Warum versteht man bestimmte Dinge erst später im Leben?

vom 17.07.2013, 10:45 Uhr

Ich werde im Dezember achtzehn Jahre alt und freue mich eigentlich nur deswegen darauf, weil ich endlich meinen Führerschein machen kann. Darauf warte ich schon sehr lange und endlich ist es soweit. Seit achtzehn Jahren lebe ich also schon und habe viele Sachen erlebt und leider sage ich jetzt schon, dass ich lieber ein paar Sahen anders gemacht hätte. Aber das merkt man ja leider zu spät. Bei mir ist es zwar nicht besonders schlimm, da ich noch frühzeitig den richtigen Weg gefunden habe, aber leider ist das ja nicht bei Jedem so.

Es gibt immer wieder Situationen, in denen die Eltern sagen, dass man es erst später verstehen wird oder diesen Satz: Später wirst du mir dafür danken. Ich habe solche Sätze sehr oft gehört und mich meistens auch daran gehalten, was meine Eltern mir geraten haben. Aber es gibt halt immer wieder Punkte, wo ich nicht damit einverstanden war und dann habe ich nicht auf meine Eltern gehört. Wenn ich jetzt zurückblicke, dann sage ich mir selber, dass ich an manchen Punkten doch etwas anders reagieren hätte können. Aber leider ist es jetzt zu spät. Aber ich stehe damit nicht alleine, zumindest nicht in meinem Freundeskreis.

Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht und denkt euch manchmal, hätte ich doch etwas anders gemacht? Warum ist es so, dass man manche Sachen einfach später versteht?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Natürlich sieht man die Dinge anders, wenn man jung ist. Das hängt zum einen daran, dass man noch nicht so viel Lebenserfahrung hat. Wenn man schon in vielen kniffligen Situationen war oder vor vielen schwierigen Entscheidungen stand, dann lernt man daraus und handelt beim nächsten Mal anders oder überlegter.

Zum anderen ist das Gehirn eines Jugendlichen aber auch noch nicht voll entwickelt. Als letztes bildet sich der Frontallappen aus. Erst dann lernt man, sich voll auf etwas zu konzentrieren und Unwesentliches auszuschalten. Daher ist es eigentlich eine Unmöglichkeit, dass sich Jugendliche so viele Stunden in der Schule konzentrieren sollen. Aber dieses Wissen erlangten die Wissenschaftler erst vor ein paar Jahren. Früher hat man gedacht, dass sich das Gehirn nur wenige Jahre nach der Geburt noch entwickelt und noch im Kindesalter die Entwicklung voll abgeschlossen ist.

Und auch die Veränderungen des menschliches Gehirns in anderen Bereichen sind während der Pubertät noch immens. Dazu gehört eben auch der Bereich, der für die Impulskontrolle zuständig ist. Daher sind Jugendliche risikofreudiger als Erwachsene. Dies führt zu Drogenkonsum, schnellem Autofahren, ungeschütztem Sex. Und zu anderen typisch jugendlichen Entscheidungen. Nachts aus dem Zimmer schleichen, obwohl man genau weiß, was für einen Riesenärger man bekommen wird.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Problem ist, dass der Mensch am besten lernt, wenn er eigene Erfahrungen macht und wenn man ihn diese auch machen lässt. Diese kann man dann später einfach auf neuere Situationen übertragen, weil man sich mit dem emotionalen Ballast bereits vorher schon irgendwann einmal auseinander gesetzt hat. Man sieht viele Dinge abgeklärter und mitunter auch entspannter und weniger dramatisch.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Neben der Lebenserfahrung ist es auch der Perspektivwechsel, der später oft die eigenen Eltern leichter verstehen lässt. Früher als Jugendlicher konnte ich manche Entscheidungen meiner Eltern einfach nicht nachvollziehen. Ich wollte frei sein, alles selbst entscheiden und mein Leben auskosten. Meine Eltern fanden das nicht lustig, haben mir meinen Freiheitsdrang zu meinem Schutz beschnitten und mir Grenzen gesetzt. Aus jugendlicher Perspektive hat mich das sehr geärgert.

Jetzt bin ich seit einer Weile selber Mutter. Je älter meine Kinder werden, desto mehr verstehe ich, warum sich meine Eltern so entschieden haben. Ich finde manches immer noch nicht gut, aber ich kann mich besser in sie herein versetzen, weil ich heute meine Kinder auch nach Kräften vor allem Unglück und allem Bösen beschützen möchte. Natürlich geht das nicht immer, aber man versucht das eben.

Heute kenne ich auch das Leid der Eltern, wenn man seine Kinder leiden sieht. Das fängt bei so banalen Dingen an wie einer Platzwunde und geht bei schweren Krankheiten weiter. Man würde das Leid am liebsten auf sich selbst nehmen, damit die Kinder unbeschwert glücklich sind. Das geht aber nicht so einfach. Und dann kommt eben die Einsicht, warum die eigenen Eltern möglicherweise früher so gehandelt haben und nicht anders.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Naja, es ist ja schon so, dass Kinder oder Jugendliche eine andere Einstellung zu den Dingen haben die sie tun. Wenn man Erwachsen ist und zurückblickt, sieht man vieles anders und würde so manches aus der Vergangenheit nicht mehr tun.

Eltern haben zumeist ihre Erfahrungen aus der Kindheit, die sie dazu bringen, so etwas du sagen wie das, was du als Beispiel angeführt hast. Sie haben vielleicht selbst Dinge getan, die sie lieber nicht gemacht hätten oder die sie anders gemacht hätten, hätten sie es denn besser gewusst. Und wenn man dann selbst Kinder hat, versucht man natürlich auch, seine Kinder von Dingen abzuhalten, die man selbst früher getan hat und die nicht richtig waren. Oder aber man hat als Erwachsener einfach einen anderen Blickwinkel auf die Dinge und kann schon absehen, dass dies oder jenes eben nicht gut wäre. Erwachsene haben ja auch meistens auch mehr Weitsicht, machen sich eher Gedanken über die Konsequenzen als Kinder oder Jugendliche. Das ist auch ein Grund für solche Sätze.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke, dass es völlig normal ist, dass man manche Sachen erst viel später im Leben begreift. Wenn man jung ist, dann fehlt einem meistens einfach die nötige Erfahrung, um manche Dinge verstehen zu können. Man kann nicht richtig begreifen, was für Folgen manche Entscheidungen haben kann, da man diese Erfahrung einfach noch nicht gemacht hat. Dabei hat man ja auch noch nicht so viel im Leben erlebt, wenn man jung ist und deshalb kann man es sich auch gar nicht richtig vorstellen, aus welchem Grund man etwas machen oder nicht machen soll.

Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen hat man auch gemacht. Jeden Tag erlebt man ja auch etwas Neues und mit jedem einzelnen Tag wächst auch die Erfahrung, weshalb man im Laufe der Jahre Situationen auch immer besser einschätzen kann, da man ähnliche Situationen bereits erlebt hat und man sich dann auch denken kann, wie sie ausgehen werden.

Ich denke, dass Eltern immer mehr Erfahrung haben, als ihre Kinder, da sie viele Situationen auch selbst hinter sich haben. Von daher ist es verständlich, dass sie die Kinder davor bewahren wollen, die gleichen Fehler noch einmal zu machen. Wenn sie eben genau wissen, dass bestimmte Entscheidungen nicht richtig im Leben sind, dann möchten sie das auch gerne an ihre Kinder weiter geben und von daher ist es hilfreich, auch hin und wieder auf seine Eltern zu hören. Allerdings ist es aber auch so, dass man manche Erfahrungen erst selbst machen muss, damit man die Folgen erkennt und den Eltern auch wirklich glauben kann, dass das tatsächlich so ist. Wenn man die Erfahrung nicht selbst gemacht hat, dann fällt es einem auch schwer, den Eltern zu glauben, dass sie Recht haben und deshalb sollte man als Eltern die Kinder auch einige Erfahrungen einfach selbst machen lassen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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