Was haltet ihr von überzeugten Preppern?

vom 24.07.2013, 01:21 Uhr

Erst mal ist es wohl sinnvoll, diesen neumodischen Begriff zu erklären: So genannte Prepper sind Menschen, die sich sorgfältig auf eine mögliche kommende Katastrophe vorbereiten. Der Begriff enthält das englische Wort "prepare", also vorbereiten, vorsorgen. Um vorbereitet zu sein, sorgen diese Leute tatsächlich vor. Sie lagern eine möglichst große Menge Lebensmittel als Notvorrat und überlegen sich, was sie im Falle eines Falles gegen plündernde Horden ausrichten könnte und wo man ein zweites Versteck anlegen könnte, falls das erste geplündert wird. Sie üben sich zudem in Survivaltechniken.

Ja, mein Vater hat noch den Krieg mit erlebt und hatte mir immer wärmstens empfohlen, immer gut auf eine mögliche Lebensmittelverknappung durch eine wie auch immer geartete Krise vorbereitet zu sein. Irgendwo ist es sicher sinnvoll. Aber ist es nicht irgendwo auch ein kleines bisschen paranoid, immer ein Endzeit-Szenario in nächster Zukunft zu erwarten? Machen die Leute sich nicht etwa doch falsche Illusionen, wenn sie denken, dass ein Lebensmittelvorrat für wenige Wochen tatsächlich zum Überleben hilft und nicht nur das Leben etwas verlängert? Oder findet ihr, dass das eigentlich ein eher gesünderes Verhalten ist, als die Augen zu verschließen?

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde die Idee gar nicht so abartig und habe mir auch schon einmal überlegt, größere Mengen Reis und Vitamintabletten einzulagern, um mehrere Wochen, ohne die Wohnung zu verlassen, überleben zu können. Mir fallen dann allerdings keine Katastrophen ein, bei denen das etwas bringen würde. Bei atomaren Katastrophen nützt das nichts. Da gibt man sich am besten gleich die Giftspritze. Denn wenn draußen alles verseucht ist, reichen ein paar Wochen nicht. Außerdem ist das Trinkwasser auch verseucht. Die Fenster sind ebenfalls nicht so dicht, dass sie über mehrere Wochen größere Mengen Radioaktivität abhalten können.

Große Unruhen und Naturkatastrophen bringen die Infrastruktur und die gesellschaftliche Ordnung zum Erliegen, sodass man seine Vorräte eh vor Plünderern nicht retten kann. Auch in einem zivilisierten Land wie Deutschland würde das Faustrecht die Oberhand gewinnen und Mord, Totschlag und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sein. Ich glaube, meine Reissäcke wären das Erste, was gestohlen würde.

Ich hatte einmal einen Freund, der in den ersten Zeiten der Atomkraftgegner, noch vor Tschernobyl, einen Notfallplan besaß. Er hatte in seiner Garage ein extra robustes Fahrrad stehen mit einem Notfallgepäck wie Streichhölzern, einem Radio, Essen, Trinken, einem kleinen Zelt und Ähnlichem. Er dachte sich, dass im Fall einer Atomkatastrophe die Straßen so verstopft wären, dass er mit einem Auto eh nicht durchkommt. Mit dem Fahrrad könnte er mehr an Gepäck mitnehmen als zu Fuß und er wäre schneller gegen die Windrichtung von der Gefahrenquelle weg. Ich fand die Idee damals gar nicht so schlecht, habe für mich allerdings nie so einen Plan entwickelt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Eigentlich ist es ja gar nicht so schlecht, wenn man bei einer Katastrophe nicht ganz ohne Sachen da steht und schon vorbereitet ist. Ich denke, dass das in Ländern mit ständigen Naturkatastrophen auch Sinn macht. Dabei fallen mir beispielsweise die USA ein, bei denen ist ja immer mal etwas und da einen Vorrat zu haben macht Sinn, weil die Häuser ja auch nicht stabil gebaut werden.

Wenn man nun aber in einem relativ sicheren Land lebt und sich Gedanken um Dinge macht, die eventuell mal passieren können und sich dann den ganzen Tag Sorgen macht, dann ist das ja schon fast krankhaft. Immerhin kann man sich nicht über nicht alle Dinge solche Gedanken machen und der krankhafte Gedanke an Krieg und Katastrophen kann einen sicherlich auch um den Verstand bringen. Ich horte nichts und wenn eine Katastrophe kommt, dann habe ich keine Vorräte.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In Deutschland und in den meisten anderen europäischen Ländern macht so etwas wenig Sinn. Das Land ist dicht besiedelt, nicht besonders groß und die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Selbst bei größeren Katastrophen wie dem Hochwasser im Frühling war es möglich alle Betroffenen mit dem Nötigsten zu versorgen, jedenfalls habe ich nicht gehört, dass jemand unter Durst oder Hunger leiden musste.

In anderen Ländern sieht das natürlich anders aus. Die USA sind außerhalb der Metropolen zum Beispiel eher dünn besiedelt und eine Stunde Fahrt zum nächsten Supermarkt gilt mancherorts als völlig normal. Je nach Wohngegend wird man regelmäßig von Tornados und anderen Unwettern besucht und in solchen Fällen ist es dann wesentlich entspannter, wenn man nicht die Stunde Fahrt zum Supermarkt auf sich nehmen muss um sich dort mit anderen Kunden um die letzten Flaschen Wasser zu kloppen. Ich habe Verwandte, die aus diesem Grund den Keller mit Vorräten voll gestellt haben und würde es an ihrer Stelle wohl auch so machen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Prinzipiell finde ich es auch eine angenehme Vorstellung, wenn man mit solchen Maßnahmen das Überleben der eigenen Familie in Katastrophenfällen sichern könnte. Schließlich hängt man ja an seinen Lieben. Aber genau da liegt auch das Problem, das ich anscheinend auch nicht als einzige so sehe: Ich kann mir auch nicht wirklich einen Katastrophenfall vorstellen, wo so etwas wirklich helfen würde.

Bei einem Atomschlag wird man wohl kaum mit dem Fahrrad so schnell und so weit fahren können, dass man wirklich der Strahlung entfliehen kann und nicht unter der Fahrt schon total verstrahlt wird. Bei dem Hochwasser natürlich wäre sowohl das Vorratslager in einer Datsche, im Keller als auch in einem Erdloch wohl so gnadenlos abgesoffen, dass es kaum noch genießbar sein würde. Wenn es wirklich zu einer großen Natur-Katastrophe käme, würde irgendwie schon dank Globalisierung schon irgendwas funktionieren und so weit ich weiß hat wohl sogar der Staat in Deutschland reichlich Notvorräte eingelagert. Wenn auch das versagt, helfen vielleicht noch irgendwelche anderen Länder auch uns.

Wenn wirklich ein Bürgerkrieg kommen sollte, was ich in Deutschland eher für recht unwahrscheinlich halte, dann ist Nahrung vermutlich eher die kleinste Sorge und es eher wichtig sich wirksam verteidigen zu können.

In wie fern das schon krankhaft ist, möchte ich nicht beurteilen. Gerade die Generation von meinem Vater hat ja den schrecklichen Rest des Krieges noch mit erlebt und vor allem die besonders entbehrungsreiche Nachkriegszeit. Wenn man solche Erfahrungen gemacht hat, dann halte ich eine solche Vorsorgehaltung für durchaus nachvollziehbar und gesund. Aber bei der heutigen Friedensgeneration halte ich das schon für zumindest etwas schrullig.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ein wenig Vorrat an Lebensmitteln mag sicherlich nicht schlecht sein. Siehe nur die Hochwasserkatastrophe Anfang Juni. Es ist doch für die Helfer auch nicht schlecht, wenn andere Leute irgendwo festsitzen, aber sagen können, dass sie noch drei oder vier Tage mit den vorhandenen Lebensmitteln auskommen. Oder wenn es wirklich im Winter richtig viel Schnee gibt, wo man gerade so die Hauptstraßen geräumt bekommt.

Ich selbst möchte dann nicht unbedingt einkaufen müssen und bin dann froh, wenn ich auf Tiefkühlschrank und Keller zurück greifen kann. Das sind zwar nun keine Endzeit-Szenarien, aber doch Dinge, die uns hier mitten in Deutschland ereilen können. Und selbst im Krankheitsfall kann man dann eben auf den Einkauf durch die Familie einige Tage verzichten, wenn man Vorräte hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich musste bei dem Beitrag sofort an eine Szene aus der Serie „O.C. California“ denken. Gegen Ende der Serie gibt es eine große Naturkatastrophe und Taylor holt dann einen Notfall-Koffer aus dem Schrank in ihrem Haus. Dort waren soweit ich mich erinnere Lebensmittelvorräte drin, aber auch noch einige andere nützliche Dinge wie eine Taschenlampe, eine Wärmedecke und so weiter. Genau erinnere ich mich leider nicht. In der Serie wurde die Szene so dargestellt, dass Taylor vollkommen verrückt ist, aber in dem Moment hat es dann ja tatsächlich etwas genützt, dass sie so vorbereitet auf eine Umweltkatastrophe war.

Ich selbst habe so etwas nicht. Es gibt so viele mögliche Szenarien, die eintreffen könnten. Wenn ein Flugzeug in unser Haus kracht nützt mir so eine Vorbereitung reichlich wenig, genauso wie wenn das Kraftwerk in unserer Nähe in die Luft geht. Nützen würde es mir wohl nur dann etwas, wenn eine Naturkatastrophe dafür sorgen würde, dass wir nicht mehr aus unserem Haus herauskommen. Aber selbst das ist doch mehr als unwahrscheinlich, wenn man das ganze realistisch durchdenkt. Da müssten dann in einer Nacht schon drei Meter Neuschneefallen, um uns in unserem Haus einzuschließen.

Von daher finde ich das Verhalten der sogenannten „Prepper“ (den Begriff kannte ich noch gar nicht, wieder etwas dazu gelernt) auch ziemlich übertrieben, gerade in der heutigen Zeit.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In besonders abgelegenen Regionen macht es sicher Sinn, immer etwas mehr im Haus zu haben. Wenn man dann aus irgendwelchen Gründen keinen Nachschub bekommen kann, kann man sich noch eine Weile selbst versorgen. Manchmal ist das sicher wirklich notwendig. Aber ich denke nicht, dass man in einer deutschen Großstadt auf solche Dinge angewiesen ist. Hier würde ich es als ziemlich überzogen ansehen, wenn jemand sich auf einen wochenlangen Notstand einrichten würde.

Schlimm finde ich solche Vorbereitungen allerdings nicht, auch nicht bei Leuten, die das eigentlich nicht nötig hätten. Warum auch? Die Leute steigern sich zum Teil richtig in diese Vorbereitungen für den Ernstfall hinein. Das ist fast schon niedlich und so richtig ernstnehmen kann ich das in vielen Fällen auch nicht. Aber es ist doch eine harmlose Marotte und solange die Personen damit beschäftigt sind, haben sie wenigstens ein Hobby, das sie mit Leidenschaft ausüben können.

Natürlich haben manche auch keine realistischen Vorstellungen von den tatsächlichen Gefahren, die sich an ihrem Wohnort bieten könnten. Aber das finde ich nicht tragisch. Sie schaden damit schließlich auch niemandem. Und manchmal ist es vielleicht auch nützlich, wenn man etwas mehr im Haus hat, zum Beispiel wenn man erkrankt und das Haus nicht verlassen kann. Dafür braucht man zwar meistens keine Vorräte, die monatelang halten, aber immerhin ist etwas da. Ich wäre für eine solche Notsituation zum Beispiel überhaupt nicht gewappnet, weil ich lieber häufiger kleine Mengen einkaufe.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^