Mit dem Auto herumfahren, wenn man traurig ist

vom 22.07.2013, 22:49 Uhr

Ich hatte ja in einem anderen Beitrag geschrieben, dass ich am Wochenende eigentlich abgeholt werden sollte, weil mich die Organisatoren eines Fests zu diesem eingeladen hatten und mich dann aber vergessen haben. Das fand ich ganz schön deprimierend, da für umsonst gewartet zu haben. Inzwischen haben sich die Leute bei mir gemeldet, ich hatte ja auch versucht, sie anzurufen oder eine Mail geschrieben. Sie haben sich auch entschuldigt, aber das ist ja jetzt vorbei. Jedenfalls war ich aber, nachdem ich da so sinnlos herumstand, doch sehr traurig, dass ich vergessen wurde.

Weil ich eh nichts mit mir anzufangen wusste, bin ich dann in meinen Garten gefahren bzw. bin herumgefahren. Also eigentlich hatte ich zunächst kein besonderes Ziel und bin dann doch im Garten gelandet. Mir hilft das aber durchaus, wenn ich deprimiert bin, dass ich mich dann ins Auto setze und herumfahre, Musik laut aufdrehe usw. Unterwegs kann man dann auch mal den Gefühlen freien Lauf lassen und keiner bekommt das mit. Das beruhigt mich irgendwie und nach einer Weile und mir geht es dann besser.

Ich bin etwa eine halbe Stunde herumgefahren, dann im Garten angekommen und hab dann einen Freund von mir angerufen. Als der ankam, war ich schon wieder fröhlich, aber er hat auch so eine Art, immer auf lustige Weise über alles zu meckern, dass ich darüber lachen muss. Aber wenn ich mich nicht vorher beim Autofahren beruhigt hätte, dann wäre ich vermutlich trotzdem den Rest des Tages traurig herumgelaufen. Warum wirkt das Herumfahren wohl so beruhigend? Macht Ihr das auch manchmal, um wieder herunterzukommen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also genau das gleiche Phänomen habe ich in meinen Leben auch oft. Seit dem ich mein Führerschein habe, nutze ich das Fahren nicht nur für Einkäufe oder von Ort A nach B zu gelangen, sondern auch, um meine Gedanken, die mich manchmal stark belasten los zu werden, wenigstens für 30-60 Minuten ist dies sehr gut möglich.

Ich nenne mal hier ein Beispiel aus meinem Leben. Es handelt sich dabei um ein Ergebnis einer Prüfung. Ich war nach dieser Prüfung wirklich sehr enttäuscht und lag zu Hause im Bett und habe mir die ganze Zeit darüber Gedanken gemacht, welche Note es noch werden könnte. Die ganze Zeit habe ich spekuliert und war niedergeschlagen. Wenn dann zur gleichen Zeit niemand zur Verfügung steht, mit dem ich sachlich darüber reden kann und mich aufmuntert, denke ich sehr oft an mein Auto, welches in der Garage steht. So hüpfe ich gern ins Auto und fahre einfach los. Ich drehe einfach einige Runden und vergesse dabei alle Sorgen.

Ähnliches ist bei mir auch, wenn ich Kummer habe. Sei es, weil man sich mit dem besten Freund gestritten hat oder eine Beziehung beendet hat oder sogar jemand aus der Familie gestorben ist. Man verbringt ja sonst die ganze Zeit damit, im Bett zu sitzen und sich selbst zu bemitleiden und kann einfach an nichts anderes denken. Auch dann steige ich einfach ins Auto und drehe meine Runden.

Wieso das Auto so eine beruhigende Wirkung hat, kann ich nicht wirklich sagen. Ich selbst vermute aber, dass dies so ist, weil man im Straßenverkehr halt aufmerksam sein muss und immer bedenken muss, was passieren könnte wenn, insofern man vorausschauend fährt. Ich selbst kneife sogar immer meine Augenwimpern leicht zusammen, weil ich teilweise mit so einer starken Spannung fahre. Dadurch, dass ich mich nur auf den Straßenverkehr konzentriere, vergesse ich die anderen Sorgen. Dabei muss ich sowieso sagen, dass das Fahren echt entspannend ist, auch wenn ich mich stark auf den Straßenverkehr konzentriere. Es ist einfach ein tolles Gefühl.

Man sollte jedoch auch aufpassen, wenn man in so einem Zustand einfach fährt. Manchmal passiert es dann doch, dass man an das vorherige Problem denkt und dann übersieht man auch schnell mal eine Ampel oder ein wichtiges Schild und es könnte krachen. Vor allem sollte man in einem aggressiven Zustand bloß nicht mit dem Auto fahren, wie das endet kann man sich hierbei denken.

Aber um einfach auf andere Gedanken zu kommen, benutze ich nun öfters das Auto, auch wenn der Sprit eine Menge kostet. Bis jetzt habe ich mich noch nicht getraut mit jemanden darüber zu sprechen, da ich dachte, dass dies unnormal ist. Schön zu wissen, dass es aber Menschen gibt, die das gleiche Phänomen aufweisen wie ich :)

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich mache das eigentlich nicht und bisher nur einmal nach einem Streit mit dem Auto quasi geflüchtet. Einfach weil ich alleine sein und meine Ruhe haben wollte. Ich würde generell eher davon abraten, Auto zu fahren, wenn man sehr aufgewühlt ist. Oftmals konzentriert man sich dann nicht so und hängt eher seinen Gedanken nach, dass kann dann doch zu Unfällen führen.

Aber vielleicht bist du ja gerade einer von den Fahrern, die sich sehr konzentrieren und das dich das Autofahren dann dahin gehen ablenkt, weil du dich eben aufs fahren konzentrieren musst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ehrlich gesagt fallen mir da genug andere Dinge ein, die ich machen kann und die mich kein Geld kosten. Denn wenn du Sinnfrei mit dem Auto durch die Gegend fährst, dann ist das auch mit Kosten verbunden. Von der Gefahr, die du dann darstellst, weil du gar nicht wirklich bei der Sache bist, will ich gar nicht reden.

Und das du dir deswegen so viele Gedanken machst, sehe ich schon als recht problematisch an. Es klingt danach, als wenn du einfach nur einsam bist und dich an alles klammerst, was dich davon ablenken kann. Kommen dann deine Planungen durcheinander, dann bist du mit der Situation scheinbar überfordert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Gedankenverloren Auto zu fahren mach ich auch so gerne. Klar man stellt rein rechnerisch ein Risiko dar, mit seiner verminderten Reaktionszeit aber ich fahre dann meist Landwege, Landstraßen oder andere. Ich weiß nicht warum, kann es nicht beschreiben aber hierbei kann ich am besten nachdenken. Vielleicht weil man Primär eine Hauptaufgabe mit gleichbleibender Konstante durchführt, nebenbei das monotone Geräusch des Wagens. Eine Welt für sich. klingt schlimmer als es ist, bin ein sehr konzentrierter Autofahrer, weiß aber wie es ist, sich dabei in Gedanken zu vertiefen.

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» ClaudiaJ » Beiträge: 53 » Talkpoints: 20,82 »


Wenn es dir hilft und du dich danach besser fühlst ist es doch ein gutes Ventil, um mal ein wenig Druck abzulassen. Du darfst natürlich nur nicht den Straßenverkehr völlig außer acht lassen, aber daran hast du bestimmt schon selber gedacht. Für mich selber wäre das nichts. Klar, es ist nicht ganz verkehrt, wenn man mal ein paar Minuten für sich alleine hat und das ist ja beim Autofahren mehr oder weniger meistens der Fall. Allerdings hilft bei mir immer eine Runde Fahrrad fahren. Das ist im Endeffekt fast das gleiche, denn hier denke ich auch immer sehr viel über bestimmte Sachen nach und brüte Pläne und Vorgehensweisen aus.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Mir hilft Herumfahren auch immer sehr gut, man sitzt nicht zuhause in den eigenen 4 Wänden fest und bewegt sich vom Fleck. Man ist für sich, geschützt im Auto unterwegs. Man kann die Musik laut Aufdrehen, man begegnet fremden Menschen auf der Straße bzw. kann diese beobachten, kommt aus seinem Umfeld raus. Das einzige Manko am Herumfahren sind die Spritkosten und die Umweltverschmutzung! Das hat einen bitteren Beigeschmack.

» Toszka » Beiträge: 72 » Talkpoints: 17,28 »



Ehrlich gesagt fallen mir da genug andere Dinge ein, die ich machen kann und die mich kein Geld kosten. Denn wenn du Sinnfrei mit dem Auto durch die Gegend fährst, dann ist das auch mit Kosten verbunden. Von der Gefahr, die du dann darstellst, weil du gar nicht wirklich bei der Sache bist, will ich gar nicht reden.

So viel kostet das gar nicht. Ich fahre ja mit Autogas und komme mit einer Tankfüllung von 25 EUR 500 km weit. D.h., wenn ich 50 km einfach so herumfahre, dann waren das gerade mal 2,5 Euro und damit kann ich leben.

Und das du dir deswegen so viele Gedanken machst, sehe ich schon als recht problematisch an. Es klingt danach, als wenn du einfach nur einsam bist und dich an alles klammerst, was dich davon ablenken kann. Kommen dann deine Planungen durcheinander, dann bist du mit der Situation scheinbar überfordert.

Vielleicht bin ich das manchmal, aber wenn, dann gehören diese Phasen schon immer zu meinem Leben und werden wohl auch immer dazu gehören. Das ist dann halt einfach meine Persönlichkeit, dass ich schnell traurig bin, das kann man nicht ändern. Und es ist doch zumindest gut, dass ich etwas gefunden habe, um damit umzugehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Dass dich das nun so stark mitgenommen hat, hätte ich nicht gedacht und erwartet. Sicherlich hat jeder eine Art mit Stress und Trauer umzugehen. Wenn man also traurig ist oder deprimiert, wird jeder anders reagieren und du fährst eben Auto. Wenn du mit Autogas fährst finde ich das ehrlich gesagt auch in Ordnung, Benzin oder Diesel wäre da schon sinnloser, weil es teurer ist.

Wenn ich mal miese Laune habe fahre ich nicht durch die Gegend, sondern gehe joggen. Dabei bekommt man auch gut den Kopf frei und kann ebenfalls laute Musik hören. Man ist danach ja auch so fertig, dass man sich nicht mehr so sehr aufregen kann und die Gefühlswelt ist dann wieder im Reinen. An deiner Stelle würde ich mir aber wirklich Gedanken machen, wenn du immer so schnell so traurig wirst. Bist du öfter depressiv? Dann solltest du dir vielleicht helfen lassen. Natürlich kann aber jeder mal traurig sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn ich mal miese Laune habe fahre ich nicht durch die Gegend, sondern gehe joggen. Dabei bekommt man auch gut den Kopf frei und kann ebenfalls laute Musik hören. Man ist danach ja auch so fertig, dass man sich nicht mehr so sehr aufregen kann und die Gefühlswelt ist dann wieder im Reinen. An deiner Stelle würde ich mir aber wirklich Gedanken machen, wenn du immer so schnell so traurig wirst. Bist du öfter depressiv? Dann solltest du dir vielleicht helfen lassen. Natürlich kann aber jeder mal traurig sein.

Nein, ich bin nicht depressiv; ich erfülle auch die ICD-Kriterien einer Depression überhaupt nicht. Ich bin weder die meiste Zeit des Tages niedergeschlagen, noch bin ich das gar 14 Tage am Stück. Außerdem bin ich leicht aufhellbar, also wenn mich jemand aufmuntert, dann klappt das meist schnell. Eine Depression zeichnet sich ja dadurch aus, dass man ohne konkreten Grund außergewöhnlich lange und intensiv traurig ist und vor allem, dass man sonst (also vorher) anders war und nicht einfach aufgeheitert werden kann. Das war ich aber nie, ich bin schon immer so, schon als Kind, das wird wohl angeboren sein.

Wenn ich deprimiert bin, dann ist das ja nicht grundlos, sondern anlassbezogen, eben weil es echt doof war, dort einfach vergessen worden zu sein. Ich kann mich aber auch über Dinge schnell freuen und bin leicht zum Lachen zu bringen; ich bin einfach nur emotionaler als andere, sowohl bei positiven als auch bei negativen Emotionen und das ist keine psychische Störung.

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