Erfahrungen mit Richter-Täter-Rollenspielen?

Ich habe mal gehört, dass es Rollenspiele gibt, bei denen die Rollen Richter, Täter, Staatsanwalt und Zeugen zugewiesen werden. Jeder bekommt dann einen Zettel, auf dem steht was er als Zeuge sagen soll, bzw. ob er als Täter schuldig oder unschuldig ist. Der Richter muss dann, wie ja auch im echten Leben, herausfinden, ob der Angeklagte die Tat begangen hat oder nicht.

Aber wo gibt es solche Rollenspiele und wenn ja, wie teuer sind diese? Hat jemand Erfahrungen damit, machen solche Spiele Spaß und ist es einfach, die "Wahrheit" herauszufinden?

Um deine Frage gleich vorweg zu beantworten - Jein, ich habe zwar nicht genau diese Erfahrung machen können, aber eine sehr ähnliche, die man eigentlich auch auf dein Beispiel anwenden kann. Wir waren damals mit der Schulklasse auf eine einwöchige Schulfahrt in einem Vorort von Paris. Hier kamen wir auch in ein etwas älteres Hotel unter, was von der Inneneinrichtung ein wenig einem "Spukschloß" gleich kam (Ich weiß nicht, ob dies beabsichtigt war, oder ob man einfach kein Geld für neue Möbel ausgeben wollte, aber es passte einfach gut zum Ambiente).

Dort wurde am erste Tag jedem Schüler von uns vom Hotelpersonal eine Karte ausgehändigt, auf dem eine bestimmte Rolle stand, die ruhig jeder kennen durfte. Aber es gab für manche Leute noch geheime Anweisungen, wann sie sich wie zu verhalten haben, wann sie sich an bestimmten Orten aufzuhalten haben, etc. Die Rollen die verteilt wurden, waren mehr an einem Horror-Krimi orientiert. Ich war zum Beispiel ein Werwolf (Es gab viele Rollen doppelt), und man sollte in der Nacht zu bestimmten Uhrzeiten laut auf den Fluren "heulen", etc.

Am Ende wurde hier noch ein "Mord" mit eingearbeitet, wo jeder am Ende einen Tipp abgeben musste, wer der Mörder war. Da wir das ganze nur im Klassenverband gemacht haben und irgendwer nicht den Mund gehalten hatte, war am Ende jedem klar, wer der Gesuchte war. Vielleicht klappt das ganze mit anderen Menschen besser. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier auch andere Menschen sehr gut bei kennenlernen kann. Wenn das ganze dann auch noch gut inszeniert worden ist und es hier und da auch "bezahlte Schauspieler" gibt, die eingeweiht sind und Hinweise geben, klappt das alles super gut.

Ich selbst würde so etwas sehr gerne noch mal mit machen. Ich selbst kenne jetzt auch keinen bestimmten Ort, wo man so etwas regelmäßig machen kann, aber sicher wird es das irgendwo auf der Welt geben. Vielleicht veranstalten einige wenige Hotel so etwas immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen. Häufiger gibt es so etwas auch als interaktive Vorführung in bestimmten Schauspielhäusern. Einfach mal googeln und Augen und Ohren offen halten.

An der Uni wurden manchmal solche "Rollenspiele" für Jurastudenten angeboten. Ich selbst habe einmal im Rahmen des Pflichtpraktikums am Amtsgericht eine Verteidigerin in einem Strafprozess "gespielt". Das war natürlich kostenlos, da es ja im Rahmen der universitären Ausbildung gemacht wurde.

Ich fand es ganz lustig und es hat einem auch persönlich was gebracht, im dritten oder vierten Semester mal "Volljurist" spielen zu dürfen. Ein Kumpel von mir spielte den Angeklagten, der wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort angeklagt war. Wir hatten am Tag zuvor jeder eine Art Musterakte bekommen, damit wir uns auf das Rollenspiel vorbereiten konnten - so lernte man gleich noch ein bisschen materielles Strafrecht nebenbei. Ich fand, ich hätte ihn ganz gut verteidigt, der Studienkollege, der den Richter spielte, hat ihn aber verurteilt. Für mich war es ein bisschen eine Genugtuung, als die Strafrichterin hinterher meinte, die Musterakte habe als "Musterlösung" bei der vorliegenden Beweislage einen Freispruch vorgesehen...