bei den Traumata so meine Bedenken hätte. Zudem gibt es ja noch so eine Ausbildung zu so etwas ähnlichem wie Heilpraktiker. Dort wird man dann geschult, Menschen zu beraten, aber nicht medizinisch oder medikamentös zu behandeln. Die Qualifikation hängt da sicher sehr vom besuchten Institut ab.
Wenn jemand wirklich Psychologe ist, dann kann er auch Menschen über ihre zukünftige Lebensgestaltung beraten. Hellsehen kann ja niemand. Aber ein Psychologe sollte eigentlich in der Ausbildung gelernt haben, wie man aus einem Klienten oder Patienten heraus lockt, was er wirklich will, gegebenenfalls mit Persönlichkeitstest und ähnlichen Instrumenten. Manchmal hat man als neutraler Fachmensch eben besser den Überblick, als wenn man selbst augenblicklich in einer Umbruchsituation gefangen ist.
Ich kann mir auch vorstellen, dass in so einem Metier durchaus auch Psychologen arbeiten. Schließlich ist so ein Beratungsbedarf immer wieder da. Und ich kann mir auch vorstellen, dass Menschen, die einfach vor einer schweren Entscheidung stehen, sich psychisch aber völlig gesund fühlen, lieber zu einem Coach gehen, als in eine psychologische Praxis. Das klingt auch vor Bekannten besser und weckt bei anderen keinen falschen Verdacht, dass man vielleicht doch einen Psychologen nötig hat und das versucht zu vertuschen oder schön zu färben. Es ist immer noch bei vielen Leuten stark mit einem Tabu belastet, wenn man zum Psychologen geht.
Hochstapler wäre hier vielleicht der falsche Begriff. Wer sich aber als "mentaler Trainer" sieht, kann - entsprechendes Selbstbewusstsein vorausgesetzt - natürlich mit diesem Leistungskatalog werben. Evtl. setzt du für dich hinsichtlich der Ergebnisse zu hohe Erwartungen. Und das hindert Leute wie dich und mich daran, selbst den notwendigen Erfolg im sog. "Selbstmarketing" zu haben. Natürlich wird kein Mensch alle Bereiche so abdecken können, wie man es sich vielleicht erhofft. Das Problem aber dürfte in so einem Fall sein, dass hier niemand das Ergebnis einer solchen Beratung "objektiv" bewerten kann. Allgemeingültige Tipps die naheliegend sind, kann im Grunde jede (außenstehende) Person geben. Und - das ist das Geheimnis - vielleicht hilft das der hilfesuchenden Person schon.
Deine ehemalige Arbeitskollegin hat vielleicht nur eine dritte Person gebraucht, welche sie noch mal aufbaut und motiviert. Das können u.U. fremde Personen zu denen ein gewisser Abstand besteht u.U. viel besser, als gute Bekannte. Daher ist ein "Erfolg" auch von solchen "Lebenscoaches" nicht unwahrscheinlich. Sind hingegen ernsthafte Depressionen im Spiel, dann ist sicher ein Spezialist gefragt.
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