Würdet Ihr eurem Anwalt die Wahrheit erzählen?

Ein Anwalt unterliegt ja natürlich der Schweigepflicht, das heißt, er darf vertrauliche Informationen nicht weitererzählen. Und es ist ja auch so, dass man seinem Anwalt immer die Wahrheit erzählen muss, weil er einen dann so optimal verteidigen kann und auf unerwartete "Zwischenfälle" vorbereitet ist.

Aber würdet Ihr eurem Strafverteidiger wirklich die Wahrheit erzählen, wenn Ihr irgendwas gemacht habt? Klar, er ist auf alle Situationen vorbereitet, aber andererseits glaubt er dann ja selber nicht mehr an die Unschuld seines Mandanten und ist vielleicht nicht ganz motiviert, die Unschuld zu beweisen. Wie würdet Ihr das machen?

Nun, generell würde ich dir raten deinem Anwalt alles zu sagen das mit dem vorliegenden Fall zu tun hat. Sollten dort dann eventuell belastende Dinge aus deiner Vergangenheit zu kommen würde ich das ebenfalls ansprechen. Es ist der Job deines Anwaltes deine Interessen zu verteidigen, da sollten vorherige Dinge nur marginal rein spielen. Es wäre wahrscheinlich problematischer, wenn die Gegenpartei diese Information plötzlich zu Tage fördert, ohne dass dein Anwalt darauf vorbereitet ist.

Genaueres kann ich dir da ohne Kenntnis der Sachlage allerdings auch nicht raten.

Ich würde auf jeden Fall die ganze Wahrheit dem Anwalt erzählen. Er kann einen nur dann optimal verteidigen und es geht ja auch nicht immer darum, dass man strafffrei ausgeht, sondern vielleicht auch nur eine milde Strafe bekommt und das kann der Anwalt nur in die Wege leiten, wenn er alles weiß. Ich finde es nur fair da offen miteinander zu sprechen und nichts zu verschweigen. Ein Anwalt wird deswegen nicht schlechter arbeiten. Er hat die Pflicht seinen Mandanten zu verteidigen, ob er die Tat nun begangen hat oder nicht, wenn er also so handelt, dass es für den Mandanten Schaden hat, wird er nicht mehr lange Mandanten haben.

Ich bin der Meinung, dass ein Anwalt auf jeden Fall die komplette Wahrheit wissen sollte. Zum einen ist es so natürlich weitaus einfacher, dass der Anwalt seinen Mandanten richtig vertreten kann, zum anderen ist es aber auch wichtig, dass das Vertrauensverhältnis von Anfang an stimmt. Wenn der Anwalt aber nicht die komplette Wahrheit kennt, dann kann er ja auch gar nicht darauf vorbereitet sein, dass im Zweifelsfall noch andere Vorwürfe gegen den Angeklagten kommen könnten. Ich finde es aber sehr wichtig, dass der Anwalt auf alles vorbereitet ist und daher ist es auch sehr wichtig, dass der Anwalt die komplette Wahrheit kennt.

Ich denke, dass deine Bedenken durchaus angebracht sind. Da es sich hier nicht nur um einen normalen Rechtsanwalt handelt, sondern um einen Strafverteidiger, dürfte das Vergehen auch nicht so ohne sein. Da kann ich dir versichern, dass Strafverteidiger nicht immer von der Unschuld ihrer Mandanten überzeugt sind, sie aber trotzdem verteidigen. Manchmal wissen sie sogar, dass der Mandant schuldig im Sinne der Anklage ist und müssen trotzdem weitermachen, obwohl ihnen das auch nicht recht ist. Es kommt auch vor, dass sie in Kenntnis der Schuld das Mandat niederlegen.

Was nun deinen Fall betrifft, kann man dazu ohne Kenntnisse kaum etwas sagen. Ob du die Wahrheit sagst, wenn sie dir Nachteile bringen könnte, musst du selbst entscheiden. Normalerweise sollte man ehrlich sein. Wenn das, was zu erzählen wäre, nicht direkt mit dem neuen Fall zusammen hängt und die Gegenpartei es nicht kennen kann, dürfte es ja nicht nachteilig sein, es zu sagen.

Ich würde meinem Anwalt auch wirklich sämtliche Informationen geben beziehungsweise ihm alles "beichten" was ich weiß. Nur so kann der Anwalt sich auf mögliche Angriffe der gegnerischen Partei entsprechend vorbereiten und dich letzten Endes auch schützen. Der beziehungsweise ein Anwalt unterliegt der Schweigepflicht, das heißt er darf nichts einfach so weitersagen. Und auch die Tatsache, dass er dann wirklich alles weiß, sogar dass du schuldig bist, ist nicht schlecht, denn gerade dafür hat man ja einen Anwalt, damit dieser einem in solch verzwickten Situationen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Und für die Anwälte, die ich bisher durch Freunde und Bekannte kennengelernt habe, war es oftmals so, dass es ihnen einen besonderen Anreiz gegeben hat, wenn sie einen Schuldigen verteidigen mussten. Es ist eben eine Herausforderung und viele Anwälte steigern sich da auch wirklich entsprechend rein. Prinzipiell würde ich meinem Anwalt daher einfach alles genau so schildern, so wie es gewesen ist. Zudem würde ich noch eventuelle Hintergrundinformationen geben, gegebenenfalls auch aus meiner Vergangenheit.

Es geht doch bei einem Anwalt nicht darum, dass dieser an die eigene Unschuld glaubt, sondern darum, dass man von ihm beraten und ggf. verteidigt wird. Die Motivation eines Anwaltes/Verteidigers sollte auch nichts damit zu tun haben, ob man unschuldig ist oder nicht und welche Straftat man ggf. begangen hat. Wenn ich das Gefühl hätte, dass es so ist, so würde ich mir eher einen anderen Verteidiger suchen.

Wenn der Anwalt nun das Gefühl hat, ständig belogen zu werden, so kann ich es eher verstehen, wenn seine Motivation geringer ist oder er das Mandat niederlegt. Aber für Straftaten ist er nun einmal zuständig und sollte seine Motivation auch nicht davon abhängig machen, was sein Mandat angestellt hat oder ob dieser unschuldig ist.

Zur optimalen Beratung ist es meiner Meinung nach schon erforderlich, dass man ehrlich ist. Ob und wie sinnvoll es ist, die Tat zu gestehen, kann man dann doch gemeinsam entscheiden.