Würdet ihr für einen guten Roman Schauplätze besuchen?

vom 26.07.2013, 06:10 Uhr

Ich lese gerade ein Buch einer Autorin, die dort beschreibt, wie man ein Buch schreibt. Sie selber hat schon einige eigene Bücher geschrieben. Da die Autorin aus den USA stammt, aber ihre Romane immer in England spielen, reist sie regelmäßig auch zu den Schauplätzen nach England, um ihrem Werk eine gewisse Echtheit zu verleihen, damit man ihr auch das Geschriebene abnimmt und sich in den Roman hinein versetzen und vertiefen kann.

Ich habe mir nun überlegt, ob ich selber, wenn ich Bücher schreiben würde, an die Schauplätze meiner Handlung reisen würde oder ob ich nur im Internet recherchieren würde. Zu einer Lösung dieser Frage bin ich nicht wirklich gekommen, denn ich finde es durchaus spannend irgendwohin zu reisen, um die Eigenschaften und Eigenarten bestimmter Orte heraus zu finden. Wie würdet ihr es machen? Würdet ihr in fremde Länder reisen, um deren Landschaften kennen zu lernen und zu erkunden oder würdet ihr nur im Internet und eventuell in anderen Quellen recherchieren?

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde nicht über etwas schreiben, das ich nicht kenne. Daher würde ich einen Roman schon mal nicht in einem fremden Land spielen lassen, in dem ich noch nie war. Wenn die Erzählform die Ich-Perspektive ist, könnte es eventuell noch gehen, wenn das Land für den Erzähler auch neu ist. Nein, auch dann nicht. Man muss doch die Menschen beschreiben, die Atmosphäre und auch Kleinigkeiten.

"In den Straßencafés saßen alte Männer, spielten Schach und tranken Tee". So was kann man sich doch nicht einfach ausdenken. Jemand, der schon mal in dem Land war, denkt sich dann, dass das alles Quatsch ist, weil alte Männer dort niemals teetrinkend Schach spielen würden. Solche Dinge ließen sich vielleicht noch im Internet recherchieren. Aber ich hätte Angst, dass man es dem Roman anmerkt.

Ich finde, man muss einen Ort schon einmal richtig erlebt haben, um ihn beschreiben zu können. Daher würde ich nicht nur einen Ort wählen, an dem ich schon mal war, sondern den ich richtig kenne, wo ich schon mal gelebt habe. Ich denke, deswegen heißt es immer, es sei gut für einen Schriftsteller, schon so richtig viel erlebt zu haben.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das wäre sicher nicht verkehrt. Das kommt aber immer auch auf den Roman an. Bei einem Kriminalroman kann eine unglaubwürdige schon fatal wirken. Bei einem Roman, bei dem es eher um eine Liebesschnulze oder die Entwicklung einer Person geht, da ist die Bühne des Geschehens vielleicht eher zweitrangig. Da dient die Umwelt dann eher dazu, Gefühle zu stützen und Stimmungen hervor zu rufen.

Wenn man allerdings nicht allzu genaue Angaben macht, wo der Roman statt findet, dann ist es vielleicht auch nicht notwendig. Wenn die Stadt einen fiktiven Namen trägt, aber in der Beschreibung den Eindruck erweckt, zum Beispiel irgendwo in Bayern zu sein, dann muss das ja keine real existierende Stadt sein, die man beschreibt. Bei einem Krimi würde ich das aber tendenziell am wenigsten versuchen. Schließlich kommt beim Krimi ja ein Teil der Spannung oft daher, weil man das Gefühl beim Lesen entwickeln kann, dass der Mord ja möglicherweise schon mal so geschehen ist.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



In andere Länder reisen, um deren Landschaften zu sehen, würde ich definitiv. Allerdings nicht, nur um danach in einem Roman davon schreiben zu können. Ich persönlich erfinde die Schauplätze meiner Handlungen immer, da ich so mehr Freiheiten habe und meine ganze Beschreibung nicht durch einen Umbau in dem Ort zunichte gemacht werden kann. :wink:

Benutzeravatar

» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe noch kein Buch geschrieben, aber durchaus schon mal mit dem Gedanken gespielt. Dabei würde ich dann schon an die Orte reisen wollen, über die ich schreibe. Natürlich kommt es darauf an, wie genau die Orte und auch die Gefühle an diesem Ort im Buch vorkommen sollen. Aber um wirklich zu wissen, wie es an diesem Ort ist, sollte man schon mal dort gewesen sein. Eine Recherche im Internet ist sicher bei den heutigen Möglichkeiten nicht schlecht, wäre für mich aber nicht ausreichend.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Schreibt man über eine bestimmte Gegend oder Schauplätze und kennt sie nicht einmal, wird das der Leser ziemlich schnell merken. Es ist auch viel besser, über etwas zu schreiben, was man kennt. Deshalb hatte ich dir ja auch in deiner ersten Frage diesbezüglich geschrieben, dass du deine Stadt als Schauplatz nehmen solltest, weil du sie kennst. Aber vielleicht einen Mord geschehen lassen in einer Stadt, die man nicht kennt, dürfte schwierig sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Die Internetrecherche kann das reale Erleben auf keinen Fall ersetzen. Wenn man dann auch noch über einen bestimmten Ort schreiben will, sollte man diesen auf jeden Fall kennen – am besten sogar richtig gut. Ich weiß nicht, ob man es immer bemerkt, wenn ein Schriftsteller über einen Ort schreibt, den er selbst gar nicht richtig kennt. Aber ich gehe davon aus, dass man einen Ort, den man noch nie gesehen hat, gar nicht so plastisch beschreiben kann als wenn man bereits dort gewesen ist.

Mit sehr intensiven Recherchen kann man sicher schon einiges erfahren. Ich würde aber solche Recherchen unter Umständen als langwieriger und aufwändiger ansehen als einen Besuch in der jeweiligen Stadt oder der entsprechenden Region. Wenn man einen Ort allein anhand seiner Recherchen kennenlernen will, wird das nur in Ansätzen möglich sein und die Recherchen werden sicher sehr umfangreich sein. Wenn man es wirklich professionell und so gut wie möglich machen will, sollte man wissen, worüber man schreibt.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich es schon etwas merkwürdig finde, wenn man nun ein Land als Schauplatz wählt, in dem man selbst noch nie war. Da bringt es dann auch nichts, mehrmals dorthin zu reisen, nur um sich mit dem Land vertraut zu machen und es kennen zu lernen. Ich finde, dass man schon von Anfang an vertraut mit dem Ort sein sollte, an dem die Geschichte spielt, sonst kann das Ganze doch nicht wirklich echt wirken.

Ich würde daher auch nur Orte für einen Roman wählen, die ich selbst kenne, an denen ich selbst schon mehrmals war und die mir auch vertraut sind. Ich könnte es mir schon vorstellen, da noch mehrmals hin zu reisen, aber ich müsste die Orte auf jeden Fall schon kennen, bevor ich mit dem Schreiben anfangen würde. Sonst würde ich mir einfach einen anderen Ort aussuchen.

Anders ist es, wenn die Person in dem Buch selbst reist und dann erst mit der Zeit neue Orte oder einen neuen Ort kennen lernt. Wenn sie nicht von Beginn an dort lebt, dann kann man den neuen Ort als Autor ja auch gemeinsam mit dem Protagonisten erkunden, was durchaus auch spannend sein kann. Wenn ein Ort für einen Autoren neu ist, dann kann er das sicherlich auch gut auf seinen Protagonisten übertragen.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde es schon glaubwürdig, wenn man sich von einem Schauplatz selbst ein eigenes Bild machen möchte und die Impressionen dann auch in dem Roman verarbeiten möchte. Die Frau wird schon einen Grund haben, wieso sie sich für ein anderes Land und nicht für ihr Heimatland entschieden hat. Ich finde es völlig akzeptabel und auch gar nicht merkwürdig oder schlimm. Manchmal findet man andere Städte und andere Länder eben viel inspirierender und schöner, warum denn auch nicht?

Benutzeravatar

» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^