Wie genau bei selbst geschriebenen Büchern recherchieren?

vom 26.07.2013, 10:30 Uhr

Ich möchte einen eigenen Kriminalroman schreiben, wie ich hier nun schon öfters geschrieben habe. Dazu würde ich gerne von euch wissen, wenn ihr selber vielleicht schon einmal ein Buch und am besten noch einen Kriminalroman, geschrieben habt, wie genau man selber recherchieren muss bzw. sollte.

Ich habe zum Beispiel schon gelesen, dass es Bücher gibt, die in einem Land spielen, in dem der Autor selber noch nie gewesen ist. Da haben sich dann ziemliche Fehler eingeschlichen. Einmal war eine Sehenswürdigkeit nicht korrekt beschrieben, ein anderes Mal war eine Entfernung viel zu nah angegeben. Man hätte statt weniger Stunden wenigstens einen ganzen Tag für die Strecke benötigt. So etwas ist meines Erachtens dann schon ein wenig peinlich.

Wie aber kauft einem der Leser eine Geschichte am besten ab? Wie bleibt sie glaubwürdig? Tut es da wirklich Not bis ins kleinste Detail zu gehen oder müsste man gar nicht so genau recherchieren, damit aus dem eigenen Werk ein Werk wird, was den Lesern Spaß macht es zu lesen?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube schon, dass man Schauplätze gut recherchieren sollte, aber es ist nicht jedes Detail wichtig. Wenn jemand einen Roman liest will er nicht unbedingt einen Stadtführer haben, trotzdem sollten grobe Fehler in der Lage von Örtlichkeiten vermieden werden. In Zeiten des Internets sollte es jedoch kein Problem sein, sich zu informieren und sich bestimmte Punkte per Streetview, Stadtplänen oder Fotos anzuschauen. Oft kann man auch feststellen, dass Autoren die örtlichen Gegebenheiten den Erfordernissen der Handlung anpassen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Roman "Illuminati" von Dan Brown.

Das ist meines Erachtens manchmal notwendig und im Rahmen der künstlerischen Freiheit erlaubt. Es kommt aber natürlich auch darauf an, was für eine Art Buch man schreiben will. Bei einem Krimi wird in der Regel weniger Detailtreue notwendig sein, andere Bücher wie zum Beispiel "Im Schatten des Windes" von Zafon leben auch von der detailtreuen Beschreibung. Wobei auch Zafon sich künstlerische Freiheiten genommen hat, was man merkt wenn man den Friedhof in Barcelona sucht, der im buch beschrieben wird.

» wb » Beiträge: 120 » Talkpoints: 2,34 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt doch darauf an, wie wichtig solche Dinge in der Handlung sind. Fährt man die besagte Strecke nur einmal, dann ist es doch recht egal, ob die Angaben wirklich real sind. Wobei man es auch so beschreiben kann, dass man keine näheren Daten zur Entfernung angibt. Da reichen dann entsprechende Floskeln, dass es zum Beispiel schon dunkel war, als die Person dort angekommen ist. Wann sie dann vorher losgefahren ist, kann man verschweigen.

Bei Sehenswürdigkeiten würde ich nur schon recherchieren, wo sie genau sind. Da findet man ja heute eigentlich immer eine Webseite, wo man entsprechende Daten entnehmen kann. Allerdings muss man bei keinem Roman real existierende Orte nehmen, wenn man nicht gerade im Thema Historie unterwegs ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich schreibe auch Bücher, deren Schauplätze reale Städte sind. Früher habe ich mir Städte immer erfunden, aber reale Städte zu nehmen, finde ich für Bücher immer schöner. Ich denke mir, ein Leser kann sich auch viel besser in die Geschichte hinein versetzen, wenn es die jeweilige Stadt auch wirklich gibt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Stadt persönlich kennt oder nicht. Mit vielen Gegenden kann man auch durch die Allgemeinbildung etwas anfangen.

Groß recherchieren tue ich über keine Stadt, auch wenn dort meine Geschichte spielt. Ich lese mir zwar mal ein paar Artikel bei Wikipedia durch, um zu wissen, ob es dort zum Beispiel einen Bahnhof gibt und was markante Punkte sind, mehr unternehme ich aber nicht. Es wäre mir auch viel zu kostspielig, erst in jede Stadt reisen zu müssen, die einen Schauplatz darstellt.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, gerade bei einem Kriminalroman kann es doch von ausschlaggebender Bedeutung sein, wie lange z.B. eine Person im Taxi saß. Und ob sie dort eben drin saß als der Mord geschah oder als sie von einem Zeugen am anderen Ende der Stadt gesehen worden sein will. Da sollte man sich mit vagen Umschreibungen zurückhalten.

Wenn du selber noch nicht in der betreffenden Stadt warst, würde ich auch Routenplaner, Google Street View und solche Sachen bemühen. Aber unwichtig wäre dann auch nicht das Verkehrsaufkommen. Wenn die Leute, die in dieser Stadt jeden Tag im Stau stehen, in deinem Roman lesen, dass deine Figur dort in Nullkommanichts durchgekommen ist, macht sich das nicht gut.

Ich fand das bei der Serie "24" z.B. echt schwach. Dort lief ja immer eine Uhr mit und die Serie war angeblich in Echtzeit. Dennoch standen die Protagonisten selbst in Manhattan nie im Stau und waren in 10 Minuten am Zielort. Da macht das Zuschauen gar keinen Spaß mehr. Gut, die hatten eigentlich einen besonderen Anspruch an solche Genauigkeiten, haben Erwartungen geschürt, die sie nicht halten konnten. So genau muss es bei dir ja gar nicht sein, aber wenn es sich einrichten lässt, würde ich Ungenauigkeit vermeiden.

Ich denke, Schriftsteller haben oft sehr viele Details im Kopf oder aufgeschrieben, die dann aber direkt gar nicht ins Buch einfließen. Es ist nur notwendig, dass der Schriftsteller alles genau weiß, damit er mit Worten ein gutes Bild davon zeichnen kann. Es ist ja auch nicht so, dass man dann jedes Detail einfach beim Namen nennt, sondern eher auch Stimmungen oder Gefühle, die sie auslösen. Man schreibt ja nicht "Der Eiffelturm stand mit seinen 324 Metern vor mir", sondern eher etwas wie "groß und bedrohlich". Aber dazu muss man eben im Hinterkopf haben, dass er sehr groß ist.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wie glaubwürdig eine Geschichte beim Leser ankommt, dass kommt auch auf den Leser an, ob der über Kleinigkeiten, die nicht stimmen hinwegliest oder sich alles ganz genau durchliest und sich Gedanken darüber macht, warum da etwas nicht stimmen kann. Wie liest du ein Buch? Würde es dir auffallen, wenn die Angaben nicht stimmen, du aber den Ort nicht kennst und auch nicht sagen kannst, was falsch ist.

Zu Anfang einer Schriftstellerkarriere, die du vielleicht anstrebst, wäre es von Vorteil, die Handlung an einen Ort zu verlegen, den man genau kennt, wie zum Beispiel deine Stadt. Hier kannst du dir genau die Ecken heraussuchen, wo es passiert. Du kennst also den Ort und kennst die Mentalität der Bewohner. Kennst einige Ereignisse, die stattfanden oder stattfinden werden. Rundum weißt du Bescheid. Du musst ja nicht sofort den Ort nennen. Da sind Umschreibungen angebracht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Wichtiger finde ich beim Kriminalroman was Recherchen angeht andere Dinge als den Ort. Der Ort ist zwar nicht ganz unwichtig und die Angaben sollten im Groben stimmen. Da schließe ich mich den Vorrednern an.

Was aber im Krimi für mich wichtig ist, ist die kriminalistische Detailarbeit. Die darf natürlich nicht unsinnig sein. Wenn man eine Leiche findet und der Gerichtsmediziner den Todeszeitpunkt und die Todesursache fest stellt, dann muss das natürlich auch so geschrieben sein, dass nicht jede Arzthelferin oder jeder Medizinstudent gleich schreit, dass das nie sein kann, dass eine Leiche bei sommerlicher Temperatur im Wald nach zwei Wochen Liegezeit noch gar nicht angewest ist, um mal ein extrem übertriebenes Beispiel zu nennen. Damit macht man sich sicherlich zum Klops, wenn man in einem Krimi, der Anspruch auf Qualität erhebt so etwas behauptet. Es sei denn, es handelt sich nicht um den Tatort und die Leiche lag zwei Wochen lang im Gefrierschrank, bis sie in den Wald verbraucht wurde. Aber das lässt sich sicherlich recherchieren, denn zu solcher Arbeit gibt es sicherlich in jeder Buchhandlung Fachliteratur zu bestellen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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