Sich Gefahren aussetzen, wenn man Familie hat - egoistisch?
Kürzlich hat der amerikanische Hochseilartist Nik Wallenda ungesichert auf einem dünnen Hochseil den Grand Canyon überquert. Als einziges Hilfsmittel hatte er eine Ballancierstange, die ihm geholfen hat, das Gleichgewicht zu halten. Sein todesmutiger Rekordversuch dauerte 23 Minuten, in denen seine Frau Todesängste durchlebte. Ein falscher Schritt und Wallenda wäre vom Hochseil gefallen und in den Tod gestürzt. Kein Mensch ist fehlerfrei, nicht einmal ein Profi.
Für seine Frau, die ihm die ganze Zeit zugesehen hat, wäre das natürlich grausam gewesen und ich glaube, dass Wallenda sogar zwei kleine Kinder zu Hause hat. Trotzdem hat er dieses große Risiko in Kauf genommen, um einen neuen Rekord aufzustellen.
Findet ihr es egoistisch seiner Familie gegenüber, sich bewusst Gefahren auszusetzen, gerade wenn man weiß, dass man auch noch ein paar kleine Kinder hat? Würdet ihr in diesem Fall auf eure Familie Rücksicht nehmen und euer lebensgefährliches Hobby aufgeben?
Ich denke, dass man da schon sehr egoistisch handelt, wenn man solche Sachen macht. Ist man nur in einer Beziehung kann man das ja auch gemeinsam besprechen. Wenn man keine Kinder hat, da hängt eben nur die Beziehung dran. Das ist zwar auch sehr schrecklich, aber man lässt den Partner dann nicht mit den ganzen Arbeiten alleine. Ich finde es auch schlimm, wenn die Kinder dann den Tod des Vaters im Fernsehen sehen können oder live dabei sind. Das ist schlimm und ich denke, dass man den Tod auch nicht provozieren muss.
Hätte ich so ein Hobby würde ich in einer Beziehung und mit Kindern darauf verzichten und ich erwarte das auch von meinem Partner. Dieser hat in dem Punkt aber auch dieselbe Einstellung wie ich und deswegen achten wir auf uns.
Ich habe einen Bericht über diesen Hochseilartisten im Fernsehen auf RTL gesehen und muss ehrlich sagen, dass ich es schon ein wenig egoistisch finde, was er da macht. Zwar gibt es ihm den letzten Kick und es ist sein Leben, aber dennoch sollte man an seine Familie denken und vielleicht etwas vorsichtiger sein. Was hätte es zum Beispiel ausgemacht, wenn er sich ein wenig abgesichert hätte für den Ernstfall, dass er wirklich einen Schritt daneben macht? Die Welt hätte ihn sicherlich auch so bewundert, denn es wird sicherlich nicht sehr viele Leute geben, die über eine Schlucht des Grand Canyons spazieren, ohne über eine feste Brücke zu gehen.
Für die Familie ist es nach dem Unglücksfall auf jeden Fall sehr schlimm und gerade kleine Kinder würden sicherlich nur schwer damit zurecht kommen, dass plötzlich der Papa fehlt. Mir ist jedenfalls ein kalter Schauder über den Rücken gelaufen, als ich den Bericht gesehen habe und ich musste dann ganz unwillkürlich an meine eigenen beiden Kinder denken.
Ich muss zugeben, dass ich das Verhalten von diesem Hochseilartist auch sehr egoistisch finde, obwohl ich nichts von ihm gehört habe und ich auch keine TV-Sendung mit ihm gesehen habe. Eigentlich weiß ich auch gar nicht, ob ich mit jemandem eine Beziehung eingehen möchte, der mit Extremsportarten sein Leben aufs Spiel setzt, ich möchte mit meinem Partner zusammen alt werden und nicht schon ganz früh Witwe werden.
Mir kommt es so vor, als würde ihm seine Familie völlig egal sein, das wichtigste für ihn sind einfach nur seine tollen "Kicks" und dass er sich mit seinen Leistungen selbst übertrifft. Er muss dieses Hobby ja nicht aufgeben, aber er muss sich nicht sinnlos in Lebensgefahr bringen. Wieso muss man eigentlich immer der Beste, der Mutigste und der Tollste sein?
Ja, er ist ein Egoist. Aber das ist ihm nicht bewusst. Er denkt anders, als normale Menschen wie wir es sind. Dieser Hochseilakrobat hat sich einen Beruf ausgesucht, dem alles untergeordnet wird. Er empfindet zwar auch Liebe, Sehnsucht, Angst, Stolz und Fürsorge für seine Familie. Aber die Empfindungen sind anders, nicht so intensiv und werden überdeckt von seinem unbändigen Willen, etwas Besonderes zu leisten, wozu er in der Lage zu sein glaubt. Das fördert seinen Egoismus und klinkt andere Gefühle für die Erreichung dieses Zieles aus.
Egal ist es ihm keineswegs, was mit ihm und seiner Familie passiert. Aber seine Überzeugung es zu schaffen ist so stark, dass er zeitweise keine anderen Gedanken mehr hat als die, es zu schaffen. Würde er nicht an den Erfolg einer solchen Aktion glauben, brauchte er es nie zu versuchen, weil es immer schief gehen würde. Vor seinem geistigen Auge leuchtet für ihn schon vor Beginn die Schrift von seinem Rekord.
In diesem Fall ist das schon sehr krass und auch irgendwo sehr egoistisch. So toll so etwas auch ist, aber das ist schon ein Spiel mit dem Leben, was man durchaus als leichtsinnig betrachten kann. Auf diese Art und Weise seinen Partner zu verlieren muss nun wirklich nicht sein. Gerade wenn man dabei ist und das ganze am Ende noch mit ansehen muss ist das ein äußerst dramatisches Ereignis, dass einen im Leben vielleicht gar nicht mehr los lässt. So etwas muss nun wirklich nicht sein.
Ich kann verstehen, wenn manche Leute solche lebensgefährlichen Sachen unternehmen, weil sie am Ende nicht viel zu verlieren haben. Hätte ich aber eine Frau und Kinder, dann sieht das schon ganz anders aus. In dem Fall kann man auch solche Sachen machen, aber dann bitte mit einer entsprechenden Sicherung. Der Nervenkitzel wird auch so vorhanden sein. Für solche Leute mag das nicht reichen, aber sie sollten auch mal an ihre Familie denken. Vielleicht machen sie das ja auch, aber wenn man Ende nichts passiert ist es ja noch einigermaßen verantwortbar, auch wenn man seine Familienmitglieder in Todesangst versetzt.
Natürlich ist da auch Egoismus im Spiel, aber an wen sollte man denn sonst in erster Linie denken, wenn nicht an sich selbst? Jeder Mensch hat nur ein Leben und ich finde es eigentlich normal, dass man sein Leben so gestaltet, wie man es selbst gerne möchte. Im eigenen Leben ist man selbst die Hauptperson. Natürlich sollte man niemandem Schaden. Wenn man selbst einen Unfall hat und dabei zu Schaden kommt, sehe ich das aber nicht als Schaden für die Familie an, den man unbedingt vermeiden muss.
Für mich ist eine eigene Familie nun absolut kein anzustrebendes Ziel, aber wenn ich eine Familie hätte, würde ich deswegen nicht mein Leben umkrempeln. Natürlich würde ich weiterhin meinen Hobbys nachgehen und selbst wenn ich durch diese hin und wieder in Gefahr geriete, wäre das meine Sache. Ein Vater oder eine Mutter kann immer mal sterben, sei es im Haushalt, bei einem Verkehrsunfall oder eben auch bei einer Aktion wie der von Nik Wallenda. Es ist richtig, dass niemand fehlerfrei ist und manchmal kann ein kleiner Irrtum oder eine kleine Unachtsamkeit gravierende Folgen haben, bis hin zum Tod. Damit muss jeder leben und das jeden Tag – nicht nur als Extremsportler oder Hochseilartist.
Natürlich geht jemand, der sich auf ein solches Hochseil wagt, ein gewisses Risiko ein. Wenn das aber das ist, was einen begeistert, fände ich es schade, auf dieses Hobby zu verzichten. Ich würde das nicht machen, zumindest nicht für andere Menschen. Wenn ich selbst irgendwann nicht mehr so viel Interesse an einem bestimmten Hobby hätte oder mich um die Risiken sorgen würde, würde ich aufhören. Solange das nicht der Fall ist, würde ich nicht auf das Hobby verzichten, ganz gleich was mein Umfeld sagt. Das mag egoistisch klingen, aber ich finde Egoismus in weiten Teilen normal, erstrebenswert und nicht verwerflich.
Ich denke es ist sehr schwer zu beurteilen, wie man handeln würden, denn jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse und Empfindungen. Natürlich muss die Familie unter Umständen leiden, wenn jemand durch waghalsige Aktionen (tödlich) verunfallt. Doch auch wenn jemand seine eigenen Bedürfnisse zurücksteckt, kann etwas passieren. Sei es nun, dass man seiner Familie einen unglücklichen, vielleicht depressive Vater präsentiert oder dieser bei weit weniger gefährlichen Aktionen verunfallt.
Letztendlich tun alle Elternteile auch Dinge aus Egoismus. Man geht arbeiten und bringt seine Kinder in dieser Zeit anderswo unter, anstatt selbst bei ihnen zu sein. Oder man entscheidet sich gegen das Arbeiten und kann ihnen dadurch weniger bieten. Wenn man sich für einen solchen Partner entscheidet, so entscheidet man sich meiner Meinung nach auch für sein Leben. Und dieses, bzw. seine Bedürfnisse muss man dann auch zum Teil mittragen.
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