27 Schüler fallen an Privatschule durch Abiturprüfungen

vom 09.07.2013, 10:37 Uhr

Zurzeit wird die private Fachoberschule in Schweinfurt in den Medien heftig kritisiert, denn bei den diesjährigen Abiturprüfungen ist der komplette Jahrgang, bestehend aus 27 Schülern, durchgefallen. Nun haben doch noch zwei der 27 Schüler das Fachabitur geschafft, weil sie in die mündliche Prüfung gegangen sind. Wahrscheinlich fällt ihr Abiturzeugnis trotzdem ziemlich miserabel aus.

Als ich davon gehört habe, habe ich mir gleich gedacht, dass da irgendetwas faul ist, da ich ebenfalls dieses Jahr mein Fachabitur an einer bayerischen Fachoberschule gemacht habe und wir dieselben Abiturprüfungen hatten wie die Fachoberschüler in Schweinfurt und ich mir nicht vorstellen kann, dass es an der Lernfaulheit der Schüler gelegen hat. Immerhin ist wirklich der komplette Jahrgang durchgefallen, was bedeutet, dass die Schüler nicht ausreichend genug auf das Fachabitur vorbereitet wurden. Mitunter wurden bestimmte Lerninhalte den Schülern vielleicht gar nicht vermittelt.

Das Kultusministerium hat nun angekündigt, die Schule in Zukunft genauer im Auge zu behalten und zu kontrollieren, ob auch alle Inhalte des Lehrplans vermittelt werden. Ob sich aber überhaupt noch jemand dort anmeldet wage ich zu bezweifeln. Ich denke, dass die Privatschule zu machen kann.

Was sagt ihr dazu? Habt ihr von diesem Debakel auch schon in den Nachrichten gehört? Wie denkt ihr darüber? Die Eltern einiger Schüler wollen nun sogar rechtlich gegen die Lehrer vorgehen. Mich würde das auch unglaublich aufregen. Immerhin bezahlt man bei einer privaten Fachoberschule zwei Jahre lang aus eigener Tasche und erwartet dafür eigentlich auch, dass die Schüler gut auf die Abiturprüfungen vorbereitet werden und nicht, dass sie sogar schlechter abschneiden als ihre Altersgenossen auf der staatlichen Fachoberschule.

Die restlichen 25 Schüler, die das Fachabitur nicht bestanden haben, müssen die 12. Klasse nun auf der staatlichen Fachoberschule in Schweinfurt nachholen. Damit ist also ein ganzes Studien- beziehungsweise Ausbildungsjahr verloren.

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» Pointer » Beiträge: 1772 » Talkpoints: 20,77 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Dass Schüler an einer privaten FOS schlechter abschneiden als die Schüler an der staatlichen FOS ist klar. Denn auf eine private FOS gehen doch nur die Schüler, die den Schnitt für die staatliche FOS nicht haben. Außer, wenn es eine FOS für Schüler mit besonderen Behinderungen ist. Diese Schulen schneiden normal ab, sind im Regelfall auch anerkannt. Die FOS war in dem Fall keine anerkannte FOS, sondern nur eine genehmigte. Hier gelten noch einmal andere Regeln, das heißt, dass die Lehrer den Unterricht ein bisschen freier gestalten dürfen als an der staatlichen Schule. Hier finden die Prüfungen extern statt. Das heißt, dass die Vornoten gar nicht zählen.

Dass ein ganzer Jahrgang durchfällt, zeigt, dass die Lehrer wirklich geschlampt haben. Entweder waren sie in der Notengebung vor den Prüfungen zu gnädig, sodass den Eltern die Unwissenheit ihrer Sprösslinge nicht bewusst war oder sie waren auf die Prüfungen viel zu schlecht vorbereitet. Beides ist nicht hinnehmbar. Ich fürchte allerdings, dass sich die Schüler an der staatlichen FOS schwer tun werden. Denn die ist ganz schön anspruchsvoll.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe über diesen Fall einen Artikel in der Zeitung gelesen aber dieser Artikel ging leider nicht näher auf die Schüler selber ein. Ich will jetzt nicht sagen, dass das Versagen alleine die Schuld der Schüler war, aber ich frage mich halt schon, warum die Schüler gerade diese Schule besucht haben. Bayern hat Zentralabitur, also ist es egal, ob man die Prüfungen an der eigenen oder einer anderen Schule ablegt, aber normalerweise werden ja die Noten aus dem ganzen Schuljahr mit angerechnet und das war bei diesen Schülern wohl nicht möglich. Das ist schon ein entscheidender Nachteil, den ich mir nicht freiwillig einhandeln würde.

Da liegt der Schluss schon irgendwie nahe, dass es sich bei diesen Schülern eher um den "Ausschuss" handelt, der zu schlecht für die staatlichen Schulen war und der nur deshalb überhaupt zur Abiturprüfung angetreten ist, weil die Eltern bereit waren dafür zu bezahlen. Eine überdurchschnittliche Versagerquote hätte mich deshalb überhaupt nicht gewundert, aber dass überhaupt keiner das schriftliche Abitur bestanden hat ist schon heftig. Da fragt man sich schon, was da während der Vorbereitung gelaufen oder eben nicht gelaufen ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Gehört habe ich auch davon, aber ich frage mich, was das Kultusministerium groß machen kann. Es ist eine private Einrichtung und somit haben die staatlichen Stellen nicht viel zu sagen. Allerdings kann es eben nicht an den Schülern liegen, wenn der komplette Jahrgang nicht besteht. Da haben im Vorfeld die Lehrer einiges versäumt und es ist durchaus das Recht der Eltern das nicht einfach so hinzunehmen.

Ob nun nur Schüler an einer privaten Schule landen, wo es für die staatlichen Schulen nicht gereicht hat, wage ich zu bezweifeln. Hier geht es eher danach, dass die Eltern eine besondere Betreuung wünschen, die eben wesentlich besser sein sollte, als an einer staatlichen Schule.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir ist dieser Vorfall auch bekannt geworden und ich habe auch versucht möglichst viele Details und Statements von den Schülern erfahren zu können, doch leider wird alles nur angedeutet und spekuliert. Ich kann mir auch nur sehr schlecht vorstellen, dass ein kompletter Jahrgang in der Größe einer Schulklasse von staatlichen Schulen einfach mal eben durch das Abitur fällt. Da kann ja irgendetwas nicht stimmen, so wie es auch viele vermuten und befürchten.

Mein Abitur ist zwar bereits einige Jahre her, aber auch damals war bei uns bereits das Zentralabitur eingeführt und man konnte schon bei manchen Schülern merken, dass sie von den Lehrern besser oder schlechter eingestuft und benotet wurden, als ihre Prüfungsklausuren ausfielen. In unserem Jahrgang sind damals von 81 Schülern alle bis auf einem durchgekommen, obwohl viele vorab befürchteten, zu schlecht vorbereitet worden zu sein.

Mich hätte es sehr übel geärgert, wenn ich feststellen müsste, dass fast alle durchgefallen wären, aber ich hätte dann auf einen Nachschreibtermin oder Ähnliches gehofft, da es ja kein Zufall sein kann, dass nahezu alle zu dumm oder schlecht zum Bestehen sind. Das Schuljahr komplett wiederholen zu müssen und erst ein Jahr später erneut zu den Prüfungen antreten zu müssen, würde ich unfair finden und ich würde auch versuchen rechtliche Schritte einzuleiten.

Klar, wenn es an meiner Kompetenz liegen würde, dass ich gescheitert wäre, würde ich die Konsequenzen tragen und das Jahr wiederholen und es erneut versuchen. Aber, wenn es tatsächlich die Schuld und Unfähigkeit der Lehrer gewesen wäre, dann würde ich es nicht einsehen, warum ich dafür bestraft werden müsste!

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Der bayrische Kultusminister wusste seit Monaten, dass es an dieser Privatschule Probleme gab. Nun redete er sich raus. Seinem Haus waren die chaotischen Zustände der Privatschulen dort bekannt. Durchschnittlich erhielten die Schüler in Wirtschaft und Mathe weniger als einen Punkt. Die Schule kostete monatlich 140 Euro. Es gab Querelen zwischen der Schulleitung und den Lehren. Mehrere Lehrer verließen die Schulen wegen des Führungsstils des Schulleiters. Jeder, der wollte, konnte ohne Eignung hier lernen. Aus Protest kamen einige Schüler nicht mehr zum Unterricht oder gaben leere Blätter ab.

Die Schüler dürfen nun nach bestandener Aufnahmeprüfung in der staatlichen Schule diese besuchen und die letzte Klasse wiederholen. Wer die Prüfung nicht schafft, kann in die 11. Klasse gehen und wiederholen. Alle haben natürlich mindestens ein Jahr verloren. Wem soll man nun einen Vorwurf machen? Ich denke, dass die Lehrer mehr Druck bei der Schulleitung hätten machen müssen und auch im Kultusministerium nochmals nachhaken, obwohl die Zustände dort bekannt waren.

Irgendwie bin ich über diese Sache entsetzt. Die Schüler werden unglücklich sein. Selbst die zwei Schüler, die mündlich bestanden, werden nicht begeistert sein, weil sie bestimmt schlechte Noten haben und gerade so durchkamen. Selbst wenn das Kultusministerium nun sagt, die Schule in Zukunft besser zu kontrollieren, was nützt das denjenigen, die nun vor den Trümmern stehen? Ich meine, das darf nicht passieren!

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Ob nun nur Schüler an einer privaten Schule landen, wo es für die staatlichen Schulen nicht gereicht hat, wage ich zu bezweifeln. Hier geht es eher danach, dass die Eltern eine besondere Betreuung wünschen, die eben wesentlich besser sein sollte, als an einer staatlichen Schule.

Wäre dir die "besondere Betreuung" für deine Kinder wirklich mehr Wert als deren Chance ein gutes Abitur zu machen? Ich meine, besondere Betreuung oder nicht, es ist doch einfach mal eine Tatsache, dass man bessere Chancen hat sein Abitur zu bestehen, wenn es nicht nur auf die Leistungen in den Abiturprüfungen ankommt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



@Cloudy24: Wenn du damit wissen willst, ob ein Abitur für mich zur Imagesache wird, muss ich dich leider enttäuschen. Meine Töchter wollen beide nicht auf das Gymnasium zum aktuellen Zeitpunkt. Eine von ihnen wechselt jetzt auf die Mittelschule und wenn sie eben nur bis zum Realschulabschluss dort hin geht, um danach einen Beruf zu erlernen, dann ist das für mich kein Problem.

Und mit besserer Betreuung meine ich nicht nur den Unterricht. Meist ist bei solchen privaten Schulen ein Internat angeschlossen, so dass die Kinder zumindest von Montag bis Freitag komplett dort betreut werden. Und diesen Vorteil werden viele Eltern, die es sich eben leisten können, nutzen wollen. Denn Teenager sind eben auch anstrengend und so kann man anderer Leute Nerven mit dem eigenen Nachwuchs strapazieren.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:@Cloudy24: Wenn du damit wissen willst, ob ein Abitur für mich zur Imagesache wird, muss ich dich leider enttäuschen. Meine Töchter wollen beide nicht auf das Gymnasium zum aktuellen Zeitpunkt. Eine von ihnen wechselt jetzt auf die Mittelschule und wenn sie eben nur bis zum Realschulabschluss dort hin geht, um danach einen Beruf zu erlernen, dann ist das für mich kein Problem.

Was hat die Tatsache, dass man an dieser Privatschule deutlich schlechtere Chancen hat die Abiturprüfung zu bestehen bzw. gut zu bestehen als an einer staatlichen Schule, denn bitte mit "Imagesache" zu tun? Es geht schlicht und einfach um die Tatsache, dass man an dieser Schule schlechtere Chancen hat sein Abitur zu bestehen oder gut zu bestehen und, dass eine bessere Betreuung in diesem Fall eben ein schlechteres Abitur bedeutet. Schau dir mal an, wie sich die Abiturnote an einer staatlichen Schule zusammensetzt, wie sie sich an dieser privaten Schule zusammensetzt und wie sich ein Zentralabitur gestaltet, wenn du an meiner Aussage zweifelst.

Und nein, ein gutes Abitur hat mit "Image" überhaupt nichts zu tun sondern einfach mit besseren Chancen auf einen Studienplatz oder einen Ausbildungsplatz und das sollte den Eltern doch eigentlich wichtiger sein als die Tatsache, dass eine Schule eine bessere Betreuung verspricht, oder? Diese Schule kostet übrigens 140 Euro im Monat, für den Preis bekommt man kein Internat sondern maximal eine paar Stündchen Hausaufgabenbetreuung nach dem Unterricht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Und was bitte hat der Wille der Eltern mit den Plänen der Kinder zu tun? Diese Diskussionen hatten wir hier schon. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass sich ein Kind nach seinen Interessen entwickelt. Und wenn eine meiner Töchter irgendwann auf die Idee kommt, dass sie schlicht und einfach nur Gärtner werden will, weil sie darin ihre Zukunft sieht, dann werde ich sie dabei unterstützen.

Es nutzt niemanden etwas, wenn man den Kindern einen beruflichen Weg aufdrückt. Da nutzt es auch nichts, wenn man sie auf eine private Schule schickt, in der Hoffnung, dass man dort ein besseres Abitur schafft, als auf einer staatlichen Schule. Was aber nichts mit dem Thema zu tun hat, dass an dieser privaten Schule eben der ganze Jahrgang durchgefallen ist. Und bei dem Lehrermangel den wir in Deutschland haben, ist es doch auch eine schwache Leistung der Lehrer, wenn sie sich der fraglichen Schulleitung unterordnen.

Wenn dieser Schulleiter wirklich durch seine Arbeit einen großen Teil Schuld an der Sache trägt, dann wäre durchaus früher ein entsprechendes Handeln möglich gewesen. Denn ich bezweifle, dass den Eltern bis dahin entgangen sein will, dass dort der Unterricht nicht so läuft, wie man es erwarten sollte. Oder waren die Klausuren des ganzen Schuljahres so ausgelegt, dass die Schüler zwangsläufig gute Noten bekommen mussten, um den vermutlich minderwertigen Unterricht zu vertuschen?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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