Sollen Hartz IV-Empfänger weniger Fleisch essen?
Ich habe heute von meiner Stiefmutter gehört, dass die Hartz IV-Empfänger in Deutschland weniger Fleisch essen und weniger Leitungswasser trinken sollen. Sie hat das wohl in den Nachrichten gesehen und das Ganze wird wohl vom Vizepräsident der Bundesagentur der Arbeit unterstützt. Da wir nicht in Deutschland leben, verfolge ich nicht so die deutschen Nachrichten und kenne das politische System auch nicht so richtig. Meine Stiefmutter hat auch nicht richtig zugehört und ich denke mir Mal, dass sie etwas falsch verstanden hat.
Ich kann mir nicht richtig vorstellen, dass man von einem Mensch erwarten kann, dass er weniger Leitungswasser trinken soll. Also man könnte es doch gar nicht kontrollieren und schlussendlich gehört Wasser zu den wichtigsten Nährstoffen, die einer menschlicher Körper braucht. Das mit dem Fleisch ist zwar eine andere Sache, aber ich denke Menschen, die Hartz IV beziehen, sind auf gar keinen Fall blöd und wenn sie sehen das Fleisch teuer ist, dann würden sie auch nicht Massen von Fleisch einkaufen. Das ist doch irgendwie ganz logisch und nachvollziehbar. Also warum solche Regeln aufstellen? Und ist an dieser Aussage überhaupt etwas dran?
@turkeyboii: Deine Stiefmutter hätte die Nachrichten besser verfolgen sollen. Es ist richtig, dass man davon gesprochen hat, dass Fleisch ein Luxusartikel ist. Aber als Hartz 4ler sollte man nicht weniger Leitungswasser trinken sondern mehr Leitungswasser als andere Getränke, weil Leitungswasser billiger ist und die Leute dadurch Geld sparen. Sicher ist das ein wenig unglücklich gewählt. Ich habe das auch gehört, aber nicht sehr ernst genommen. Man sollte immer bedenken, dass in den nachrichten gerade ein Sommerloch ist .
Von sollen kann keine Rede sein. Es wird den Menschen in einer Broschüre als Tipp mit auf den Weg gegeben. Was sie mit ihrem Hartz IV machen, bleibt schlussendlich ihnen selber überlassen.
Weniger Leitungswasser sollen sie schon einmal gar nicht trinken. Es wurde darauf hingewiesen, dass Getränke sehr teuer sind und man durch den Genuss von dem am Besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland, nämlich dem Leitungswasser, bares Geld sparen könne. Tatsächlich ist da etwas dran. So kostet ein Liter Wasser aus der Leitung je nach Ort nicht einmal 1 Cent, während Säfte, Schorlen oder Limonade gerne mal bis zu dem 200 fachen kosten.
Also, die Agentur für Arbeit hat lediglich Tipps ausgearbeitet, aber keine Muss-Richtlinien. Du kannst als beruhigt weiter schlafen.
Das basiert auf einer Broschüre, die ein Arbeitsamt herausgegeben hat. "Spartipps für Hartz-IV-Empfänger". Es sind also schon mal keine neuen gesetzlichen Vorgaben. Es sind nur Vorschläge. Das mit dem Leitungswasser wurde missverstanden. Sie sollten lieber mehr Leitungswasser, dafür weniger gekauftes Mineralwasser trinken.
Des weiteren könnten sie weniger heizen oder Möbel verkaufen, weil der Erlös aus Möbelverkäufen nicht vom Hartz-IV-Geld abgezogen wird. Das Sozialwarenhaus wird vorgestellt. Statt die Badewanne volllaufen zu lassen nur duschen und eben ab und zu auf Fleisch zu verzichten. Und Steine im Spülkasten sparen Wasser bei der Klospülung. Nicht hungrig einkaufen gehen. Die Heizkörper nicht mit Möbeln zustellen.
Ich finde die Tipps nicht verkehrt. Es sind ja nur Vorschläge. Viele regen sich jetzt darüber auf, dass es erniedrigend ist, jemanden vorzuschlagen, weniger Fleisch zu essen. Aber die Deutschen essen sowieso zu viel. In Gesundheitsbroschüren wird es genauso drin stehen. Das ist doch nicht anmaßend. Vegetarisch ist wirklich viel billiger. Und es spricht doch nichts dagegen, seine Situation durch ein paar Sparmaßnahmen zu verbessern.
Von diesen Vorschlägen für Hartz IV-Empfänger habe ich auch schon gehört und muss zugeben: Ein bisschen anmaßend finde ich sie schon. Schließlich sind nicht alle Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, so lebensuntüchtig, dass sie nicht von selbst auf die Idee kommen, dort zu sparen, wo es möglich ist, sondern eher das RTL II-Nachmittagsprogramm unsicher machen.
Anscheinend sind diese gut gemeinten Vorschläge zum Großteil noch dazu ziemlich banal und selbst erklärend, sodass sich Teile der Zielgruppe doch ziemlich für dumm verkauft vorkommen, was ich auch nachvollziehen kann.
Solche Vorschläge können eben inhaltlich durchaus richtig und empfehlenswert sein, aber trotzdem als belehrend und herablassend empfunden werden, weil der Eindruck entsteht, man könne ärmeren Bundesbürgern quasi von oben verordnen, was sie essen und wie sie heizen sollen. Aber letzten Endes wird die Entscheidung natürlich niemandem abgenommen. Was ich davon mitbekommen habe, klingt für mich gut gemeint, aber schlecht umgesetzt, da Hartz-IV-Bezieher pauschal für zu dumm zum Sparen angesehen werden.
Ich finde das schon irgendwie anmaßend, weil die Broschüre ja für alle gedacht ist, die ALG 2 beziehen, also auch für ältere Leute, die schon sehr lange einen eigenen Haushalt führen und wahrscheinlich besser als mancher Arbeitsamtsmitarbeiter wissen, wie man im Alltag Geld sparen kann.
Ich habe Bilder aus dieser Broschüre in den Nachrichten gesehen und da werden Sachverhalten mit Comic Bildern (!) erklärt. Sind Menschen, die keinen Job haben, denn automatisch zu dumm um einen geschriebenen Text zu verstehen oder was soll das sonst? Was ich total herablassend fand war der Comic in dem erklärt wird, dass man sich doch an das schlechter schmeckende Leitungswasser einfach gewöhnen soll.
Die Tipps, die ich hier gelesen habe, sind teilweise auch eher zweifelhafter Natur. Von Steinen in Spülkästen wird eigentlich abgeraten, weil das dazu führen kann, dass die Toilette verstopft. Mir wurde statt dessen eine zweiteilige Spültaste empfohlen, bei der man einmal mit der normalen Menge und einmal nur mit der halben Menge spülen kann, je nach Bedarf. Und wenn ich die Angebote für Fleisch in den Prospekten sehe bin ich gar nicht so sicher, ob eine ausgewogene vegetarische Ernährung tatsächlich billiger ist.
Gerbera hat geschrieben:Schließlich sind nicht alle Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, so lebensuntüchtig, dass sie nicht von selbst auf die Idee kommen, dort zu sparen, wo es möglich ist,...
Cloudy24 hat geschrieben:Ich finde das schon irgendwie anmaßend, weil die Broschüre ja für alle gedacht ist, die ALG 2 beziehen...
Aber gerade der Punkt lässt doch schon erahnen, dass es schwierig ist, eine Broschüre zu schreiben, die auf eine so breitgefächerte Personengruppe abgestimmt sein muss. Es ist doch klar, dass da nicht für jeden neue und passende Informationen drin sind. Einige werden viele Tipps schon kennen, für andere kommen einige Tipps nicht in Frage. Aber das ist doch nicht anmaßend, sondern ganz natürlich, wenn man für eine heterogene Personengruppe schreibt.
Ich habe Bilder aus dieser Broschüre in den Nachrichten gesehen und da werden Sachverhalten mit Comic Bildern (!) erklärt. Sind Menschen, die keinen Job haben, denn automatisch zu dumm um einen geschriebenen Text zu verstehen oder was soll das sonst?
Die Comicbilder sollen den Text auflockern. Wer liest schon gerne nur Text. Das werden sich auch keine Arbeitsamtmitarbeiter ausgedacht haben, sondern Experten, die schon für ganz andere Institute und Organisationen ähnliche Broschüren gemacht haben. Und dass sie statt teuren Modells und Fotografen nur einen einzigen Comiczeichner hinzugezogen haben, ist doch lobenswert. Immerhin geht es hier ums Sparen.
Was ich total herablassend fand war der Comic in dem erklärt wird, dass man sich doch an das schlechter schmeckende Leitungswasser einfach gewöhnen soll.
Wird da wirklich gesagt, dass man sich an den schlechten Geschmack von Leitungswasser gewöhnen soll? Leitungswasser ist das am besten überwachte Lebensmittel in Deutschland und die gesündeste Art zu Trinken. Ich kenne viele, die sich erst mal dran gewöhnen mussten, dass keine Blubberbläschen drin sind. Also man muss sich an die Andersartigkeit gewöhnen, aber das hat doch nichts mit Schlecht zu tun.
Ich verstehe gar nicht, was daran schlecht sein soll, Menschen zu helfen, mit ihrer Situation zurecht zu kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Mitarbeitern dort täglich mindestens 10 Mal passiert, dass ihnen Fragen genau danach gestellt werden. "Können Sie mir mal sagen, wo ich noch sparen soll? Das ALG 2 reicht doch vorne und hinten nicht." Und Sparen ist auch etwas, was erst gelernt werden muss. Das wird einem doch nicht in die Wiege gelegt.
Bienenkönigin hat geschrieben:Wird da wirklich gesagt, dass man sich an den schlechten Geschmack von Leitungswasser gewöhnen soll? Leitungswasser ist das am besten überwachte Lebensmittel in Deutschland und die gesündeste Art zu Trinken. Ich kenne viele, die sich erst mal dran gewöhnen mussten, dass keine Blubberbläschen drin sind. Also man muss sich an die Andersartigkeit gewöhnen, aber das hat doch nichts mit Schlecht zu tun.
Eine Comicfigur sagt so etwas wie "das schmeckt nicht so gut" und die andere antwortet darauf dann, dass sie sich eben daran gewöhnen muss. Also "schlecht" ist hier nicht als objektive Bewertung gemeint sondern rein subjektiv, genau wie ich sagen würde, dass Red Bull schlecht schmeckt, weil ich das Zeug absolut nicht mag.
Ich finde es genau deshalb total herablassend, weil Geschmack nun mal eine subjektive Sache ist und wenn jemand etwas nicht mag dann ist das eben so und die Tatsache, dass etwas total gesund und total gut überwacht und total billig ist macht den Geschmack für diese Person halt auch nicht besser. Ich denke, dass jeder ein paar Getränke oder Lebensmittel aufzählen kann, die er nicht trinken oder essen würde, egal wie toll sie sind.
So, Leitungswasser ist also das am besten überwachte Lebensmittel und es ist gesund es zu trinken? Hier und
hier könnt ihr nachlesen, wie gesund und wohltuend unser Trinkwasser ist. Man hört nur immer wieder, dass man es bedenkenlos aus dem Wasserkran trinken kann. Die Gefahren dabei werden verschwiegen. Sicherlich ist es nicht in allen Regionen ungesund. Aber wer weiß schon, wo?
Ich schließe mich der Meinung an, dass es anmaßend ist, was den Hartz 4-Empfängern hier zugemutet wird. Ich bin kein Fleischesser und sehe es so, dass allgemein viel zu viel Fleisch gegessen wird. Das hat nichts mit Hartz 4-Empfängern zu tun. Wenn ich dann noch höre, dass ihnen nahe gelegt wird, Leitungswasser zu trinken, um zu sparen, dann ist es unverschämt von denjenigen, die das angezettelt haben. Muss es denn immer nur Ärger geben?
Ich habe diese neue Empfehlung nur hier gelesen, also bis jetzt noch nicht im Fernsehen gesehen. Aber es kommt bestimmt noch mehrmals.
Jeder kann kostenfrei vom örtlichen Wasserversorger erfragen, welche Güte das Wasser im jeweiligen Ort hat und welche Rückstände von chemischen Elementen vorhanden sind. Wer sich nicht informiert, der ist selbst schuld.
Kochratgeber für preiswerte und schmackhafte Mahlzeiten für Hartz4-Empfänger gibt es schon lange. Der Unterschied aber ist, dass diese Bücher von freien Autoren geschaffen wurden. Da sieht man das als Betroffener wohl eher als Hilfe an und freut sich eher über die Tipps.
Das Problem ist in dem Fall, dass die Stelle, die das Geld auszahlt, die Leute auch gleichzeitig mit der Broschüre um Sparen anleiten will. Das hat eine nicht ganz unproblematische Wirkung. Ich kann mir schon vorstellen, dass man sich da leicht bevormundet fühlt. Letztlich will man sich als Abhängiger nicht auch noch von dem belehren lassen, an dessen Tropf man hängt.
Das mit dem Fleisch ist so eine Sache, die man nicht über einen Kamm scheren kann. Je nachdem welches Fleisch man wählt, kann das schon preiswerter sein als manches Gemüse. Ob dann das Fleisch immer die gesündeste Wahl ist, sei mal dahin gestellt.
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