Wie lange bewahrt man Unterlagen von Büchern auf?

vom 26.07.2013, 08:50 Uhr

Mich interessieren gerade Schriftsteller und wie man selber ein Buch schreibt. Wenn jemand ein Buch verfasst, so hat er ein Manuskript geschrieben. Dieses Manuskript zeigt, was der jeweilige Autor geleistet hat. Ebenso der Plot und die ganzen Recherchen, die (meistens) nötig sind, um ein Buch überhaupt schreiben zu können. Es ist auf jeden Fall eine Menge Arbeit, ein Buch zu verfassen. Bei den meisten Schriftstellern ist es wohl so, dass sie ziemlich viele Notizen nach dem Schreiben eines Buches beisammen haben.

Was passiert gewöhnlich mit diesen Notizen, Recherchen, Plots und Manuskripten? Sollten diese aufbewahrt werden und wenn ja wie lange und zu welchem Zweck? Dienen sie nur als Erinnerung für den Schriftsteller selber oder werden sie auch aufbewahrt wegen dem Urheberrecht etc.?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Kann man das eigentlich so pauschal sagen? Ich glaube nicht. Das kommt doch auf so vieles an! Welchen Qualitätsanspruch hast du an dich? Möchtest du lieber Masse schreiben, zum Beispiel für die recht preiswerten Heftchen, die man klassisch am Bahnhofskiosk erwirbt worin zwei kürzere Erzählungen enthalten sind? Da kann ich mir einen Streit um Urheberrechte nach der Veröffentlichung auch nicht so leicht vorstellen.

Bei richtig hochwertiger Literatur, wenn du später mal in einem Atemzug mit den großen Dichtern genannt werden willst, sieht das vielleicht schon anders aus. Günther Grass hat (als einigermaßen prominenter und dekorierter Autor, was jetzt nichts über literarische Qualität zwangsläufig aussagt) schon jetzt zu Lebzeiten ein Archiv, in dem alles akribisch bewahrt wird. Das ist für noch lebende Autoren vermutlich eher ungewöhnlich, aber eben auch möglich.

Ein Gegenbeispiel wäre nun Franz Kafka. Der hatte eigentlich testamentarisch verfügen lassen, dass ein Großteil seiner Entwürfe und Werke nach seinem Tode verbrannt werden sollten, weil er an der Qualität seiner eigenen Werke Zweifel hatte. Es ist sicher nicht von Nachteil, dass sein Verleger da auf stur gestellt hat und diesem Wunsch nicht nachkam. Was soll schließlich so eine Zerstörungswut? Das kann doch der Leser entscheiden, was er für gut hält.

Ob das Archivieren von Computer geschriebenen Werken so spannend ist, weiß ich nicht sicher.Eine Ausnahme wäre vielleicht, wenn der Autor verschiedene Entwicklungsstadien gespeichert hat. Aber wenn es handschriftliche Entwürfe sind, dann ist das schon interessant für die spätere Arbeit der Literaturwissenschaftler. Goethe hat eben anders gearbeitet als Kafka. Um bei Kafka zu bleiben: Da hat die Literaturwissenschaft (sicher auch bei anderen Autoren) bei jeder handschriftlichen Änderung Anlass, sich Gedanken zu machen, warum er was veränderte und wie die Aussage von Fassung 1 zu Fassung 2 sich verändert.

Man weiß es ja nicht, was im Laufe der Zeit mal aus einem Autor werden wird. Wirst du immer bei Krimis bleiben? Oder wendest du dich mal einem anderen Genre zu? Wirst du Bestsellerautor oder eher ein Geheimtipp werden? Je nachdem wie du dich entwickelst, wird sich auch das Interesse der Leute an Dir ändern. Bei einem Autor aus der Unterhaltungsliteratur wird das wissenschaftliche Interesse später sicher begrenzter sein, als bei einem bekannten Lyriker. Zudem ist es sicher eine sehr persönliche Frage, wie viel man der Nachwelt verraten will.

Ich würde mal so sagen: In erster Linie würde ich an mich denken, ob ich irgendwelche Recherchen oder Entwürfe später noch brauchen könnte. Dann würde ich es aufheben. Solche Unterlagen sind vielleicht auch sinnvoll in der Hinterhand, wenn dein erster Krimi gleich einschlägt wie eine Bombe und der Verlag anfragt, ob du nicht vielleicht eine Serie daraus machen möchtest. Ansonsten ist das eigentlich nur eine Platzfrage. Wenn du irgendwo noch Platz für ein paar wenige Kartons hast, dann würde ich das einfach einlagern. Das Papier frisst ja kein Brot.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich hebe meine Manuskripte, Schmierzettel und Entwürfe meiner Bücher immer auf. Wegwerfen würde sie diese Sachen niemals, denn sie erinnern mich an die Entstehung meines Buches. Ich blättere auch sehr gern in meinem Manuskripten, obwohl das Buch schon längst veröffentlicht wurde. Alte Manuskripte haben aber dennoch eine große Bedeutung für mich.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich hebe so was auf, allerdings guck ichs mir nicht mehr an, wenn ich was geschrieben habe, weil dann ist es vom Tisch und ich habe ein neues Projekt. Meine Freundin studiert Design und sie hat für jedes Projekt ein Arbeitsbuch, da werden Sachen reingeschrieben, gesammelt und collagiert. Für Design ist das eben interessant, wenn man den Prozess nachvollziehen kann.

Für meine eigenen Textprojekte konnte ich mich noch nicht dazu aufraffen, das so genau zu dokumentieren. Wenn es was wesentliches ist, hebe ich meistens ein/ zwei Mappen und mein Kritzelbuch auf. Allerdings hebe ich mir nicht jede Kladde auf, manche Sachen, Blogartikel und so was schmeiße ich gleich weg, wenn es fertig ist oder ich kritzel ein wenig vor mich hin und schmeiße es dann sofort weg.

» Selbstklebend » Beiträge: 31 » Talkpoints: 9,14 »



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