Studium mit Kind
Hallo
Ich hab mitbekommen, dass viele auch mit Kind studieren. Wie funktioniert denn das? Ich mein, man kann ja schlecht das Kind mit in den Hörsaal nehmen, oder? Das würde ja den ganzen Betrieb aufhalten….
Also, weiß jemand wie Studieren mit Kind funktioniert?
Also ich kann es dir nicht aus eigener Erfahrung sagen, worüber ich auch froh bin, denn ich könnte mir mein Studium mit einem Kind nicht vorstellen. Aber in meinem Semester sind 2 Frauen mit Kind. Sie haben die volle Unterstützung ihrer Familie, was es sicher etwas einfacher macht. Aber trotzdem sieht man, dass es schwer für sie ist, denn sie haben schon einige semester wiederholen müssen, ganz einfach, weil das Pensum eines Studiums mit Kind nicht machbar ist. Ich bewundere die beiden für ihre Kraft. Manchmal hat eine der beiden auch ihr Kind mit in der Uni
Manche Unis haben auch Uni eigene Kindergärten wo man sein Kind abgeben kann. Die sind auch meist sehr kostengünstig, so daß man den Tag über Ruhe hat .
Aber generell schlägt hier wieder das schlechte Kindergartenangebot durch, was wir haben. Meine Mutter beispielsweise (zu DDR Zeiten) hat mich mitten im Studium bekommen und keinerlei Probleme dadurch gehabt, weil es eben von staatlicher Seite auf jeden Fall einen Kindergartenplatz, Förderungen und Vergünstigungen gab - außer das ich ihr als Kind mal Teile ihrer Diplomarbeit zerfetzt habe um damit zu spielen.
Also bei einigen Unis ist es so, dass es Krippen oder Kindergartenplätze gibt, die zum Teil dann auch kostenlos sind, weil der Preis in den Semesterbeiträgen drin sind (nicht mit den Studiengebühren verwechseln!).
Aber generell ist es natürlich schon eine größere Last wenn man sich neben dem Studium auch noch um ein Kind kümmern muss, denn es ist ja nicht so, dass du zur Uni gehst und das wars, man muss mindestens genauso viel Zeit noch zu hause arbeiten. Deshalb ist es bestimmt wichtig den Rückhalt in der Familie zu haben.
Mit Kind studieren - da braucht man auf jeden Fall eine gute Kinderbetreuung, deshalb ist beispielsweise bei uns in Sachsen-Anhalt das Studium mit einer Vollzeitbeschäftigung gleichgesetzt, d. h. man hat als allein Erziehende oder wenn der Partner auch Vollzeit arbeiten geht bzw. studiert Anspruch auf einen Ganztags-Kita-Platz und das ist durchaus sinnvoll. Zu einem Studium gehören ja nicht nur der Besuch von Vorlesungen, Seminaren usw. bei denen ein Kind tatsächlich für Unruhe sorgen könnte. Als Student muss man auch außerhalb dieses Pensums noch einiges für's Studium tun und dafür braucht man einfach Zeit, in der man ungestört diesen Tätigkeiten nachgehen kann.
Trotz einer guten Kinderbetreuung braucht man natürlich viel Kraft, denn Kindererziehung und Studium allein sind schon recht schwer. Kombiniert vielleicht nicht doppelt so schwer, trotzdem aber scher genug.
Ich gehe inzwischen sogar so weit zu sagen, dass die Studienzeit die beste Zeit ist, um sein erstes Kind zu bekommen. Von weiteren sollte man da aber vermutlich absehen. Eine Akademikerin kann es sich später nur schwer leisten länger aus dem Job auszusteigen, ohne den Anschluss zu verlieren.
Hier bietet das Studium eine Zeit in der man inzwischen mit zahlreichen Unterstützungsangeboten und sogar seit aller neuestem einem höheren Bafög rechnen kann. Viele Unis werben inzwischen mit der Vereinbarkeit von Studium und Elternschaft und bieten zahlreiche Betreuungs- und Vermittlungsangebote für Tagesmütter, etc. an, sowie die Möglichkeit superbillig (oder für die Kinder gar kostenlos) mittags mit den Kindern in der Mensa zu essen.
Zudem gibt es die Möglichkeit das Studium zu verlängern, ohne dadurch Nachteile beim Bafög oder bei den Studiengebühren zu haben. Mit Kind gibt es auch in vielen Bundesländern mit Studiengebühren Befreiungsregelungen bis zu einem gewissen Alter der Kinder.
Nie wieder wird man flexibler über seine Zeit bestimmen können, als in einem Studium. Das kann glaube ich jeder mit ein wenig Berufserfahrung in Festanstellungen bestätigen. Die wenigen Glücklichen, die von zu Hause aus freiberuflich genügend Geld verdienen, können hier nämlich glaube ich nicht als Vergleich dienen.
Was die finanzielle Seite angeht: Bafög pro Person mit Kind und eigener Wohnung, bzw. einem speziellen Appartment in einem der Wohnheime der Studentenorte, das für Mütter oder Familien gedacht ist: ca. 760 Euro.
Kindergeld: 154 Euro
Wohngeld kann für den Wohnungsanteil des Kindes beantragt werden: Ein paar Euro.
Kommt dann noch eigenes Kindergeld und ein kleiner überschaubarer Nebenjob dazu, dürfte das Geld zum Leben durchaus ausreichen. Hat man dann noch Eltern, die einen mit vielleich noch 100 Euro im Monat unterstützen und eine funktionierende Partnerschaft, wo man sich mit der Betreuung und dem Dazuverdienen durch Nebenjobs neben dem Studium vernünftig ergänzt, ist es noch besser zu schaffen.
Natürlich ist es stressiger als ohne Kind und man kann auch nicht - wie die Kommolitonen - dauernd feiern gehen oder ähnliches. Man sollte defintiv eine gute soziale Infrastruktur haben und nach Möglichkeit auch Eltern irgendwo im Umkreis von 100 km, die durchaus auch gerne mal bereit sind in lernintensiven Phasen oder wenn man unbedingt mal Freizeit braucht, das Kind sicher und sinnvoll zu übernehmen. Kinder lieben diese Ausflüge zu Oma und Opa und Mamas und Papas im Studium brauchen sie dringend im Hintergrund. Ist das nämlich nicht möglich, würde ich defintiv davon abraten.
Sehe ich inzwischen fast auch so. Deshalb habe ich mich auch jetzt entschlossen, mein Aufbaustudium dranzuhängen - so lange der Kleine eben noch klein ist. Zwar ist in meinem speziellen Fall die finanzielle Unterstützung nicht mehr so groß. Aber ich brauch noch nicht so große Rücksicht auf Schulzeiten etc zu nehmen, kann auch mal andere zu bitten auf ihn aufzupassen. Und durch wenige Präsenzphasen kann ich mir die Zeit super einteilen. Klar wird es stressiger als nur Job, nur Studium oder nur Kind, aber auch das ist zu schaffen, ist ja nicht meine erste Weiterbildung mit Kind.Tsunami hat geschrieben:Ich gehe inzwischen sogar so weit zu sagen, dass die Studienzeit die beste Zeit ist, um sein erstes Kind zu bekommen.
Was ich auch ganz vergessen hatte. Ich denke auch, dass sich studierende Mütter im Lebenslauf verdient damit schmücken dürfen. Denn das diese Doppelbelastung nicht ganz einfach zu meistern ist, dürfte sich herum gesprochen haben und wird auch oft honoriert. Außerdem - bei Abschluss des Studiums ist das Kind dann meist aus dem Gröbsten raus, so dass die gefürchtete Frage "Und wer kümmert sich um das Kind, wenn es krank ist?" meist gar nicht mehr gestellt wird.
Ich habe selber kein Kind, aber in meinem Semester waren mehrere Leute, die schon ein Kind hatten oder eines während des Studiums bekommen haben. Es kam öfter vor, dass ein Baby oder auch ein kleineres Kind mit im Seminarraum oder Hörsaal war, und das hat nie jemanden gestört. Wäre auch übel gewesen, ich habe Pädagogik studiert.
An unserer Uni gibt es auch eine extra eingerichtete Kita für Kinder von Studenten. Ich habe auch irgendwo mal gehört dass Studenten eine Tagesmutter bezahlt bekommen können, ich weiß aber nicht von wem und ob das stimmt.
Eine Freundin von mir hat einen fünfjährigen Sohn, den sie im ersten Semester bekommen hat. Sie musste jetzt ihr Studium verlängern und muss als Mutter keine Studiengebühren zahlen. Aber auch da weiß ich nicht ob das immer so ist oder nur in ihrem Fall.
Ich selber habe kein Kind aber in meinem Semester ist seit einigen Jahren ein regelrechter abyboom ausgebrochen. Viele haben sogar während des Studiums schon ihr zweites Kind bekommen und ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass mittlerweile mindestens die Hälfte der Studenten in meinem Jahrgang ein Kind hat.
Einerseits kann man die Schwangerschaft während des Studiums ganz gut absolvieren, da man ja doch eine relativ freie Zeiteinteilung hat und deshalb die Untersuchungstermine vormittags und ohne organisatorischen Stress wahrnehmen kann und andererseits sitzt man sehr viel in den Vorlesungen und Seminaren und so wirklich hart ist das nicht. Klar, die Lernerei ist sicher schwanger (oder später mit Kind viel anstrengender aber ich denke, dass ein richtiger Job noch anstrengender wäre)
Ansonsten wurden bei uns an der Uni Stillräume eingerichtet, wo man entweder stillen kann oder eben Milch abpumpen und wir haben auch einen Unikindergarten, der aber meistens ziemlich überfüllt isst. Viele Studenten haben ja auch im Studium mehr frei als wenn sie arbeiten gehen würden und haben dann zum Beispiel die Vormittage für ihr Kind und müssen an vielen Tagen nur eine Betreuung für ein paar Stunden organisieren. Wenn beide Eltern verschiedene Studienrichtungen haben oder in unterschiedlichen Semestern sind, hat man ja vielleicht auch das Glück, dass immer irgendwer zu Hause ist.
Was ich mir allerdings schwer vorstelle ist einerseits die Finanzierung eines Kindes ohne festes Einkommen und andererseits wirklich effektiv etwas für die Uni zu schaffen, wenn man immer so einen kleinen Quälgeist am Rockzipfel hat. Da kommt zwangsläufig irgendwas zu kurz und ich sehe es auch an mir, dass ich teilweise nie richtig frei habe weil ich immer irgendwas lernen muss, da ist es schon besser, wenn man irgendwann von der Arbeit kommt und dann wirklich Feierarbend hat und sich ums Kind kümmern kann.
Aber die Meisten Stundenten stehen ja nicht allein mit dem Kind da, es gibt ja zwei Elternteile und man kann sich reinteilen. Wenn die Finanzen gesichert sind und sich eben auch beide um das Kind kümmern, sehe ich da auch keine allzu großen Probleme. Und ich kenne auch Paare, wo zum Beispiel sie noch studiert und er schon fertig ist, aber die Elternzeit macht, damit sie eben schnell mit dem Studium fertig wird.
Allerdings haben die meisten Eltern, die ich kenne mindestens ein halbes, viele auch ein ganzes Jahr ausgesetzt, also ganz ohne Verzögerung wird das ddenke ich niemand schaffen. Und man möchte ja auch kein 4 Wochen altes Baby in eine Kindertagesstätte oder ähnliches geben, das ist ja dann noch viel zu klein und deshalb sollte man sich vielleicht das halbe Jahr auch gönnen.
Ich studiere mit Kind und es läuft prima. Ich wurde schwanger bevor ich ds Studium begonnen habe, weil ich für den Fall, dass es nicht klappt beides unter einen Hut zu bringen, nicht zu viele Semester verschenkt haben wollte.
Ich habe das erste Semester schwanger gemacht, nach den Semesterferien wurde mein Sohn geboren und ich habe ein knappes Jahr pausiert. Seit März mache ich nun weiter und habe jetzt fast mein zweites Semester fertig. Ab Oktober fängt das dritte an.
Ohne vernünftige Betreuung geht das natürlich nicht, zumal ich einen Männerberuf studiere und meinen Sohn nicht wirklich mit nehmen möchte. Ich könnte mich kaum konzentrieren und der Lerneffekt wäre vermutlich annähernd Null. Ich bin in der glücklichen Situation, dass meine Eltern in Rente sind und sich um den Kleinen kümmern, wenn ich in der FH bin und mein Mann arbeitet. Sogar für meine Eltern war es ideal, jetzt schon das Kind zu bekommen, sie blühen richtig auf, seit sie sich um ihn kümmern.
Manchmal ist das Studium mit Kind aber trotzdem verdammt anstrengend. Gerade wenn die Klausurphase ansteht, man zu den Vorlesungen und restlichen Stunden anwesend sein möchte, zusätzlich mehrere Stunden am Tag lernt und sich dann noch irgendwie um das Kind, den Haushalt und noch den Mann kümmern möchte. Da bräuchte so ein Tag schon mal eher 30 als 24 Stunden. Aber es ist machbar und man weiß hinterher was man geleistet hat. Und wenn ich dann sehe, was ich für Noten schreibe, trotz Kind, trotz Haushalt, trotz Nebenjob, trotz der ganzen Verantwortung, und was meine Kommilitonen schaffen, ohne Kind, bei den Eltern lebend, dann kann ich verdammt stolz auf mich sein.
Und ganz nebenbei beweise ich einem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber, dass ich nicht nur die doppelte Belastung aushalte sondern auch noch Organsisationstalent habe. Denn ohne ginge das nicht.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-2207.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3397mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr? 17470mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: Midgaardslang · Letzter Beitrag von winny2311
Forum: Geld & Finanzen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr?
- Wann ist die beste Reisezeit für Paris? 14098mal aufgerufen · 7 Antworten · Autor: Heidi63 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Wann ist die beste Reisezeit für Paris?