Zeugnisnoten schon vor Zeugnisausgabe alle bekannt?

Heute wurde bei uns im Lokalsender von den Zeugnissen berichtet, die heute in Nordrhein Westfalen ausgegeben werden. Es wurde gesagt, dass ja bereits alle Zeugnisnoten bekannt wären, aber die Kinder wohl dennoch aufgeregt wären. Es wurde dann auch noch eine Telefonnummer angegeben, an die man sich wenden kann, wenn man als Schüler Angst hat nach hause zu gehen oder wenn Eltern nicht wissen, wie sie mit den schlechten Noten der Kinder umgehen sollen.

Komisch fand ich, dass wie selbstverständlich angenommen wurde, dass alle Noten bereits vorher bekannt sind. Die 10 jährige Tochter meiner Freundin wusste die Noten nicht, die sie bekommt. Zumindest hat sie ihrer Mutter nichts von den Noten erzählt. Ihr Zeugnis ist wohl auch nicht das Beste Zeugnis. Aber ist es wirklich so, dass alle Noten bereits bekannt sind? Eine Bekannte meinte, dass es heute angeblich sogar Pflicht ist, damit die Kinder und auch die Eltern nicht unvorbereitet die eventuell schlechten Noten zu sehen bekommen.

Wusstet ihr eure Zeugnisnoten auch vor Zeugnisausgabe? Denkt ihr, dass es besser ist, wenn man die Noten genau weiß? Welchen Vorteil seht ihr im Wissen der genauen Zeugnisnoten vor der Ausgabe? Oder seht ihr auch Nachteile darin?

Zumindest ich wusste die Noten der Hauptfächer schon vier Wochen vor den Zeugnissen. Immerhin stand die Frage im Raum, ob eine meiner Töchter zwischen zwei Zensuren steht und vielleicht die Chance auf die bessere Note eingeräumt wird. Meine Kinder selbst hatten dabei nur Vermutungen, welche Zensuren sie bekommen werden.

Aber sie brauchen bei uns keine Telefonnummer vom Sorgentelefon, da sie keine Angst vor meiner Reaktion haben müssen. Immerhin wissen sie auch, dass ich zu den Klassenlehrern einen guten Kontakt pflege und damit eben auch schnell genug erfahre, wenn irgendwo Probleme auftreten sollten.

Also bei uns waren die Noten immer bekannt. Wir haben sogar in der letzten Schulstunde der jeweiligen Fächer die Zeugnisnoten mit dem Lehrer gemeinsam durchgerechnet und bekamen manchmal auch noch Extrapunkte. Die Note wurde dann eingetragen und blieb dann auch so. Somit wussten wir ganz genau, welche Note wir bekommen haben. Wir waren auch so diszipliniert und mussten die Noten in ein von der Schule ausgestelltes Notenheft eintragen, damit wir immer einen Überblick hatten.

Ich wusste damals immer schon, was ich für eine Note in einem bestimmten Fach am Ende des Schuljahres habe. Zum einen war ich ein Typ, der sich alle Noten aufgeschrieben hat. Hier kann man nun ganz einfach ausrechnen, was am Ende für eine Note herauskommt. Das hat natürlich auch nicht jeder gemacht. Viele Lehrer haben auch nach Notenschluss jedem Schüler gesagt, was er für eine Note haben wollte. Wer nicht wollte, dass die Note laut genannt wurde konnte das sagen und er konnte nach vorne gehen und ihm wurde die Note gezeigt. Ich fand das immer in Ordnung, weil es dann am Ende keine bösen Überraschungen gibt.

Der einzige Vorteil liegt eigentlich darin, dass man eben nicht überrascht ist. Man selbst rechnet vielleicht mit einer 2 und am Ende ist man schockiert, weil man doch eine 3 bekommen hat. Das kann man vermeiden. Wer sich aber die Noten schon von Anfang an aufschreibt, wird immer wissen wo er steht und das kann nur vom Vorteil sein. Wenn man seine Noten direkt vor Augen hat, dann rafft man sich vielleicht auch noch einmal auf und gibt sich extra noch mal Mühe, damit die Note am Ende etwas besser ausfällt.

Wer an der Schule interessiert ist, den überraschen Zeugnisnoten doch nicht. Diese Zeugnisse sind doch nur eine Zusammenfassung von dem, was über da Jahr hinweg passiert ist. Und da werden Leistungskontrollen (benotete Arbeiten) geschrieben. Und diese Noten bilden hauptsächlich die Endnote. Wer jetzt auf "Mitarbeit" oder "Mündliche Noten" verweist, sollte sich überlegen, in wie vielen Fällen hier ein signifikantes Gefälle auftun wird. Wenn ein Kind das ganze Jahr über nur mit 5er in einem Fach nach Hause kommt, der wird keine 2 oder 3 im Zeugnis erwarten können. Ebenso wird ein 1er Schüler nicht durch andere Umstände auf eine 3 zurückgeworfen. Hinzu kommt ja auch, dass in Problemfällen die Eltern durchaus auch während des Schuljahres auf "Probleme" hingewiesen werden dürften.

Ich selbst kann mich was die Schulzeit angeht an kein Jahr erinnern, bei dem mir als Schüler die Noten nicht vorher schon bewusst gewesen wären. Daher kann ich ein solches Erstaunen am Ende nur dadurch erklären, dass es während des Jahres ein massives Desinteresse gegeben haben muss.

Damals wusste ich die Noten vor der Zeugnisausgabe auch schon. Nur die in der Grundschule nicht und ich mit 10 war ich noch in der Grundschule. Vielleicht liegt es daran, dass die Tochter deiner Freundin ihre Noten noch nicht wusste. Aber spätestens in der Mittelstufenzeit hat man sich doch die Noten aufgeschrieben und am Ende des Schuljahres auch von dem Lehrer gesagt bekommen. Unter anderem, damit man, falls man zwischen zwei Noten steht noch ein Referat oder eine schriftliche Hausarbeit abgeben kann um sich somit einen Pluspunkt zu ergattern.

Nachteile sehe ich darin eigentlich gar keine, aber auch keine konkreten Vorteile. Ich denke, wenn man die Noten schon vorher weiß, ist einfach kein Schock mehr, wenn man viele schlechte Noten hat und man kann sich den Eltern bereits im Vorfeld anvertrauen. Dass es extra eine Telefonnummer für Kinder gibt, die Angst haben nach Hause zu gehen finde ich sehr traurig - kein Kind auf der Welt sollte Angst vor seinen Eltern haben!

Wir als Eltern haben in der Grundschule zwar ein Elterngespräch geführt, haben aber nicht im Vorfeld gesagt bekommen wie die Zeugnisse ausfallen werden. Es wurden zwar Problemfächer angesprochen, aber direkt einen Durchschnitt haben wir nicht bekommen. Erst als es Zeugnisse gab haben wir die Noten erfahren.

Ich glaube nicht dass die Kinder in der Grundschule schon Wochen vorher die Noten erfahren, um sie ihren Eltern mitzuteilen. In einer höheren Schule denke ich mal schon, damit sie sich vielleicht noch am Ende des Schuljahres anstrengen um die Noten zu verbessern.

Als ich früher noch zu Schule gegangen bin, was jetzt noch nicht so lange her ist, und wiedermal Zeugnisse anstanden, kannte ich immer bereits 90% meiner Noten. Die Lehrer gingen dann immer mit einem vor die Tür und nannten alle Noten des Halbjahres inklusive letzlich entscheidender Zeugnisnote. Ich persönlich fand es immer gut, weil ich schon immer ein ungeduldiger Mensch war.

Trotzdem war ich dann immer am Ende des Halbjahres total heiß auf mein Zeugnis, weil noch ungewisse Noten ausstehend waren und ich das Zeugnis als ganzes haben wollte inklusive der Mitarbeits- und Verhaltensnote.

Aus meiner Schulzeit kenne ich aber auch noch die Personen, die keine Noten genannt haben wollten, weil sie unter anderem eine schlechte Note befürchtet haben und es ihnen peinlich war, diese alleine mit der Lehrperson draußen genannt zu bekommen. Diese Schüler/innen waren dann auch echt heiß auf ihr Zeugnis une haben sich riesig gefreut, wenn sie doch eine bessere Note hatten als gedacht.

Die Zeugnisvergabe ist seit jeher ein besonderer Tag und auch ein Tag besonderer Aufregung. Die Leistungen des gesamten Schul(halb-)jahres werden auf einer Seite zusammengefasst. Immer wieder gibt es dabei sowohl positive als auch negative Überraschungen bei Schülern, mehr aber noch bei Eltern.

Diese Überraschungen haben ihre Ursache aber eher in der mangelnden Kommunikation zwischen Eltern und Kind, als in der Geheimhaltung der Noten. Große Überraschungen kann ein Zeugnis nicht enthalten, da es, wie bereits richtig angemerkt, die Summe aller Leistungen in einem Fach ist. Es ist also nicht unvorhersehbar, ob ein Zeugnis besser oder schlechter ausfällt.

Letztlich ist das Zurückhalten der Noten seitens des Kindes kein wirklicher Vorteil. Wer also als Schüler seine Eltern nicht zeitnah über mangelhafte Note informiert, wird spätestens bei den Zeugnissen feststellen müssen, dass das Zurückhalten eher Nachteile hat, da so schlechte Ergebnisse gebündelt bewertet und eingesehen werden können.

Mir waren meine Zeugnisnoten früher nicht schon Wochen vorher bekannt. Gelegentlich nannten die Lehrer die Noten für die mündliche Mitarbeit schon einige Wochen vorher. Und da man ja weiß, welche Noten man in den Arbeiten geschrieben hat und (zumindest bei uns) die schriftlichen Noten 40% in die Gesamtnote einflossen, konnte man sich ja ausrechnen, was man am Ende auf dem Zeugnis stehen sollte. Aber dass die Lehrer tatsächlich schon die mündlichen Noten nannten, war eher die Ausnahme.

Nicht selten war ich aber von meinen Zeugnisnoten überrascht. Beispielsweise hatte ich in Philosophie in meinem letzten Halbjahr 12 Punkte in der Klausur geschrieben und kann mir somit nicht erklären, wie die 7 Punkte auf dem Zeugnis zustande kamen. Da es sich leider um das allerletzte Zeugnis handelte, das wir zusammen mit dem Abiturzeugnis bekamen, war mir von vornherein klar, dass sich sowieso kein Lehrer mehr um diesen "Fehler" scheren würde, sodass ich die meiner Meinung nach völlig ungerechte Note gar nicht mehr anfechtete.

Mir fallen keine echten Vorteile ein, wenn die Zeugnisnoten schon Wochen vorher bekannt gegeben werden. Mich würde das für die letzten Wochen eher demotivieren, noch auf den letzten Drücker mehr zu machen, um etwas an einer Note zu ändern.