Warum brauchen die meisten Fußballer einen Berater?
Ich schätze mal so an die 95 Prozent aller Profi-Fußballer haben ja heutzutage einen Berater. Aber warum ist das denn eigentlich so? Ein Fußballer ist doch auch nichts viel anderes wie ein Selbstständiger auch. Ich kenne aber keinen Selbstständigen der sich nebenher auch noch einen Berater leistet. Können Fußballer denn nicht 3 und 3 zusammenzählen und sich selbst artikulieren, was sie für ihre Tätigkeit verdienen möchten? Habt ihr eine Erklärung
für die förmliche Beraterschwemme im Profi-Fußball?
Ich denke, und das meine ich ganz ernst, dass die Berater clevere Strategen sind und dem Fußballer einfach erzählen, dass er einen Berater bräuchte. Hat dann der erste Fußballer einen, wollen auch die anderen einen. Sehr gutes Marketing ist das, wenn man dem Kunden weismacht, dass er Dinge, die er nicht hat unbedingt braucht.
Auf der anderen Seite ist es wohl auch verständlich. Warum sollte ich als millionenschwerer Fußballprofi meine Zeit damit vergeuden, mich mit Vereinen auseinanderzusetzen, wenn ich doch auch jemanden bezahlen kann, der dies für mich macht und meine Position für mich vertritt. Unterschreiben muss ich ja dann trotzdem noch.
Ich glaube sogar jeder Profifußballer hat einen Berater. Wenn ein Verein Interesse an einem Spieler hat, so darf der Verein meines Wissens nach gar nicht an den Spieler direkt herantreten, sondern muss zuerst dessen Berater kontaktieren.
Natürlich wird jeder Fußballspieler wissen, was er bei dem Verein verdienen will, aber das ist ja nicht das einzige Kriterium für einen Vertrag. Ein Fußballer, der bei einem Verein unterschreibt, geht ja dabei einen umfangreichen Vertrag ein, es geht ja nicht nur darum, ob er nun 50.000 Euro mehr oder weniger Jahresgehalt hat. Es gibt da unzählige Fragen zu klären. Hier mal nur eine kleine Auswahl:
- - Wie lange geht der Vertrag?
- Legt man einen fixen Betrag fest, für den ein anderer Verein den Fußballer aus dem Vertrag kaufen kann?
- Gibt es eine Stammplatzgarantie?
- Kommt der Spieler eher aus dem Vertrag, wenn er nur auf der Bank sitzt?
Du vergleichst den Fußballspieler mit einem Selbstständigen. Aber auch ein Selbstständiger hat Leute, die er ab und zu um Rat fragt. Beispielsweise den Anwalt, wenn ihm ein Rechtsstreit droht. Oder den Steuerberater, der dafür sorgen soll, dass er möglichst wenig Steuern zahlt. Oder wenn er es sich leisten kann, eine Sekretärin, die seine Termine koordiniert und sich um alles Organisatorische kümmert. Und natürlich stellt er auch mehr Leute ein, wenn sein Unternehmen gut läuft. Dann muss er nicht mehr alles selber machen und kann sich auf das konzentrieren, was er am besten kann. Und bei einem Fußballspieler ist das natürlich das Fußballspielen.
Stell dir doch einfach mal vor, du würdest den ganzen Tag arbeiten, dann kommst du nach Hause und musst dich noch stundenlang mit Anfragen anderer Vereine, Medienanfragen, Anfragen von Wohltätigkeitsorganisationen, deinen Steuern, rechtlichen Problemen, Sponsoringverträgen, etc beschäftigen. Dann würdest du bestimmt auch jemanden anstellen, der solche Dinge für dich erledigt. Deswegen haben Profifußballer Berater und Manager, damit sie sich auf das konzentrieren können, was sie wirklich können, nämlich Fußball.
Ich denke auch, dass die Fußballer viel zu viel Geld haben und dementsprechend nicht bereit sind, stupide Verhandlungen selbst zu führen. Wahrscheinlich können sie es auch teilweise nicht, weil sie es nie mussten und somit nicht gelernt haben. Deshalb finden sie es einfacher, dass andere, die ja großzügig dafür bezahlt werden, diese Arbeit machen und sie sich ganz auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können: das Fußballspielen! Aber aufpassen müssen sie trotzdem, damit sie nicht betrogen werden.
Ich glaube du unterschätzt den Beruf des Profifußballers ein wenig. Natürlich ist der Job überbezahlt, keine Frage, aber das bedeutet nicht, dass sie auch hart arbeiten und am Ende des Tages dann vielleicht keine Lust mehr haben, sich noch um ihren Vertrag zu kümmern. Und so gut wie jeder, der reich ist und viel Geld verdient, hat seine Angestellten und Berater.
Außerdem haben Profifußballer nicht nur Berater für Vertragsverhandlungen, sondern zum Beispiel auch, um zu beraten, was ein Fußballer in der Öffentlichkeit so sagt. Die Fußballer werden ja immer genau beobachtet und jede Aussage wird auf die Goldwaage gelegt, vor allem was den Wechsel zu einem anderen Verein angeht, und so weiter.
Genau genommen brauchen die Spieler keinen Berater, aber dann hätten sie einiges um die Ohren und dazu haben sie nicht diese Ahnung wie ein Spielerberater. Die Berater handeln für den Spieler den Vertrag aus, Gehalt, Dauer und viele weitere mögliche Klauseln, beraten Spieler ob ein Wechsel für den Verlauf der Karriere gut oder schlecht wäre, vermitteln dem Spieler Werbeverträge und noch so ein paar Dinge, also wie du siehst jede menge Arbeit, mit dem man sich als Spieler nicht mehr, bzw. nicht mehr so sehr befassen muss.
Allerdings kassieren die Berater bei Vereinswechsel sehr viel Geld, das hat zur Folge, dass viele Berater einfach nur nach dem Geld her sind und deswegen die Spieler von einem Verein zu anderen schicken. Gutes Beispiel ist der Fall Robert Lewandowski von Borussia Dortmund. Wer das Geschehen genau verfolgt hat und vor allem die Aussagen von seinem Berater, merkt sofort dass es hier nur um Geld geht. Er wollte Lewandowski noch diese Saison zu Bayern München transferieren und Geld kassieren. Solche Leute schaden dem Fußball leider sehr und Loyalität wird dadurch immer seltener.
Lupenleser hat geschrieben:Ich kenne aber keinen Selbstständigen der sich nebenher auch noch einen Berater leistet.
Aber vielleicht haben diese Selbständigen auch einen Steuerberater, welche auf verschiedene Formen der Steuersparmöglichkeiten aufmerksam machen. Niemand muss in keinem Bereich immer alles wissen oder bei allem über persönliches, aktuelles Wissen verfügen. Es macht durchaus Sinn, sich einem solchen Berater anzuvertrauen. Das hat auch damit zu tun, dass z.B. die wirklich guten Berater auch die besten Verbindungen zu Top-Clubs pflegen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass man zu einem Top-Verein kommt, in dem der Verein "zufällig" auf einen Spieler aufmerksam wird. Dazu ist das Geschäft zu schnelllebig und die vorhandenen Berater sind schon gut darin, ihre Schützlinge anzupreisen. Da bleibt kaum einem Verantwortlichen die Zeit, selbst noch großartig nach Talenten zu suchen.
Natürlich können übrigens auch (die meisten) Fußballer "3 und 3" zusammen zählen. Aber hier geht es um Spieler, die recht jung einsteigen und dann bei Vertragsverhandlungen ganzen (erfahrenen) Rechtsabteilungen gegenüber stehen. Hier kann kaum davon ausgegangen werden, dass der Spieler seine Interessen in dem Maße wahren kann, wie dies ein (erfahrener) Spielerberater machen könnte. Daher haben diese sicher ihre Berechtigung.
Es ist doch völlig normal, dass man sich mit so einem Gehalt, was die meisten Fußballer verdienen, einen Berater zulegt, der einem bei Verträgen und Fragen zu Vereinswechseln zur Seite steht. In der Bundesliga verdienen viele Spieler mehrere Millionen Euro pro Jahr und dann ist es doch verständlich, sich einem Berater anzuschließen.
Dazu kommt natürlich, dass viele Fußballer in der Regel eine eher niedrigere Schulbildung haben bzw. oft keine Ausbildung erlernt haben. Gerade in komplizierten Vertragsfragen kann man das nicht mit einem Selbstständigen, welcher absoluter Fachmann in seinem Bereich ist, vergleichen.
Viele Berater sind jedoch darauf aus, selbst am meisten Profit zu erhalten und beraten die Spieler dann falsch, sodass die Berater selber am meisten Provision erhalten. Das ist meiner Ansicht nach auch der Grund, wieso viele junge Spieler zu früh den großen Schritt Richtung 1. Bundesliga oder FC Bayern wagen und damit nur ihre Karriere gefährden.
Hier hat noch niemand das extrem wichtige Element der guten Beziehungen eines Spielerberaters genannt. Jeder Spieler könnte beispielsweise theoretisch selbst Verträge mit Vereinen aushandeln, dazu müssten aber zufällig Vereine auf ihn zukommen (was bei Spieler der unteren Ligen nicht besonders wahrscheinlich ist), oder er müsste sich in Eigeninitiative dort bewerben - allerdings ist die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch, dort auf offene Ohren zu stoßen. Ein Spielerberater kennt nun seine Spieler und durch eine jahrelange Tätigkeit auch Vereinsvorsitzende, Trainer, Rechtsberater und weitere wichtige Funktionäre der Vereine. Damit kann er vermitteln: Er weiß, wessen Vertrag ausläuft und welcher Verein gerade sucht, seine persönlichen Beziehungen verschaffen ihm deutlich mehr Gehör und er verfügt über das notwendige Knowhow, um sinnvoll agieren zu können.
Darüber hinaus wurden ja viele wichtige Punkte schon genannt. Ein Spielerberater berät seine Spieler in rechtlichen Fragen (handelt z.B. Verträge aus), sorgt für eine wirksame Publicity, hilft aber auch bei solch trivialen Dingen wie der Vermögensberatung, da viele Spieler von der Summe des verdienten Geldes überfordert sein könnten und es nicht sinnvoll anlegen würden. Ein Spieler könnte viele dieser Dinge natürlich auch selbst tun, aber erstens ist ein solcher Job durchaus auslastend und man ist dankbar für Unterstützung, zweitens verfügt er selbst vielleicht nicht über das notwendige Wissen und drittens sind eben gerade die Beziehungen durchaus entscheidend.
danty hat geschrieben:Stell dir doch einfach mal vor, du würdest den ganzen Tag arbeiten
Dann wäre er wohl kein Fussballer. Bei welchem Verein wird denn tatsächlich den ganzen Tag gearbeitet. Was war denn das für ein Aufschrei als Klinsmann bei Bayern den 8-Stunden-Tag einführen wollte? Und selbst der hieß ja noch nicht 8 Stunden arbeiten, sondern nur 8 Stunden gemeinsam auf dem Trainingsgelände sein. Aber bei kaum einem Verein gibt es tatsächlich solche Tage.
Also Zeit sollten Fussballer mehr als genug haben um sich selber um ihre Verträge zu kümmern. Die Frage ist aber eben, ob das die meisten Fussballer tatsächlich gut könnten.
Natürlich kann jeder einen Vertrag abschließen und Gehaltsverhandlungen führen. Aber das ist ja nicht alles. Fussballer ist da ja doch kein normaler Beruf, wo man in etwa weiß, was man so verdienen kann und was man in der Regel leisten muss. Wenn es im Fussball ums Geld geht, dann hat das ja nichts mehr mit Rationalität zu tun und ein sehr hoher Anteil an Ablösesummen und Gehälter, dürfte nicht mehr als Kaffeesatzleserei sein.
Daher sollte man dann wenn es jetzt tatsächlich Profis der oberen Ligen geht, Gehaltsverhandlungen wohl besser Leuten überlassen die das regelmäßig tun und damit wohl mehr Geld herausholen können, als man es selber könnte. Und für Spieler der unteren Ligen greift wohl auch hauptsächlich das Argument, dass Spielerberater auch von sich aus oft Spieler bei Vereinen anbieten können. Alleine müsste man da ja die ganze Sommerpause umherreisen und würde schon für diese Tingeltour auch viel Geld ausgeben müssen. Der Spielerberater kann da besser umherfahren, weil er ja in der Regel eine Vielzahl von Spielern unter Vertrag hat und damit für die meisten Vereine einen passenden Spieler hat und damit erfolgreicher umhertingelt.
Und es ist ja auch so, dass Schauspieler und Sänger genauso oft Berater oder Agenten haben, die Verträge aushandeln oder versuchen sie irgendwo unterzukriegen. Das ist also doch ganz normal in Gewerben, von man sein Unterhalt mit der Unterhaltung anderer verdient.
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