Kindesentwicklung - braucht man wirklich immer Spezialisten?
In einem anderen Thread habe ich bereits in einem Thread nachgefragt, ob es für Kinder notwendig ist, dass sie einen Schwimmkurs machen sollen oder ob sie das auch von Mama, Papa oder dergleichen erlernen können. Wenn man sich die Beiträge durchliest, spricht doch die Mehrheit für einen Schwimmkurs, damit eben gleich die richtige Technik erlernt wird und so weiter. Wenn ich mir die Meinungen dort so durchlese, denke ich, dass sie genau das widerspiegeln, was derzeit "im Trend" ist.
Da es jetzt nicht nur ums Schwimmen geht, sondern generell um diverse Lernprozesse bei Kindern, möchte ich einen eigenen Thread diesbezüglich eröffnen. Immer wieder stelle ich nämlich fest, dass Eltern heutzutage immer weniger den Kindern selber beibringen wollen. Laut ihren eigenen Aussagen nicht unbedingt, weil sie die Geduld nicht haben, oder weil es ihnen an der Zeit oder so fehlt, sondern sie finden eben, dass das Kind gleich von Beginn an alles ganz richtig erlernen soll, damit es zu keinem falsch eingelernten Fehlverhalten kommt.
Das Schwimmen in dem anderen Thread ist ja nur ein Beispiel. Weiter geht es natürlich auch mit anderen Sportarten: Mein Schwager zum Beispiel ist äußerst guter Skifahrer. Er ist in Tirol direkt neben einer Skipiste aufgewachsen und von klein auf mit Skiern groß geworden. Dennoch gehen seine Kinder ab dem 3. Lebensjahr in einen Skikurs, damit sie gleich alles richtig machen und damit sie sich nichts falsches einlernen.
Eine andere Freundin steckt ihr Kind zweimal wöchentlich über den ganzen Winter in einen Eislaufkurs. Warum? Sie selber kann schon gut eislaufen, aber sie will eben nichts falsch machen und das Kind soll auch hier gleich die perfekte Technik erlernen. Sie selber steht am Rand und schaut zu.
Ein weiteres Kind in meinem Bekanntenkreis braucht Nachhilfe in englisch. Die Mutter lebte zwei Jahre lang in England und hat auch Englisch studiert. Dennoch lässt sie das Kind in eine Englischnachhilfe pilgern. Warum? Weil sie meint, dass sie die pädagogischen Tricks nicht kennt und ein Pädagoge kann das sicher besser als sie. Sie hat Angst, dass sie das Kind nicht im pädagogischen Sinne fördert.
Ein anderes Kind, derzeit wie mein Sohn 4,5 Jahre alt kann das R noch nicht perfekt aussprechen. Zack. Natürlich kommt hier gleich ein Logopäde. Der ist ja fachlich top geschult und der wird den Fehler sicher gleich ordentlich ausbessern, damit das Kind wieder makelloser ist. Auf meine Frage, warum sie mit ihm nicht selber Übungen machen und meinetwegen vorher einmal zu einem gemeinsamen Termin zu einem Logopäden gehen, der ihnen eben spezielle Übungen zeigen soll, kam wieder die Antwort, dass sie da nichts falsch machen wollen.
Ja und so geht es finde ich durch die Bank weiter. Immer wieder höre ich von Eltern, dass sie Angst haben, wenn sie den Kindern etwas selber beibringen wollen, weil sie nichts falsch machen wollen. Das Kind soll von Anfang an gleich perfekt sein.
Ich frage mich, ob das wirklich notwendig ist. Ich als Elternteil sehe es ja auch in meiner „Aufgabe“ dem Kind gewisse Sachen selber zu vermitteln und nicht für jeden Pfurz einen Kurs machen zu lassen. Es geht doch denke ich viel um das „Miteinander“, aber immer wieder hört man, dass es nicht gut ist, wenn Eltern sich da einmischen, in einer Gruppe mit einem professionellen Lehrer ist es viel besser für das Kind und so weiter. Warum, frage ich mich. Ich bin selber Pädagogin. Ich finde den derzeitigen Trend sogar eher traurig.
Ich habe da erst am Samstag wieder mit einer Mutter drüber gesprochen, denn gerade bei dem Thema Logopädie fällt mir immer wieder auf, dass heute kaum ein Kind dort nicht wenigstens für ein paar Sitzungen hingeordert wird. Das fing an mit einer Freundin, die eines ihrer Kinder dort hinschleppte, weil der Arzt es ihr riet. Da war es noch zu verstehen, denn das Kind war spät dran, hatte immer wieder Infekte und deswegen zeitweilig schlecht hören können und deswegen auch furchtbar genuschelt. Die anderen beiden Kinder hatte sie natürlich im Schlepp und mir nichts dir nichts, bekamen die auch ihre Sitzungen. Die Mama am Samstag hatte auch zehn Sitzungen, die Logopädin war begeistert, Mama nahm dagegen keinerlei Unterschied wahr.
Ich denke, dass man nicht wegen jeder Sache einen Kurs machen sollte, aber dass es durchaus auch eine soziale Komponente hat, wenn man Kinder in solche Kurse schickt. Immerhin kann man ja dann auch andere Kinder sehen und kennenlernen. Es ist denke ich einfach eine tolle Sache für Kinder, wenn sie untereinander gemeinsam etwas lernen. Ich denke, dass man nicht davon ausgehen muss, dass sich die Eltern das einfach machen wollen. Man traut sich das vielleicht auch weniger zu und will nichts falsch machen. Gerade beim Schwimmen halte ich das auch für sinnvoll.
Den Logopäden möchte ich nun nicht verteufeln. Denn ihm fallen eben auch die Sprachfehler richtig auf. Eine meiner Töchter hatte auch zehn Stunden Behandlung durch einen Logopäden. Dort gab es Übungsblätter, damit wir eben auch zu Hause wussten, wo die Defizite liegen und sie dabei unterstützen konnten die Sprachfehler abzustellen. Da halte ich die fachliche Anleitung für sehr sinnvoll.
Bei allen anderen Dingen kann ich meinen Kindern soweit erst mal selbst helfen. Egal ob es Englisch ist oder ob es in der Kindergartenzeit das Schwimmen war. Sicherlich schwimmt man nicht mehr so exakt wie man es einmal gelernt hat. Aber die richtige Grundtechnik sollte man seinem Kind schon beibringen können.
Dass man nun wegen allen Dingen gleich Fachleute nutzt, wird wohl doch eher daran liegen, dass man sich nicht so intensiv mit seinem Kind befassen muss. Vor ein paar Jahren hat das eben der Fernseher übernommen und nun ist es der Trend, dass man seine Kinder in alle möglichen Kurse steckt.
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