Lokale Unterschiede bzgl. Glutamat-Verwendung in Restaurants

vom 15.07.2013, 12:16 Uhr

Meine Freundin reagiert schwer allergisch auf Glutamat / Geschmacksverstärker im Essen - sie fühlt sich nach dem Verzehr als hätte sie Drogen genommen (in negativer Hinsicht! ;)). Daher ist es tendenziell eher ein Problem, auswärts zu essen beziehungsweise in ein Lokal zu gehen, wo wir noch nie waren. Sie hat die Erfahrung machen müssen, dass das Personal ihr manchmal schon versichert hat, sie könne ganz beruhigt sein, sie hinterher aber doch einen "Anfall" hatte. Es genügt ja, wenn der Geschmacksverstärker etwa in einer Gewürzmischung enthalten ist, er muss nicht in reiner Form dem Essen zugesetzt sein.

Über's Wochenende waren wir in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) und es war fast unmöglich, ein Restaurant zu finden, in dem ohne Glutamat gekocht wurde. Die Standard-Aussage: "Ja ja, das ist bei uns in ALLEN Soßen drin!" Auch bei Läden, die einen "gehobeneren" Eindruck machten. Teilweise waren die Zusatzstoffe noch nicht mal (wie üblich und vorgeschrieben) mit kleinen Ziffern auf der Karte gekennzeichnet, sondern dort stand nur "Fragen Sie unser Personal nach möglichen Zusatzstoffen". Das Personal schien seinerseits teilweise aber gar nicht richtig zu wissen, worum es ging und dachte, problematisch seien Konservierungsstoffe. Wir landeten schließlich bei einem Griechen und dort war dann auch alles in Ordnung.

In Berlin allerdings haben wir viel weniger Probleme diesbezüglich. Selbst zum Chinesen gehen wir hier ab und zu und es gab immer zumindest eine Auswahl an Gerichten ohne Glutamat und bisher konnten wir uns auch auf die Angaben des Personals verlassen. Meine Theorie ist, dass es in Berlin einfach eine so große Konkurrenz im Gastronomiebereich gibt, dass die Restaurants auch auf eventuelle "Sonderwünsche" mehr eingestellt sind, während im kleinen Schwerin vielleicht eher das Motto "Friß oder stirb" gilt. In Berlin scheint auch beim Personal mehr bekannt zu sein, dass es Menschen mit einer Allergie gegen Geschmacksverstärker gibt.

Was denkt ihr, war das nur Pech für uns oder ist es wirklich regional unterschiedlich, wie mit dem Thema umgegangen wird? Hängt es auch mit dem Faktor Groß-/Kleinstadt zusammen und/oder mit der Konkurrenz der Gaststätten untereinander? Für uns ist diese Erfahrung ein Grund, nicht mehr nach Schwerin zu fahren, jedenfalls nicht länger als für ein paar Stunden. Denn im Urlaub will man ja auch mal schön und ohne Sorgen Essen gehen können.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube schon, dass die Verwendung von Glutamat und anderen Zusätzen ein Ding der Angebot und Nachfrage ist. Ein Restaurant, welches das einzige im Ort ist, wird eher weniger auf spezielle Wünsche eingehen und eher so weiter machen, wie man immer gearbeitet hat. Denn man ist nun mal das einzige Restaurant vor Ort. In einer Großstadt wie Berlin ist die Konkurrenz einfach höher und da stellt man sich generell eher auf speziellere Wünsche ein.

Ein wenig ist es sicherlich auch vom Alter der Besitzer abhängig. Mein Vater als Metzgermeister im Ruhestand kann den Wirbel um die Verwendung von Glutamat gar nicht verstehen. Ich als seine Tochter sehe das ein wenig anders. Mit ihm braucht man über Glutamat gar nicht sprechen. Seine Reaktion ist dann, dass ja in Tomaten auch Glutamat drin ist. Für mich macht es einen Unterschied, ob Glutamat natürlich enthalten ist oder eben durch Chemie zugesetzt wird.

Einer seiner ehemaligen Arbeitgeber hat seine Rezepturen auch mal umgestellt und nun eben Wurst ohne Glutamat produzieren lassen. Leider hat er nur das Glutamat weg gelassen und sonst nichts verändert. Danach sank der Absatz an Fleischwurst immens. Da braucht man schon ein wenig mehr, als Glutamat einfach weg lassen. Und ich denke, dass fällt gerade älteren Köchen durchaus schwer, die es bisher gewohnt waren, Glutamat zuzusetzen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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